Panzerbrigade 8

ehemalige Brigade des Heeres der Bundeswehr

Die Panzerbrigade 8 „Lüneburg“ mit letztem Sitz des Stabes in der Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg war eine Brigade des Heeres der Bundeswehr und zuletzt als aktiver Verband der 3. Panzerdivision unterstellt. Die Brigade wurde 1993 aufgelöst, fungierte jedoch später noch als nichtaktive Brigade der 1. Panzerdivision mit Stabssitz in Munster. Die Truppenteile der aktiven Brigade waren im nordöstlichen Niedersachsen stationiert.

Panzerbrigade 8
„Lüneburg“[1]
PzBrig 8 —
X

Verbandsabzeichen Panzerbrigade 8
Verbandsabzeichen
Aktiv 16. März 1959 bis 
30. Sep. 1993[1][A 1]
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Heer
Typ Panzerbrigade
letzter Stabssitz Lüneburg[1][A 2]

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte als Kampfgruppe in der Heeresstruktur 1 Bearbeiten

Zur Einnahme der Heeresstruktur 1 wurde zum 1. August 1956 die Kampfgruppe A 3 mit Standort des Stabes in der Hamburger Boehn-Kaserne neu aufgestellt.[2][1] Die Kampfgruppe wurde der 3. Panzerdivision unterstellt.[2]

Heeresstruktur 2 Bearbeiten

Zur Einnahme der Heeresstruktur 2 wurden zum 16. März 1959 Teile der Kampfgruppe A 3 in die Panzerbrigade 8 und zum 2. Februar 1959 in die Panzergrenadierbrigade 17 umgegliedert.[1][3][2] Der Stab der Panzerbrigade 8 verlegte nach Lüneburg. 1959 bestand die Panzerbrigade 8 aus: Stabskompanie, Panzerpionierkompanie 80 (Aufstellung 1959 aus Teilen des Pionierbataillons 3), Panzeraufklärungskompanie 80, Flugabwehrbatterie 80 (später Umgliederung in 3./Flugabwehrbataillon 3 und Unterstellungswechsel zum Flugabwehrregiment 3 1966), Panzergrenadierbataillon 82 (Aufstellung 1958), Panzerbataillon 83 (Aufstellung 1958), Panzerbataillon 84 (Aufstellung 1959), Panzerartilleriebataillon 85 (Aufstellung 1959 aus Teilen der Panzerartilleriebataillone Panzerartilleriebataillon 215 und 335) und Versorgungsbataillon 86 (Aufstellung 1959). Im Jahre 1967 wurde die Panzerjägerkompanie Rak 80 aufgestellt. Am 26. September 1968 kam es zu einem tödlichen Schießunfall[4] auf dem Standortübungsplatz Wendisch-Evern an einer Panzerkanone.

Heeresstruktur 3 Bearbeiten

1972 wurden aus dem aufgelösten Versorgungsbataillon 86 die Instandsetzungskompanie 80 und Nachschubkompanie 80 aufgestellt. Von 1973 bis 1979 führte die Brigade einen unabhängigen Panzerspähzug 80. 1975 war die Panzerbrigade 8 in der Waldbrandkatastrophe in der Lüneburger Heide[4] im Rettungseinsatz.

Heeresstruktur 4 Bearbeiten

Das PzBtl 83 erhält 1979 auf der Korpsgefechtsübung „Harte Faust“[5] die Korpsmedaille für die beste operative Führung und im Oktober des gleichen Jahres das Fahnenband der Stadt Lüneburg. Im Jahre 1980 gliederte sich die Brigade in eine Stabskompanie, die Instandsetzungskompanie 80, die Nachschubkompanie 80, die Panzerjägerkompanie 80, die Panzerpionierkompanie 80, das Panzerbataillon 81 (Aufstellung 1980 als gemischtes Kampftruppenbataillon), das Panzerbataillon 83, das Panzerbataillon 84, das Panzergrenadierbataillon 82, das Panzerartilleriebataillon 85 und das Feldersatzbataillon 34. Die PzBrig 8 war einer der ersten Verbände der Bundeswehr, die nach der Heeresstruktur 4 umgegliedert wurde. Im Herbst 1980 nahm das PzBtl 83 auf einem Schießplatzaufenthalt im walisischen Castlemartin[5] teil. Im Laufe des Jahres 1981 erfolgt die Umrüstung der Kampfpanzer von Leopard 1 auf Leopard 2.[5] Im Dezember 1981 wird mit dem Waffensystem Leopard 2 auf dem TrÜbPl Putlos scharf geschossen,[5] die Rückverlegung des PzBtl 83 erfolgt auf dem Landmarsch. Im Februar 1982 findet erstmals der von Borcke-Gedächtnismarsch[6] als geschlossener Bataillonsmarsch über eine Strecke von 100 Kilometern innerhalb von drei Tagen im Waldgebiet Göhrde statt. 1983 war das PzGrenBtl 82 auf einer Winterkampfausbildung[4] in Norwegen.

Im Winter 1984 übten PzAufklBtl 3, PzBtl 84, PzJg 80 und PzGrenBtl 82[4] gemeinsam auf dem Truppenübungsplatz Bergen und präsentierten das Zusammenspiel von Panzer- und Panzergrenadiertruppe auf einer Gefechtsvorführung. Im Januar 1985 übte die PzGrenBtl 82 bei Temperaturen von −15 °C Gefechtsschießen und das „Leben im Felde“ auf dem Truppenübungsplatz Putlos.[4] Die großen Manöver unter Teilnahme der PzBrig 8[4] waren 1978Bold Guard“, 1979Harte Faust[7], 1982Starke Wehr 82[8], 1983 unter Beteiligung des I. NL-Korps „Young Lion“ und REFORGER-Übung „Atlantic Lion“[9], 1984 „Starker Arm“[10], 1985Trutzige Sachsen“ und 1986 wieder „Bold Guard“. Im Februar 1986 besucht Verteidigungsminister Dr. Manfred Wörner das PzBtl 83.[5] 1987 leistet der erste weibliche Soldat[5] seinen Dienst im PzBtl 83 ab. 1988 erhielt die Brigade den Beinamen „Lüneburg“.

Die Brigade umfasste im Herbst 1989 in der Friedensgliederung etwa 2900 Soldaten.[11] Die geplante Aufwuchsstärke im Verteidigungsfall betrug rund 3300 Soldaten.[11] Zum Aufwuchs war die Einberufung von Reservisten und die Mobilmachung von nicht aktiven Truppenteilen vorgesehen.[11] Zum Ende der Heeresstruktur 4 im Herbst 1989 war die Brigade weiter Teil der 3. Panzerdivision und gliederte sich grob in folgende Truppenteile:[11][12][A 3]

Heeresstruktur 5 bis zur Auflösung Bearbeiten

1992 wurden die Panzerbataillone 81 und 83 sowie das Panzergrenadierbataillon 82 außer Dienst gestellt. Zugleich wurde das Panzerbataillon 83 in ein nichtaktives (gekadertes) Bataillon umgegliedert und sein Kader in das Panzerbataillon 84 integriert. Als die 3. Panzerdivision 1993 außer Dienst gestellt wurde, wurde auch die Panzerbrigade 8 aufgelöst. Teile der Brigade wurden der Panzergrenadierbrigade 7 unterstellt. Die Instandsetzungskompanie 80 sowie die Nachschubkompanie 80 wurden vor Auflösung der Brigade 1993 dem Instandsetzungsbataillon 6 unterstellt. Noch im August 1993 – kurz vor Deaktivierung – waren Teile der Brigade an der Operation UNO SOM II in Somalia beteiligt.

Nach ihrer Deaktivierung wurde die Panzerbrigade 8 zunächst noch im „Heer der Zukunft“ 2003 als nichtaktiver Verband der 1. Panzerdivision geführt und erst am 31. Dezember 2008 mit Sitz in Munster (Schulz-Lutz-Kaserne; seit dem 18. September 2019 Örtzetal-Kaserne) mit der Bezeichnung PzBrig 8 (n. a.) endgültig aufgelöst.

Kommandeure Bearbeiten

Folgende Offiziere kommandierten die Brigade bis zu ihrer Deaktivierung (Dienstgrad bei Kommandoübernahme):[2]

Nr. Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
14 Oberst Rainer Schuwirth 10. September 1991 30. September 1993
13 Oberst Rüdiger Drews 17. März 1990 9. September 1991
12 Oberst Michael von Scotti 22. März 1986 16. März 1990
11 Oberst Günter von Steinaecker 16. September 1984 21. März 1986
10 Brigadegeneral Karl-Heinz Prange 26. September 1979 15. September 1984
9 Oberst Harald Schulz 21. März 1978 25. September 1979
8 Brigadegeneral Joachim von Schwerin 26. Januar 1974 20. März 1978
7 Brigadegeneral Johann Condné 1. Juli 1971 25. Januar 1974
6 Brigadegeneral Heinz-Otto Fabian 1. April 1968 30. Juni 1971
5 Brigadegeneral Horst Hildebrandt 1. Oktober 1966 31. März 1968
4 Oberst Karl Deichen 21. September 1964 30. September 1966
3 Brigadegeneral Walter Carganico 9. Juli 1962 20. September 1964
2 Oberst Adolf von Salviati 16. April 1958 8. Juli 1962
1 Oberst Ernst Philipp 1956 15. April 1958

Verbandsabzeichen Bearbeiten

 
Gewebtes Verbandsabzeichen für den Dienstanzug
 
Internes Verbandsabzeichen des Stabes/Stabskompanie

Die Blasonierung des Verbandsabzeichens für den Dienstanzug der Angehörigen der Panzerbrigade 8 lautete:

Rot bordiert, in Rot zwei schräggekreuzte silberne Giebelblätter mit nach außen blickenden Pferdeköpfen.

Die gekreuzten Pferdeköpfe waren eine Variante des Sachsenrosses, das im Wappen Niedersachsens ebenfalls auf rotem Schild dargestellt wird. Gekreuzte Pferdeköpfe finden sich in dieser Form als Giebelschmuck der für die Region typischen Niedersachsenhäuser. Die Verbandsabzeichen der Division und zwei der unterstellten Brigaden waren bis auf die Borde identisch. In der Tradition der Preußischen Farbfolge erhielt das Verbandsabzeichen der Panzerbrigade 8 als „zweite“ Brigade[A 4] der Division einen roten Bord.

Da sich die Verbandsabzeichen der Brigaden der Division ursprünglich nur geringfügig unterschieden, wurde stattdessen gelegentlich auch das interne Verbandsabzeichen des Stabes bzw. der Stabskompanie pars pro toto als „Abzeichen“ der Brigade genutzt. Es zeigt die Lüneburger Stadtmarke neben dem Truppenkennzeichen der 3. Panzer-Division (Wehrmacht) als Erinnerung an den Traditionsverband und darunter die gekreuzten Pferdeköpfe aus dem Verbandsabzeichen.

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Die Panzerbrigade 8 war vom 1. Okt. 1993 bis zum 31. Dez. 2008 noch als nicht aktive Panzerbrigade 8 mit Stabssitz in Munster ausgeplant.
  2. Munster als nicht aktive Panzerbrigade 8.
  3. Dargestellt sind die internen Verbandsabzeichen, für die bis etwa Mitte der 1980er Jahre eine Tragegenehmigung offiziell erteilt wurde. Nicht aktive Truppenteile (Geräteinheiten, teilaktive, gekaderte) sind kursiv dargestellt.
  4. „Erste“ Brigade: Panzergrenadierbrigade 7 (=weißer Bord). „Zweite“ Brigade: Panzerbrigade 8 (=roter Bord). Das Verbandsabzeichen der „dritten“ Brigade (Panzerlehrbrigade 9) folgte einem anderen Gestaltungsmuster.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Standortdatenbank der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland sowie den von der Bundeswehr genutzten Übungsplätzen im Ausland. In: Webseite des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Militärgeschichtliches Forschungsamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Februar 2020; abgerufen am 17. Februar 2020 (Es sind aus technischen Gründen keine Direktlinks auf einzelne Suchanfragen oder Suchergebnisse möglich. Bitte das „Suchformular“ nutzen, um Informationen zu den einzelnen Dienststellen zu recherchieren).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zmsbw.de
  2. a b c d Referat MA 3: BArch BH 9-8/Panzerbrigade 8 –Lüneburg–. In: Rechercheanwendung invenio. Präsident des Bundesarchivs, 2004, abgerufen am 17. Februar 2020.
  3. Referat MA 3: BArch BH 8-6/6. Panzergrenadierdivision. In: Rechercheanwendung invenio. Präsident des Bundesarchivs, 1994, abgerufen am 6. März 2020.
  4. a b c d e f Geschichte des PzGrenBtl 82
  5. a b c d e f Chronik des PzBtl 83
  6. Traditionsübernahme durch das Panzerbataillon 83 über das ehem.Kgl. Preuß. Infanterie-Regiment von Borcke (4. pomm.) Nr. 21 auf PzBtl 83
  7. 17. bis 21.September 1979 im westlichen Niedersachsen zwischen Oldenburg und Münster. 60.000 Soldaten, 16.000 Rad- und 2.700 Kettenfahrzeuge. Stab 3. Panzerdivision, Panzerbrigade 8 und Panzerlehrbrigade 9 als Übungstruppe Rot auf dem Großmanöver Harte Faust 79
  8. 10. bis 17. September 1982 im nördlichen Niedersachsen zwischen Osnabrück, Hannover und Nordseeküste. 35.000 Soldaten, 12.000 Rad- und 2.100 Kettenfahrzeuge. 3. Panzerdivision Schiedsrichterdienst für Übungstruppe Blau. Großmanöver Starke Wehr 82
  9. 9. bis 30. September 1983 im westlichen Niedersachsen. 40.600 Soldaten, 9.770 Rad- und 2.350 Kettenfahrzeuge. Panzerbrigade 8 als Übungstruppe Blau. Atlantic Lion 83
  10. Starker Arm 84 in einer Reihe mehrerer Großmanöver im Herbst 1984: Brisk Fray in Schleswig-Holstein, Weisse Birke, Autumn Moment und Lionheart in Niedersachsen. Davon „Starker Arm“ an Elbe, Aller und Weser. 6.200 Soldaten der 3. Panzerdivision
  11. a b c d O. W. Dragoner (Hrsg.): Die Bundeswehr 1989. Organisation und Ausrüstung der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland zum Ende des Kalten Krieges. 4. Auflage. 2.1 – Heer. Heeresamt. I. Korps. II. Korps. III. Korps, Februar 2012 (167 S., relikte.com [PDF; 747 kB; abgerufen am 21. Februar 2020] Erstausgabe: 2009, Übersicht über die Schriftenreihe bei Relikte.com).
  12. Uwe Walter: Die Strukturen und Verbände des deutschen Heeres. 1. Auflage. Teil 1., I. Korps : (1956-1995). Edition AVRA, Berlin 2017, ISBN 978-3-946467-32-8, S. 104 (260 S.).
  13. ZMSBw: Standortdatenbank. Abgerufen am 13. Mai 2022.

Koordinaten: 53° 15′ 7″ N, 10° 27′ 5″ O