Proguanil

organische Verbindung, Arzneistoff, Malariamittel
(Weitergeleitet von Paludrine)

Proguanil ist ein Arzneistoff, der als Monopräparat zur Chemoprophylaxe und als Kombinationspräparat (mit Atovaquon) zur Chemoprophylaxe und Therapie der Malaria eingesetzt wird.

Strukturformel
Strukturformel von Proguanil
Allgemeines
Freiname Proguanil
Andere Namen

1-(4-Chlorphenyl)-5-isopropylbiguanid (IUPAC)

Summenformel C11H16ClN5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 207-915-6
ECHA-InfoCard 100.007.196
PubChem 6178111
ChemSpider 4754
DrugBank DB01131
Wikidata Q420607
Arzneistoffangaben
ATC-Code

P01BB01

Wirkstoffklasse

Antiprotozoikum

Eigenschaften
Molare Masse 253,73 g·mol−1
Schmelzpunkt

129 °C; Monohydrochlorid: 244–245 °C[1]

pKS-Wert

2,3; 10,4[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Hydrochlorid

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301
P: 301+310[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Geschichte und Entwicklung Bearbeiten

Proguanil wurde in den 1940er-Jahren von Imperial Chemical Industries entwickelt.[3] Damals arbeiteten eine Reihe von akademischen und industriellen Forschern auf Initiative des Medical Research Councils an der als kriegswichtig angesehenen Entwicklung neuer Malariamedikamente. Dabei wurden von dem von der Bayer AG entwickelten Atebrin® (Wirkstoff: Mepacrin) ausgehend ca. 1700 neue Substanzen synthetisiert, von denen ein Drittel gegen Malaria aktiv waren. Dies führte zur Identifizierung der Biguanide als Malariamittel. Von den Biguaniden wurden dann ca. 200 Substanzen geprüft, bis mit Proguanil ein dem Atebrin überlegener Stoff gefunden war.[4] 1952 wurde der Wirkstoff von Rhône-Poulenc patentiert.[1]

Pharmakologie Bearbeiten

Wirkungsweise Bearbeiten

Proguanil ist ein Prodrug, das in der Leber unter Dehydrierung zum wirksamen Cycloguanil metabolisiert wird:[5]

 
Cyclisierung von Proguanil

Für die Malariawirksamkeit ist eine Hemmung des Enzyms Dihydrofolatreduktase des Erregers Plasmodium falciparum verantwortlich. Im Lebenszyklus der Plasmodien werden insbesondere die Leberschizonten in ihrer Entwicklung durch Cycloguanil gehemmt.

Nebenwirkungen Bearbeiten

Nebenwirkungen von Proguanil sind selten. Am häufigsten werden leichte Magenbeschwerden beobachtet. Allergische Reaktionen wurden nur in Einzelfällen berichtet. Bei schwerer Niereninsuffizienz kann es zu hämatologischen Störungen kommen.

Risikogruppen und Kontraindikationen Bearbeiten

Proguanil wird seit Jahrzehnten verwendet. Es konnten bei Anwendungen während der Schwangerschaft keine unerwünschten Nebenwirkungen auf Mutter oder Fetus nachgewiesen werden. Trotzdem sollte Proguanil während der Schwangerschaft insbesondere während des ersten Trimesters nur nach individueller Risikoabwägung durch einen Arzt angewendet werden. Proguanil sollte bei Patienten mit akuter Niereninsuffizienz mit Vorsicht eingesetzt werden.

Dosierung und Anwendung Bearbeiten

Proguanil-Monopräparate enthalten 100 mg Proguanil-Hydrochlorid je Tablette. Zur Malaria-Prophylaxe nehmen Erwachsene eine Woche vor Reisebeginn bis vier Wochen nach Reiseende 200 mg täglich ein. Zur Prophylaxe sollte Proguanil immer in Kombination mit anderen Arzneistoffen verwendet werden. Informationen zu Resistenzen in verschiedenen Regionen der Welt können durch Beratung beispielsweise in Tropeninstituten erhalten werden.

Handelsnamen Bearbeiten

Monopräparate

Paludrine (D)

Kombinationspräparate
  • in Kombination mit Atovaquon: Malarone (D, A, CH)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Eintrag zu Proguanil. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Juli 2019.
  2. a b Datenblatt Proguanil hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 22. April 2011 (PDF).
  3. F.H.S. Curd, F. Rose, Synthetic antimalarials. Part X. Some aryl-diguanide ('biguanide') derivatives. In: J. Chem. Soc., 1946:729–737.
  4. W. Sneader: Drug Discovery. A History. Wiley 2005, ISBN 0-471-89980-1.
  5. Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher (Koordinatoren): Lexikon der Chemie in drei Bänden, Spektrum Verlag, Heidelberg, Band 3, 1999, ISBN 3-8274-0381-2, S. 102.