Ottokar von Witzendorff

Jurist, lauenburgischer Gutsbesitzer, preußischer Kammerherr und Landrat

Ottokar Christian Hartwig von Witzendorff, auch Ottocar Hartwig Christian von Witzendorff (* 30. Mai 1824 in Groß Zecher; † 1. Februar 1890 ebenda), war ein deutscher Gutsbesitzer und Landrat.

Gutshof Groß Zecher
Grabstein von Ottokar von Witzendorff

Leben Bearbeiten

Ottokar von Witzendorff entstammte dem niedersächsischen Adelsgeschlecht Witzendorff. Er war der jüngere Sohn und eins von neun Kindern von Karl Gotthard Hieronymus von Witzendorff (1771–1841) und dessen Frau Henriette Luise Adelheit von Seebach (1799–1878). Er besuchte das Johanneum Lüneburg bis 1843[1] und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen.

Nach dem Tod seines älteren Bruders Wilhelm August Maximilian von Witzendorff (1822–1849) erbte er den Familienfideikommiss Groß Zecher und die Allodialgüter Webelsfelde (heute Ortsteil von Mühlen Eichsen) und Seedorf (Lauenburg), um deren Verwaltung er sich fortan kümmerte. Mit dem Besitz von Seedorf verbunden war das Kirchenpatronat für die St.-Clemens-St.-Katharinen-Kirche in Seedorf.

Daneben war er über 20 Jahre lang eine der entscheidenden Persönlichkeiten im politischen Leben des kleinen Herzogtums Lauenburg in den turbulenten Jahren des mehrfachen Wechsels der Oberherrschaft zwischen Dänemark, Österreich und Preußen. Am 14. Juni 1850 berief ihn die Königlich Dänische Regierung in eine Kommission aus sechs „achtbaren“ lauenburgischen Männern. Neben Witzendorff waren das Graf Ludwig Ferdinand von Kielmannsegg auf Gülzow, Amtmann Joachim Bernhard Susemihl, Justizrat Eduard Friedrich Walter, Senator Wilhelm Dahm in Mölln und Gutsbesitzer Ernst Philipp Berckemeyer. Sie sollten einen Entwurf für eine Verfassung des Herzogtums vorlegen, die den Zustand von vor 1848 wiederherstellen sollte. Das landesherrliche Patent vom 20. Dezember 1853 betreffend die innere Verfassung des Herzogtums Lauenburg schuf eine neue alte landständische Ordnung unter der absoluten dänischen Oberhoheit.

Innerhalb dieser Ordnung war von Witzendorff ritterschaftlicher Abgeordneter zum ständischen Landtag im Herzogtum Lauenburg und ritterschaftlicher Konsistorialassessor im Ratzeburger Konsistorium. Nach der Besetzung des Herzogtums im Deutsch-Dänischen Krieg wurde er am 21. Oktober 1864 auf Vorschlag der Ritter- und Landschaft von den Bundeskommissaren zum Landrat für das Herzogtum Lauenburg ernannt.[2]

Als das Herzogtum in Folge der Gasteiner Konvention an Preußen kam, bemühte sich v. Witzendorff darum, die Ablöseverhandlungen im Sinne der Landschaft zu gestalten.[3] Es gelang ihm mit anderen, die Sonderstellung des Lauenburgischen Landeskommunalverbands und andere Privilegien zu bewahren. 1875, nunmehr als Landschaftsrat (im Unterschied zum preußischen Landrat), wurde er Patronatsvertreter für die Lauenburgische Gelehrtenschule.[4]

Seine 1869 geschlossene Ehe mit Ida Auguste Karoline Lindemann (1852–1928), einer Tochter des Schweriner Gaswerk-Besitzers Johann Georg Friedrich Lindemann (1805–1872)[5], blieb kinderlos. So starb mit ihm diese Linie der Witzendorffs aus. Er wurde auf dem Kirchhof an der St.-Clemens-St.-Katharinen-Kirche in Seedorf beigesetzt. Nach seinem Tod wurde seine Witwe Herrin auf Gut Seedorf.[6] Sie errichtete dort als Herrenhaus das heute Schloss Seedorf genannte Gebäude.

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Jürgen de Vries: Bismarck und das Herzogtum Lauenburg: die Eingliederung Lauenburgs in Preußen 1865-1876. (= Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins 94; Schriftenreihe der Stiftung Herzogtum Lauenburg 16) Neumünster: Wachholtz 1989 ISBN 978-3-529-02194-7, zugl.: Braunschweig, Techn. Univ., Diss., 1987

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Specimen studiorum Platonicorum Schulprogramm 1843, S. 17
  2. Gesetz- und Verordnungsblatt für die Herzogthümer Holstein und Lauenburg. 1864, S. 307
  3. Siehe dazu de Vries (Lit.), S. 149ff
  4. Lauenburgische Gelehrtenschule, Schulprogramm 1876, S. 11
  5. Zu ihm und seinem erfolgreichen, aber umstrittenen Unternehmen siehe die Streitschrift Beckmann Olofson: Geschichtliches und Wissenschaftliches über: Die Gas-Werke zu Schwerin. Hamburg: Niemeyer 1856 (Digitalisat) und Bernd Kasten, Jens-Uwe Rost: Schwerin: Geschichte der Stadt. Schwerin: Helms 2005 ISBN 978-3-935749-38-1
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadligen Häuser. Sechster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 1045–1051.
  7. Handbuch über den königlich preußischen Hof und Staat. 1875, S. 31
  8. Johanniter-Ordensblatt: amtliche Monatschrift der Balley Brandenburg. 1890, S. 37