Opportunitätserlöse sind in der Betriebswirtschaftslehre keine echten Erlöse im Sinne der Gewinn- und Verlustrechnung, sondern diejenigen Kosten, die bei einer Entscheidung aufgrund einer ausgewählten Alternative nicht entstehen. Gegensatz sind die Opportunitätskosten.

Allgemeines Bearbeiten

Es handelt sich dabei also nicht um Erlöse im eigentlichen Sinn, sondern um Kostenersparnisse, die dadurch entstehen, dass sich ein Entscheidungsträger für eine andere Alternative entscheidet.[1] Wolfgang Männel entwickelte 1971 den Begriff des Opportunitätserlöses in Anlehnung an die Opportunitätskosten.[2]

Beispiele Bearbeiten

Opportunitätserlöse sind Kosten, die bei der Entscheidung gegen eine Handlungsalternative nicht anfallen werden.[3] Entscheidet sich ein Unternehmen beispielsweise für die Installation eines Qualitätsmanagements, so treten Fehlerkosten oder Fehlerfolgekosten infolge von Qualitätsmängeln nicht mehr oder lediglich geringer auf.[4] Diese ersparten Kosten heißen Opportunitätserlöse. Ein weiteres Beispiel ist die Entscheidung zwischen Eigenfertigung oder Fremdbezug, wobei die Eigenfertigung höhere Gesamtkosten verursacht als der Fremdbezug, so dass die niedrigeren Kosten bei der Entscheidung für den Fremdbezug als Opportunitätserlöse anzusehen sind.[5]

Wirtschaftliche Aspekte Bearbeiten

Ihre Berücksichtigung im Rechnungswesen ist umstritten. Eine Meinung zählt sie zu den kalkulatorischen Erlösen im weiteren Sinne,[6] denn sie lassen sich nicht unmittelbar aus den Herstellkosten ableiten. Eine andere Auffassung rechnet eingesparte Herstellkosten als Opportunitätserlöse den Zugängen im Lagerbestand oder eingesparte Vernichtungskosten der Weiterverarbeitung zu.[7] Entscheidend ist jedoch, dass Opportunitätserlöse keine pagatorischen Erlöse sind und deshalb zu den kalkulatorischen Erlösen gehören.[8] Daher sind Opportunitätserlöse Bestandteile des internen Rechnungswesens.

Literatur Bearbeiten

  • Hans-Jörg Hoitsch/Volker Lingnau, Kosten- und Erlösrechnung, Springer-Verlag, 1995, ISBN 3-540-66296-0

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Götz von Berkstein, Wirtschaftshandbuch der Formeln und Kennzahlen, 2010, S. 149
  2. Wolfgang Männel, Möglichkeiten und Grenzen des Rechnens mit Opportunitätserlösen, in: Paul Riebel (Hrsg.), Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Ertragslehre: Festschrift zum 70. Geburtstag von Erich Schäfer, 1971, S. 203 ff.
  3. Horst Wildemann, Qualitätskosten- und Leistungsmanagement, in: Controlling 8, 1995, S. 271
  4. Manfred Bruhn, Wirtschaftlichkeit des Qualitätsmanagements, 1998, S. 204
  5. Wolfgang Männel, Möglichkeiten und Grenzen des Rechnens mit Opportunitätserlösen, in: Paul Riebel (Hrsg.), Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Ertragslehre: Festschrift zum 70. Geburtstag von Erich Schäfer, 1971, S. 205
  6. Thomas Hänichen, Die Erlösentstehung im Industriebetrieb und ihre Abbildung im internen Rechnungswesen, 1995, S. 203
  7. Wolfgang Männel, Möglichkeiten und Grenzen des Rechnens mit Opportunitätserlösen, in: Paul Riebel (Hrsg.), Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Ertragslehre: Festschrift zum 70. Geburtstag von Erich Schäfer, 1971, S. 216 ff.
  8. Edward Schreckling, Erlösrechnung im industriellen Produktgeschäft, 1998, S. 83 f.