Olympische Sommerspiele 2012/Leichtathletik – 4 × 400 m (Frauen)

Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 2012

Die 4-mal-400-Meter-Staffel der Frauen bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde am 10. und 11. August 2012 im Olympiastadion London ausgetragen. 71 Athletinnen in sechzehn Teams nahmen teil.

Sportart Leichtathletik
Disziplin 4-mal-400-Meter-Staffel
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 16 Staffeln mit 71 Athletinnen
Wettkampfort Olympiastadion London
Wettkampfphase 10. August 2012 (Vorrunde)
11. August 2012 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Jamaika Jamaika
Ukraine Ukraine
2008 2016
Das Olympiastadion von London im Jahr 2015

Olympiasieger wurde die Staffel der USA mit DeeDee Trotter, Allyson Felix (Finale), Francena McCorory und Sanya Richards-Ross (Finale) sowie im Vorlauf außerdem Keshia Baker und Diamond Dixon.
Silber ging an Jamaika mit Christine Day, Rosemarie Whyte, Shericka Williams, Novlene Williams-Mills (Finale); im Vorlauf außerdem Shareefa Lloyd.
Die Ukraine gewann Bronze in der Besetzung Alina Lohwynenko, Olha Semljak, Hanna Jaroschtschuk und Natalija Pyhyda.

Auch die im Vorlauf für die Medaillengewinnerinnen eingesetzten Läuferinnen aus den Vereinigten Staaten und Jamaika erhielten entsprechendes Edelmetall.

Die Staffel Deutschlands schied in der Vorrunde aus. Staffeln aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen Bearbeiten

Olympiasiegerinnen Vereinigte Staaten  USA 3:18,54 min Peking 2008
Weltmeisterinnen 3:18,09 min Daegu 2011
Europameisterinnen Ukraine  Ukraine 3:25,07 min Helsinki 2012
Zentralamerika und Karibik-Meisterinnen Jamaika  Jamaika 3:29,86 min Mayagüez 2011
Südamerika-Meisterinnen Brasilien  Brasilien 3:31,66 min Buenos Aires 2011
Asienmeisterinnen Japan  Japan 3:35,00 min Kōbe 2011
Afrikameisterinnen Nigeria  Nigeria 3:28,77 min Porto-Novo 2012
Ozeanienmeisterinnen Fidschi  Fidschi 3:59,33 min Cairns 2012

Bestehende Rekorde Bearbeiten

 
Das Olympiastadion während der Spiele
Weltrekord Sowjetunion  Sowjetunion
Tazzjana Ljadouskaja, Olga Nasarowa,
Marija Pinigina, Olha Bryshina
3:15,17 min Finale OS Seoul, Südkorea 1. Oktober 1988[1]
Olympischer Rekord

Der bestehende olympische Rekord, gleichzeitig Weltrekord, wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Die schnellste Zeit erreichte die siegreiche US-Staffel, die sie im Finale am 11. August mit 3:16,87 Minuten erzielte. Damit verfehlte sie den Rekord um 1,70 Sekunden.

Anmerkung:
Alle Zeiten in diesem Beitrag sind nach Ortszeit London (UTC±0) angegeben.

Doping Bearbeiten

  • In diesem Wettbewerb war eine Staffel, die Mannschaft Russlands, von gleich fünf Dopingfällen betroffen, sodass ihr Resultat – zunächst Rang zwei – annulliert wurde:
    • Antonina Kriwoschapka wurde bei Nachkontrollen von Proben positiv auf das anabole Steroid Dehydrochlormethyltestosteron (Turinabol) getestet. Dies wurde vom IOC am 1. Februar 2017 bekanntgegeben. Ihre Resultate im 400-Meter-Einzellauf (zunächst Sechste) und in der 4-mal-400-Meter-Staffel wurden allesamt annulliert. Somit verloren die russischen Staffelläuferinnen ihre Medaillen, Jamaika rückte auf den Silberrang und die Ukraine auf den Bronzerang vor.[2]
    • Am 30. November 2017 gab der Weltleichtathletikverband dann bekannt, dass auch die im Vorlauf eingesetzte Natalja Nasarowa bei Nachtests der Einnahme von Dehydrochlormethyltestosteron überführt wurde.[3]
    • Mit Julija Guschtschina wurde bei Nachtests von Dopingproben der Olympischen Spiele 2012 eine dritte Läuferin der russischen Staffel des Verstoßes gegen die Antidopingbestimmungen überführt. Ihr wurde der Gebrauch der verbotenen Mittel Dehydrochlormethyltestosteron und Stanozolol nachgewiesen. Als 400-Meter-Einzelläuferin war sie im Halbfinale ausgeschieden, auch dieses Resultat wurde annulliert.[4]
    • Anastassja Kapatschinskaja wurde bei Nachtests früherer Dopingproben Dopingmissbrauchs überführt, auch sie hatte Dehydrochlormethyltestosteron und Stanozolol zur Leistungssteigerung eingesetzt. Alle ihre seit 2008 erzielten Resultate wurden gestrichen.[5]
    • Im Februar 2019 schließlich wurde Tatjana Firowa durch Auswertung früherer Dopingproben des Verstoßes gegen die Antidopingbestimmungen überführt.[6]
  • In der ebenfalls disqualifizierten Staffel der Türkei, die im Vorlauf ausgeschieden war, gab es zwei Läuferinnen, die gegen die Antidopingbestimmungen verstoßen hatten:
    • Pınar Saka wurde aufgrund von Veränderungen der Blutwerte in ihrem Biologischen Pass Dopingmissbrauch nachgewiesen und so wurde das türkische Team disqualifiziert. Von der Disqualifikation ebenfalls betroffen war Sakas 400-Meter-Einzelresultat, auch dort war sie im Vorlauf ausgeschieden.[7]
    • Meliz Redif wurden ebenfalls aufgrund von Irregularitäten in ihrem Biologischen Pass, die am 26. Juni 2012 festgestellt wurden, ihre von 2011 bis 2013 erzielten Resultate aberkannt. Sie erhielt eine Sperre vom 31. März 2015 bis 30. März 2018.[8]
  • Die dritte disqualifizierte Staffel war Belarus – im Vorlauf ausgeschieden. In diesem Team hatte eine Läuferin gegen die Antidopingbestimmungen verstoßen:
    • Swjatlana Ussowitsch wurde bei Nachtests früherer Dopingproben der Einsatz von Dehydrochlormethyltestosteron (Turinabol) nachgewiesen, was zur Disqualifikation der belarussischen Staffel führte.[9]

Leidtragende waren hier in erster Linie die Athletinnen aus zwei Staffeln:

  • Ukraine – Die Läuferinnen erhielten erst mit mehreren Jahren Verspätung ihre bronzenen Medaillen und konnten nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
  • Kuba – Diesem Team wurde die Finalteilnahme verwehrt. Über die Zeitregel wäre Kuba eigentlich im Finale startberechtigt gewesen.

Vorläufe Bearbeiten

Es wurden zwei Vorläufe durchgeführt. Für das Finale qualifizierten sich pro Lauf die ersten drei Staffeln (hellblau unterlegt). Darüber hinaus kamen die zwei Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser (hellgrün unterlegt), weiter.

Vorlauf 1 Bearbeiten

10. August 2012, 19:10 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (min) Anmerkung
1 Jamaika  Jamaika Christine Day
Shareefa Lloyd (Vorlauf)
Shericka Williams
Rosemarie Whyte
3:25,13
2 Ukraine  Ukraine Olha Semljak
Alina Lohwynenko
Hanna Jaroschtschuk
Natalija Pyhyda
3:25,90
3 Frankreich  Frankreich Phara Anacharsis
Muriel Hurtis
Marie Gayot
Floria Gueï
3:25,94
4 Nigeria  Nigeria Omolara Omotosho
Idara Otu (Vorlauf)
Bukola Abogunloko
Regina George
3:26,29
5 Kuba  Kuba Aymée Martínez
Diosmely Peña
Yaimeisi Borlot
Daisurami Bonne
3:27,41 eigentlich für das Finale qualifiziert
6 Italien  Italien Chiara Bazzoni
Elena Maria Bonfanti
Libania Grenot
Marie Enrica Spacca
3:29,01
7 Deutschland  Deutschland Esther Cremer
Janin Lindenberg
Maral Feizbakhsh
Fabienne Kohlmann
3:31,06
DOP Belarus  Belarus Alena Kijewitsch
Irina Chliustawa
Ilona Ussowitsch
Swjatlana Ussowitsch
3:26,52 [9]

Vorlauf 2 Bearbeiten

10. August 2012, 19:21 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (min) Anmerkung
1 Vereinigte Staaten  USA Keshia Baker (Vorlauf)
Francena McCorory
Diamond Dixon (Vorlauf)
DeeDee Trotter
3:22,09
2 Vereinigtes Konigreich  Großbritannien Shana Cox
Lee McConnell
Eilidh Doyle (Vorlauf)
Christine Ohuruogu
3:25,05
3 Tschechien  Tschechien Denisa Rosolová
Zuzana Bergrová
Jitka Bartoničková
Zuzana Hejnová
3:26,20
4 Polen  Polen Iga Baumgart
Justyna Święty
Anna Jesień
Patrycja Wyciszkiewicz
3:30,15
5 Irland  Irland Marian Heffernan
Joanne Cuddihy
Jessie Barr
Michelle Carey
3:30,55
6 Brasilien  Brasilien Joelma Sousa
Jaílma de Lima
Aline dos Santos
Geisa Aparecida Coutinho
3:32,95
DOP Russland  Russland Julija Guschtschina
Tatjana Firowa
Natalja Nasarowa (Vorlauf)
Anastassja Kapatschinskaja (Vorlauf)
3:23,11 [4][6][3][5] für das Finale zugelassen
DOP Turkei  Türkei Pınar Saka
Meliz Redif
Birsen Engin
Sema Apak
3:34,71 [7][8]

Finale Bearbeiten

 
Die Olympiasiegerinnen aus den USA (v. l. n. r.):
Allyson Felix (verdeckt):, Sanya Richards-Ross, DeeDee Trotter, Francena McCorory

11. August 2012, 20:40 Uhr

Platz Nation Besetzung Zeit (min) Anmerkung
1 Vereinigte Staaten  USA DeeDee Trotter
Allyson Felix (Finale)
Francena McCorory
Sanya Richards-Ross (Finale)
im Vorlauf außerdem:
Keshia Baker
Diamond Dixon
3:16,87
2 Jamaika  Jamaika Christine Day
Rosemarie Whyte
Shericka Williams
Novlene Williams-Mills (Finale)
im Vorlauf außerdem:
Shareefa Lloyd
3:20,95
3 Ukraine  Ukraine Alina Lohwynenko
Olha Semljak
Hanna Jaroschtschuk
Natalija Pyhyda
3:23,57
4 Vereinigtes Konigreich  Großbritannien Shana Cox
Lee McConnell
Perri Shakes-Drayton (Finale)
Christine Ohuruogu
im Vorlauf außerdem:
Eilidh Doyle
3:24,76
5 Frankreich  Frankreich Phara Anacharsis
Muriel Hurtis
Marie Gayot
Floria Gueï
3:25,92
6 Tschechien  Tschechien Denisa Rosolová
Zuzana Bergrová
Jitka Bartoničková
Zuzana Hejnová
3:27,77
DSQ Nigeria  Nigeria Omolara Omotosho
Muizat Ajoke Odumosu (Finale)
Regina George
Bukola Abogunloko
im Vorlauf außerdem:
Idara Otu
Weltleichtathletikverband,
Regel 163.3a – Bahnübertreten
[10]
DOP Russland  Russland Julija Guschtschina
Antonina Kriwoschapka (Finale)
Tatjana Firowa
Natalja Antjuch (Finale)
im Vorlauf außerdem:
Natalja Nasarowa
Anastassja Kapatschinskaja
3:20,23 [4][2][6][3][5]

Als Favoritinnen gingen die US-Amerikanerinnen an den Start.

Für das Finale gab es folgende Besetzungsänderungen:

  • USA – Allyson Felix lief für Keshia Baker, Sanya Richards-Ross für Diamond Dixon.
  • Jamaika – Novlene Williams-Mills lief anstelle von Shareefa Lloyd.
  • Großbritannien – Perri Shakes-Drayton ersetzte Eilidh Child.
  • Nigeria – Muizat Ojoke Odumosu ersetzte Idara Otu.
  • Russland – Antonina Kriwoschapka wurde für Natalja Nasarowa, Natalja Antjuch für Anastassija Kapatschinskaja eingesetzt.

Die Startläuferin der USA DeeDee Trotter brachte ihre Staffel auf der ersten Runde an die Spitze. Im weiteren Verlauf bauten die US-Läuferinnen ihre Führung stetig weiter aus und erreichten das Ziel mit einem deutlichen Vorsprung. Rang zwei belegte die Mannschaft Jamaikas mit einem Rückstand von mehr als zwei Sekunden. Weitere zweieinhalb Sekunden zurück errang die Ukraine Bronze mit mehr als einer Sekunde Vorsprung vor den Britinnen.

Im elften olympischen Finale gewannen die US-Athletinnen die sechste Goldmedaille für ihr Land. Es war deren fünfter Sieg in Folge.

Videolinks Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), 4x400 m - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 11. Mai 2022
  2. a b Russia loses women's 4x400m silver medal over Antonina Krivoshapka doping, skysports.com 1. Februar 2017, (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  3. a b c Flash-News des Tages – Pamela Ruprecht, Nachtests von London 2012: Nazarova und Gushchina disqualifiziert, leichtathletik.de 30. November 2017, abgerufen am 18. April 2022
  4. a b c Russia's Gushchina fails 2012 dope test; already stripped of medals, Nachrichtenagentur Reuters 30. November 2017, reuters.com (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  5. a b c 3 Russian Athletes Disqualified from Beijing Olympics After 2016 Doping Retest, bleacherreport.com 19. August 2016 (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  6. a b c Russia doping scandal: Tatyana Firova suggests athletes should be able to take banned substances, independent.co.uk 8. Juni 2016, (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  7. a b Athletes currently suspended from all competitions in athletics following an Anti-Doping Rule Violation as at: 06.03.15, World Athletics (Weltleichtathletikverband) 6. März 2015 (englisch), www.worldathletics.org, S. 20 (PDF; 159 KB), abgerufen am 18. April 2022
  8. a b Meliz Redif, dopingsanctions.com (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  9. a b Women's 4x400m quartet to receive Beijing Olympic bronze at the Anniversary Games Women's 4x400m quartet to receive Beijing Olympic bronze at the Anniversary Games, teamgb.com 19. Juli 2018 (englisch), abgerufen am 18. April 2022
  10. Internationale Wettkampfregeln (Memento des Originals vom 25. September 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leichtathletik.de (PDF; 7143 KB), S. 88, leichtathletik.de, abgerufen am 18. April 2022