Oelhafen von Schöllenbach

Adelsgeschlecht

Die Oelhafen von Schöllenbach (auch: Oelhafen von Schöllenbach auf Rupprechtstein und Eismannsberg) sind eine Patrizierfamilie der Reichsstadt Nürnberg – erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1363. Sie wurden 1729 in das Patriziat kooptiert, konnten aber vor dem Ende der reichsstädtischen Unabhängigkeit 1808 keinen Vertreter mehr in den Inneren Rat entsenden.

Das Wappen der Oelhafen

Geschichte Bearbeiten

Die Herkunft der Oelhafen ist unklar, sie sollen aus Zürich stammen, wo 1340, 1365 und 1366 Oelhafen als Regimentsräte eingetragen sind und Rueger Oelhafen "Zunftmeister in der 8. Zunft nach der Ordnung auf Weihnachten" war.[1] Der Name leitet sich vom ursprünglichen Wappensymbol ab, einer Ölkanne ("Hafen" ist ein altes oberdeutsch-schweizerisches Wort für ‘irdenes Gefäß’ oder ‘Behältnis’[2]). Sie sollen dann über Lauingen nach Nördlingen eingewandert sein. In Nördlingen war Heinrich Oelhafen, der im Jahr 1363 erste urkundlich erwähnte Vertreter des Geschlechts, Mitglied des dortigen Rats. Vom Nördlinger Ries verzweigten sie sich weiter nach Nürnberg, Leipzig und Breslau.

 
Sixtus I. Oelhafen (um 1466–1539), Porträt von Hans Schäufelein aus der Werkstatt von Albrecht Dürer

Der erste in Nürnberg erwähnte, zugleich bedeutendste Vertreter und Ahnherr der fränkischen Linie der Familie war Sixtus I. Oelhafen (um 1466–1539). Er war oberster Sekretär in der Hofkanzlei von drei Kaisern und Königen. Friedrich III. verlieh ihm und seinen Brüdern 1489 den erblichen Reichsadel samt neuem Wappen (Löwe mit Ölkrug). 1519 erwarb er auch das Nürnberger Bürgerrecht und wurde Mitglied des Größeren Rats der Reichsstadt. 1521 kam er auf dem Reichstag zu Worms mit Martin Luther in Kontakt und war von diesem so beeindruckt, dass er Johann (1520–80), einen seiner Söhne aus zweiter Ehe, zum Studium nach Wittenberg schickte, wo dieser 1534–36 im Hausstand Luthers lebte und sich mit Melanchthon befreundete. Sixtus gab bei Albrecht Dürer sein Porträt in Auftrag (das Werkstattbild von Hans Schäufelein ist heute in Würzburg); ein weiteres Porträt von Schäufelein (in der National Gallery of Art, Washington) wird als ebenfalls Sixtus darstellend interpretiert.[3]

Ähnlich wie sein Vater machte der Sohn Johann Karriere als Jurist und wurde Stadt- und Bannrichter in Nürnberg. Auch spätere Oelhafen zeichneten sich als reichsstädtische Diplomaten aus, darunter Johann Christoph (1574–1631) und Tobias (1601–66) sowie dessen Sohn Georg Tobias (1632–85).

Obwohl der Nördlinger Patriziersohn Sixt I. in erster Ehe 1501 mit Anna Pfinzing von Henfenfeld und in zweiter Ehe 1508 mit Barbara Rieter von Kornburg jeweils in das Nürnberger Patriziat einheiratete, zählte das Tanzstatut von 1521 die Oelhafen nicht zum Kreis der ratsfähigen Familien für den regierenden Inneren Rat. 1546 erkannte ihnen der Rat aber die Gerichtsfähigkeit zu, nahm sie jedoch erst 1729, kurz vor Ende der reichsstädtischen Zeit, in das Patriziat auf, zusammen mit den Gugel, Peßler, Scheurl, Thill und Waldstromer. Sie stellten jedoch keinen Vertreter des Inneren Rats mehr.

Sixt I. Oelhafen beteiligte sich an Gewerken in Ilmenau (Thüringen) und kaufte 1512/16 die Dörfer Ober- und Unterschöllenbach. 1538 richtete er testamentarisch die Vorschickung Schöllenbach ein. Seither nennen sich die Oelhafen von Schöllenbach.

1709 kaufte Christoph Elias (1675–1736), reichsstädtischer Ratskonsulent, der 1729 für sich und seine Erben von Kaiser Karl VI. das Kooptationsdiplom zu den „adeligratsfähigen Geschlechtern“ erwirkte, die Hofmark Eismannsberg im Nürnberger Land und ließ dort 1726 ein Neues Schloß errichten (das alte Herrenhaus wurde zu einem Ökonomie- und Brauereigebäude umgebaut und brannte 1841 aus). In Eismannsberg etablierte sich 1716–1859 eine eigene Linie.

Sein Sohn Carl Christoph Oelhafen von Schöllenbach (1709–85) wurde 1737 Pfleger der Nürnberger Ämter Velden und Hauseck und 1748 Pfleger des Amtes Gräfenberg sowie seit 1764 Oberamtmann und Oberrichter des Waldamt Sebaldi. Er erwarb als forstwissenschaftlicher Schriftsteller hohe Anerkennung und wurde 1771 in die Leopoldina berufen. Er wurde Besitzer der im Oberpfälzer Jura gelegene Hofmark Rupprechtstein mit Landsassengütern in zehn sulzbachischen und drei nürnbergischen Ortschaften, an der er Anteile über seine Mutter Anna Maria Gewandschneider geerbt hatte; die Miterben aus den Familien Harsdörfer und Härtung zahlte er 1754 bzw. 1783 aus.

1813 wurde die – heute noch existierende – Familie Oelhafen von Schöllenbach dem einfachen bayerischen Adel immatrikuliert.

Zwischen 1806 und 1906 stellten die Oelhafen sechzehn aktive und vier Reserveoffiziere der bayerischen Armee, davon allein sechs Söhne des Majors Karl Oelhafen von Schöllenbach (1810–1875).

Ehemalige Besitzungen (Auszug) Bearbeiten

Bekannte Familienmitglieder Bearbeiten

 
Tobias Oelhafen von Schöllenbach (1601–1666), Nürnberger Diplomat beim Westfälischen Frieden

Leipziger Linie Bearbeiten

  • Leonhard I. Oelhafen von Schöllenbach (1513–60), Begründer der Leipziger Linie
  • Leonhard II. Oelhafen von Schöllenbach (1555–1609), Leipziger Bürgermeister
  • Leonhard III. Oelhafen von Schöllenbach (1578–1628), Ratsherr und Baumeister
  • Isaak Oelhafen von Schöllenbach (1606–1675), Letzter der Leipziger Linie

Bilder Bearbeiten

Epitaphien und Totenschilder der Oelhafen finden sich in St. Sebald, St. Lorenz, St. Jakob, in der Frauenkirche und in der Mögeldorfer Kirche.

Wappen Bearbeiten

 
Vereintes Wappen Oelhafen und Pfinzing

Das ursprüngliche Wappen zeigte eine goldene Ölkanne auf blauem Grund.

Das Sixtus I. Oelhafen und seinen Brüdern 1489 mit dem Reichsadel durch Friedrich III. verliehene Wappen zeigt in Blau einen steigenden goldenen Löwen, der in seinen Pranken einen goldenen Ölkrug hält.

Als sich Sixtus Oelhafen 1501 mit Anna Pfinzing von Henfenfeld aus angesehenem Nürnberger Patriziergeschlecht verehelichte, wurde das Wappen der Oelhafen gebessert. Der Schild wurde geviert und enthält in den Feldern 2 und 3 das Wappen der Pfinzing, ein schwarzer Adler in Gold über einem silbernen Ring in Rot, in den Feldern 1 und 4 das Oelhafen'sche Stammwappen.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Oelhafen von Schöllenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Oelhafen. In: fraenkische-wappenrolle.kleeberg.biz. Archiviert vom Original am 5. September 2016; (Wappen des Geschlechts Oelhafen von Schöllenbach).
  • Dieter Wild: Das Geschlecht derer von Oelhafen und die Herrenhöfe in Eismannsberg, online
  • Bildnis des Sixtus von Schöllenbach von Johann Alexander Böner in: Digitale Bibliothek
  • Daniel Thalheim: Ein Nürnberger Patrizier in Leipzig - Leonhard Ölhafen von Schöllenbach und die Reformation in: „Artefakte – Journal für Kunst und Kultur“ mit Sitz, Leipzig

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Diefenbacher, Michael, "Oelhafen von und zu Schöllenbach" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 437–439 [1] und Website Schloss Eismannsberg
  2. Hafen, In: Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute
  3. Hans Schäufelein, Sixtus Oelhafen, in: Galerie bisher unbekannter Porträts der Renaissance (Website www.renaissance-port.de) von Christoph Wilhelmi
  4. Herrensitze.com, Oberschöllenbach I (Giersch/Schlunk/von Haller)
  5. Herrensitze.com, Oberschöllenbach II (Giersch/Schlunk/von Haller)
  6. Reise in die Vergangenheit: Solar. Freiwillige Feuerwehr Solar-Grauwinkl, archiviert vom Original am 13. Mai 2016; abgerufen am 10. Juni 2019.
  7. Fritz Schaller: Mögeldorf und das Geschlecht deren von Oelhafen. In: Moegeldorf.de. Abgerufen am 10. Juni 2019.