Oberrüsselbach

Ortsteil von Igensdorf

Oberrüsselbach ist ein fränkisches Dorf, das zu Igensdorf gehört.

Oberrüsselbach
Markt Igensdorf
Koordinaten: 49° 37′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 49° 36′ 45″ N, 11° 16′ 21″ O
Höhe: 472 (440–498) m ü. NHN
Einwohner: 77 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91338
Vorwahl: 09192
Der Igensdorfer Gemeindeteil Oberrüsselbach
Der Igensdorfer Gemeindeteil Oberrüsselbach

Geografie Bearbeiten

Das im Nordwesten der Gräfenberger Flächenalb gelegene Dorf ist ein Gemeindeteil des oberfränkischen Marktes Igensdorf.[2] Oberrüsselbach liegt etwa dreieinhalb Kilometer ostsüdöstlich des Ortszentrums von Igensdorf auf einer Höhe von 472 m ü. NHN.[3]

Geschichte Bearbeiten

 
Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg

Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts hatte der Ort wechselnde Eigentümer (vgl. den Beitrag zu Rüsselbach), dann wurde es während des Landshuter Erbfolgekriegs wie zahlreiche andere kurpfälzische Orte von den Truppen der Reichsstadt Nürnberg besetzt.[4] Obwohl der Landshuter Erbfolgekrieg zwar 1505 mit dem Kölner Frieden endete, setzten sich die militärischen Auseinandersetzungen der Reichsstadt mit der Kurpfalz noch jahrelang fort, oftmals in der Form von Kleinkriegen.[5] Erst nach jahrelangen Verhandlungen kam schließlich im Dezember 1520 ein Vertrag zustande, in dem der Reichsstadt der weitaus größte Teil der von ihr gemachten Eroberungen überlassen wurde, darunter auch Oberrüsselbach.[6][7][8] Die Wahrnehmung der Hochgerichtsbarkeit stand dabei dem nürnbergischen Pflegamt Hiltpoltstein in seiner Funktion als Fraischamt zu.[9] In den folgenden drei Jahrhunderten blieben diese Verhältnisse unverändert bestehen, bis im Jahr 1790 Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Baiern ohne Rechtsgrundlage alle zwischen der Reichsstadt und der Pfalz bzw. Baiern abgeschlossenen Verträge und Abkommen aufkündigte.[10] Dadurch wurde Oberrüsselbach der nürnbergischen Landeshoheit entzogen und es wurde bayerisch.

Durch die Verwaltungsreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Königreich Bayern wurde Oberrüsselbach mit dem Zweiten Gemeindeedikt im Jahr 1818 ein Gemeindeteil der Ruralgemeinde Rüsselbach.[11]

Am 28. März 1961 ereignete sich bei Oberrüsselbach einer der schwersten Flugunfälle der deutschen Luftfahrtgeschichte mit 52 Opfern. Die Iljuschin Il-18-W des ČSA-Fluges 511 stürzte kurz nach 20:00 auf freiem Feld ab und brannte völlig aus.[12] Nahe der Unglücksstelle wurde an einem Baum, der sogenannten Leichenlinde, eine Gedenktafel angebracht.[13]

Im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Bayern wurde Oberrüsselbach am 1. Januar 1972 in den Markt Igensdorf eingegliedert.[14]

Verkehr Bearbeiten

  • Die von Kirchrüsselbach kommende Kreisstraße FO 31 durchquert den Ort und führt weiter zur Landkreisgrenze, von wo aus sie als Gemeindeverbindungsstraße über Freiröttenbach nach Großbellhofen weiterführt, wo sie in die Staatsstraße St 2236 einmündet.
  • Vom ÖPNV wird Oberrüsselbach an einer Haltestelle der Buslinie 217 des VGN bedient. Der nächstgelegene Bahnhof ist der unmittelbar südlich von Weidenbühl gelegene Haltepunkt Rüsselbach der Gräfenbergbahn.
  • Der Flugplatz Lauf-Lillinghof liegt ca. 300 südöstlich des historischen Ortskernes. Dessen Landebahn 07/25 sowie ein Teil der Rollwege überbaut auf das Gemeindegebiet von Oberrüsselbach.[15]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Oberrüsselbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 302 (Digitalisat). Abgerufen am 2. November 2019
  2. Oberrüsselbach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 2. November 2019.
  3. Geografische Lage von Oberrüsselbach im BayernAtlas, abgerufen am 2. November 2019
  4. Ingomar Bog: Forchheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 5). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955, DNB 450540367, S. 21 (Digitalisat).
  5. Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3, S. 101.
  6. Johann Kaspar Bundschuh: Letten. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 684 (Digitalisat).
  7. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 31.
  8. Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 97–103.
  9. Ingomar Bog: Forchheim. In: Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.): Historischer Atlas von Bayern. München 1955, Kartenbeilage 1 (digitale-sammlungen.de [abgerufen am 3. November 2019]).
  10. Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3, S. 117.
  11. Ingomar Bog: Forchheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 5). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955, DNB 450540367, S. 124 (Digitalisat).
  12. Pressebericht Nordbayern.de
  13. Leichenlinde
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 682.
  15. Fluggelände auf BayernAtlas