Ober-Nauses

Ortsteil der Gemeinde Otzberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen

Ober-Nauses im Odenwald ist zusammen mit Schloß-Nauses ein Ortsteil der Gemeinde Otzberg im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Ober-Nauses
Gemeinde Otzberg
Koordinaten: 49° 48′ N, 8° 57′ OKoordinaten: 49° 48′ 30″ N, 8° 56′ 46″ O
Höhe: 240 m ü. NHN
Fläche: 4,12 km²[1]
Einwohner: 202 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 49 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64853
Vorwahl: 06163
Karte
Lage von Ober-Nauses in Otzberg
Ortsteil Schloß-Nauses (2022)

Geographie Bearbeiten

Das Dorf liegt in einem Tal südöstlich des Otzbergs und hat etwa 200 Einwohner.

Geschichte Bearbeiten

 
Ehemaliges Schulhaus, heute Dorfgemeinschaftshaus, von Ober-Nauses

Ortsgeschichte Bearbeiten

Die Geschichte des Ortes ist verbunden mit dem der ehemaligen Wasserburg Schloß-Nauses, die auch dem weiter abgelegenen Teil des Ortes seinen Namen gab.

Ober-Nauses wurde im 11. Jahrhundert unter dem Namen Nyuusaze erwähnt, später als Obern-Nauweseste (1357), Nusis uber Hogste (1396), Nausesse über Höchst (1398) und Oberennusatz im 15. Jahrhundert. Bis 1521 gehörte Ober-Nauses zur Zent Umstadt. 1521 wurde es infolge des Landshuter Erbfolgekriegs dem kurpfälzischen Oberamt Otzberg zugesprochen. Es gehörte zum Zent Höchst im Odenwald, das 1556 der Graf zu Erbach und Löwenstein-Wertheim erwarben (Herrschaft Breuberg). Ab 1792 ging die Zent in den Besitz der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg über und fiel 1803 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Verwaltungsmäßig gehörte Ober-Nauses zum Oberamt Otzberg das 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt fiel. Mit dem Tauschvertrag zwischen der Hessen-Darmstadt und dem Herren von Löwenstein-Wertheim vom 5. Februar 1805[3] kam es zum Amt Habitzheim, das 1806 durch die Rheinbundakte an das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb bis 1822 bei den Herren Löwenstein-Wertheim.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Ober-Nauses:

»Obernauses (L. Bez. Breuberg) luth. Filialdorf; liegt 2 St. von Breuberg und gehört dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Der Ort besteht aus 14 Häusern und hat 75 luth. Einwohner. Auch befindet sich hier ein Fürstl. Schloß. Im Jahr 1805 hat Hessen die Ansprüche und Landeshoheit über das von dem Grafen von Sickingen erkaufte Dorf an Löwenstein-Wertheim durch Tausch abgetreten, und im folgenden Jahr kam der Ort unter Hess. Hoheit.«[4]

Zum 1. April 1954 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Ober-Nauses und Schloß-Nauses zur Gemeinde Ober-Nauses zusammengeschlossen.[5] Von 1961 an gehörte Ober-Nauses zum Gemeindeverband Wiebelsbach. Dieser wurde 1971 aufgelöst. Wiebelsbach ging dabei später an die Stadt Groß-Umstadt. Am 31. Dezember 1971 fusionierten die bis dahin selbstständige Gemeinde Ober-Nauses und fünf weitere Gemeinden im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig zur neuen Gemeinde Otzberg.[6][7] Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[8] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ober-Nauses angehört(e):[1][9][3]

Gerichte Bearbeiten

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:[1]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Nauses 177 Einwohner. Darunter waren 9 (5,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 18 Einwohner unter 18 Jahren, 66 waren zwischen 18 und 49, 51 zwischen 50 und 64 und 42 Einwohner waren älter.[11] Die Einwohner lebten in 90 Haushalten. Davon waren 33 Singlehaushalte, 30 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 12 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 60 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[11]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

• 1730: 03 Zehntmänner[1]
• 1829: 75 Einwohner, 14 Häuser[4]
• 1867: 84 Einwohner, 18 Häuser[12]
Ober-Nauses: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2019
Jahr  Einwohner
1829
  
75
1834
  
141
1840
  
161
1846
  
160
1852
  
149
1858
  
140
1864
  
136
1871
  
142
1875
  
153
1885
  
142
1895
  
131
1905
  
129
1910
  
122
1925
  
137
1939
  
130
1946
  
159
1950
  
165
1956
  
150
1961
  
138
1967
  
143
1970
  
117
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
177
2015
  
186
2019
  
207
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[11]; ab 2012: Gemeinde Otzberg[13]

Historische Religionszugehörigkeit Bearbeiten

• 1829: 75 lutheranische (= 100 %) Einwohner[4]
• 1961: 103 evangelische (= 74,64 %) und 34 katholische (= 24,64 %) Einwohner[1]

Politik Bearbeiten

Für Ober-Nauses besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Ober-Nauses) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern. Für die Wahlperiode 2016–2021 hat sich für Ober-Nauses kein Ortsbeirat etabliert.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

Die Wasserburg Schloß-Nauses befindet sich in einem Tal südöstlich des Otzbergs.

Ursprünglich wurde das Schloss Nauses als Wasserburg angelegt, von den Wehranlagen und Gräben ist jedoch nichts mehr zu sehen. Einzig das Haupthaus (Herrenhaus) und der Torturm sind erhalten. Die vorhandenen Nebengebäude wurden im 19. und 20. Jahrhundert errichtet.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ober-Nauses – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  4. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  5. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Otzberg.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Ober-Nauses, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
  3. a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 47 §§ 14–15 (online bei Google Books).
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Zusammenschluß der Gemeinden Ober-Nauses und Schloß-Nauses im Landkreis Dieburg, Regierungsbezirk Darmstadt, zu einer Gemeinde mit dem Namen Ober-Nauses vom 5. Juni 1954. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1954 Nr. 25, S. 610, Punkt 562 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 238.
  8. a b Hauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Dezember 2022.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 66 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im November 2019.
  14. Ortsbeirat Ober-Nauses. In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. November 2019; abgerufen im November 2019.
  15. Darmstädter Echo. 18. August 2017, S. 25.