Norstad-Plan bezeichnet den von Lauris Norstad (1907–1988), damaliger NATO-Oberbefehlshaber in Europa (SACEUR), entworfenen und 1960 vorgeschlagenen Plan, die NATO zu einer „vierten Atommacht“ zu machen.

Lauris Norstad 1945

Dabei sollte die NATO als Organisation und letztendlich alle ihre Mitgliedsstaaten die Verfügungsgewalt über die Kernwaffen erhalten, die ihr zugewiesen worden wären. Bislang waren im Rahmen der nuklearen Teilhabe die NATO-Staaten zwar an der Nuklearplanung beteiligt und mit nuklearen Trägermitteln ausgerüstet, die Verfügungsgewalt über die Kernsprengköpfe und die Letztentscheidungsgewalt über einen Kernwaffen-Einsatz verblieb jedoch in der Verantwortung des Herstellerstaates (meist die USA). Aus dem Norstad-Plan entwickelte sich später die Idee der sogenannten Multilateral Force (MLF). Beide wurden nicht umgesetzt.

Lauris Norstad verfolgte mit seinem Vorstoß unter anderem das Ziel, den nuklearen Handlungsspielraum von SACEUR zu erweitern. Bestand bislang dessen Nuklearpotential aus Boden-Boden-Waffensystemen und Jagdbombern, deren Abschussbasen und Fliegerhorste leicht verwundbar waren, hätte der Norstad-Plan diese um auf Schiffe stationierte Mittelstreckenraketen erweitert.

Literatur Bearbeiten

  • Bruno Thoß: NATO-Strategie und nationale Verteidigungsplanung. Planung und Aufbau der Bundeswehr unter den Bedingungen einer massiven atomaren Vergeltungsstrategie. 1952 bis 1960 (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der BRD; Bd. 1). Oldenbourg Verlag, München 2006, ISBN 978-3-486-57904-8.
  • Christian Tuschhoff: Deutschland, Kernwaffen und die NATO 1949–1967. Zum Zusammenhalt von und friedlichem Wandel in Bündnissen (Internationale Politik und Sicherheit; Bd. 30). Nomos VG, Baden-Baden 2002, ISBN 3-7890-8274-0 (Zugl. Habilitationsschrift, FU Berlin).

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