Nordmarkt (Dortmund)

Platz und statistischer Bezirk in Dortmund‎

Der Nordmarkt ist ein in seiner jetzigen Form seit 1909 bestehender, gärtnerisch gestalteter Platz im Stadtbezirk Innenstadt-Nord (Nordstadt) von Dortmund. An seinen straßenseitigen Rändern findet dienstags und freitags ein Wochenmarkt statt. Der Nordmarkt ist Namensgeber für den ihn umgebenden Statistischen Bezirk, der zwischen den beiden anderen Quartieren Borsigplatz und Hafen liegt. Der Nordmarkt wird darum auch als „Platz im Herzen der Nordstadt“ bezeichnet.[2]

Nordmarkt
Stadt Dortmund
Koordinaten: 51° 32′ N, 7° 28′ OKoordinaten: 51° 31′ 33″ N, 7° 27′ 56″ O
Höhe: ca. 75 m ü. NHN
Fläche: 3,25 km²
Einwohner: 28.673 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 8.833 Einwohner/km²
Postleitzahl: 44145
Vorwahl: 0231
Statistischer Bezirk: 05
KarteStadtbezirk AplerbeckStadtbezirk BrackelStadtbezirk EvingStadtbezirk HombruchStadtbezirk HördeStadtbezirk HuckardeStadtbezirk Innenstadt-NordStadtbezirk Innenstadt-OstStadtbezirk Innenstadt-WestStadtbezirk LütgendortmundStadtbezirk MengedeStadtbezirk Scharnhorst
Karte
Lage von Nordmarkt in Dortmund
Blick von der Mallinckrodtstraße in den Nordmarkt (2006)
Wochenmarkt auf dem Nordmarkt (2009)
Blick in die Lortzingstraße, dessen Straßenverlauf die Wegeführung auf dem Nordmarkt aufnimmt (2013)
Gedenkstein zur Erinnerung an die „Schlacht am Nordmarkt“

Platz Bearbeiten

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Für die durch die Industrialisierung schnell wachsende Nordstadt setzte der Magistrat 1858 einen Stadtbaumeister ein. Ludwig König führte erste Bauvorschriften ein. Sein Nachfolger Brandhoff plante die Nordstadt als rechtwinkeliges Straßennetz mit elf „Schmuckplätzen“ zur Auflockerung der Wohnbebauung.[3] Davon wurden neben dem Nordmarkt aber nur der Borsigplatz, der Steinplatz und der Hackländerplatz realisiert. Im „Generalplan“ von 1889 erschien an heutiger Stelle ein rechteckiger Platz, der als Marktplatz projektiert war und für den der Magistrat das Grundstück zunächst erwerben wollte. Die Realisierung des Platzes geht aber zurück auf einen Vertrag, der heute als Städtebaulicher Vertrag bezeichnet werden würde, von 1893 zwischen der Stadt und Heinrich Schulte-Witten, dessen in Dorstfeld ansässige Familie umfangreiches Bauerwartungsland entlang der als Nord-Süd-Achse projektierten Nordstraße besaß. Die Stadt verpflichte sich zu Straßenbau und Entwässerung, insbesondere zur Verlegung eines störenden Abwasserflusses, und erhielt den anfänglich so bezeichneten „Nordplatz“, der zu diesem Zeitpunkt noch an der nördlichen Peripherie der neu entstehenden Vorstadt lag, als Schenkung.

Der vier Hektar große Platz war zunächst nur eine „Zieranlage“ mit eingezäunten Rasenflächen. Seine heute noch sichtbare Gestalt – insbesondere nach dem 1996 abgeschlossenen „Rückbau“ aus Mitteln der NRW-Landesinitiative Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf[4] – bekam er durch Neugestaltung von 1907 bis 1909 nach einem Entwurf des Kölner Garteninspektors Hermann Robert Jung, der mit seinem Beitrag „Geometrie“ aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen war. Ein x-förmig angelegtes Wegesystem – eine Verlängerung der auf den Nordmarkt zulaufenden Straßen – erschloss eine Freifläche im Platzzentrum.[5]

Namensgeschichte Bearbeiten

Für den Platz bürgerte sich die Bezeichnung „Nordmarkt“ ein, obwohl für die Versorgung der schnell wachsenden Bevölkerung zunächst auf dem Borsigplatz, Steinplatz und Viehmarktplatz Wochenmärkte eingerichtet wurden. Die Namen „Nordplatz“ und auch „Schulte-Witten-Platz“, nach seinem 1907 verstorbenen Förderer, setzten sich nicht durch.[5]

Der Platz wurde im Laufe der nächsten Jahrzehnte zu einem geschichtsträchtigen Ort, was sich auch in Namensänderungen widerspiegelte. Bereits 1919 benannte ihn die junge Weimarer Republik in „Platz der Republik“ um. Während der Märzunruhen 1920 töteten marodierende Soldaten dort einen Arbeiter. Ein 1995 errichtetes Mahnmal auf der Südseite des Platzes erinnert an die „Schlacht am Nordmarkt“ zwischen SA, Kommunisten, Sozialdemokraten und Ordnungshütern am 16. Oktober 1932.[6] Vom 9. März 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hieß der Nordmarkt dann „Horst-Wessel-Platz“. Er erhielt 1945 seinen ursprünglichen Namen zurück. Keine politische Mehrheit fand 2005 die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, den Nordmarkt in „Opa-Wille-Platz“ umzubenennen. „Opa Wille“ hatte sich am 1. September 1934 auf dem Nordmarkt geweigert, die Hakenkreuzfahne von einigen SA-Männern zu grüßen, woraufhin diese ihn so brutal zusammenschlugen, dass er später seinen Verletzungen erlag.[7]

Nutzungsgeschichte Bearbeiten

Der Nordmarkt wurde als „Ort zum Flanieren und Verweilen“ errichtet. An der Südseite des Platzes entstanden etwas später eine Bedürfnisanstalt und ein Kiosk. Von den insgesamt 1904 in Dortmund vorhandenen fünf Kinderspielplätzen befand sich einer im nördlichen Bereich des Platzes. Dieser wurde 1971 ausgebaut und eingefriedet. Anders als es der Name vermuten lässt, etablierte sich der Wochenmarkt erst nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau. Er wurde am 31. März 1950 als Ersatz für den Ausweichwochenmarkt auf dem Lortzingplatz seinerzeit noch im Innenbereich in Betrieb genommen.

Mit der Grundrenovierung von 1993 bis 1996 sollte auch wieder an die ursprüngliche Funktion angeknüpft werden, auch wenn diese heute als „Aufenthaltsqualität“ bezeichnet wird.[8] Denn verbunden mit dem Niedergang der Montanindustrie und dem Anstieg der Arbeitslosen- und Armutszahlen waren Nutzungskonflikte entstanden, insbesondere mit Anwohnern, die Alkohol und andere Drogen konsumieren.[9] Mit unterschiedlichen, teilweise auch wechselnden Strategien versuchen Stadt, Sozialverbände und Bürgergruppen bis heute, den unterschiedlichen Nutzergruppen gerecht zu werden. Mit Fördergeldern des so genannten Urban-II-Programms wurde für 210.000 Euro im östlichen Bereich des Nordmarkts eine als Familiencafé konzipierte Gastronomie als Gegengewicht zur Trinkerszene errichtet.[10] Das private Betreibermodell unter den Namen „Café Killefitt“ und „Rasthaus Fink“ scheiterte jedoch. Der „Salon Fink“ ist heute der Clubszene zuzurechnen. Das Diakonische Werk unterhält im „Nordmarkt-Kiosk“ jeweils für Förderzeiträume eine Anlaufstelle für Straßensozialarbeit und Suchtberatung.[11] Durch das Quartiersmanagement, das unter anderem auf dem Nordmarkt kulturelle Angebote organisiert, den Anwohnerverein „Nordmarkt Plus“, Beschäftigungs- und Beratungsangebote, aber auch durch verstärkte Präsenz von städtischen Ordnungsdiensten und Polizei konnten Nutzungskonflikte entschärft werden.[12]

Statistischer Bezirk Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

 
Wohnhochhaus Hannibal im Statistischen Unterbezirk Nordmarkt-Südost
Jahr 1987 2003 2008 2013 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2022
Einw. 24.414 25.686 24.811 25.776 27.996 28.245 28.027 28.111 28.346 28.049 28.673

Statistik Bearbeiten

Strukturdaten der Bevölkerung im Bezirk Nordmarkt:

  • Bevölkerungsanteil der unter 18-Jährigen: 23,6 % [Dortmunder Durchschnitt: 16,2 % (2018)][13]
  • Bevölkerungsanteil der mindestens 65-Jährigen: 10,2 % [Dortmunder Durchschnitt: 20,2 % (2018)][14]
  • Ausländeranteil: 61,7 % [Dortmunder Durchschnitt: 21,3 % (2022)][15]
  • Arbeitslosenquote: 21,9 % [Dortmunder Durchschnitt: 11,0 % (2017)][16]

Das Durchschnittseinkommen liegt etwa 45 % unter dem Dortmunder Durchschnitt.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt am 31. Dezember 2022 bei 82,2 %.[17]

Wohnbebauung Bearbeiten

Das Viertel zählt zu den Wohn- und Geschäftsvierteln mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte, bei rund 8.800 Einwohnern je km², welche sich besonders im südlichen Teil des Quartiers konzentriert, wo die Besiedlungsdichte bei bis zu 42.000 Einwohnern je Quadratkilometer Siedlungsfläche liegt. Gewerbegebiete gibt es hauptsächlich im nördlichen Nordmarktteil. Die meisten Gebäude sind Mietwohnungen (sowohl Altbauten als auch aus der Nachkriegszeit); das Stadtbild setzt sich vor allen Dingen im südlichen Teil aus geschlossener Blockrandbebauung zusammen. Im Unterbezirk Nordmarkt-Südost befinden sich außerdem im ehemaligen Sanierungsgebiet Nord II Wohnhochhäuser; eines der zwei ist beispielsweise der Hannibal-Wohnkomplex mit 232 Wohnungen.[18]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nordmarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Stadt Dortmund u. a. (Hrsg.): 100 Jahre Nordmarkt. Dortmund 2009, DNB 999580884.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerungszahlen in den statistischen Bezirken am 31.12.2022 (Memento des Originals vom 6. Februar 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dortmund.de (PDF; 76 kB)
  2. Stadt Dortmund, Kultur- und Freizeitkalender, abgerufen am 6. Mai 2015.
  3. Stadt Dortmund (Internetportal): Die Geschichte der Nordstadt, abgerufen am 11. Mai 2015.
  4. Stadt Dortmund, Parks und Gärten in Dortmund/Nordmarkt, abgerufen am 6. Mai 2015.
  5. a b Hermann Josef Bausch: Der Nordmarkt - Geschichte eines grünen Stadtplatzes in Dortmund. In: Stadt Dortmund u. a. (Hrsg.): 100 Jahre Nordmarkt. Dortmund 2009.
  6. Kommunisten gedenken der “Schlacht am Nordmarkt”. (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) In: Nordstadtblogger. 23. Oktober 2014, abgerufen am 7. Mai 2015.
  7. Putzlappen habe ich noch nie gegrüßt. In: Unsere Zeit, Zeitung der DKP. 21. Oktober 2005, abgerufen am 6. Mai 2015.
  8. Diakonie verbessert Situation. In: Stadt Dortmund, Nachrichtenportal. 4. Juni 2012, abgerufen am 12. Mai 2015.
  9. Stadt will Alkohol auf dem Nordmarkt verbieten. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Lokalausgabe Dortmund, 24. März 2010, abgerufen am 12. Mai 2015.
  10. Café Killefitt auf dem Nordmarkt eröffnet. 23. Mai 2008. (dortmund21.de (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive))
  11. Ein Tag im Wohnzimmer der Dortmunder Nordstadt. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Lokalausgabe Dortmund, 2. Juni 2011, abgerufen am 12. Mai 2015.
  12. Galerie: Überraschende Einblicke am Nordmarkt. (Memento vom 1. Juli 2014 im Internet Archive) In: Nordstadtblogger. 9. Juni 2013, abgerufen am 16. Mai 2015.
  13. Bevölkerungsanteil der unter 18-Jährigen Statistikatlas 2019 (Memento des Originals vom 26. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dortmund.de (PDF; 9,1 MB)
  14. Bevölkerungsanteil der mindestens 65-Jährigen Statistikatlas 2019 (Memento des Originals vom 26. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dortmund.de (PDF; 9,1 MB)
  15. Staatsangehörigkeiten in den statistischen Bezirken am 31. Dezember 2022 (Memento des Originals vom 6. Februar 2023 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dortmund.de (PDF; 76 kB)
  16. Arbeitslosenquoten nach statistischen Bezirken am 30. Juni 2017 (Memento vom 25. Juni 2018 im Internet Archive) (PDF-Datei)
  17. Stadt Dortmund: Bevölkerung nach Geschlecht und Migrationshintergrund in den Statistischen Bezirken am 31.12.2022. (PDF; 76 KB) In: Fachbereich Statistik. Stadt Dortmund, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2023; abgerufen am 27. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dortmund.de
  18. Instandsetzung und Modernisierung „Hannibal I“ (Webseite) (Memento vom 9. Februar 2015 im Internet Archive)