Norbert Langerwisch

deutscher Politiker (SPD, parteilos) und Polizist, Bürgermeister und Beigeordneter von Brandenburg an der Havel

Norbert Langerwisch (* 11. Juni 1951 in Brandenburg an der Havel[1]) ist ein deutscher Politiker und ehemaliger Polizist. 2001 bis 2005 war er Bürgermeister und Beigeordneter in seiner Heimatstadt und von März bis Dezember 2003 amtsführendes Stadtoberhaupt.

Leben und Wirken Bearbeiten

Polizeidienst Bearbeiten

Norbert Langerwisch war Oberstleutnant der Volkspolizei. Januar 1990 wurde er Leiter des Polizeikreisamtes in Brandenburg.[2] Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde Langerwisch in die Polizei Brandenburg übernommen und blieb bis 2001 Schutzbereichsleiter.

Bürgermeister Bearbeiten

2001 verließ Langerwisch den Polizeidienst. Er wurde am 25. April auf Vorschlag des Oberbürgermeisters der Stadt Brandenburg an der Havel Helmut Schliesing durch die Stadtverordnetenversammlung mit einer Amtszeit von acht Jahren als Nachfolger Margrit Spielmanns zum Bürgermeister und somit ersten Stellvertreter des Oberbürgermeisters und weiterhin zum Baubeigeordneten gewählt.[3] Das Amt des Bürgermeisters, welches Langerwisch zum 1. Juni antrat, war bereits seit 1998, seit Spielmann Mitglied des Bundestages wurde, vakant.[4]

Im März 2003 trat Oberbürgermeister Helmut Schmidt, seit 2002 Nachfolger Helmut Schliesings, krankheitsbedingt zurück und Norbert Langerwisch wurde als Bürgermeister amtsführendes Stadtoberhaupt Brandenburgs.[5] Im Herbst desselben Jahres trat er bei der Oberbürgermeisterwahl für die SPD an. Er verlor die Wahl gegen Dietlind Tiemann (CDU), deren Amtsantritt am 17. Dezember 2003 war. Langerwisch blieb Bürgermeister und Baubeigeordneter.

Abwahl und Wiedereintritt in den Polizeidienst Bearbeiten

Im Januar 2005 kam es zu einem von Oberbürgermeisterin Tiemann initiierten Abwahlverfahren in der Stadtverordnetenversammlung, nachdem bekannt wurde, dass Langerwisch mit einem kriminellen V-Mann Kontakt hatte, dazu später aber widersprüchliche Angaben machte. Die mit Zweidrittelmehrheit erfolgreiche Abwahl fand während laufender polizeilicher Ermittlungen statt, welche später eingestellt wurden.[6][7]

Da ihm bei seinem Ausscheiden 2001 eine entsprechende Zusage gegeben und aktenkundig gemacht wurde, beantrage Norbert Langerwisch im März 2007 die Wiedereinstellung in den Polizeidienst. Die Wiedereinstellung wurde vom Innenministerium abgelehnt, woraufhin Langerwisch klagte. 2009 entschied das Verwaltungsgericht Potsdam gegen das Innenministerium und gab der Klage auf Wiedereinstellung statt.[3]

Zweite Oberbürgermeisterkandidatur Bearbeiten

2011 trat Norbert Langerwisch ein zweites Mal für die SPD gegen Tiemann bei der Oberbürgermeisterwahl an und verlor. Im Wahlkampf wurden Gerüchte bekannt gemacht, er sei in der DDR Inoffizieller Mitarbeiter (Deckname IM Zentrum) der Staatssicherheit gewesen.[8] Nach der Wende war Langerwisch aufgrund seiner Übernahme und aufgrund seiner Position im Höheren Polizeidienst wiederholt auf Stasimitarbeit kontrolliert worden. Unbedenklichkeiten waren bescheinigt worden. Auch eine im Zuge der im Wahlkampf aufgebrachten Gerüchte stattgefundene gerichtliche Auseinandersetzung ergab eine Unbedenklichkeit. Langerwisch war nie als IM geführt worden, hatte keine Verpflichtungserklärung abgegeben und keinen Bericht an die Staatssicherheit verfasst. Er war lediglich als Vorlauf-IM geführt worden, was maßgeblich auf seine polizeiliche Tätigkeit zurückzuführen war.[9]

Bruch mit der SPD Bearbeiten

Ende Mai 2016 wurde ein SPD-interner Chat in WhatsApp bekannt, in dem sich mehrere Stadtverordnete und Sachkundige Einwohner, neben Langerwisch sieben weitere Personen, in beleidigender Art über den Parteichef und ehemaligen Innenminister Ralf Holzschuher und die Fraktionsvorsitzende Britta Kornmesser äußerten und einen internen Umsturz, von „ausschalten“ war die Rede, planten.[10] Nach seinem daraufhin erfolgten Austritt aus der SPD gründete Norbert Langerwisch mit weiteren vormaligen Sozialdemokraten zunächst eine Fraktion Bürger für Bürger – Stadtfraktion Brandenburg an der Havel.[11] Im Weiteren trat er den Freien Wählern bei, für die er seit 2018 in der Stadtverordnetenversammlung sitzt.[12]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ein Brandenburger wird 60. - Impressionen vom Geburtstag von Norbert Langerwisch. Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Unterbezirk der Stadt Brandenburg, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  2. Udo Geiseler, Klaus Heß (Hrsg.): Brandenburg an der Havel. Lexikon zur Stadtgeschichte (= Einzelveröffentlichungen der Brandenburgischen Historischen Kommission e.V. Band XIII). Lukas Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-001-6, Stichwort "Runder Tisch in Bbg." S. 315.
  3. a b Ta: Ex-Bürgermeister klagt sich zurück in Polizeidienst. In: e110.de. 9. April 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. November 2018; abgerufen am 3. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.e110.de
  4. Langerwisch neuer Bürgermeister? In: Neues Deutschland. 25. April 2001, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  5. SPD besetzt Führungsposten. In: Der Tagesspiegel. 24. August 2003, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  6. Alica Bota: Die bewegte Frau. In: Zeit online. 23. August 2007, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  7. Thorsten Metzner: Bürgermeister von Brandenburg/Havel verliert sein Amt Stadtverordnete wählen Norbert Langerwisch ab Hoffnung auf Neuanfang in der Stadt. In: Der Tagesspiegel. 27. Januar 2005, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  8. Stasi-Vorwürfe gegen SPD-Bürgermeisterkandidaten. In: Junge Freiheit. 6. Mai 2011, abgerufen am 3. Dezember 2018.
  9. Benno Rougk: Die Republik muss auf 77,95 Euro verzichten. In: Märkische Allgemeine. 18. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2018; abgerufen am 3. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maz-online.de
  10. Benno Rougk: Krieg in der Brandenburger SPD. In: Märkische Allgemeine. 28. Mai 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. November 2018; abgerufen am 3. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maz-online.de
  11. Benno Rougk: Austritte: Havelstadt-SPD bricht auseinander. In: Märkische Allgemeine. 7. Juni 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2018; abgerufen am 3. Dezember 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.maz-online.de
  12. Unsere Stadtverordneten. FRAKTION FREIE WÄHLER in der Stadtverordnetenversammlung Brandenburg an der Havel, abgerufen am 3. Dezember 2018.