Nicola Fuchs-Schündeln

deutsche Ökonomin

Nicola Fuchs-Schündeln (* 1972 in Köln) ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin.[1] Sie lehrt an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und war 2015/2016 Gastprofessorin an der Stanford University.

Leben Bearbeiten

Nicola Fuchs-Schündeln studierte Volkswirtschaftslehre und Lateinamerikastudien an der Universität zu Köln und Wirtschaftswissenschaften an der Yale University. Dort wurde sie 2004 mit der Arbeit „Aggregate Implications of Household Savings Behavior: Theoretical Analyses with Empirical Evidence from the German Reunification ‚Experiment‘“ zum Ph.D. promoviert.

Ab 2004 war sie Assistenzprofessorin an der Harvard University. 2009 wurde sie an die Goethe-Universität Frankfurt am Main berufen auf die Professur für Makroökonomie und Entwicklung im Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“.[2] 2010 wurde sie Research Fellow am Institute for the Study of Labor (IZA) in Bonn.[3] 2015/2016 lehrte sie an der Stanford University.[4]

Nicola Fuchs-Schündeln ist mit Matthias Schündeln verheiratet.

Wirken Bearbeiten

Nicola Fuchs-Schündelns Forschungsschwerpunkte liegen zum einen in der Analyse des Spar-, Konsum- und Arbeitsmarktverhaltens privater Haushalte.

Sie widmet sich aber auch einem relativ neuen Gebiet der Ökonomie, der Endogenität von Präferenzen. Während die klassische Ökonomie Präferenzen von Menschen als gegeben voraussetzt, wird in diesem Forschungsfeld untersucht, welchen Einfluss das politische und wirtschaftliche System auf die Präferenzen von Menschen hat. Hier wies Nicola Fuchs-Schündeln nach, dass die Demokratie nicht grundsätzlich attraktiv ist, sondern dass Menschen sich an Staatsformen gewöhnen und die Staatsform, in der sie leben, umso stärker befürworten, je länger sie in ihr leben.[1]

Außerdem beschäftigte sie sich mit den ökonomischen Folgen der deutschen Wiedervereinigung und den Transformationsprozessen in Ostdeutschland. Hier arbeitete sie eng mit Alberto Alesina zusammen.

Ihre derzeitigen Untersuchungen der Frage, warum Amerikaner so viel mehr Arbeitsstunden leisten als Europäer, zeigen, dass die unterschiedlichen Steuersysteme eine große Rolle spielen.[1] So führt etwa das deutsche Ehegattensplitting dazu, dass Frauen nicht so stark für die Berufstätigkeit motiviert werden wie in den USA.[1]

Mitgliedschaften und Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Nicola Fuchs-Schündeln ist seit 2011 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesministeriums der Finanzen.[5] Von 2011 bis 2014 gehörte sie dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel und dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung an.

Für ihre Untersuchung „The Response of Household Saving to the Large Shock of German Unification“ (in: American Economic Review, 2008) wurde sie 2008 mit dem SOEP-Preis ausgezeichnet, der für die beste wissenschaftliche Arbeit auf Grundlage des Sozio-oekonomischen Panels vergeben wird.[6] 2010 erhielt Fuchs-Schündeln einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) für das Projekt „The Role of Preferences and Institutions in Economic Transitions“.[7]

2016 wurde sie mit dem Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik geehrt.[8]

Im Jahr 2018 wurde Nicola Fuchs-Schündeln ein Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis zugesprochen.[9]

Von 2019 bis 2020 war Fuchs-Schündeln Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik.[10]

Im Jahr 2021 wurde Nicola Fuchs-Schündeln in der Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften als Mitglied in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen,[11] 2022 als korrespondierendes Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften.

2023 erhielt sie den Carus-Preis der Leopoldina.

Schriften Bearbeiten

  • The Response of Household Saving to the Large Shock of German Reunification (Die Antwort des Haushaltssparens auf den großen Schock der deutschen Wiedervereinigung). In: American Economic Review, 98, 5, 2008.
  • Who Stays, Who Goes, Who Returns? East-West Migration within Germany since Reunification. (Wer bleibt, wer geht, wer kehrt zurück? Ost-westliche Migration in Deutschland seit der Wiedervereinigung) (mit Matthias Schündeln) In: Economics of Transition. 17, 3, 2009.
  • Good Bye Lenin (Or Not?): The Effect of Communism on People's Preferences (mit Alberto Alesina), American Economic Review, 97(4), 2007

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Marc Beise: Die Frau, die die Zahlen liest. Warum Amerikaner besonders viel arbeiten und Deutsche so gern sparen. Nicola Fuchs-Schündeln steigt tief in die Statistiken ein und findet dort Muster und Erklärungen für menschliches Verhalten. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 245, 24./25. Oktober 2015, S. 30.
  2. Von Harvard an den Main, Pressemitteilung, 22. Oktober 2008 (offline am 2. Januar 2018).
  3. Nicola Fuchs-Schündeln auf der Website des IZA Bonn (englisch)
  4. Mitteilung der Stanford University, abgerufen am 23. Oktober 2015.
  5. Wissenschaftlicher Beirat: Mitglieder. Bundesfinanzministerium, 1. September 2017, abgerufen am 2. Januar 2018 (deutsch).
  6. DIW Berlin: DIW Berlin: Archiv. In: www.diw.de. 1. März 2007;.
  7. ERC Starting Grant 2010. In: erc.europa.eu. Abgerufen am 2. Januar 2018.
  8. Liste der Preisträger. Verein für Socialpolitik, abgerufen am 31. Dezember 2020.
  9. Professorin erhält Leibniz-Preis. In: Frankfurter Neue Presse. 29. Dezember 2017.
  10. Stefan Reccius, Bert Losse: So tickt der Shootingstar der Ökonomenszene. In: WirtschaftsWoche. 28. März 2019, abgerufen am 23. September 2019.
  11. Mitgliedseintrag von Nicola Fuchs-Schündeln bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina