Neville G. Pemchekov Warwick

moderner Interpret des Buddhismus

Neville G. Pemchekov Warwick (* 1932 in der Sowjetunion; † 1993 in San Francisco) war ein moderner Interpret des Buddhismus und eine wichtige Gestalt der spirituellen Bewegung in Kalifornien während der 1960er- und 1970er-Jahre. Er machte das Ritual des Feuerlaufs außerhalb der Regionen, in denen es traditionell verbreitet war, populär.[1]

Leben Bearbeiten

Pemchekov Warwick wurde in der Sowjetunion geboren und „wanderte in den 1960er Jahren in Amerika ein“.[2] Nach John Gordon Melton erhielt er bereits in der Sowjetunion eine buddhistische Ausbildung, was dort durch den in Kalmückien vorherrschenden tibetischen Buddhismus möglich war. 1940, bereits im Alter von acht Jahren, begann er eine Schulung nach der japanischen Tradition der Shugendō. Er erreichte in dieser den Grad eines Dai Sendatsu (大先達), eines „Großen Sendatsu“. Ein Sendatsu ist „jemand, der große Fortschritte macht und im Verständnis oder durch Fähigkeiten vorangeht, sei es in Gelehrsamkeit, Kunst oder religiöser Praxis. Seine Vorbildlichkeit macht ihn darum zu Führer und Leiter für andere“.[3]

Bereits in Russland schloss Pemchekov Warwick sowohl ein Medizin- als auch ein Musikstudium ab.[4] Nach seiner Ausreise aus Russland wurde er in Indien und den USA ein Schüler von Lama Anagarika Govinda. Dieser nahm ihn 1968 mit dem Initiationsnamen Vajrabodhi in den Orden Arya Maitreya Mandala auf.[5]

Aktivitäten Bearbeiten

Indem er die Lehren und Praktiken der Shugendō mit den Lehren von Lama Anagarika Govinda verband, gründete Pemchekov Warwick in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre eine Organisation, die er Kailas Shugendō nannte.[6] Die Kailas Shugendō waren ein Teil des Ordens Arya Maitreya Mandala. „Anders als viele ‚spirituelle Gruppen’ unternehmen die Leute von Kailas Shugendo keine Anstrengungen Anhänger zu gewinnen. Tatsächlich entmutigen sie Möchtegern-Konvertiten. Sie sind extrem diszipliniert, dennoch besitzen sie einen überfließenden Humor.“[7] Als Leiter der Kailas Shugendō trug Pemchekov Warwick den japanischen Titel Ajari. Aus diesem Grund und weil er Doktor der Medizin war, wurde und wird er häufig als „Dr. Ajari“ zitiert.

In der Kailas Shugendō-Abteilung des Arya Maitreya Mandala wurden neben den üblichen Praktiken des Ordens Feuerrituale einschließlich des Feuerlauf gepflegt. Im Leben der Kailas Shugendō spielten auch Sozialarbeit und Musik eine bedeutende Rolle.[8] Der Komponist und Avantgarde-Musiker Arthur Russel war ein Schüler von Pemchekov Warwick. Er trat der Kailas Shugendō im Februar 1969 bei.[9]

Pemchekov Warwick wurde von Samuel L. Lewis dem Dichter Allen Ginsberg vorgestellt.[10] Als Musiker hatte Pemchekov Warwick die Kailas Shugendō Mantric Sun Band gegründet. Er und die Band wirkten an Allen Ginsbergs Pacific High Studio Mantras als „Reverend Adjari and Buddhist Chorus“ mit.[11] Pemchekov Warwick war auch mit Jerry Garcia, dem Bandleader der Rockgruppe Grateful Dead befreundet. Bei einem Konzert der Grateful Dead am 24. März 1971 in San Francisco waren Pemchekov Warwick und die Mitglieder der Kailsh Shugendo mit rituellen Einlagen auf der Bühne, und sie zeigten dort unter anderem den Feuerlauf.[12]

Pemchekov Warwick pflegte intensive Freundschaften zu vielen Exponenten des spirituellen Aufbruchs im amerikanischen Westen der 1960er Jahre, darunter mit Shunryu Suzuki, Alan Watts und dem amerikanischen Sufi-Mystiker Samuel L. Lewis.

Literatur Bearbeiten

  • Anthony Hiss: The Talk of the Town, “You Never Know,” The New Yorker, April 11, 1977, S. 29
  • Tim Lawrence: Hold On to Your Dreams: Arthur Russell and the Downtown Music Scene, 1973–1992. Duke University Press, 2009 (ISBN 978-0-8223-4485-8)
  • Catherine Ludvik: In the Service of the Kaihōgyō Practitioners of Mt. Hiei. Japanese Journal of Religious Studies 33/1, S. 115–142
  • John Gordon Melton: The Encyclopedia of American Religions. Tarrytown, NY: Triumph Books 1989, 3rd ed. 1991, Vol III, Nr. 1467 (ISBN 978-0-7876-9696-2)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jeffrey Mishlove, PhD: The Roots of Consciousness@1@2Vorlage:Toter Link/de.scribd.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. S. 231–232
  2. John Gordon Melton: The Encyclopedia of American Religions. Tarrytown, NY: Triumph Books 1989, 3rd ed. 1991, Vol III, Nr. 1467 (ISBN 978-0-7876-9696-2)
  3. „A Sendatsu one who advances ahead (saki ni tassuru 先に達する), and hence who precedes in understanding and/or achievement in any field, be it scholarship, art, religious practice, and so on. His precedence, therefore, makes him a leader and a guide for others.“ Catherine Ludvik: In the Service of the Kaihōgyō Practitioners of Mt. Hiei. Japanese Journal of Religious Studies 33/1 (S. 115–142), S. 127
  4. Anthony Hiss: The Talk of the Town, “You Never Know,” The New Yorker, April 11, 1977, S. 29.
  5. Birgit Zotz: Achtzig Jahre Ārya Maitreya Maṇḍala – Eine Chronologie. In: Der Kreis Nr. 270, Oktober 2013 (ISSN 2197-6007), S. 6–21 (S. 15).
  6. Tim Lawrence: Hold On to Your Dreams: Arthur Russell and the Downtown Music Scene, 1973–1992. Duke University Press, 2009, p. 22 (ISBN 978-0-8223-4485-8)
  7. Jeffrey Mishlove, PhD: The Roots of Consciousness@1@2Vorlage:Toter Link/de.scribd.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. S. 231–232
  8. The encyclopedia of American religions. Tarrytown, NY: Triumph Books 1989, 3rd ed. 1991, Vol III, Nr. 1467 (ISBN 978-0-7876-9696-2)
  9. Tim Lawrence: Hold On to Your Dreams: Arthur Russell and the Downtown Music Scene, 1973–1992. Duke University Press, 2009, p. 22 (ISBN 978-0-8223-4485-8)
  10. Samuel L. Lewis: Diaries 1966 (Memento des Originals vom 25. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/murshidsam.org (PDF; 547 kB): „I did introduce […] my Lama friend, Dr. Warwick to Allen Ginsberg. In each case a warm bond was established.“
  11. Pacific High Studio Mantras, aufgenommen in den Pacific High Studios, San Francisco im Juli 1971
  12. Philip Elwood: Winterland. Grateful Dead Mix Music and Mysticism. San Francisco Examiner, March 25 1971.