Neustädter Markt (Toruń)

Marktplatz in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern, Polen

Der Neustädter Markt in Toruń (polnisch Rynek Nowomiejski) ist der zentrale Punkt der Neustadt, die 1264 während der Stadtgründung eingeplant wurde.

Blick auf die Westseite

Lage Bearbeiten

Der Neustädter Markt befindet sich im östlichen Teil der Altstadt von Toruń (Thorn).

Charakteristik Bearbeiten

Der Markt ist ein viereckiger Platz mit Seitenausmaßen von jeweils ca. 95 Metern, wobei die Fassaden ungefähr 70 m lang sind und die Seiten schräg in Bezug auf die Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Von jeder Ecke des Markts aus verlaufen jeweils zwei senkrecht zueinander liegende Straßen, die eine Verlängerung der Fassade bilden: an der Ostecke münden Krankenhausstraße (ul. Szpitalna) und Jakobistraße (ul. św. Jakuba), an der Südecke münden Brauerstraße (ul. Browarna) und Schlosserstraße (ul. Ślusarska), an der Westecke Königin-Hedwig-Straße (ul. Królowej Jadwigi) und Geradestraße (ul. Prosta), an der Nordecke Tuchstraße (ul. Sukiennicza) und Katharinastraße (ul. Św. Katarzyny). An der Ostecke ist die Jakobikirche gelegen.

Die Bebauung des Markts Bearbeiten

In der Marktmitte befand sich seit Anfang des 14. Jahrhunderts das Neustadtrathaus, das den Sitzungssaal des Rates, den Saal des Schöffengerichts, Kanzlei- und Kämmereiräume, Tuchhalle, Brotbänke und im Keller (die einzigen bis heute erhaltenen gotischen Räumlichkeiten des Rathauses) eine Bierstube und ein Gefängnis beherbergte. Nach der Verschmelzung der Altstadt mit der Neustadt in 1454 wurde das Gebäude zum subsidiären Sitz der Stadtbehörden, das mit der Zeit für Lagerraum vorgesehen wurde. Seit 1668, nachdem die evangelische Neustadtgemeinde die Jakobikirche verloren hatte und nach erforderlicher Anpassung (vor allem Deckenabriss zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock) wurde es für die lutherische Dreifaltigkeitskirche vorgesehen. Das in eine Kirche umgewandelte Rathaus schaffte es, bis Anfang des 19. Jahrhunderts zu überstehen. Aufgrund des schlechten technischen Zustands des Gebäudes wurde es beschlossen, auf seiner Stelle ein neues Gebäude der Dreifaltigkeitskirche zu errichten. Das Tempelprojekt umfing ursprünglich die Verwendung der bestehenden Begrenzungswände zusammen mit der hinteren Fassade (nur ohne den Stufengiebel); die vordere Fassade wurde zum Abbruch bestimmt. Schließlich wurde der neoromanische Bau nach dem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel 1824 abgeschlossen. Die Kirche diente der evangelischen Gemeinde bis 1918, dann von 1927 bis 1939 wurde es als die orthodoxe Kirche der Thorner Pfarrei genutzt. Heute wurde das Gebäude zum Sitz der Tumult-Stiftung.[1][2]

Rund um den Markt befanden sich die Mietshäuser der reichsten Bürger aus der Neustadt. Aufgrund des weniger kaufmännischen und eher handwerklichen Charakter der Neustadt waren die Mietshäuser leicht bescheidener als ihre Gegenstücke aus der Altstadt. Auf der Stelle von dem heutigen Mietshaus Nr. 10 befanden sich außer den Mietshäusern mindestens seit dem 14. Jahrhundert auch die Fleischbänke. Sie nutzten den ca. 4,6 m breiten Grundstück über die ganze Länge des Bebauungsblocks bis zur Großen Gerberstraße (ul. Wielkie Garbary). In der Neuzeit funktionierten am Neustädter Markt auch zwei von mehr als 20 neustädtischen Wirtshäusern: Wirtshaus „Zur blauen Schürze“ (Gospoda pod Modrym Fartuchem) und Maurerwirtshaus (Gospoda Murarska). Dazu entstand im 16. Jahrhundert auf der Stelle vom derzeitigen Mietshaus Nr. 25 der neustädtische Hochzeitssaal. Durch mehrere Feuer der Neustadt in den Jahren 1413 und 1455, Zerstörungen aus der Zeit der Kriege gegen den Deutschen Orden im 15. Jahrhundert und spätere schwedische und napoleonische Kriege sind ziemlich wenige Gebäude aus dem Mittelalter erhalten. In den meisten Fällen ist die Form der heute erhaltenen Mietshäuser ein Ergebnis der späteren Umwandlungen aus der Neuzeit und aus dem 19. Jahrhundert.[3]

Alle Seiten des Neustädter Markts und die Fassaden der Eckhäuser sind seit 1961 unter der Nummer A/1371 im Denkmalregister eingetragen.[4]

Seiten des Neustädter Markts Bearbeiten

Bedeutende Mietshäuser Bearbeiten

Südseite Bearbeiten

Objekt Bauzeit Architektonischer Stil Bemerkungen Fotos
Neustädter Markt 1/Jakobistraße 21 1911, 1912 Klassizismus Stuckdekoration der Fassade  
Neustädter Markt 2 vor 1905, 1907 Jugendstil Reiche Jugendstil-Stuckarbeiten wurden ähnlich wie im Fall des Mietshauses Nr. 1 in den 60er Jahren des 20. Jh.s abgerissen. Seit dem Umbau in 1907 bis dem Kriegsausbruch in 1939 war es der Sitz des Hotel Europa.  
Neustädter Markt 3 15. Jh., 2. H. 17. Jh.s, 1865 Klassizismus Das Mietshaus gehörte seit dem 18. Jh. bis zum Zweiten Weltkrieg zu einer angesehenen Thorner Familie Körner. 1847-1859 war es vom deutschen Schriftsteller, Satiriker und Ethnograph Bogumil Goltz bewohnt.  
Neustädter Markt 4 18. Jh. Klassizismus Im Erdgeschoss des Mietshauses befand sich ein von den zwei Fabrikgeschäfte von Herrmann Thomass, der die zweitgrößte und älteste Thorner Lebkuchenmaufaktur leitete.  
Neustädter Markt 5 16. Jh. Umbau 17./18. Jh., 1891 Barock Bis 1921 von dem Historiker und Archivar Artur Semrau bewohnt, der der Kurator vom Städtischen Museum im Rathaus und 1919-1921 der erste Denkmalschützer in Thorn war. Er war auch der Redakteur der Fachzeitschrift „Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn“, 1878-1939.  
Neustädter Markt 6 15. Jh., Umbau Anfang 19. Jh.s Gotik, Klassizismus Heute befindet sich hier das Pfarrhaus der Jakobikirche – Neustädter Pfarrkirche.  
Neustädter Markt 7 15. Jh., Umbau 19. Jh Gotik Seit dem Anfang des 20. Jh. beherbergte das Mietshaus für etwa zehn Jahre das Neustädter Wirtshaus (Gospoda Nowomiejska).  

Westseite Bearbeiten

Objekt Bauzeit Architektonischer Stil Bemerkungen Fotos
Wirtshaus „Zur blauen Schürze“ (Gospoda Pod Modrym Fartuchem) Neustädter Markt 8 15. Jh., gründlicher Umbau in der 1. Hälfte des 18. Jh.s, 1957-1959 Barock Nach der Tradition wurde es 1489 gegründet und verblieb im Besitz der Familie Szalit ein paar hundert Jahre lang. Der Überlieferung zufolge war es von polnischen Königen und sogar Napoleon besucht.  
Neustädter Markt 9 1. Hälfte des 19. Jh.s Klassizismus
Neustädter Markt 10 1. Hälfte des 19. Jh.s Klassizismus Hier wohnte Ignacy Danielewski (1829–1907), der hochkarätige Herausgeber, Literat, Journalist und Redakteur, wie: Gazeta Toruńska (Thorner Zeitung).[5]  
Neustädter Markt 11 80er Jahre des 19. Jh.s Klassizismus  
Neustädter Markt 12 1847 Klassizismus  
Apotheke zum Goldenen Löwen Neustädter Markt 13 15. Jh., 1624, 1830 Gotik, Klassizismus  

Nordseite Bearbeiten

Objekt Bauzeit Architektonischer Stil Bemerkungen Fotos
Maurerwirtshaus Neustädter Markt 17 15. Jh., Umbau im 18. Jh. Barock Beherbergt die Kulturinstitution der Woiwodschaft – Galerie und Zentrum der Bildenden Kunst für Kinder.  

Ostseite Bearbeiten

Objekt Bauzeit Architektonischer Stil Bemerkungen Fotos
Neustädter Markt 22 19. Jh. Klassizismus 1939 der Sitz des Pommern-Armee-Stabs. Seit 1936 von Władysław Bortnowski (1891–1966), dem späteren Oberbefehlshaber der Pommern-Armee während des Überfalls auf Polen bewohnt. Im Juni 1938 hielt sich hier Marschall Edward Rydz-Śmigły auf, der zum patriotischen Feiern ankam.[6]
Neustädter Markt 23 16. Jh., Umbau im 19. Jh. Renaissance Der ehemalige Sitz der Georgenkirche. Während der letzten Sanierungsarbeiten bekam die Fassade einen Renaissance-Charakter, im Giebel wurde eine Kartusche entdeckt. Das Datum 1887 drauf beweist die Zeit der durchgeführten Renovation und die Aufschrift zeigt das Eigentum der Pfarrei. Es besitzt einen charakteristischen Schmuckgiebel, der mit dem Pommerschen Greif gekrönt wurde.  
Neustädter Markt 25 15. Jh., Umbau 19. Jh. Klassizismus  
Neustädter Markt 26 19. Jh. Klassizismus Auf den älteren Mauern errichtet, zweistöckig.  
Neustädter Markt 27 1724, 2. Hälfte des 19. Jh.s Es ist ein Eckhaus. Zusätzliche Adresse lautet Krankenhausstraße 10 (ul. Szpitalna).  

Galerie Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Toruń nieistniejący-Ratusz Nowomiejski. Abgerufen am 9. Juli 2020 (polnisch).
  2. Historia budynku na stornie Fundacji Tumult. Abgerufen am 9. Juli 2020 (polnisch).
  3. Joanna Szot, Pierzeje Rynku Nowomiejskiego w Toruniu – historia przekształceń, "Rocznik Toruński", 2007, t. 34, s. 7-40.
  4. Zabytki nieruchome wpisane do rejestru zabytków Toruń – Miasto. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juni 2020; abgerufen am 9. Juli 2020 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.torun.wkz.gov.pl
  5. Kamienica Rynek Nowomiejski 10. Archiviert vom Original am 21. April 2012; abgerufen am 9. Juli 2020 (polnisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.turystyka.torun.pl
  6. Toruń – e-przewodnik – Rynek Nowomiejski. Abgerufen am 9. Juli 2020 (polnisch).

Koordinaten: 53° 0′ 43,5″ N, 18° 36′ 40,4″ O