Neuleiningen
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Bad Dürkheim | |
Verbandsgemeinde: | Leiningerland | |
Höhe: | 300 m ü. NHN | |
Fläche: | 9,07 km2 | |
Einwohner: | 783 (31. Dez. 2017)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 67271 | |
Vorwahlen: | 06351, 06356, 06359 | |
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 038 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Industriestraße 11 67269 Grünstadt | |
Website: | ||
Ortsbürgermeister: | Franz Adam (CDU) | |
Lage der Ortsgemeinde Neuleiningen im Landkreis Bad Dürkheim | ||

Neuleiningen ist eine Ortsgemeinde im pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim (Rheinland-Pfalz), die der Verbandsgemeinde Leiningerland angehört. Der Ort liegt 18 km nordwestlich von Ludwigshafen am Rhein am Rand der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar und ist eine staatlich anerkannte Fremdenverkehrsgemeinde und wird vor allem der Burg Neuleiningen wegen besucht.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geographie und GeologieBearbeiten
Orographisch gruppiert sich Neuleiningen rund um die auf 269,8 m Höhe gelegene Burg am Südhang des Grünstadter Bergs, eines 336,7 m erreichenden tertiären Kalkbergs, der gleichzeitig der südlichste und höchste eigenständige des Alzeyer Hügellands ist. Die Steilhänge unmittelbar südlich des Kernorts zum tief eingeschnittenen (unter 180 m) Eckbachtal sind jedoch aus Buntsandstein und damit noch dem Pfälzerwald zuzurechnen, dessen Erhebungen jenseits des Tals, am Leininger Sporn mit dem südlich gegenüberliegenden Battenberg, beginnen. Die geologische Grenze zieht sich mitten durch den Ort – die nördlich nur 200 m entfernte, etwas höher gelegene A 6 liegt bereits ganz auf tertiären Gesteinen. Westlich des Ortes bzw. des Grünstädter Bergs liegt das Eisenberger Becken mit der Stadt Eisenberg, das nach Süden und Westen vom Stumpfwald, einem flachwelligeren Teil des Pfälzerwalds, eingerahmt wird.[3][4]
Nach Osten breitet sich die von flachen Rebenhügeln des Leiningerlands durchzogene, 35 km breite Oberrheinische Tiefebene aus. Geologisch ist hier die Nahtstelle zwischen dem Pfälzerwald und dem tiefen Grabenbruch des Rheintals. Am Ostabhang des Sporns verläuft jene Bruchlinie, wo der einstige Boden des Oberrheingrabens über 10 km in die Tiefe sank und mit jüngeren Sedimenten zur jetzigen Ebene aufgefüllt wurde. Einige dieser Lockergesteine kommen auch dem Weinbau an den Hängen zugute.
Der Weiler Neuleiningen-Tal liegt südlich des Hauptorts im Tal des Eckbachs auf 183 m Höhe. Der Weiler Nackterhof sowie der noch kleinere, gut 1 km weiter südwestlich gelegene Weiler Nackterwäldchen liegen auf den Lössdecken des bis 328,6 m erreichenden Kleinen Donnersbergs. Dieser ist ein südlicher Randberg des Eisenberger Beckens, dessen Südosthang zum Eckbach ebenfalls aus Buntsandstein besteht.
GeschichteBearbeiten
Der Ortsname leitet sich vom Adelsgeschlecht der Leininger ab, das vormals das Leiningerland regierte und dessen Angehöriger Graf Friedrich III. im 13. Jahrhundert die Burg errichtet hat. Um diese herum setzte schon bald die Entstehung und Entwicklung des Dorfes ein, indem sich Menschen bei der Festung ansiedelten. Burg und Dorf gehörten ursprünglich zur Gemarkung Sausenheim und wurden erst später davon getrennt. Sausenheim (mit dem Gelände des späteren Neuleiningen) war Teil des Weißenburger Klosterbesitzes und von dort nur als Lehen an die Leininger vergeben. So dürfte das Bistum Worms an die hiesigen Eigentumsrechte gelangt sein, das laut Urkunde von 1308, Burg und Dorf Neuleiningen zu Lehen an die Grafen von Leiningen übertrug.[5] Der Bischof behielt sich hierbei jedoch eigenen Besitz in dem Dorf vor, benutzte selbst den südlichen Teil der Burg und hatte zudem eine große Amtskellerei an dem strategisch günstigen Platz. Seit frühester Zeit versuchten die Leininger auch den bischöflichen Anteil des Ortes, besitz- oder pachtweise zu erwerben, was aber stets am Widerstand der Wormser Oberhirten scheiterte. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Neuleiningen 1690 eingeäschert, die Grafen verlegten ihren Regierungssitz ins nahe Grünstadt. Nachdem die Hälfte des Leininger Ortsbesitzes bereits 1742 an das Fürstbistum Worms verpfändet worden war, verkaufte Graf Carl I. (1717–1787) den kompletten Leininger Anteil 1767 an den Wormser Bischof Johann IX. Philipp von Walderdorff, wodurch das Hochstift Worms, bis zum Ende der Feudalzeit, alleiniger Eigentümer von Neuleiningen wurde.[6]
Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erhielt Neuleiningen das Stadtrecht, verlor es jedoch wieder während der Zugehörigkeit zu Frankreich, nach der Französischen Revolution.[7] Die Gemeinde gehörte von 1816 bis 1946 zu Bayern, seither zum neu gegründeten Land Rheinland-Pfalz, hier wiederum bis 1969 zum zwischenzeitlich nicht mehr existenten Landkreis Frankenthal.
PolitikBearbeiten
GemeinderatBearbeiten
Der Gemeinderat in Neuleiningen besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.
Sitzverteilung im Gemeinderat:[8]
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2014 | 1 | 7 | 4 | 12 Sitze |
2009 | 1 | 8 | 3 | 12 Sitze |
2004 | 1 | 9 | 2 | 12 Sitze |
- FWG = Freie Wählergruppe Neuleiningen e. V.
WappenBearbeiten
Das Wappen der Gemeinde ist schrägrechts geteilt: Rechts unten in hellblauem Feld, von sechs goldenen Kreuzchen umgeben und rot bewehrt und bezungt, der nach rechts gewendete silberne leiningische Adler, links oben in schwarzem Feld, von zehn goldenen Kreuzchen umgeben und mit dem Bart schräg nach rechts oben zeigend, der silberne Schlüssel des Fürstbistums Worms.
Sehenswürdigkeiten und KulturBearbeiten
SehenswürdigkeitenBearbeiten
Die Geschichte vieler Bauwerke reicht bis ins Mittelalter zurück:
Burg Neuleiningen
Die Burg Neuleiningen hat typologisch die französischen Burgen des sogenannten „Kastelltyps“ der Île-de-France zum Vorbild. Sie wurde unter Graf Friedrich III. von Leiningen-Dagsburg in den 1240er Jahren erbaut und zählt damit zu den frühesten Kastellburgen auf deutschem Boden. Vom Aussichtsturm der Burg hat man eine hervorragende Sicht auf die Rheinebene im Osten sowie die Berge des Pfälzerwalds im Westen. Zu Füßen Neuleiningens liegen Sausenheim und Kleinkarlbach. Bei gutem Wetter sind auch Ludwigshafen am Rhein, Mannheim, der Odenwald und sogar startende Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen zu erkennen.
Burg Neuleiningen: Nordseite
Stadtbefestigung
Die Stadtbefestigung mit ihren vier Türmen wurde im Anschluss an die Burg errichtet und entstammt ebenfalls noch dem 13. Jahrhundert. Sie wurde im 15. Jahrhundert erneuert und ausgebaut. Von den vormals drei Stadttoren ist nur noch das westliche aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten.
Aborterker an der Westseite der Stadtmauer Neuleiningen
Nikolauskirche
Die Pfarrkirche St. Nikolaus wurde im 13. Jahrhundert als Burgkapelle zeitgleich mit der Burg erbaut. Sie wird auch Wallfahrtskirche der Gnadenmutter zu Neuleiningen genannt. Das Gnadenbild zum Fest Mariä Geburt am 8. September ist eine gotische Marienstatue mit Kind in einer Mandorla. Im 15. Jahrhundert wurde der Chor erweitert und der Turm angefügt. Der einschiffige Innenraum ist nach mehreren Restaurierungen stark verändert. Neben einer barocken Statue des heiligen Nikolaus mit segnender Hand beherbergt die Kirche noch mehrere spätgotische Holzskulpturen.
Bischöfliche Amtskellerei
Im Südwesten des Dorfes (Untergasse 40/42), direkt an der Stadtmauer, liegt die ehemalige Amtskellerei des Hochstifts Worms, bestehend aus Amtshaus (Renaissancebau, datiert 1594) und Schaffnerhaus (Bruchsteinbau mit Krüppelwalmdach). Das Ensemble der Bischöflichen Amtskellerei Neuleiningen ist von der Talstraße aus weithin sichtbar.
Pfarrhaus
Als Pfarrhaus dient der ehemalige Wachenheimer Hof (1561, stark verändert), das Wohnhaus der ehemaligen Burgverwalter der Herren von Wachenheim. Der Komplex gehörte zur Vorburg der Burg Neuleiningen.
Rathaus
Das Rathaus in der Mittelgasse gehörte ebenso wie die angegliederte Kirche im 14./15. Jahrhundert zum Karmeliterkloster Zum Heiligen Kreuz, das in der Reformation aufgehoben wurde. 1902 erwarb die Gemeinde den Komplex und baute ihn so um, wie er sich heute darstellt. Seit 1957 ist die Kirche, die von 1555 bis 1582 lutherisch und danach bis 1902 Synagoge war, wieder in evangelischem Eigentum.
Fachwerkhäuser
Gut erhaltene Fachwerkhäuser (16./17. Jahrhundert), z. T. mit Erker, prägen die engen Gassen des Ortskerns, insbesondere die parallel verlaufenden Bebauungen der Ober-, Mittel- und Untergasse.
Löwenskulptur und Marktbrunnen
Die auf einer Säule stehende Löwenskulptur am Marktbrunnen in der Mittelgasse stammt aus dem Jahre 1782. Sie trug früher die sogenannte Fasseiche (ein amtliches Eichgefäß für Weinfässer) und heute das Wappen der Fürstbischöfe von Worms.
Spülbrunnen
Unterhalb des Marktbrunnens ist in der Untergasse der Spülbrunnen erhalten. Er fing das in den Marktbrunnen ausgegossene Brauchwasser, das sich noch zum Spülen von Weinfässern eignete, in einem Becken auf.
Heiligenhäuschen und Scharfrichterkreuz
Nahe dem Ortseingang aus Richtung Sausenheim, befindet sich das sogenannte Heiligenhäuschen, eine mittelalterliche Friedhofskapelle. Direkt davor steht das Scharfrichterkreuz, gestiftet 1703, vom gräflich leiningischen Scharfrichter Servacius Westheim aus Tiefenthal. 1996 fand man dort die Überreste einer Frau und setzte sie auf dem nahen Friedhof bei. In der Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland (Band 13) heißt es darüber: „Kapelle und Kreuz leisten…einen wesentlichen Beitrag für den malerischen Charakter des Ortsbildes.“
Historischer Waschplatz
Im Hanggelände westlich des Ortsteils Neuleiningen-Tal befindet sich der historische Waschplatz von Neuleiningen. Er stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist eine der wenigen erhaltenen Anlagen dieser Art.
Regelmäßige VeranstaltungenBearbeiten
- Seit über 400 Jahren wird am Sonntag Laetare, drei Wochen vor Ostern, im Ortskern die Winterverbrennung gefeiert.
- Der Neuleininger Burgsommer, eine Konzertreihe im Neuleininger Burghof, findet an fünf Wochenenden im Juni/Juli statt.
- Am letzten Juliwochenende wird von den ansässigen Weingütern im Burghof das Burg-Weinfest veranstaltet.
- Seit 1990 wird am 1. und 2. Adventswochenende im Ortskern der Neuleininger Weihnachtsmarkt veranstaltet, der wegen der mittelalterlichen Umgebung ins Umland ausstrahlt.
ModellflugsportBearbeiten
Auf einer Anhöhe des Ortes befindet sich das Modellfluggelände der Abteilung Modellflug des Luftfahrtvereins Grünstadt und Umgebung.
Wirtschaft und InfrastrukturBearbeiten
WirtschaftBearbeiten
Der Weinbau ist vor dem Tourismus der Hauptwirtschaftszweig des Ortes. Die Weinberge liegen im Osten der Gemeinde an den Hängen zur Rheinebene hin. Die Hangneigung zur Morgensonne hat zwei Vorteile: Der Boden erwärmt sich früh nach der Abkühlung während der Nacht, und kältere Luftmassen können rasch in die Ebene abfließen, so dass es im Frühjahr nicht zu Frostschäden an den frischen Trieben kommt.
Der Weinbau in Neuleiningen hat Tradition. Im Ort gibt es mehrere Weingüter, deren Existenz bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Sie bauen sowohl Weißweine (Riesling, Chardonnay, Weißburgunder, Müller-Thurgau) als auch Rotweine (Spätburgunder, Dornfelder, Schwarzriesling, St. Laurent, Blauer Portugieser, Cabernet Sauvignon) an. Einige Weine reifen im Barriquefass. Kleinere Flächen werden auch mit neuen Rebsorten bestockt. Im Herbst wird in den Weingütern Neuer Wein angeboten, zu Weihnachten Glühwein aus eigener Produktion.
Das Restaurant „Alte Pfarrey“ wurde vom Guide Michelin mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.[9]
VerkehrBearbeiten
Der Ort liegt zwar abseits des großen Verkehrs, doch am Hang nördlich führt die Autobahn 6 (Mannheim–Saarbrücken) vorbei. Die nächste Anschlussstelle ist 4 km entfernt in Grünstadt. Dort besteht auch Anbindung an die Bundesstraße 271 (Bad Dürkheim–Monsheim) und die parallel verlaufende Linie der Pfälzischen Nordbahn.
PersönlichkeitenBearbeiten
EhrenbürgerBearbeiten
- Anton Rixner (1917–2010) leitete jahrelang den katholischen Kirchenchor Neuleiningen.
Personen, die vor Ort geboren wurdenBearbeiten
- Bertram Blum (* 1950), katholischer Theologe
Personen, die vor Ort gewirkt habenBearbeiten
- Alexander Esswein, Fußballer, spielte in seiner Jugend beim örtlichen Fußballverein.
- Frank Rüttger, Politiker (CDU), lebt vor Ort und ist dort aufgewachsen
LiteraturBearbeiten
- Literatur über Neuleiningen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2017, Gemeindeebene (Hilfe dazu).
- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten.
- ↑ Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
- ↑ GeoViewer der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hinweise)
- ↑ Freiburger Diözesan-Archiv, Bände 86–87, Herder Verlag, Freiburg, 1966, S. 151, (Ausschnittscan).
- ↑ Hans Heiberger: Neuleiningen, Geschichte einer Bergfestung, Heidelberger Verlagsanstalt, 1996, S. 13–37.
- ↑ Geschichtsdarstellung im Webauftritt der Gemeinde.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
- ↑ Jakob Strobel Y Serra: „Alte Pfarrey“ in Neuleiningen: Wein statt Bier, das rat’ ich dir. In: www.faz.net. Abgerufen am 25. Mai 2018.