Napier (Neuseeland)

Stadt und eine zur Region Hawke’s Bay zählende Verwaltungseinheit auf der Nordinsel von Neuseeland

Napier, offizielle Bezeichnung: Napier City, auf Maori Ahuriri, ist eine Hafenstadt und eine eigenständige Territorial Authority (Gebietskörperschaft) auf der Nordinsel von Neuseeland. In ihr befindet sich der Hawke’s Bay Regional Council und die Verwaltung für die Region Hawke’s Bay. Der Rat der Stadt Napier, die sich auch gerne City of Napier nennt, wird Napier City Council bezeichnet. Zusammen mit der rund zehn Kilometer südlich gelegenen Stadt Hastings bilden beide Städte den fünftgrößten Ballungsraum Neuseelands, der im Englischen oft als „the Twin Cities“ bezeichnet wird.

Napier
Napier City
Māori: Te Kaunihera o Ahuiri
Geographische Lage

Lage von Napier City
Foto von Napier

Das T & G Dome mit der ASB Bank im Vordergrund, beide im Art-déco-Stil
Gebietskörperschaft
Staat Neuseeland
Insel Nordinsel
Region Hawke’s Bay
Gebietskörperschaft City
Council (Rat) Napier City Council
Bürgermeister Kirsten Wise
Gründung Februar 1854
Postleitzahl 4110–4112
Telefonvorwahl +64 (0)6
UN/LOCODE NZ NPE
Website www.napier.govt.nz
Präsentation

Wappen
Beiname Art Deco Capital of the world
(Art-déco-Hauptstadt der Welt)
Geographie
Region-ISO NZ-HKB
Koordinaten 39° 29′ S, 176° 54′ OKoordinaten: 39° 29′ S, 176° 54′ O
Höchste Erhebung 142 m
Niedrigster Punkt Höhe Meeresspiegel
Fläche 105 km2
Einwohner 57 240 (2013[1])
Bevölkerungsdichte 545,14 Einw. pro km2
Statistische Daten
Öffentl. Einnahmen 86,3 Mio. NZ$ (2015[2])
Öffentl. Ausgaben 86,5 Mio. NZ$ (2015[2])
Anzahl Haushalte 24 792 (2013[1])
Ø Einkommen 26.000 NZ$ (2013[2])
Bevölkerungsanteil Māori 18,2 % (2013[1])
Anmerkungen
Am 3. Februar 1931 wurde Napier von einem Erdbeben der Stärke von 7,8 MS fast komplett zerstört.
NASA-Satellitenfoto der südlichen Hawke Bay mit den „Twin CitiesNapier und Hastings
Charles James Napier, der Namensgeber der Stadt
Frachtschiff mit einer Ladung Schafswollballen im Hafen von Napier im Jahr 1973
Das „Halsbury Chambers“-Gebäude im Art-déco-Stil aus dem Jahr 1932
Die Kuppel des „A & B Building“
Das Gebäude der National Tobacco Company Ltd.

Namensherkunft Bearbeiten

Im Februar 1854 machte Alfred Domett, der seinerzeit Magistrat der Provinz Hawke’s Bay war, den Vorschlag, die neu gegründete Stadt nach dem britischen General Charles James Napier zu benennen und entsprechend andere Ort der Region ebenfalls nach prominenten Persönlichkeiten, die sich um die Britische Ostindien-Kompanie verdient gemacht haben.[3]

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Napier City liegt am südlichen Ende der Hawke Bay an der Ostküste der Nordinsel, 145 km nordöstlich von Palmerston North. Südlich der Stadt mündet der Ngaruroro River in den Pazifischen Ozean und 5 km weiter westlich schließt die beginnende Berglandschaft die Ebene der schmalen Küste ab. Die Stadt verfügt über eine reine Landfläche von 105 km²[2] und zählte zum Census im Jahr 2013 57.240 Einwohner.[1] Damit ist Napier mit 542,9 Einwohner pro km² die Stadt mit der vierthöchsten Bevölkerungsdichte des Landes. Napier wird im Norden, Westen und Süden vom Hastings District umschlossen, während die östliche Grenze der Stadt durch die Küstenlinie der Hawke Bay gebildet wird.

Klima Bearbeiten

Die mittleren Tagestemperaturen liegen im Sommer bei 24 °C und darüber sowie im Winter um die 6 °C und dies bei einer Sonnenscheindauer von etwa 2100 Stunden pro Jahr. Entsprechend regenarm ist die Gegend von Napier City und bringt es auf lediglich 800 mm Niederschlag pro Jahr.[4]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Von den 57.240 Einwohnern der Stadt waren 2013 10.428 Einwohner Māori-stämmig (18,2 %). Damit lebten 1,7 % der Māori-Bevölkerung des Landes in der Stadt.[1]

Herkunft und Sprachen Bearbeiten

Die Frage nach der Zugehörigkeit einer ethnischen Gruppe beantworteten in der Volkszählung 2013 82,2 % damit, Europäer zu sein, 19,2 % gaben an, Māori-Wurzeln zu haben, 3,1 % kamen von den Inseln des pazifischen Raums und 3,5 % stammten aus Asien (Mehrfachnennungen waren möglich). 15,4 % der Bevölkerung gaben an, in Übersee geboren zu sein und 4,8 % der Bevölkerung sprachen Māori, unter den Māori 21,4 %.[5] Das durchschnittliche Einkommen in der Bevölkerung lag 2013 bei 26.000 NZ$, gegenüber 28.500 NZ$ im Landesdurchschnitt.[2]

Geschichte Bearbeiten

Bevor Europäer nach Neuseeland kamen und auch in der Region um Napier von dem Land der Māori Besitz ergriffen, lebten unterschiedliche Māori-Stämme in der Gegend, die heute zum Großraum von Napier gehört. Zuletzt waren es die Ngāti Kahungunu, die das Land besiedelten, und sie waren es, zu denen die ersten Europäer, wie James Cook in den Jahren 1769 und 1770, Kontakt hatten.

Händler, Walfänger und Missionare waren die ersten Europäer, die sich nach Bekanntwerden des neuen Landes auch in der Lagune und der Bucht des späteren Napier niederließen. In den 1850er Jahren folgten dann Farmer und Hoteliers. 1851 kaufte die Regierung den sogenannten Ahuriri-Block, benannt nach dem Māori-Chief Tu Ahuriri und zwei Jahre später kaufte der Regierungskommissar für Landangelegenheiten Donald McLean das Land, auf dem später Napier entstehen sollte. Zu dieser Zeit gehörte die Hawke’s Bay noch zur Provinz Wellington.[6]

Im Jahre 1854 wurde der Regierungskommissar und spätere Premierminister Alfred Domett als Magistrat für den Landblock Ahuriri eingesetzt. Seine Aufgabe war es, aus der Ansiedlung eine Stadt zu formen und Bebauungs- bzw. Entwicklungspläne zu erarbeiten. Er benannte die Siedlung nach dem britischen General Sir Charles Napier, der sich im kolonialen Indien für die britische Krone verdient gemacht hatte. 1858, nachdem Hawke's Bay eine eigenständige Provinz wurde, sollte Napier Hauptstadt der neuen Provinz werden.[7] 1874 wurde Napier dann zur Borough erhoben, bekam also den Status einer selbstverwalteten Stadt. Am 18. Januar 1875 wurde die erste Wahl zum Rat der Stadt abgehalten. Bis 1876 war Napier damit das administrative Zentrum der Region Hawke's Bay, doch mit dem Abolition of Provinces Act (Gesetz zur Abschaffung der Provinzen) wurde die Verwaltung der Region wieder Wellington zugeschlagen.[6]

Die Entwicklung der Stadt war seinerzeit größtenteils auf die Gegenden um den Hafen und der Bebauung der Insel Scinde Island beschränkt, die heute den Bluff Hill bildet. Das Siedlungsgebiet um Napier verteilte sich jedoch auf einige Inseln, zwischen denen sich ausgedehnte Sumpfgebiete befanden.[6] Dies änderte sich schlagartig, als Napier und die restliche Hawke's Bay am 3. Februar 1931 von einem Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 MS auf der Richter-Skala erschüttert wurde.[8] Napier wurde durch das Beben und das anschließende Großfeuer völlig zerstört, die Nachbarstadt Hastings schwer getroffen.

Durch das Erdbeben wurde der Erdboden um teilweise um bis zu 2,7 Meter angehoben[9], sodass aus der Ahuriri-Lagune sowie aus den großen Wattgebieten 40 km² Neuland entstanden. Auf diesem Land entstand Napiers neues Lifestyle-Zentrum Ahuriri.[10] Durch das Erdbeben verlor die Stadt auch ihre funktionierende Administration und die politische Führung, so dass bis 1933 eine von der Regierung eingesetzte, aus zwei Personen bestehende Kommission die Geschicke der Stadt bestimmte. Nach der Kommunalwahl im Jahr 1933 bekam die Stadt ihren Status einer Borough wieder zurück und erhielt 1950 schließlich die vollen Stadtrechte.[7]

Trotz der noch andauernden Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre wurde die Stadt Napier im Art-déco-Stil wieder aufgebaut. „Lasst uns eine neue Epoche beginnen“, sollte die Botschaft an die Menschen der Stadt sein. So wurden Architekturstudenten und Arbeitslose aus dem ganzen Land nach Napier gesandt und mit dem Wiederaufbau betraut. Die Pastellfarben entstanden dabei aus der Not heraus, wobei die Farben mit Wasser gestreckt wurden. Darüber hinaus war Art déco eine der günstigsten Varianten, um die Stadt wieder aufzubauen, da Betonplatten als preiswertes Baumaterial verwendet werden konnten und auch die Dekoration an den Häusern in diesem Stil relativ einfach war.

Napier war unter anderem einer der Austragungsorte bei der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1987, dem Cricket World Cup 1992, der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 2011 und dem Cricket World Cup 2015.

Politik Bearbeiten

Verwaltung Bearbeiten

Napier City hat zwölf Councillors (Ratsmitglieder), von denen sechs für das gesamte Stadtgebiet gewählt werden und die anderen sechs sich auf vier sogenannte Wards, die lokale Wahlbezirke darstellen, verteilen. Von ihnen werden je zwei Councillors vom Nelson Ward und Taradale Ward in den Rat entsandt und je ein Councillor vom Oenkawa/Tamatea Ward und Ahuriri Ward. Zusammen mit dem Mayor (Bürgermeister) bilden sie den City Council (Stadtrat).[11] Der Bürgermeister und die zwölf Ratsmitglieder werden alle drei Jahre neu gewählt.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Tourismus Bearbeiten

Napier wird aufgrund seiner einzigartigen Architektur und seinem angenehmen Klima von immer mehr Touristen besucht. Direkt am Meer verläuft die „Marine Parade“, eine reizvolle Uferpromenade. Hier befinden sich mehrere Attraktionen für Besucher, wie die gepflegten Gartenanlagen von „Sunken Gardens“, ein Kleingolfplatz sowie eine Rollschuhbahn.

Ein beliebtes Fotomotiv ist die Statue der Pania (englisch Pania of the Reef), der in der polynesischen Mythologie eine große Rolle zugemessen wird. Für die Stadt Napier hat die Statue in etwa die gleiche Bedeutung wie die Kleine Meerjungfrau für Kopenhagen.

Landwirtschaft Bearbeiten

Wegen des günstigen Klimas und der Ebene der Heretaunga Plains sind Napier und das benachbarte Hastings ein Zentrum für den Anbau von Früchten, wie zum Beispiel Äpfeln, Pfirsichen, der Kiwifrucht oder Weintrauben, sowie die Erzeugung von Weinen.

Industrie Bearbeiten

Die in Napier ansässigen Unternehmen sind vielfältig und über verschiedene Industriezweige verteilt. Neben Unternehmen aus dem Elektronikbereich befinden sich hier große Kunstdüngerproduzenten und Weinkeltereien. Napier hat das größte Schafwolle verarbeitende Unternehmen der Südhalbkugel. Weiterhin existiert in Napier eine bedeutende Tabakindustrie. Mit dem Hinweis auf „sinkenden Tabakkonsum“ kündigte British American Tobacco allerdings an, die ansässige Rothmans-Manufaktur nach Australien zu verlagern.

Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Straßenverkehr Bearbeiten

Verkehrstechnisch angeschlossen ist die Stadt durch die New Zealand State Highways 2 und 50, wobei letzterer in der Stadt beginnt und mit dem State Highways 2 parallel verlaufend nach Südwesten ins Landesinnere führt. Der State Highway 2 verbindet nach Norden hin die Stadt mit Gisborne.

Schienenverkehr Bearbeiten

Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Palmerston North–Gisborne, auf der seit 2001 planmäßig aber nur noch Güterverkehr stattfindet. Eine Stichstrecke bindet den Hafen an.[13]

Flugverkehr Bearbeiten

Knapp 5 km nordwestlich der Stadt befindet sich der Hawke’s Bay Airport, der auf einer verlandeten ehemaligen Lagune gebaut und 1963 seiner Bestimmung übergeben wurde.

Kultur Bearbeiten

Das vom Art déco Trust veranstaltete Art Déco Weekend zieht im Februar Besucher und Touristen aus aller Welt an. In verschiedenen Veranstaltungen lässt Napier das Leben und die Kultur der 1930er Jahre wieder auferstehen.

Seit 1993 wird jährlich das Open-Air Konzert Mission Estate Winery Concert auf dem Gelände der Mission Estate Winery nahe Napier veranstaltet. Headliner ist meist ein international bekannter Interpret. In der Vergangenheit traten schon Größen wie Ray Charles, Eric Clapton und Tom Jones auf.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Von Architektur-Interessierten wird Napier als die am besten erhaltene Art-déco-Stadt angesehen, nur in South Beach (Miami) befinden sich ähnlich viele Gebäude im Stil des Art déco. Obwohl einige der einzigartigen Gebäude in den 1960er bis 1980er Jahren durch Neubauten ersetzt wurden, ist der Großteil des Stadtzentrums, der seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz steht, fast vollständig erhalten. Viele Art-déco-Häuser wurden in den letzten Jahren restauriert. Besonders sehenswert sind das Masonic Hotel, das Criterion Hotel, das Daily Telegraph Building, die Country Wide Bank, das A&B Building, dessen Kuppel zum Wahrzeichen Napiers geworden ist, und das Theater mit seinen ägyptisch anmutenden Säulen und Bögen.

Das National Aquarium of New Zealand befindet sich am südlichen Ende der Marine Parade.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Panoramafoto Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Napier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage. City of Napier, abgerufen am 28. Februar 2014 (englisch).
  • Homepage. Art Deco Trust, abgerufen am 28. Februar 2014 (englisch).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e 2013 Census QuickStats about a place: Napier City - Population and dwellings. Statistics New Zealand, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  2. a b c d e Napier City Council. In: Local Councils. Department of Internal Affairs, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  3. Physical Development of Napier. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  4. P. R. Chappell: The Climate and Weather of Waikato. In: NIWA Science and Technologies Series. 3. Auflage. Number 58. National Institute of Water and Atmospheric Research, 2013, ISSN 1173-0382, S. 18, 25, 29 (englisch, Online [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 5. Juli 2016]).
  5. 2013 Census QuickStats about a place: Napier City - Cultural diversity. Statistics New Zealand, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  6. a b c Brief History. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  7. a b History of Napier City Council. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  8. M 7.8, Hawke's Bay, 3 February 1931. GeoNetGNS Science, abgerufen am 28. Februar 2014 (englisch).
  9. The Full Story of the Great Earthquake Disaster. In: The Weekender (Overseas Edition). Christchurch 25. Februar 1931, S. 1 (englisch).
  10. Earthquake 1931. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  11. Councillors. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  12. Napier Sister City Linkages. Napier City Council, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).
  13. Topo250 maps. Land Information New Zealand, abgerufen am 5. Juli 2016 (englisch).