Moschendorf (Burgenland)

Gemeinde im Bezirk Güssing, Burgenland
(Weitergeleitet von Nagysaroslak)

Moschendorf (ungarisch Nagysároslak, Németnagysároslak; kroatisch Šerešlaka)[1] ist eine Gemeinde mit 379 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Güssing im Burgenland in Österreich. Die Gemeinde ist Teil des Naturparks in der Weinidylle.

Moschendorf
Wappen Österreichkarte
Wappen von Moschendorf
Moschendorf (Burgenland) (Österreich)
Moschendorf (Burgenland) (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Güssing
Kfz-Kennzeichen: GS
Fläche: 13,18 km²
Koordinaten: 47° 3′ N, 16° 29′ OKoordinaten: 47° 3′ 23″ N, 16° 28′ 40″ O
Einwohner: 379 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 29 Einw. pro km²
Postleitzahl: 7546
Vorwahl: 03324
Gemeindekennziffer: 1 04 28
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Gemeindeweg 1
7546 Moschendorf
Website: www.moschendorf.at/
Politik
Bürgermeister: Thomas Behm (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(11 Mitglieder)
6
5
Insgesamt 11 Sitze
  • ÖVP: 6
  • SPuUA: 5
Lage von Moschendorf im Bezirk Güssing
Lage der Gemeinde Moschendorf (Burgenland) im Bezirk Güssing (anklickbare Karte)BildeinBocksdorfBurgauberg-NeudaubergEberauGerersdorf-SulzGroßmürbischGüssingGüttenbachHackerberg (Güssing)HeiligenbrunnHeugrabenInzenhofKleinmürbischKukmirnMoschendorfNeuberg im BurgenlandNeustift bei GüssingOlbendorfOllersdorf im BurgenlandRauchwartRohr im BurgenlandSankt Michael im BurgenlandStegersbachStinatzStremTobajTschanigrabenWörterbergBurgenland
Lage der Gemeinde Moschendorf (Burgenland) im Bezirk Güssing (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Kellergasse in Moschendorf mit Weinmuseum
Kellergasse in Moschendorf mit Weinmuseum
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im unteren Pinkatal im Südburgenland, direkt an der Staatsgrenze Österreich/Ungarn. Moschendorf ist die einzige Ortschaft in der Gemeinde. Im Gemeindegebiet befindet sich zudem der Ort Bergen Häuser.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Aufgrund der Grenzverhandlungen zwischen Österreich und Ungarn 1922/1923 wurde der nördliche Nachbarort an der Pinka, Prostrum/Szentpéterfa, an Ungarn rückgegliedert. Da der südliche Nachbarort, Pinkamindszent, ebenfalls zu Ungarn gehört, grenzt das Gemeindegebiet im Norden, Osten und Süden an Ungarn, nur im Westen an das Inland.

Eberau
Strem   Ungarn
Heiligenbrunn

Geschichte Bearbeiten

Archäologische Funde belegen eine menschliche Bau- und Siedlungstätigkeit im unteren Pinkatal vor ca. 7.500 Jahren. Später, zur Zeit des Römischen Reiches war die Gegend Teil der Provinz Pannonia superior. Während der nächsten Jahrhunderte kam es durch Völkerwanderung und Kriegswirren zu einem regelmäßigen Herrschaftswechsel (siehe Geschichte des Burgenlandes), bis die Gegend schließlich um 900 Teil des Großfürstentums Ungarn wurde.[2]

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im 13. Jahrhundert. 1482 wurde der Ort Sároslak (ungarisch sáros ‚Sumpf‘; ungarisch lak ‚Wohnstätte‘) genannt, 1564 schien er als Németsároslak (ungarisch német ‚deutsch‘) auf. Aus dem Jahr 1600 stammt der älteste vorhandene Beleg zum deutschen Namen Moschendorf (mittelhochdeutsch mos ‚Moos‘).

Verheerungen durch Kriege entstanden 1532 und 1605; 1636 und 1836 zerstörten Brände den Ort. 1713 wurden Kirche und Pfarrschule errichtet. 1773 entstand die heutige Pfarrkirche, der Ort hatte damals 764 Einwohner. 1882 wurde die Freiwillige Feuerwehr Moschendorf gegründet. Im Jahr 1900 wurden 1.215 Einwohner gezählt.

Der Ort gehörte, wie das gesamte Deutsch-Westungarn bis 1921 zu Ungarn. Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Nagysároslak (nagy = groß) verwendet werden. Deutsch-Westungarn wurde nach dem Ersten Weltkrieg in den Verträgen der Siegermächte mit Österreich (Vertrag von Saint-Germain) 1919 und mit Ungarn (Vertrag von Trianon) 1920 Österreich zugesprochen. Die Österreicher nannten es Burgenland und konnten es 1921 in Besitz nehmen (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

Die Not der Bevölkerung war um 1900 so groß, dass viele Menschen in die USA auswanderten. Vor allem Personen, die keinen Besitz hatten (Holden) und zumeist als Tagelöhner ihr Geld verdienten, brachen Richtung Amerika auf. Die Verdienstmöglichkeiten in den USA waren so gut, dass auch viele Arbeitsemigranten dabei waren. Sie schickten das Geld nach Hause zu ihrer Familie, die ein Haus oder Wirtschaftsgebäude bauten oder auch ihren Grundbesitz damit vermehrten. Die mit diesem Geld erbauten Häuser stachen bei einem Spaziergang durch das Dorf besonders heraus, da sie prunkvoller und größer als die anderen Häuser waren. Das in den USA erarbeitete Geld wurde auch dazu verwendet, den Geschwistern ihren Erbteil auszuzahlen. Zu dieser Zeit wuchsen viele Kinder bei den Großeltern auf, denn die Eltern verdienten Geld in Amerika. Viele von den Arbeitsemigranten kamen wieder in ihre Heimat zurück, obwohl sie es in Amerika besser hatten als hier. 1930 bis 1938 wanderten auf Grund der Wirtschaftskrise viele Moschendorfer in die USA aus. „Es leben mehr Moschendorfer in Amerika als hier“ heißt es in einer ausgehängten Dorfchronik. 1939 wurden nur mehr 715 Einwohner gezählt.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Gegend um Moschendorf im Frühjahr 1945 zwei Wochen Kampfgebiet, als die Rote Armee, von Ungarn kommend, westwärts vordrang.

1970 wurde der Ort in die Großgemeinde Strem eingegliedert. 1996 wurde Moschendorf wieder selbständige Gemeinde.[3]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten


Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kellerstöckl im Weinmuseum

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Gemeinderatswahl
 %
60
50
40
30
20
10
0
57,49 %
(−1,48 %p)
42,51 %
(+1,48 %p)
SPuUAA1
2017

2022


Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Anzahl der Wahlberechtigten insgesamt 11 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2022[4] 2017[5] 2012[6] 2007[7] 2002[8] 1997[8]
Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M. Sti. % M.
ÖVP 192 57,49 6 217 58,97 7 254 65,97 7 255 63,12 7 265 68,65 8 256 70,14 8
SPuUAA1 142 42,51 5 151 41,03 4 131 34,03 4 nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert
SPÖ nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert 149 36,88 4 121 31,35 3 109 29,86 3
Wahlberechtigte 378 399 419 421 418 395
Wahlbeteiligung 93,92 % 95,24 % 96,18 % 97,15 % 93,54 % 95,95 %
A1 
SPÖ und Unabhängige

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeister ist seit 2022 Thomas Behm (ÖVP).[9]

Nachdem Peter Schlaffer (ÖVP), der seit der Ausgliederung von Strem 1996 der Gemeinde vorstand, am 29. Februar 2012 sein Amt zurücklegte, wurde am gleichen Tag Werner Laky vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt.[10] Bei der Bürgermeisterdirektwahl am 7. Oktober 2012 musste sich Laky den Wählern stellen. Da es keinen Mitbewerber gab, war seine Wahl mit 82,62 % lediglich ein Formalakt.[6] Bei der Wahl am 1. Oktober 2017 hatte er in Cornelia Kedl-Oswald (SPÖ und Unabhängige) eine Mitbewerberin. Mit 60,65 % wurde Laky als Bürgermeister bestätigt, Kedl-Oswald kam auf 39,35 %.[5]

In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats wurde Cornelia Kedl-Oswald zur Vizebürgermeisterin gewählt.[11]

Amtsleiterin ist Klaudia Jost.[12]

Wappen Bearbeiten

  Das Wappen wurde der Gemeinde am 16. Juni 1998 von der Burgenländischen Landesregierung verliehen.[13]

Blasonierung: „In dem von Grün und Gold gespaltenen Schild ein farbverwechseltes Haus; das Haus wird überhöht von einem grünen Rebstock mit zwei Trauben (vorne) und einem einwärts steigenden Ochsen (hinten).
Die Gemeindefarben sind grün-gold.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger Bearbeiten

  • 2019: Verena Dunst (* 1958), österreichische Politikerin (SPÖ), Landesrätin der Burgenländischen Landesregierung 2000–2019, Landtagspräsidentin des Burgenländisches Landtags seit 2019, lebt in Moschendorf und ist hier aufgewachsen[14]
  • 2019: Peter Schlaffer, Bürgermeister von Moschendorf 1996–2012[15]

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Moschendorf, Burgenland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 86.
  2. Sonja Radakovits-Gruber: Pinkaboden-Dörfer feiern heuer 800-Jahre-Jubiläum. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter Burgenland, 13. September 2021, abgerufen am 13. September 2022.
  3. Fast alle Daten des Abschnitts Geschichte aus der erwähnten Dorfchronik, Abb. in Hans-Jörg Vogler, Johann Scheibner: Eine kulinarische Entdeckungsreise durch das Burgenland, Umschau, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 3-86528-315-2, S. 162
  4. Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  5. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2017 in Moschendorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 29. Oktober 2017, abgerufen am 17. Januar 2020.
  6. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2012 in Moschendorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 4. November 2012, abgerufen am 17. Januar 2020.
  7. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2007 in Moschendorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2007, abgerufen am 17. Januar 2020.
  8. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2002 in Moschendorf. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2002, abgerufen am 17. Januar 2020.
  9. Mein Bürgermeister. Gemeinde Moschendorf, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  10. BVZ vom 29. Februar 2012: Ortschef Schlaffer tritt zurück (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  11. Kontakte. Gemeinde Moschendorf, abgerufen am 6. Oktober 2022.
  12. Gemeinde Moschendorf: Gemeindeamt (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  13. Gemeinde Moschendorf: Wappen (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  14. https://www.bvz.at/guessing/moschendorf-zwei-neue-ehrenbuerger-moschendorf-verena-dunst-peter-schlaffer-175906885# (abgerufen am 7. Dezember 2019)
  15. https://www.bvz.at/guessing/moschendorf-zwei-neue-ehrenbuerger-moschendorf-verena-dunst-peter-schlaffer-175906885# (abgerufen am 7. Dezember 2019)