Newag

polnisches Unternehmen, das Schienengeräte herstellt
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Newag Spółka Akcyjna ist ein polnisches Unternehmen mit Sitz in Nowy Sącz, das auf die Herstellung und Instandhaltung von Schienenfahrzeugen spezialisiert ist. In der heutigen Newag-Gruppe sind die Unternehmen „Newag Nowy Sącz“ und „Newag Gliwice“ vereint. Newag Nowy Sącz wurde 1876 ebenda als Kaiserlich-Königliche Eisenbahnwerkstätten gegründet und trug später den Namen ZNTK Nowy Sącz. Newag Gliwice wurde 1899 als Königliche Eisenbahn-Lokomotivwerkstätte gegründet, später in ZNLE Gliwice umbenannt und 2008 von Newag Nowy Sącz übernommen.[2] Die Produktpalette umfasst Herstellung, Modernisierung und Reparatur von Eisenbahnfahrzeugen sowie die Fertigung und Wartung von Maschinenanlagen.

Newag

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN PLNEWAG00012
Gründung 1876
Sitz Nowy Sącz, Polen Polen
Leitung
Mitarbeiterzahl 1.663[1]
Branche Schienenfahrzeug-Hersteller
Website www.newag.pl

Lokomotiven Bearbeiten

Newag 311 Bearbeiten

Basierend auf Lokomotiven der PKP-Baureihe ST44 baut Newag seit 2007 Dieselloks des Typs Newag 31. Aufbauend auf den alten Lokomotivrahmen erhielten die Loks neue Motoren sowie einen neuen Aufbau und neue Führerstände. Sie sind in Polen im Einsatz.

Newag 6Dg Bearbeiten

Als Basis für die Newag 6Dg Lokomotiven, die seit 2007 gefertigt werden, dienen alte Fahrzeuge der PKP-Baureihe SM42. Sie erhielten einen neuen emissionsarmen Motor sowie einen neuen Aufbau und Führerstand. Die 138 gefertigten Lokomotiven sind zum Großteil bei PKP Cargo im Einsatz.

Newag 15D/16D Bearbeiten

Bei den Fahrzeugen der Bauart Newag 15D (Normalspur) / Newag 16D (Breitspur) werden nur die Drehgestelle der Spenderlokomotiven der PKP-Baureihe SM48 verwendet. Die sechs seit 2010 gefertigten Loks erhielten einen komplett neuen Aufbau mit neuem Führerstand, Motor und Getriebe und sind in Polen im Einsatz.

Newag Dragon Bearbeiten

Die Elektrolokomotiven der Bauart Newag E6ACT „Dragon“ sind eine komplette Eigenentwicklung. Erstmals vorgestellt wurde die sechsachsige Lokomotive auf der Messe TRAKO 2009, Ende 2011 wurde die erste Maschine gefertigt. Die polnischen Eisenbahnverkehrsunternehmen STK und Lotos Kolej haben je vier und fünf Exemplare bestellt. Bis zum Mai 2014 wurden diese Lokomotiven ausgeliefert.[3] Newag bietet auch eine Diesel- und eine Dreisystemvariante der Dragon an; Lokomotiven dieser Varianten wurden bislang aber noch nicht produziert.

Newag Griffin Bearbeiten

Lokomotiven der Newag Griffin-Produktgruppe sind in verschiedenen Varianten erhältlich. Als Konkurrenzprodukt zur TRAXX und zum Vectron können sie für unterschiedliche Stromsysteme (3 kV =, 15 kV ~ und 25 kV ~) ausgelegt werden. Die Leistung der Elloks beträgt 5,6 MW, die der Dieselloks 2,3 MW; die Höchstgeschwindigkeit variiert je nach Variante zwischen 160 km/h und 200 km/h. 2012 wurde der erste Prototyp mit der Typenbezeichnung E4MSU auf der InnoTrans in Berlin vorgestellt und seitdem vielfachen Tests unterzogen. PKP Intercity bestellte 30 Loks der Variante E4DCU, die als EU160 polnische Intercity ziehen.[4]

Dieseltriebwagen Bearbeiten

 
Dieseltriebwagen Newag 220M

Newag 220M/221M Bearbeiten

2010 bis 2014 wurden die zwei- und dreiteiligen Dieseltriebwagen der Baureihe Newag 220M/221M gefertigt. 14 Fahrzeuge werden in Polen im Regionalverkehr eingesetzt.

Newag 222M Bearbeiten

Mit dem 222M gibt es einen auch aktuelle Normen, u. a. zur Kollisionssicherheit (EN 15227), erfüllenden Dieseltriebwagen im Programm.[5] Das einzige bisher gebaute Exemplar für die Koleje Mazowieckie ist 43 m lang, 2,84 m breit, wird durch zwei 390 kW leistende Dieselmotoren angetrieben und erreicht 130 km/h. Die Einstiegshöhe beträgt 600 mm.

Newag 226M „Vulcano“ Bearbeiten

 
DMU 003

Für die Ferrovia Circumetnea wurden 2016 vier Doppeltriebwagen in der Spurweite 950 mm geliefert. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h und sie sind für 100 Personen ausgelegt.

Elektrotriebwagen Bearbeiten

Newag 14WE Bearbeiten

Basierend auf Triebwagen der PKP-Baureihe EN57 wurde 2005 die Baureihe Newag 14WE gebaut. Die Triebwagen erhielten moderne Motoren und einen komplett neuen Aufbau und Innenraum. Sie sind bei der Szybka Kolej Miejska in Warschau als Stadtschnellbahn im Einsatz. Ein Triebwagen wurde als EN61 an die polnische Eisenbahn PKP geliefert.

Newag 19WE Bearbeiten

2008 wurde die Baureihe Newag 19WE vorgestellt, von der 5 Triebwagen an Szybka Kolej Miejska geliefert wurden. Die vierteiligen Züge werden als Schnellbahn eingesetzt.

Newag Impuls Bearbeiten

Seit 2012 werden die zwei- bis sechsteiligen Triebwagen der Bauart Newag Impuls gefertigt. Neben Elektrotriebzügen werden auch bimodale und Dieselzüge angeboten. Der Erstauftrag enthält 21 Fahrzeuge der Szybka Kolej Miejska, die als Schnellbahn im Großraum Warschau eingesetzt werden. Diese erhalten je nach Ausführung die Bezeichnung 31WE, 35WE, 36WE und 37WE. Der Impuls wurde an die Bahnen weiterer Woiwodschaften ausgeliefert und ist dort in verschiedenen Varianten und Farbgebungen im Einsatz. Newag konnte diese Fahrzeugfamilie auch außerhalb Polens, zum Beispiel an die Ferrovia SudEst in Italien, verkaufen. Eine Weiterentwicklung trägt den Namen Impuls 2.

EN57 Bearbeiten

Im Jahr 2006 beteiligte sich Newag an der Modernisierung der PKP-Baureihe EN57. Die Triebwagen erhielten neue Antriebseinheiten und eine neue Front, in die ein moderner Zugzielanzeiger integriert ist. Der Innenraum wurde komplett neu bestuhlt und mit Mehrzweckabteilen ausgestattet. Zusammen mit alten Fahrzeugen sind die insgesamt 75 modernisierten Triebwagen im polnischen Nahverkehr eingesetzt.

EN71 Bearbeiten

2009 und 2012 modernisierte Newag 3 Triebwagen der PKP-Baureihe EN71. Alle technischen Komponenten wurden modernisiert und der Innenraum wurde erneuert. Sie sind in Polen im Vorortverkehr im Einsatz.

Straßenbahn Bearbeiten

 
Nevelo auf Testfahrt

Newag Nevelo Bearbeiten

Mit dem dreiteiligen Straßenbahntriebwagen Newag Nevelo fertigt Newag seit 2012 erstmals Straßenbahnfahrzeuge. Der Triebwagen wurde unter anderem auf der InnoTrans 2012 in Berlin gezeigt. Der erste Prototyp wurde von 2013 bis 2016 im laufenden Betrieb bei der Krakauer Straßenbahn getestet, jedoch aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht akzeptiert.[6]

Reisezugwagen Bearbeiten

Im Auftrag der polnischen Eisenbahn PKP wartet und repariert Newag Reisezugwagen. Unter anderem werden Hauptuntersuchungen und Modernisierungen durchgeführt.

Kritik Bearbeiten

Die in der Baureihe Impuls 45WE verbaute Computersoftware setzte Züge dauerhaft außer Betrieb, wenn sie in Werkstätten von Konkurrenten gewartet wurden oder durch diese bestimmte Bauteile ausgetauscht wurden. Eine Wiederinbetriebnahme war nur mittels undokumentierter Softwareeingriffe möglich. Nachdem Newag Wartungsverträge an Konkurrenten verlor, fielen Züge zahlreicher Eisenbahnunternehmen daher monatelang aus, was zu erheblichen Verkehrseinschränkungen und in einem Fall zu einer geplanten Rückübertragung der Wartung an Newag führte.[7][8] Um ihre Züge wieder in Betrieb zu setzen, beauftragten die Niederschlesischen Eisenbahnen (KD) die auf Cybersicherheit und Reverse Engineering spezialisierte Gruppe Dragon Sector mit der Untersuchung der Fahrzeugsoftware. Die Gruppe konnte nachweisen, dass der Hersteller absichtlich Software-Updates auf die Fahrzeuge aufspielte, die das Anfahren der Züge verhinderte. Dies wurde unter anderem durch Geofencing erreicht.[9] Newag kündigte an, Dragon Sector und KD zu verklagen, was jedoch laut eigener Aussage von Mitgliedern der Hackergruppe bisher (Stand: Januar 2024) nicht geschehen ist.[10][11]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Newag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Beschreibung des Unternehmens (Memento vom 16. Januar 2013 im Internet Archive) auf newag.pl
  2. Historia. Newag SA, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. September 2014 (polnisch, englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.newag.pl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Newag Dragon. In: Railcolor. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. November 2014; abgerufen am 20. September 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.railcolor.net
  4. Newag Griffin. In: Railcolor. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Dezember 2014; abgerufen am 20. September 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.railcolor.net
  5. Diesel Multiple Units 222M. Newag S.A., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Mai 2015; abgerufen am 6. Juni 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newag.pl
  6. Michał Smajdor: Newag 126N Nevelo. Abgerufen am 16. Februar 2018 (polnisch).
  7. Sebastian Grüner: "Inkompetenter" Zughersteller will Hacker verklagen. In: Golem. 15. Dezember 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  8. Adam Haertle: O trzech takich, co zhakowali prawdziwy pociąg – a nawet 30 pociągów. In: Zaufana Trzecia Strona. 5. Dezember 2023, abgerufen am 6. Dezember 2023 (polnisch).
  9. Ashley Belanger: Mysteriöse Ausfälle: Hersteller blockiert Züge bei Reparatur durch Dritte. In: Heise. 19. Dezember 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  10. Sebastian Grüner: "Inkompetenter" Zughersteller will Hacker verklagen. In: Golem. 15. Dezember 2023, abgerufen im Dezember 2023.
  11. Redford, q3k, MrTick: Breaking "DRM" in Polish trains. In: media.ccc.de. 28. Dezember 2023, abgerufen am 3. Januar 2024 (englisch, Vortragsaufzeichnung vom Chaos Communication Congress 2023).