Muhō Nölke

deutscher Zenmeister, Autor und Übersetzer

Muhō (jap. (ネルケ)無方, (Neruke) Muhō, eigentlich Olaf Nölke; * 1968 in Berlin) ist ein deutscher Zenmeister, Autor und Übersetzer. Er stand zwischen 2002 und 2020 dem japanischen Kloster Antaiji in der Präfektur Hyōgo als neunter Abt vor.[1][2] Er ist damit der erste und bisher einzige deutsche Abt in Japan. In Deutschland ist er auch durch seine Übersetzungen der Werke Sawaki Kōdōs bekannt, dessen Traditionslinie er in Japan als Stammhalter vertritt. Er ist in den traditionellen Medien und im Internet sehr präsent.

Muhō Nölke als Abt im japanischen Kloster Antai-ji (2009)
Muhõ (2023) im Kô Getsu An (Einsiedelei klarer Mond) ein Soto- und Rinzai-Zendo in Hennef-Blankenbach (Deutschland)

Leben Bearbeiten

Muhō wurde als Olaf Nölke in Berlin geboren, wuchs aber in Braunschweig und Tübingen auf. Im Alter von sieben Jahren verlor er seine Mutter und stellte sich früh die Frage nach dem Sinn des Lebens.[3] Weder sein Vater noch seine Lehrer konnten ihm diese existentielle Frage beantworten, so dass ihn während seiner Pubertät Depressionen bis hin zur Frage nach dem Freitod begleiteten.[4] Ab seinem 16. Lebensjahr kam er als Gymnasiast in einem Braunschweiger Internat mit Zen in Kontakt.[5] Zum ersten Mal wurde Muhō beim Zazen im Gymnasium bewusst, dass er einen Körper hatte und dass Körper und Geist eine Einheit sind, dass auch diese Haltung Einheit und die Wahrnehmung der Welt bestimmen: „... da wusste ich, dass es das ist, was ich mein Leben lang machen möchte“.[3] Für die nächsten drei Jahre praktizierte er täglich Zazen und ihm wurde bald bewusst, dass er diesen Weg sein Leben lang fortsetzen wollte. Am Ende seiner Gymnasialzeit leitete er zum ersten Mal seine ursprüngliche Meditationsgruppe.[4]

Während des Studiums (1987–1993) der Japanologie, Philosophie und Physik an der Freien Universität Berlin praktizierte er von 1987 bis 1990 Zen bei Ludger Tenryu Tenbreul, einem langjähriger Schüler von Taisen Deshimaru und verbrachte anschließend das Jahr 1990 in Japan. Sechs Monate davon wohnte er im Sōtō-Zen Tempel Antai-ji, wo er später auch zum Zenmeister ausgebildet wurde. Nach dem Abschluss des Magisterstudiums ordinierte er ebendort und erhielt den Namen „Muho“. Der Name bedeutet „offen für alle Richtungen sein“. Unter der Leitung von Keidō Fukushima (1933-2011), einem japanischen Rinzai-Zenmeister, der dem Tōfuku-ji in Kyōto als Abt vorstand, praktizierte er dort von Oktober 1995 bis August 1996.

Am Anfang seiner Ausbildung im Antai-ji sagte sein Meister: „Du erschaffst Antai-ji. Was du hier sehen und erfahren kannst, liegt an dir. Du musst Buddha werden. Wenn du in Antai-ji nicht zum Buddha wirst, gibt es Buddha nirgendwo. In gewisser Weise geht es nur um dich.“ Nachdem er einige Fehler als Tenzo (Koch) machte, sagte sein Meister das Gegenteil: „Es geht hier nicht um dich!“ Durch diesen Widerspruch wurde ihm bewusst, dass Zen-Praxis auch bedeutet, von sich selbst abzusehen, um sich in jeder kleinen Erfahrung wiederzufinden.[6]

Nach Abschluss seiner Ausbildung in Antai-ji erhielt Muhō 1999 die Übertragung des Dharma (Shihō) von seinem Meister Shinyū Miyaura, dem 8. Abt von Antai-ji. Er wurde damit als eigenständiger Meister der Sōtō-Schule anerkannt.[7] Nach dem Tod seines Meisters 2002 wurde er zum Abt ernannt. In Antai-ji lebte er mit einer Gruppe von Novizen, aber auch mit seiner Frau und drei Kindern.[3] Nachdem er zum Nachfolger seines Meisters berufen worden war, wurde er sowohl in Japan als auch im Ausland, insbesondere in Deutschland und der Schweiz, als Zenlehrer aktiv.[5]

2020 gab er sein Amt als Abt an eine Japanerin weiter und zog wieder mit seiner Familie nach Osaka.[6]

Medien Bearbeiten

Muhō ist Autor von rund zwanzig Büchern in deutsch und japanisch, übersetzte Bücher des japanischen Zen-Meisters Kodo Sawaki und des Philosophen Hitoshi Nagai ins Deutsche und ist im Radio und Fernsehen sowie im Internet sehr präsent (in Blogs wie auf YouTube und X das frühere Twitter …).[8]

So war er z. B. Hauptperson des ARD-Dokumentarfilms Der Abt von Antaiji (2005) und spielte sich selbst in Zen for Nothing (2016) von Werner Penzel. Seit 2016 unterrichtet er auch im Priesterseminar des Chigenji in der Präfektur Kyoto.[9]

In seinen Medienbeiträgen widmet er sich den alltäglichen Fragen von Glück und Gelassenheit sowie von Tod und Leben. Er vermittelt dabei einen verständlichen Einblick in den Zen-Buddhismus und zeigt auf, wo sich dieser in weltlichen und christlichen Werten wiederfinden lässt. Das Leben im Augenblick und die Kunst des Loslassens (Ariyasaavaka), zentrale Aspekte des Zen-Buddhismus werden dabei erklärt und es wird aufgezeigt, wie sie gelebt werden können.[10][8]

Veröffentlichungen Bearbeiten

 
Viele Werke des Zen-Meisters Kodo Sawaki wurden von Muhō Nölke aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt

Auf Deutsch Bearbeiten

Bücher Bearbeiten

Andere Beiträge Bearbeiten

Auf Japanisch Bearbeiten

Übersetzungen Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ulla Steuernagel: Ein Meister des Sitzens. Ex-Tübinger steht einem Zen-Kloster vor. (Memento vom 25. Juli 2014 im Internet Archive) Schwäbisches Tagblatt, 3. August 2010
  2. Antaiji – Abt Muho. Abgerufen am 13. April 2020.
  3. a b c „Echtes Glück bedeutet, auch unglücklich sein zu können“. In: Zen-Meister Muho Nölke. Abgerufen am 2. April 2021.
  4. a b Abt Muho: Zazen oder der Weg zum Glück. Rowohlt, 2007, ISBN 978-3-499-62203-8.
  5. a b Glück los. (Memento vom 25. Juli 2014 im Internet Archive) MAY Magazine, 14. September 2011
  6. a b Muhō Nölke »Bis heute ist noch jedem das Sterben gelungen.« In: Muhō Nölke. Abgerufen am 2. April 2021.
  7. Zen-Meister | Muhô Nölke. In: Zen-Guide Deutschland, Zen-Meister | Muhô Nölke. Zen-Guide Deutschland, abgerufen am 4. Februar 2021.
  8. a b Muho Nölke: Muho Nölke. In: YouTube de. Abgerufen am 1. Mai 2021.
  9. Homepage Chigen-ji bei chigenji.com
  10. „Der Mond leuchtet in jeder Pfütze“ – Lesung und Gespräch mit Abt Muho. Abgerufen am 4. April 2021.
  11. Hans Durrer: Warum wir uns vor dem Tod nicht fürchten müssen (Memento vom 18. Oktober 2016 im Internet Archive) Huffington Post, 12. Oktober 2016