Mudersbach (Hohenahr)

Ortsteil von Hohenahr

Mudersbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Hohenahr im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Mudersbach
Gemeinde Hohenahr
Koordinaten: 50° 41′ N, 8° 29′ OKoordinaten: 50° 41′ 13″ N, 8° 29′ 17″ O
Höhe: 272 (270–310) m
Fläche: 4,17 km²[1]
Einwohner: 487 (30. Jun. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35644
Vorwahl: 06444
Mudersbach – Ansicht über den Aartalsee
Mudersbach – Ansicht über den Aartalsee

Geographie Bearbeiten

Das Straßendorf liegt im Gladenbacher Bergland direkt am südlichen Ende der Aartalsperre. Im Ort treffen sich die Landesstraßen 3052 und 3287. Mudersbach hat etwa 500 Einwohner.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Die Landschaft des oberen Aartals war in fränkischer Zeit altes Reichsgut. Das Gemarkungsgebiet von Mudersbach gehörte damals zum Erdehe-Gau. Die Zehnten gehörten hier im Hochmittelalter dem Bistum Speyer. Von einem Dorf selbst ist zu jener Zeit allerdings noch nicht die Rede. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Mudersbach erfolgte im Jahr 1212 unter dem Namen Mudirsbach.[2][3]

 
Wappen der Herren von Mudersbach

Das Bistum Speyer hatte seinen umfangreichen Besitz an verschiedene adlige Familien zu Lehen gegeben. Eine dieser Familien dürften die erstmals 1212 erwähnten Ritter von Mudersbach gewesen sein, die ihren Sitz auf einer am südwestlichen Ortsrand gelegenen Wasserburg gehabt haben sollen, von der sich jedoch keine Reste erhalten haben. Noch 1937 wird allerdings die Flurbezeichnung Im Burggraben aufgeführt. Die Burg, die vielleicht nur ein von Gräben gesichertes Steinhaus gewesen sein mag, wurde vermutlich in der Dernbacher Fehde zerstört. Eine weitgehende Übereinstimmung der Wappen lässt eine Verwandtschaft des Mudersbacher Rittergeschlechts mit den Dynasten von Greifenstein vermuten. Die Nachfahren der Familie standen als Amtsleute oder Burgmänner in den Diensten anderer Territorialherren. Im Mudersbacher Raum selbst hatten sie nach dem 13. Jahrhundert keine politische Bedeutung mehr. Mit Daniel von Mudersbach starb das Geschlecht im Jahre 1600 aus.

Im 13. Jahrhundert waren dann zunächst die Herren von Bicken begütert, die ihren Zehnten zu Mudersbach jedoch 1294 und 1295 an die Grafen von Solms verkauften, wodurch diese hier wie in weiteren Dörfern der Umgebung die Landesherrschaft errangen. Bei einer späteren Teilung der Grafschaft Solms in die Linien Solms-Braunfels und Solms-Lich in den Jahren 1432 und 1436 fiel Mudersbach an Solms–Lich und wurde verwaltungstechnisch dem Amt Hohensolms zugeordnet.

Seit 1351 mussten sich die Grafen von Solms die Landesherrschaft mit den Landgrafen von Hessen teilen. Mudersbach lag damit für die nächsten Jahrhunderte im gemeinsamen Einflussbereich von Hessen und Solms. Als das gemeinschaftlich verwaltete Gebiet 1629 aufgeteilt wurde, wurde Mudersbach ganz dem Haus Solms-Hohensolms (ab 1718 Solms-Hohensolms-Lich) zugeschlagen und blieb dem Amt Hohensolms zugeordnet. Es stand unter der Leibeigenschaft und war zunächst den hessischen Landgrafen sowie den Grafen von Solms, ab 1629 dann nur noch den Grafen von Solms frondienst- und abgabenpflichtig, bis es 1806 an Nassau und 1815 an Preußen kam. Es gehörte fortan zur preußischen Amtsbürgermeisterei Hohensolms im Landkreis Wetzlar. 1934 erlangte der Ort nach Auflösung der Amtsbürgermeistereien im Kreis für knapp vier Jahrzehnte seine Selbstständigkeit.

In kirchlicher Hinsicht gehört der Ort schon seit dem Mittelalter ununterbrochen als Filial zum Kirchspiel Altenkirchen. Im 16. Jahrhundert wurde im Rahmen der Reformation das evangelisch-lutherische Bekenntnis eingeführt. 1606 wechselte die Kirchengemeinde vorübergehend zum reformierten Bekenntnis, kehrte jedoch 1624 zum lutherischen zurück. Unter dem Einfluss Hessen-Darmstadts, das in geistlichen Fragen ein Mitspracherecht besaß, blieb dies in der Folge, trotz diverser Bekenntniswechsel der eigentlichen Landesherren in Hohensolms, unangetastet. Eine früher im Ort gelegene Kapelle wurde im Jahr 1876 abgerissen und weiter südlich 1878 die heutige Evangelische Kirche errichtet, die bis 1916 die Dorfschule und bis 1964 eine Turnhalle integrierte.

Zum Ort gehörte früher auch die Kräusmühle. Die vom Wasser des Stadterbachs angetriebene Mühle wurde bereits 1468 als möln vor den greußen im Königsberger Salbuch erwähnt und gehörte damit zu den ältesten im Raum des oberen Ahrtals. Ihr Name rührte von dem oberhalb gelegenen Wald der Kräus. Der Mühlenbetrieb wurde wohl in den Jahren um 1900 eingestellt und die Gebäude später abgerissen. Heute befindet sich in diesem Bereich die Teichanlage des Angelsportvereins Hohenahr. Im ehemaligen Mühlgraben, der waldseitig noch zu sehen ist, steht das Vereinsheim der Angler. Bei den Erdaushubarbeiten wurden 1980 die Pfeiler der Hofeinfahrt aus Rotsandstein entdeckt.

Darüber hinaus deutet der Flurname Hinter der Mühle am Ortsausgang von Mudersbach in Richtung Ahrdt darauf hin, dass dort noch eine weitere Mühle gestanden hat.

 
Das ehemalige Leiterhaus, heute im Hessenpark
Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Mudersbach am 1. Januar 1977 kraft Landesgesetz in die 1972 gegründete Gemeinde Hohenahr eingemeindet.[4] Für Mudersbach wurde wie für die übrigen Ortsteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Gemeindevorsteher errichtet.[5] Sitz der Gemeindeverwaltung blieb der Ortsteil Erda.

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Mudersbach angehört(e):[2][6][7]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Mudersbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018
Jahr  Einwohner
1834
  
233
1840
  
224
1846
  
244
1852
  
266
1858
  
256
1864
  
262
1871
  
242
1875
  
243
1885
  
239
1895
  
233
1905
  
249
1910
  
271
1925
  
306
1939
  
355
1946
  
465
1950
  
410
1956
  
368
1961
  
345
1967
  
380
1970
  
397
1980
  
?
1990
  
?
2004
  
539
2010
  
503
2013
  
495
2018
  
487
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]; nach 1970: Gemeinde Hohenahr:[10][11][1]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

• 1834: 233 evangelische Einwohner
• 1961: 315 evangelische (= 91,30 %), 25 katholische (= 7,25 %) Einwohner

Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler Bearbeiten

Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Mudersbach

Das ehemalige Leiterhaus von Mudersbach steht heute im Hessenpark.

Literatur Bearbeiten

  • Geschichte des Großherzogtums Hessen. Band 2, Gießen 1819.
  • Literatur über Mudersbach nach Register In: Hessische Bibliographie
  • Timo Zimmermann: Hohensolms. Tal, Stadt, Gemeinde und Ortsteil. Zimmermann, Hohenahr 2000.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Mudersbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. 1815; Abtrennung der Justiz (standesherrliches Justizamt Hohensolms).
  4. 1849: Endgültige Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wetzlar) und Verwaltung.
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Januar 1977 wurde Mudersbach als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Hohenahr eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. a b c Zahlen/ Daten/ Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Hohenahr, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  2. a b c d Mudersbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Johann Ernst, Christian Schmidt: Geschichte des Grossherzogthums Hessen. Geschichte und Beschreibung des Grossherzogthums Hessen. Band 2. G.F. Heyer, 1819 (Online Google Books).
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 15 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Hauptsatzung. (PDF; 38 kB) §; 8. In: Webauftritt. Gemeinde Hohenahr, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Kop. XV. Jh. Lich, Rotes Buch, fol. 202 v, vgl. hierzu Solmser Urkunden 1, S. XII. Abbildung in: Tiefenbacher Chronik S. 13
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Hohenahr, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  11. Zahlen-Daten-Fakten der Gemeinde Hohenahr. In: Webauftritt. Gemeinde Hohenahr, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.