Moitzfeld

Ortsteil von Bergisch Gladbach

Moitzfeld (gesprochen [ˈmoːtsfɛlt] mit Dehnungs-i) ist ein Stadtteil von Bergisch Gladbach und gehört unter Nr. 55 zum Statistik-Bezirk 5 der Stadt.[1]

Moitzfeld
Koordinaten: 50° 58′ N, 7° 11′ OKoordinaten: 50° 58′ 0″ N, 7° 11′ 0″ O
Höhe: 215 (187–225) m
Fläche: 7,9 km²
Einwohner: 4560 (2010)
Bevölkerungsdichte: 577 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 51429
Vorwahl: 02204
Moitzfeld (Bergisch Gladbach)
Moitzfeld (Bergisch Gladbach)

Lage von Moitzfeld in Bergisch Gladbach

St.-Joseph-Kirche Moitzfeld

Name Bearbeiten

Hinsichtlich des Siedlungsnamens „Moitzfeld“ liegen verschiedene Deutungsansätze vor. Am wahrscheinlichsten ist, dass sich das Bestimmungswort aus „Mutz“ oder „Mutze“ gebildet haben könnte. Dabei handelt es sich um die mundartliche Bezeichnung des Hartriegels, der als Ziegenfutter besonders geschätzt wurde. Demnach bezog sich „Moitzfeld“ auf eine mit Hartriegel bewachsene Fläche. Nach einer weniger wahrscheinlichen Deutung ist „Moitzfeld“ aus „Moritz-“ oder „Modesfeld“ hervorgegangen, wodurch sich eine Herleitung aus den Personennamen „Moritz“ oder „Mori“ ergäbe.[2](S. 363) Eine andere Deutung geht auf „Modis Feld“ zurück, das sich auf Modi, den Sohn Thors, bezieht. Modi soll an der Stelle eine Kultstätte gehabt haben.[3]

Geschichte Bearbeiten

Die früheste nachweisbare Besiedlung in der näheren Umgebung von Moitzfeld ist die Erdenburg, die auf 310 ± 80 v. Chr. datiert wird.[4]

Der heutige Ort Moitzfeld hat sich aus drei getrennten Siedlungskernen entwickelt, die das Urkataster als „Am untersten Moitzfeld“, „Am mittelsten Moitzfeld“ und „Am obersten Moitzfeld“ entlang des „Weges von Bensberg nach Herkenrath und nach Immekeppel verzeichnet. Die Siedlungsgründung Moitzfeld ist vermutlich auf das Hochmittelalter um 1100 zu datieren und für das Jahr 1550 in der Form „Moisfeld“ belegt. Das im Urkataster verzeichnete Gut „Am obersten Moitzfeld“ ist mit dem Rittergut identisch, das wahrscheinlich durch eine herzogliche Dotation an die Herren von Moitzfeld gelangte. Zum Rittergut Moitzfeld gehörten auch einige Güter in der Freiheit Bensberg, so Hackberg, Bockenberg und Kradenpoel.[2](S. 362) Auf alten Karten wird der Mittelpunkt von Moitzfeld als „Platz“ bezeichnet. Der Name stammt von dem früheren Gutshof Platz im ehemaligen Mittelmoitzfeld.[5] Bis in die 1930er Jahre war Moitzfeld noch eine Doppelortschaft mit dem Namen Platz-Moitzfeld. Auf allgemeinen Wunsch der Einwohner wurde diese Bezeichnung zwischen 1933 und 1940 ausschließlich und alleine auf Moitzfeld geändert.[2](S. 365)

Die Topographia Ducatus Montani des Erich Philipp Ploennies, Blatt Amt Porz, belegt, dass der Wohnplatz 1715 als Freyerhof kategorisiert wurde und mit Motzfeld bezeichnet wurde. Carl Friedrich von Wiebeking benennt die Hofschaft auf seiner Charte des Herzogthums Berg 1789 als Mosfeld. Aus ihr geht hervor, dass Moitzfeld zu dieser Zeit Teil der Honschaft Bensberg im Kirchspiel Bensberg war.[6]

Unter der französischen Verwaltung zwischen 1806 und 1813 wurde das Amt Porz aufgelöst und Moitzfeld politisch der Mairie Bensberg im Kanton Bensberg zugeordnet. 1816 wandelten die Preußen die Mairie zur Bürgermeisterei Bensberg im Kreis Mülheim am Rhein.

Der Ort ist auf der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1824 als Ober- und Unter-Moitzfeld und auf der Preußischen Uraufnahme von 1840 als Unter- und Ober-Moitzfeld verzeichnet. Ab der Preußischen Neuaufnahme von 1892 ist er auf Messtischblättern regelmäßig als Moitzfeld verzeichnet.

Aufgrund des Köln-Gesetzes wurde die Stadt Bensberg mit Wirkung zum 1. Januar 1975 mit Bergisch Gladbach zur Stadt Bergisch Gladbach zusammengeschlossen. Dabei wurde auch Moitzfeld Teil von Bergisch Gladbach.

Einwohnerentwicklung (ohne Platz/Mittelmoitzfeld)
Jahr Einwohner Wohn-

gebäude

Kategorie Bemerkung
1822[7] 12 Bauergut Obermoitzfeld
1822[7] 13 Bauergut Untermoitzfeld
1830[8] 36 Bauerngut Obermoitzfeld
1845[9] 20 2 Bauergüter Obermoitzfeld
1871[10] 38 3 Hofstelle Obermoitzfeld
1871[10] 47 3 Hofstelle Untermoitzfeld
1885[11] 22 5 Wohnplatz Obermoitzfeld
1885[11] 68 9 Wohnplatz Untermoitzfeld
1895[12] 70 11 Wohnplatz Obermoitzfeld
1895[12] 64 8 Wohnplatz Untermoitzfeld
1905[13] 151

21

Wohnplatz Moitzfeld

Die relativ kleine Kapellengemeinde Moitzfeld erhielt erst 1920/21 eine provisorische hölzerne Notkirche.[14] Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs initiierte der damalige Pfarrer Jakob Holl den Neubau einer Kirche aus Lindlarer Bruchstein. Bereits am 27. Mai 1946 begannen die Ausschachtungsarbeiten von Hand. Am 17. Dezember 1950 erfolgte die Einsegnung der neuen St. Joseph-Kirche. Auch wenn von jetzt an die Gottesdienste hier stattfanden, blieb sie doch noch bis zur endgültigen Fertigstellung eine Baustelle.[15]

Bergbau/Wirtschaft Bearbeiten

Wahrscheinlich haben bereits Römer in der Umgebung von Moitzfeld Bergbau betrieben. Sichere Spuren deuten an vielen Stellen auf mittelalterlichen Bergbau hin. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts galt Moitzfeld als ein Zentrum für den industriellen Bergbau. Rings um den Ort herum gab es mehrere größere Bergwerke, die vielen hundert Bergleuten Arbeit gaben. Besonders zu erwähnen sind die Gruben Weiß, Leopold von Buch, Jungfrau, Blücher, Georg Forster, Berzelius und Apfel.[16][17][18] Im TechnologiePark Bergisch Gladbach, der sich auf dem Gelände der ehemaligen Gruben Leopold von Buch und Weiß erstreckt, werden heute 2400 Menschen in 140 Unternehmen beschäftigt.[19]

Bevölkerung Bearbeiten

Nach der EDV-Einwohnerdatei verfügte Moitzfeld am 30. Juni 2017 über insgesamt 4.522 Einwohner (davon 340 Ausländer). Die Altersgruppe über 65 Jahre war mit 993 Einwohnern (davon 35 Ausländer) stärker als die Altersgruppe unter 18 Jahre mit nur 750 Einwohnern (davon 59 Ausländer).[20]

Bildung Bearbeiten

In Moitzfeld befinden sich folgende Schulen:

  • Grundschule Moitzfeld[21] im Diakonissenweg
  • Friedrich-Fröbel-Schule[22], Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in der Fröbelstraße

Vereine Bearbeiten

  • Der TuS Moitzfeld 1961 e.V. besteht aus den drei Abteilungen Fußball, Tennis, Turn und Spiel.[23]
  • Die Dorfgemeinschaft Moitzfeld gründete sich 1975.[24]
  • Der Stamm Erdenburg im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) besteht seit 1990.[25]
  • Die Katholische Junge Gemeinde Moitzfeld besteht in verschiedener Form seit 1954.[26]

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Andree Schulte: Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen, Bergisch Gladbach 1995, S. 348ff., ISBN 3-9804448-0-5
  2. a b c Andree Schulte Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen, Bergisch Gladbach 1995, ISBN 3-9804448-0-5.
  3. Friedrich Fischbach: Beiträge zur Mythologie. Teutonia-Verlag, 1906.
  4. Erdenburg – im Labor untersucht, Wissenschaftler entdeckten: Älter als 2000 Jahre, in: Rheinisch-Bergischer Kalender, 1970, S. 170
  5. Herbert Stahl: Moitzfeld – Durch das Leben, durch das Jahr, Bergisch Gladbach 2009, S. 59, ISBN 3-932326-56-3
  6. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz; Zweiter Band: Die Karte von 1789. Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794; Bonn; 1898
  7. a b Alexander August Mützell, Leopold Krug (Hrsg.): Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Erster Band. A–F. Bei Karl August Kümmel, Halle 1821 (Digitalisat).
  8. Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinzen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin/Stettin 1830 (Digitalisat).
  9. Königliche Regierung zu Cöln (Hrsg.): Uebersicht der Bestandtheile und Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften und einzeln liegenden benannten Grundstücke des Regierungs-Bezirks Cöln, nach Kreisen, Bürgermeistereien und Pfarreien, mit Angabe der Seelenzahl und der Wohngebäude, sowie der Confessions-, Jurisdictions-, Militair- und frühern Landes-Verhältnisse. Köln 1845 (Digitalisat).
  10. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band XI, 1874, ZDB-ID 1467523-7 (Digitalisat).
  11. a b Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  12. a b Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1897, ZDB-ID 1046036-6.
  13. Gemeindelexikon für die Rheinprovinz. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft XII, 1909, ZDB-ID 1046036-6.
  14. Paul Reinehr: Moitzfeld, Chronik der Kapellengemeinde von 1920–1952 unter Einbeziehung des Orts- und Zeitgeschehens. Moitzfeld 1986
  15. Paul Reinehr: St. Josef Moitzfeld, Ein Führer durch die Kirche und ihre Geschichte, Moitzfeld 1982
  16. Herbert Stahl: Die Grube Weiß mit ihrer Flotation, den Halden und Klärteichen zu meiner Kinder- und Jugendzeit. In: Heimat zwischen Sülz und Dhünn (Memento vom 18. Juni 2010 im Internet Archive)., Heft 1, 1994
  17. Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Die Grube Weiß. Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-00-011243-X
  18. Herbert Stahl (Redaktion), Gerhard Geurts, Herbert Ommer: Das Erbe des Erzes, Band 2, Die Gruben auf den Gangerzlagerstätten im Erzrevier Bensberg. Köln 2004, ISBN 3-00-014668-7
  19. Technologiepark Moitzfeld feiert ein Comeback, Bürgerportal Bergisch GladbachBilanz und Ausblick: 20 Jahre TechnologiePark Bergisch Gladbach und Rheinisch-Bergisches Technologiezentrum, Pressemitteilung von: TechnologiePark Bergisch Gladbach vom 12. November 2015 abgerufen am 13. Februar 2017
  20. Statistik – Stadt Bergisch Gladbach. Abgerufen am 26. Juli 2017.
  21. Grundschule Moitzfeld. Abgerufen am 1. Februar 2020.
  22. Startseite – Friedrich Fröbel Schule. Abgerufen am 1. Februar 2020.
  23. Website der TuS Moitzfeld abgerufen am 9. Januar 2013
  24. Homepage der Dorfgemeinschaft Moitzfeld abgerufen am 9. Januar 2013
  25. Homepage des Stammes Erdenburg abgerufen am 15. 2013
  26. Internetauftritt der KJG Moitzfeld abgerufen am 15. 2013

Literatur Bearbeiten

  • Johann Bendel: Heimatbuch des Landkreises Mülheim am Rhein. Geschichte und Beschreibung. Sagen und Erzählungen. 2. und 3. Auflage. J. Bendel, Köln-Mülheim 1925.
  • Kurt Kluxen: Geschichte von Bensberg. Schöningh, Paderborn 1976, ISBN 3-506-74590-5.
  • Paul Reinehr: Von der Erdenburg zur Gottesburg, Textunterlegung einer DIA-Schau zur Geschichte Moitzfelds. Moitzfeld 1985
  • Paul Reinehr: Ein Freudentag vor 65 Jahren, Zur Geschichte der Notkirche in Bensberg-Moitzfeld. In: Rheinisch-Bergischer Kalender. 1986, S. 68–72.
  • Paul Reinehr: 75 Jahre St. Josef Moitzfeld. Moitzfeld 1996.
  • Paul Reinehr: Moitzfelder Memoiren. Moitzfeld 1996.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Moitzfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien