LVMH

französischer Luxusgüterkonzern
(Weitergeleitet von Moët Hennessy Louis Vuitton)

Die börsennotierte LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE ist der weltweite Branchenführer der Luxusgüterindustrie, der Rechte an 75 verschiedenen Marken hält, die weltweit in etwa 5000 Geschäften in rund 80 Ländern vertrieben werden.

LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton SE

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Rechtsform Societas Europaea
ISIN FR0000121014
Gründung 1987
Sitz Paris, Frankreich Frankreich
Leitung Bernard Arnault (Chairman & CEO)
Antonio Belloni (Group Managing Director)
Mitarbeiterzahl 196.000 (2022)[1]
Umsatz 79,2 Mrd. Euro (2022)[1]
Branche Luxusgüter
Website lvmh.com
Stand: 31. Dezember 2022

Der Konzern hat 196.000 Mitarbeiter (2022) mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren und einem Frauenanteil von 71 %.[1] LVMH ist das wertvollste börsennotierte Unternehmen Frankreichs.[2]

Geschichte Bearbeiten

Der Konzern entstand im September 1987 durch die Fusion der Unternehmen Louis Vuitton und Moët Hennessy, da ihre Vorstände – Henry Racamier (Louis Vuitton) und Alain Chevalier (Moët Hennessy) – eine feindliche Übernahme fürchteten. Der Name des Konzerns setzt sich aus den Traditionsmarken Louis Vuitton (Koffer- und Taschenhersteller seit 1854), Moët et Chandon (Champagnerhersteller seit 1743) und Hennessy (Cognacproduzent seit 1765) zusammen. Moët und Hennessy hatten sich bereits 1971 zusammengeschlossen. Chevalier wurde Präsident des neuen Unternehmens, Racamier wurde sein Stellvertreter.

Im folgenden Jahr kam es zu Meinungsverschiedenheiten über den Betrieb des Unternehmens. Racamier fühlte sich dominiert und wandte sich daher an Bernard Arnault, dem seit 1985 das Unternehmen Christian Dior gehörte (wobei das Parfümgeschäft Diors bereits 1968 von Moët et Chandon übernommen worden war). Arnault sollte Anteile von LVMH übernehmen und damit Racamiers Position stärken.[3] Alain Chevalier hingegen wandte sich 1988 an den britischen Bier- und Spirituosenhersteller Guinness-Brauerei (Produzent der gleichnamigen Biermarke), der einen 12-Prozent-Anteil an Moët Hennessy im Tausch für 12 Prozent der Anteile an Guinness erhielt.[4]

Die Unterstützer wurden jedoch bald Feinde im eigenen Unternehmen: Mithilfe der Investmentbank Lazard Frères und Guinness übernahm Arnault 45 Prozent von LVMH. Ein Rechtsstreit mit Racamier – Alain Chevalier war inzwischen ausgeschieden – folgte, aus dem Arnault als Sieger hervorging.[5] Somit konnte Arnault 1989 gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Konzerns werden.

Im Jahr 1990 – auch Racamier hatte den Konzern verlassen – erhöhten Bernard Arnault und Guinness die wechselseitige Beteiligung auf 24 Prozent. Die Allgegenwart des Louis-Vuitton-Monogramms Mitte der 1980er Jahre beschädigte den Ruf der Marke als Statussymbol und führte zu Umsatzrückgängen am Anfang der 1990er Jahre.[5] 1994 wurden die gegenseitigen Beteiligungen von LVMH und Guinness neu gegliedert. Guinness besaß fortan 34 Prozent von Moët Hennessy, LVMH bekam ein Rückkaufrecht für Anteile an der gemeinsamen Vertriebsgesellschaft und den Guinness-Anteil an Moët Hennessy.[6][4]

LVMH weitete sein Geschäftsfeld auf den Einzelhandel aus, indem es 1996 in DFS Galleria, eine von Chuck Feeney und Bob Miller gegründete Kette von Duty-free-Shops, und 1997 in Sephora, eine international agierende französische Kosmetikkette, investierte (und zeitweilig auch an Douglas beteiligt war) – trotz der großen Streuung der Geschäftsbereiche und der Vergrößerung des Betriebes. Vor allem der asiatische Markt machte LVMH zu schaffen.[5] Auch der Versuch, die Fusion des Hotel- und Spirituosenkonzerns Grand Metropolitan mit Guinness zu vermeiden, mündete in einen Rückschlag. Bernard Arnault wollte Moët Hennessy einbringen, um am neuen Spirituosengiganten beteiligt zu sein, und hatte daher Milliarden in Grand Metropolitan investiert.[6] Letzteres fusionierte im Dezember 1997 mit Guinness zu Diageo. Ende der 1990er Jahre erfolgte ein Umbruch: Die asiatischen Märkte wuchsen wieder, LVMH konnte neue Marken kaufen.[5]

Ab 2010 erwarb LVMH sukzessive Aktienanteile an dem französischen Familienunternehmen und Konkurrenten Hermès, das sich gegen eine feindliche Übernahme durch LVMH durch die Gründung einer Familienholding im Jahr 2011 schützte.[7] 2013 musste LVMH für den undurchsichtigen Erwerb der Hermès-Aktien an die französische Bankenaufsicht, die Autorité des marchés financiers (AMF), acht Millionen Euro Strafe zahlen. Im Herbst 2014 verkündete LVMH, dass die Hermès-Anteile von fast 23 Prozent am Unternehmen mit einem Gewinn von 2,4 Milliarden Euro an die eigenen Aktionäre abgestoßen werden. 2011 übernahm LVMH den italienischen Konkurrenten Bulgari.[8] 2012 kaufte LVMH den britischen Herrenmaßschneider Arny’s und den französischen Lederwarenhersteller Les Tanneries Roux. 2013 wurde die Aktienmehrheit an dem italienischen Kaschmirhersteller Loro Piana für 2 Milliarden Euro erworben.[9]

Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass LVMH zum Januar 2017 den Kölner Kofferhersteller Rimowa mehrheitlich übernehmen werde. LVMH erwarb einen Anteil von 80 Prozent für 640 Millionen Euro.[10] Geschäftsführer und CEO war bis Ende 2020 der 24-jährige Sohn von Bernard Arnault, Alexandre Arnault.[11][12]

Im Dezember 2018 stimmte die Belmond Ltd. mit Sitz in Hamilton (Bermuda), ein Betreiber von Luxuszügen, eines Luxus-Flusskreuzfahrtschiffes und von Luxushotels, der Übernahme durch LVMH zu.[13] Diese wurde im April 2019 zu einem Preis von 3,2 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.[14]

Ende November 2019 gab LVMH die Übernahme des US-Juweliers Tiffany für 16,2 Milliarden US-Dollar bekannt.[15]

Eigentümerstruktur und Vorstand Bearbeiten

Bernard Arnault ist Vorsitzender des Vorstandes und Großaktionär über seine Holding, die Groupe Arnault. Diese besitzt 47,5 Prozent der Aktien. Weitere Anteilseigner sind internationale institutionelle Anleger mit 39,6 Prozent, französische institutionelle Anleger mit 7,9 Prozent, Eigenbestand mit 0,2 Prozent und ein Streubesitz von 4,8 Prozent.[16]

Marken der Gruppe LVMH Bearbeiten

Unterteilt wird in folgende fünf Geschäftsbereiche (in Klammern: Jahr der Übernahme/Gründung bzw. Anteil):

Wein und Spirituosen

Mode und Lederwaren

Die Modesparte von Dior, die Christian Dior Couture S.A., gehört seit 2017 zu LVMH. Das zwischen 2000 und 2001 aufgekaufte Unternehmen Donna Karan[27][28] wurde Mitte 2016 verkauft.[29] Das Pariser Lederwaren-Unternehmen Moynat wurde 2011 von Bernard Arnaults Groupe Arnault aufgekauft und gehört somit offiziell nicht LVMH.[30][31]

Parfum und Kosmetika

Uhren und Schmuck

Einzelhandel

  • Duty Free Shoppers (DFS, 1998), Sephora (1997) (die 1998 aufgekaufte Parfümeriekette Marie-Jeanne Godard ging in Sephora auf), Le Bon Marché (1998), Starboard Cruise Services (2000), La grande épicerie de Paris

Medien

  • Mit der täglich erscheinenden Finanzzeitung Les Échos (2007), dem Wochenmagazin Investir (1993) und der Tageszeitung Le Parisien (2015) gehören drei wichtige Medien zu LVMH, ebenso wie der Spartensender Radio Classique (2005) und die deutsche Filmproduktions- und Verwertungsgesellschaft EuroArts Music International.[35]

Andere Aktivitäten

Die älteste Marke des Unternehmens ist das Weingut Château d’Yquem, dessen Geschichte in das Jahr 1593 zurückgeht. Die wertvollste Marke ist Louis Vuitton, deren Wert im Jahr 2007 auf 20,3 Milliarden Euro geschätzt wurde.[37]

Wettbewerber Bearbeiten

Konkurrenzfirmen in der Branche sind u. a.:

Weblinks Bearbeiten

Commons: LVMH – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c 2022 ANNUAL REPORT. Abgerufen am 29. Oktober 2023.
  2. Top-Unternehmen in Frankreich nach Marktkapitalisierung. Abgerufen am 1. September 2023.
  3. Gewinne vom Feinsten. In: Die Zeit, Nr. 50/1994, Seite 33
  4. a b Our History. 24. November 2005, abgerufen am 14. Januar 2023.
  5. a b c d Lvmh Moët Hennessy Louis Vuitton Sa - Company Profile, Information, Business Description, History, Background Information on Lvmh Moët Hennessy Louis Vuitton Sa. Abgerufen am 14. Januar 2023.
  6. a b LVMH: Luxus hat seinen Preis (Memento vom 9. August 2009 im Internet Archive), wirtschaftsblatt.at, 11. September 1997
  7. Hermès gründet Familien-Holding (Memento vom 15. Januar 2013 im Internet Archive), wirtschaftsblatt.at, 15. Dezember 2012
  8. Louis Vuitton schmückt sich mit Bulgari, manager-magazin.de, 7. März 2011
  9. LVMH will Mehrheit an Kashmir-Spezialisten, t-online.de, 8. Juli 2013
  10. Kofferhersteller: Rimowa wird von Luxuskonzern LVMH übernommen. In: Der Spiegel Online. Abgerufen am 4. Oktober 2016.
  11. Luxusgüter-Konzern: Milliardärssohn Alexandre Arnault steigt im Luxusreich von LVMH auf. Abgerufen am 1. Januar 2022.
  12. Elizabeth Paton, New York, USA: Another Arnault Takes Charge. In: The New York Times. Abgerufen am 2. April 2016.
  13. Rupert Neate: Orient Express sold to owner of Christian Dior and Louis Vuitton. In: Theguardian.com. 14. Dezember 2018, abgerufen am 14. Dezember 2018 (englisch).
  14. Travis Hoium: Why Belmond Ltd's Shares Jumped 40% Today. In: Fool.com}. 14. Dezember 2018, abgerufen am 22. Dezember 2019 (englisch).
  15. a b Milliardenübernahme von US-Juwelier: Louis Vuitton schnappt sich Tiffany. In: Spiegel Online. 25. November 2019 (englisch, spiegel.de [abgerufen am 25. November 2019]).
  16. Structure of the LVMH Group Capital. Abgerufen am 14. Januar 2023 (englisch).
  17. a b Edward J. Phillips (…) Donates $1 Million to Multiple Myeloma Research Consortium. (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) themmrc.org, 27. Januar 2005
  18. a b Millennium Acquires Belvedere Trademark in The U.S. findarticles.com, 29. Juni 2007
  19. Starker Tango. 12. Februar 2009, archiviert vom Original am 12. Februar 2009; abgerufen am 1. Januar 2022.
  20. Napa Valley Stunner – Famed Winery Sold. sfgate.com, 1. August 2007
  21. a b Cape Mentelle (Memento vom 10. Oktober 2008 im Internet Archive). thewinedoctor.com, 19. Mai 2007
  22. Argentinische Wirtschaft (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive) (PDF) Argentinisches Tageblatt. 23. August 2003
  23. International briefs;Moet Hennessy to Buy Celine Fashion House. In: The New York Times, 22. März 1996
  24. a b c d e f LVMH Companies and brands (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) lvmh.com
  25. LVMH Adds Fashion House Emilio Pucci To Its Empire. In: International Herald Tribune. 18. Februar 2000
  26. Loro Piana: LVMH ernennt Antoine Arnault zum Präsidenten. (Memento vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive) Europolitan, 9. Dezember 2013
  27. LVMH Makes a Two-Part Offer for Donna Karan nytimes.com, 19. Dezember 2000
  28. LVMH Completes Donna Karan Deal. nytimes.com, 28. November 2001
  29. Donna Karan bekommt neuen Eigentümer. handelsblatt.com, 26. Juli 2016
  30. Houses > Fashion Leather goods > Moynat LVMH.com, abgerufen am 11. Oktober 2017
  31. Why Relaunch Old Fashion Houses? businessoffashion.com, 21. März 2012
  32. LVMH Acquires Controlling Stake in Benefit Cosmetic. (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) findarticles.com, 14. September 1999
  33. LVMH Acquires American Cosmetics Company Fresh. findarticles.com, 25. September 2000
  34. Die Geschichte von Hublot Geneve@1@2Vorlage:Toter Link/www.hublot.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) (PDF), 2008
  35. archyde: Groupe Les Echos – Le Parisien continues its expansion in classical music with the takeover of EuroArts. In: Archyde. 29. Oktober 2021, abgerufen am 26. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  36. Venice Simplon Orient-Express sold to owner of Christian Dior and Louis Vuitton. 14. Dezember 2018, abgerufen am 14. Januar 2023 (englisch).
  37. Best Global Brands: 2007 Rankings. (Memento vom 22. September 2008 im Internet Archive) interbrand.com