Minensuchboot 1943

Schiff zur Minenabwehr der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg

Das Minensuchboot 1943 war eine Klasse von Minensuchbooten der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg.

Minensuchboot 1943
Schiffsdaten
Land Deutsches Reich Deutsches Reich
Bauzeitraum 1944 bis 1945
Stapellauf des Typschiffes 31. August 1944
Gebaute Einheiten 19
Dienstzeit 1944 bis 19?
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 67,75 m (Lüa)
Breite 9,00 m
Tiefgang (max.) 2,68 m
Verdrängung Standard: 668 t
Einsatz: 821 ts
 
Besatzung 96–101 Mann
Maschinenanlage
Maschine 2 × kohlegefeuerte Marine-Wasserrohrkessel,
2 × Verbunddampfmaschinen mit Bauer-Wach-Abdampfturbine
Maschinen­leistung 3.200 PS (2.354 kW)
Höchst­geschwindigkeit 17 kn (31 km/h)
Propeller 2
Bewaffnung

Als Minensuchboot:

Entwicklung und Produktion Bearbeiten

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs ergab sich erneut die Notwendigkeit, nach dem Minensuchboot 1935 und dem Minensuchboot 1940 eine neue Minensuchbootklasse zu entwickeln. Hauptziel war es, die Bauzeit und die Kosten weiter zu senken. Dazu wurde das Boot in sieben aus acht bis zehn Baugruppen bestehende Segmente zusammengefasst und diese in geeigneten Betrieben einzeln gefertigt. Die fertigen Segmente wurden dann per Bahn oder Schiff zur Bauwerft transportiert und dort zusammengefügt. Mit dieser Methode konnte die Werftbauzeit auf acht Wochen verringert werden.[1] Die einzigen Bauwerften für diesen Typ waren die Neptunwerft in Rostock und die Schichauwerft in Königsberg. Es wurde mit dem Bau von 49 Einheiten begonnen. Wie schon bei der Vorgängerklasse hatte die Antriebsanlage wegen des Mangels an Heizöl eine Kohlefeuerung.[2]

Verwendung Bearbeiten

Von den 49 begonnenen Einheiten wurden 17 für die Kriegsmarine in Dienst gestellt. Die Kennzeichnung begann bei M 601 und endete bei M 633 für in Rostock gebaute Boote. Für die in Königsberg gebauten Einheiten waren die Nummern M 801 bis M 816 vergeben worden. Zehn Boote wurden der 12. Minensuchflottille in der Ostsee zugeteilt.[3] Drei Einheiten sanken noch vor dem Kriegsende durch Bombentreffer im Kieler Hafen. Der Großteil ging nach dem Kriegsende als Beute nach Großbritannien oder in die USA. Von dort gelangten einige Boote zum Deutschen Minenräumdienst oder zu privaten Reedereien. M 611 war das einzige Boot dieser Klasse, das in die Bundesmarine übernommen wurde.[2]

Einige Boote wurden zivilen Aufgaben zugeführt. So wurden M 607 und M 608 zu Passagierfähren umgebaut und von der Ivers Linie KG in Kiel eingesetzt. M 607 wurde erst im Jahre 2006, also nach über 60 Jahren, zum Verschrotten verkauft.[4]

Einheiten Bearbeiten

Kennung Bauwerft Bestellung Stapellauf Indienststellung Verbleib
M 601 Neptun Werft,
Rostock
7. Mai 1943 31. August 1944 22. November 1944 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 602 21. Oktober 1944 14. Dezember 1944 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 603 2. November 1944 31. Dezember 1944 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 604 11. November 1944 18. Januar 1945 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 605 4. Dezember 1943 13. Dezember 1944 3. Februar 1945 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 606 20. Januar 1945 16. März 1945 als Kriegsbeute der USA, dann OMGUS, 1950 abgewrackt[5]
M 607 31. Dezember 1944 16. März 1945 Deutscher Minenräumdienst, verschiedene Reedereien[2]
M 608 20. Januar 1945 20. März 1945 Deutscher Minenräumdienst, verschiedene Reedereien[2]
M 609 29. Januar 1945 27. März 1945 als Kriegsbeute in die USA[2]
M 610 27. Februar 1945 1945 als Kriegsbeute in die USA[2]
M 611 12. März 1945 1945 als Kriegsbeute in die USA, ab 1956 in der Bundesmarine als Seeschlange[2]
M 612 23. März 1945 1. April 1945 als Kriegsbeute nach Großbritannien[2]
M 613
bis
M 800
Nicht fertiggestellt oder Bauaufträge nicht vergeben
M 801 Schichau-Werke,
Königsberg
4. Dezember 1943 9. September 1944 3. Dezember 1944 als Kriegsbeute in die USA, ab 1949 nach Italien als Gazella[2]
M 802 29. September 1944 4. Januar 1945 nach Bombentreffer am 3. April 1945 in Kiel gesunken[2]
M 803 19. Oktober 1944 17. Januar 1945 als Kriegsbeute in die USA, ab 1949 nach Italien als DAINO[2]
M 804 1. November 1944 25. Januar 1945 nach Bombentreffer am 11. März 1945 in Kiel gesunken[2]
M 805 9. November 1944 26. Januar 1945 nach Bombentreffer am 11. März 1945 in Kiel gesunken[2]
M 806 21. November 1944 nach dem Krieg fertiggestellt, danach beim Deutschen Minenräumdienst[2]
M 807 13. Januar 1945 nach dem Krieg fertiggestellt[2]
M 808 1945 nicht fertiggestellt
M 809
bis
M 1050
Nicht fertiggestellt oder Bauaufträge nicht vergeben

Weitere Planungen Bearbeiten

Im Rahmen der Vereinheitlichung von Schiffsklassen führte die Kriegsmarine 1943 eine Typenbegrenzung ein. Das Minensuchboot 1943 sollte neben einer Minensuchausführung künftig in Varianten auch Aufgaben als U-Jäger, als Torpedoträger sowie als Torpedofangboot übernehmen.[6]

Technische Beschreibung Bearbeiten

Bewaffnung Bearbeiten

Artillerie Bearbeiten

Die Artilleriebewaffnung bestand aus zwei 10,5-cm-Schnelladekanonen C/32 in C/32gE-Einzellafette. Diese waren in Bootsmittellinie, eines vor dem Brückenaufbau und eines hinter dem achteren Deckshaus aufgestellt.[7]

Flugabwehr Bearbeiten

Die Flugabwehrbewaffnung bestand aus zwei 3,7-cm-Flak M42 in Einzellafette und sechs 2-cm-Flak C/38 in einer Vierlingslafette und zwei Einzellafetten.[7]

Minensuchausrüstung Bearbeiten

Zum mechanischen Räumen von Seeminen (Ankertauminen) verfügte die Klasse über Minenräumgeschirr bestehend aus Räumottern (engl. Paravane). Diese Räumotter wurden seitlich vom schleppenden Fahrzeug nachgezogen und durch Tragflächen auf Höhe gehalten. Das gespannte Schleppkabel konnte nun die Ankertaue von Ankertauminen zum Räumotter führen, wo es durch Kabelschneider durchtrennt wurde, und die Mine aufschwamm. Danach konnte sie mittels Handfeuerwaffen oder Schiffsartillerie zur Explosion gebracht werden. Sollte das Ankertau nicht durchtrennt werden, wurde die Mine und der Räumotter zur Kollision und damit Explosion gebracht. Das Schleppkabel konnte danach eingeholt und gegebenenfalls vorhandenes Ersatzgerät angebracht werden.

Literatur Bearbeiten

  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 2: Torpedoboote, Zerstörer, Schnellboote, Minensuchboote, Minenräumboote. 2. erw. Auflage. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1999, ISBN 3-7637-4801-6.
  • Guntram Schulze-Wegener: Die deutsche Kriegsmarine-Rüstung 1942–1945. Verlag E.S. Mittler, Hamburg 1997, ISBN 3-8132-0533-9.
  • Michael J. Whitley: Deutsche Seestreitkräfte 1939–1945: Einsatz im Küstenvorfeld. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-613-01687-3.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Minensuchboot 1943 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) deutschekriegsmarine.de; abgerufen am 27. September 2015.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Minensuchboot 1943 (Memento vom 29. September 2015 im Internet Archive) minenjagd.de; abgerufen am 27. September 2015.
  3. Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945. Minensuchflottillen. abgerufen am 27. September 2015.
  4. faktaomfartyg.se@1@2Vorlage:Toter Link/www.faktaomfartyg.se (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Gröner, Band 2, S. 217
  6. Schulze-Wegener, S. 175, vgl. Gröner, Band 2, S. 182.
  7. a b Michael J. Whitley: Deutsche Seestreitkräfte 1939–1945., S. xx.