Min Li Marti

Schweizer Verlegerin und Politikerin

Min Li Franziska Marti[1] (* 1. Juni 1974 in Bern) ist eine Schweizer Politikerin und Journalistin. Sie ist Nationalrätin der SP sowie Verlegerin und Chefredaktorin der Wochenzeitung P.S.

Min Li Marti (2016)

Leben und Beruf Bearbeiten

Min Li Marti wuchs als Tochter einer geflüchteten Chinesin und eines Schweizers[2] in Olten auf. 1995 zog sie nach Zürich, wo sie 2000 ein Studium in Soziologie, Publizistikwissenschaft sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte abschloss. Es folgten Weiterbildungen in Unternehmenskommunikation beim Schweizerischen Public Relations Institut, in Drehbuchschreiben bei der «Stiftung Weiterbildung Film und Audiovision» FOCAL sowie in Leadership und Change Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Marti arbeitete vor allem in den Bereichen Film und Kampagnen. 2004 war sie Mitgründerin der Produktionsfirma Das Kollektiv für audiovisuelle Werke GmbH,[3] welche Filme wie Guru: Bhagwan, his Secretary and his Bodyguard von Sabine Gisiger und Beat Häner realisierte.[4] Marti war tätig im Abstimmungskampf für die Zürcher Filmstiftung und beriet im Wahlkampf Zürcher Politiker wie Elmar Ledergerber, Martin Graf und Ruth Genner.[5] Von 2000 bis 2004 war sie Parteisekretärin der SP des Kantons Zürich, wo sie für den Kantonsratswahlkampf verantwortlich war. Von 2008 bis 2010 leitete sie bei der Gewerkschaft VPOD als Zentralsekretärin die Kampagnen.[6] Min Li Marti und Andrea Sprecher wurden 2011 Co-Leiterinnen für Kommunikation bei der SP Schweiz und organisierten mit einem Budget von rund 1,5 Millionen Franken den nationalen Wahlkampf 2011.[7] Von 2012 bis 2015 arbeitete Marti als Senior Consultant beim linksgrünen Kampagnenforum sowie bei der Kommunikationsagentur haemmerlischaefer contemporary communications.[8][9]

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Min Li Marti bekannt als Kolumnistin der Gratiszeitung 20 Minuten.[10] Seit Ende 2014 leitet sie als Verlegerin und Chefredaktorin die linke Wochenzeitung P.S.,[11] die sie für eine Tasse Kaffee von ihrem Vorgänger Koni Loepfe erhalten hat.[12] Weiter ist sie Verwaltungsrätin bei «Energie 360 Grad AG» (ehem. Erdgas Zürich AG).[13]

Politik Bearbeiten

Martis politische Karriere begann im linksgerichteten Verband der Studierenden an der Universität Zürich (VSU). 2002 wurde sie für die SP der Kreise 4 und 5 in den Gemeinderat von Zürich gewählt. Von 2009 bis 2015 präsidierte sie dort die SP-Fraktion und die Interfraktionelle Kommission (IFK).[14] Min Li Marti ist in der Geschäftsleitung der SP der Stadt Zürich.

Sie bewarb sich parteiintern um eine Stadtratskandidatur,[15] unterlag aber mit einer Stimme Raphael Golta.[16] Bei den Parlamentswahlen 2015 wurde sie für die SP des Kantons Zürich auf dem achten Listenplatz[17] in den Nationalrat gewählt, wo sie der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) angehört[18]. Bei den Parlamentswahlen 2019 wurde sie bestätigt.

Privates Bearbeiten

Min Li Marti lebt mit ihrem Mann, dem grünen Nationalrat Balthasar Glättli, und der gemeinsamen Tochter[19] in Höngg.[5] Sie repräsentiert eine jüngere Generation der Sozialdemokratie,[20] wurde geprägt durch die Zürcher Szene illegaler Bars und kennt sich aus mit popkulturellen Fragen.[10][21] So war sie 1999 Mitherausgeberin der Anthologie Sex Drugs Rock’n’Roll. 30 Kurzgeschichten sowie 2003 der Zürcher Kurzfilmsammlung Züri Gschnätzlets.[22]

2012 erkor die Schweiz am Sonntag Min Li Marti zur einflussreichsten Social-Media-Kommunikatorin aller Schweizer Gemeinde- und Lokalpolitiker.[23]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Min Li Marti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eidgenössischer Staatskalender, Stand 2. Dezember 2019, S. 82, abgerufen am 3. Dezember 2019.
  2. Gaby Ochsenbein, Jie Guo Zehnder: Min Li Marti: „Ultralinks, pragmatisch und umgänglich“. Swissinfo, 12. Januar 2016, abgerufen am 3. Dezember 2019.
  3. http://daskollektiv.ch/about-us/team/
  4. Heimseite des Dokumentarfilms "Guru" über Bhagwan (Osho)
  5. a b Ein farbiges Zweiparteiensystem. In: Tages-Anzeiger. 2. April 2011, abgerufen am 20. Juni 2015.
  6. «Zürich muss mehr und günstigere Wohnungen bauen» (Memento vom 20. August 2013 im Webarchiv archive.today). Tages-Anzeiger vom 19. März 2009.
  7. Les diplomates zurichoises du PS suisse. (Memento vom 20. August 2013 im Webarchiv archive.today) Le Temps, 22. Juni 2011.
  8. Andrea Sprecher und Min Li Marti neu beim Kampagneforum (Memento des Originals vom 14. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kampagnenforum.ch
  9. Webseite von hscc (Memento des Originals vom 20. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/haemmerlischaefer.com, abgerufen am 20. Dezember 2014
  10. a b Politik und kühles Bier. Interview von Esther Banz. In: WOZ Die Wochenzeitung. 2. März 2002, S. 6.
  11. Sie wird der Roger Köppel der Linken. Tages-Anzeiger vom 23. Oktober 2014, abgerufen am 20. Juni 2015.
  12. Min Li Marti löst Koni Loepfe bei der linken Zeitung «P.S.» ab. Neue Zürcher Zeitung vom 23. Oktober 2014, abgerufen am 20. Juni 2015.
  13. Organisation. In: Energie 360°. 3. September 2018, abgerufen am 13. August 2021.
  14. SP Stadt Zürich Jahresbericht 2009/2010 (Memento des Originals vom 21. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sp-zuerich.ch
  15. Der vorverschobene Stadtratswahlkampf. Tages-Anzeiger vom 19. August 2013
  16. Ein Sieger nach denkwürdigem Showdown. NZZ vom 11. September 2013, abgerufen am 20. Juni 2015.
  17. Homepage der SP des Kantons Zürich (Memento des Originals vom 21. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spkantonzh.ch, abgerufen am 20. Juni 2015.
  18. Vielversprechende neue Gesichter im Bundeshaus NZZ, 22. Oktober 2016.
  19. Nationalräte Marti und Glättli sind jetzt Eltern In: Tages Anzeiger, 27. Januar 2018 
  20. Wer soll die SP im Gemeinderat führen? in Tages-Anzeiger, 16. März 2009.
  21. Unter Verdacht NZZ Folio "Kitsch und Kult", Dezember 2003
  22. Appetithäppchen aus dem lokalen Filmschaffen. NZZ vom 8. November 2003.
  23. Linke habe Deutungshoheit im Netz, in Schweiz am Sonntag vom 29. Dezember 2012, abgerufen am 20. Juni 2015.