Michail Nikolajewitsch Sawojarow

russischer Chansonnier, Komponist, Dichter und Mim-Exzentriker
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Mikhail Savoyarow, Michail Nikolajewitsch Savoyarow (russisch Михаи́л Никола́евич Савоя́ров, transkribiert Mikhail Nikolajevič Sawojarow, Mikhai'l Nikoláevič Savoyárov; * 18. Novemberjul. / 30. November 1876greg., Moskau; † 4. August 1941, ebenda) war ein russischer (weniger sowjetischer) Chansonnier, Kabarettist, Komponist, Dichter und Mim-Exzentriker der Epoche des Silbernen Jahrhunderts, der einzige Fumist auf der Bühne des russischen Reiches.[1]:57–58 Die ersten 25 Jahre des 20. Jahrhunderts genoss Sawojarow als Autor und Interpret von Liedern und Chansons breite Bekanntschaft und Reputation eines Artisten der groben Stil[2]:544 bzw. des «Kotz-Chansonnier».[1]:26

Michail Sawojarow auf einer Postkarte (1915)

Der Höhepunkt seiner Popularität fiel auf die Jahre des Ersten Weltkrieges (1914–1918): Seine naturalistischen Liedchen und satirischen Chansons wurden an allen Ecken Petrograds gesungen,[3] die Noten wurden von den Verlagen Euterpe und Economik veröffentlicht – als Bestseller markiert, seine Fotografien verkaufte man als Postkarten „für die Front, für den Sieg“, und seine Konzerte fanden fast täglich statt – immer ausverkauft.[4]

In der gleichen Zeit entstand seine Freundschaft mit Alexander Blok,[5] der Savoyarows Schaffen hoch schätzte[6] und seine Vorstellungen oft besuchte,[7] alleine oder zusammen mit seiner Frau.[2]:514 Nach einer Reihe von besonders populären Chansons («Besoffene Mond», «Pussy-Cat», «Unsere Kultur», «Bedanke mich aufrichtig») wurde Savoyarow mit dem inoffiziellen Titel König des Exzentrischen gekrönt.[8]

Da die Jahre der größten Popularität des Artisten mit der Zeit der Umbenennung der russischen Hauptstadt zusammenfallen, kann man ihn als Petrograder Künstler bezeichnen.

Der Enkel von Michail Savoyarow, Juri Savoyarow, bekannt unter dem Pseudonym Juri Khanon[8], ist auch ein russischer Komponist, Künstler und Schriftsteller, der den radikalen Geist der Futuristen und Absurdisten der Nachrevolutionsjahre, vor allem seines Großvaters und im Besonderen Daniil Charms’ wieder ins Leben ruft.[9]:512

Weblinks Bearbeiten

Commons: Michail Savoyarow – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Juri Khanon, Mikhail Savoyarov. «Gewählte Scheltworte» (russisch «Избранное из бранного»). – Sankt Petersburg: Zentrum für Mittlere Musik, 2017. — 368 s. (russisch)
  2. a b Orlow W.N. «Das Leben von Blok» (russisch «Гамаюн, птица вещая»). — Moskau: «Zentrpoligraf-Verlag» (russisch Центрполиграф), 2001, 618 s. ISBN 5-227-01463-9 (russisch)
  3. Uwarowa E.D. Enzyklopädie Estrada Russland. XX Jahrhunderts. Lexikon. (russisch Энциклопедия Эстрада России. XX век. Лексикон) – Moskau: ROSPEN-Verlag, 2000.
  4. Solomon Volkov, Alexander Genis. «Die Wache war müde» (Ear Blok 1918 — Einhundert Jahre später). — Radio Free Europe. 22. Januar 2018. (russisch)
  5. Juri Khanon: «Mikhail Savoyarov: König vorbei Thron». Khanо́grapH, 2012, abgerufen am 27. April 2019 (russisch).
  6. Enzyklopädie von Zirkus und Pop Art ruscircus.ru: Savoyarow
  7. «Blok ohne Glanz». — Sankt Petersburg: Amphore-Verlag, 2008/ ISBN 978-5-367-00838-8. — S.50.
  8. a b Dmitry Gubin, «Tage der Finsternis spielen» (russisch «Игра в дни затмения»). — Moskau: «Ogonjok» № 26, Juni 1990. — S. 26–27, ISSN 0131-0097 (russisch).
  9. Boris Yoffe: Im Fluss des Symphonischen. (eine Entdeckungsreise durch die sowjetische Symphonie). Kapitel „Über das Ernste in der Kunst“ – Wolke Verlag, Hofheim 2014, ISBN 978-3-95593-059-2, S. 648.