Meininger Museen

Kunstmuseum in Meiningen, Germany

Die Meininger Museen vereinen drei kulturhistorische Museen in der Kreisstadt Meiningen. Sie sind das größte Museum in Südthüringen und beherbergen die umfangreichste Kunstsammlung in Thüringen.[1] Der Hauptteil mit vier Abteilungen befindet sich im Schloss Elisabethenburg, der ehemaligen Residenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen. Das Schloss liegt im Westen der Historischen Altstadt an der Werra. Die Meininger Museen gehören zur Kulturstiftung Meiningen-Eisenach, die vom Freistaat Thüringen, der Stadt Meiningen und dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen getragen wird.

Meininger Museen

Schloss Elisabethenburg
Daten
Ort Meiningen, Deutschland
Art
Museum
Eröffnung 24. Mai 1947
Leitung
Website
ISIL DE-MUS-874415

Geschichte Bearbeiten

Die Meininger Museen wurden am 24. Mai 1947 mit der Zusammenführung der Kunstsammlungen im Schloss Elisabethenburg und dem Baumbachhaus gegründet. Die Grundlage schufen das ab 1918 zugängliche historische Interieur der herzoglichen Bauten und die Sammlungen des 1832 von Ludwig Bechstein gegründeten Hennebergisch-altertumsforschenden Vereins, der 1935 in Hennebergisch-Fränkischer Geschichtsverein umbenannt wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die Sowjetische Militäradministration große Teile vom Besitz des Herzoghauses Sachsen-Meiningen wie die Herzogsbibliothek, Möbel und Rüstungen und transportierte diese in die Sowjetunion ab. Nach der Eröffnung der Museen 1947 wuchs der Museumsbestand auf den Gebieten Kunst, Musik, Theater und Stadtgeschichte rasch an. Die Bestände wurden zunächst von freiberuflichen Mitarbeitern, darunter Minna Lang, betreut. Erste hauptberufliche Direktorin war ab 1950 Irmgard Suffrian-Engelke. Von 1957 bis 1982 existierte eine zu den Museen gehörende Vogel-Lehrschau in der Minna-Lang-Blockhütte in einem einen Hektar großen Vogelschutzgebiet am Bibrasberg in Meiningen. Dort waren etwa 200 Vogelpräparate und andere Ausstellungsgestände ausgestellt und es wurde Wissenswertes über die Vogelwelt vermittelt. Ab 1960 war die Stadt Meiningen Rechtsträger der Museen und man strebte neben dem Museumsbetrieb ein historisches Forschungsinstitut an. Von 1964 bis 1990 war der Rat des Bezirkes Suhl Träger der Museen, die während dieser Zeit als „Staatliche Museen Meiningen“ bezeichnet wurden. Die Meininger Museen hatten damals rund 60 Beschäftigte. In den 1980er Jahren wurden die Museen in der DDR neu ausgerichtet, indem sie sich auf bestimmte Ausstellungsthemen spezialisierten. Die Meininger Museen übernahmen dadurch zahlreiche Kunstobjekte von anderen Museen und gaben dafür nicht dem Kunstspektrum zurechnende Objekte an entsprechend spezialisierte Museen ab. Nach Umbau und Restaurierung wurde 1982 das Baumbachhaus als Literaturmuseum und Schriftstellerzentrum wieder eröffnet.

Nach der politischen Wende 1989/90 übernahm der Freistaat Thüringen die Meininger Museen. Seit der Gründung der Kulturstiftung Meiningen 1997 beteiligen sich der Freistaat mit 80 % sowie die Stadt Meiningen und der Landkreis mit jeweils 10 % an der Trägerschaft. In den Nachwendejahren mussten die Museen zahlreiche Objekte durch Restitution an anspruchsberechtigte Privatpersonen abgeben. Mit dem Herzoghaus Sachsen-Meiningen erzielte man hier 2004 eine gütliche Einigung. Am 21. Mai 2000 fand die Eröffnung des neuen Theatermuseums „Zauberwelt der Kulisse“ statt, wo unter anderem in wechselnden Dauerausstellungen historische Bühnenbilder präsentiert werden. Am 1. November 2021 trat der Jurist und Musikwissenschaftler Philipp Adlung die Nachfolge des Ende Oktober 2021 ausgeschiedenen Direktors Winfried Wiegand an.[2] Neue Zukunftspläne sehen für die Meininger Museen eine höhere Relevanz für ganz Thüringen, stärkere Digitalisierung, umgestaltete Rundgänge und mehr Regionalgeschichte, insbesondere die Meininger und Hennebergische Geschichte vor.[1]

Die Museen Bearbeiten

 
Galerie 1. Obergeschoss
 
Interieur im 2. Obergeschoss
 
Grüne Bibliothek
 
Literaturmuseum „Baumbachhaus“
 
Theatermuseum

Schloss Elisabethenburg Bearbeiten

In der barocken Dreiflügelanlage des Schlosses Elisabethenburg werden auf drei Etagen in 52 Räumen mit 3.400 Quadratmeter Ausstellungsfläche und bis zu 250.000 Exponaten umfangreiche Kunstsammlungen, Theatergeschichte, Regionalgeschichte, Musikgeschichte und das Max-Reger-Archiv präsentiert. Dazu kommen sieben Räume für Sonderausstellungen und Galerien.

Historisches Interieur

Im Laufe dreier Jahrhunderte erfuhr das Residenzschloss mehrere Umgestaltungen der Innenräume. So reicht ihre stilistische Vielfalt vom Rokoko über Empire bis hin zum Historismus (Neurenaissance und -klassizismus). Mit noch relativ intakter barocker Substanz präsentieren sich Schlosskirche, Riesen- und Hessensaal sowie zahlreiche stuckierte Gemächer der mittleren Etage des Hauptflügels.

Kunstsammlungen

Die umfangreichen Bestände der Kunstsammlungen harmonieren mit dem historischen Interieur der Elisabethenburg. Verteilt über die Zimmerfluchten zweier Etagen finden sich Meisterwerke von europäischem Rang wie Gemälde, Skulpturen, Möbel, Keramik, Uhren und anderes Kunsthandwerk aus verschiedenen Jahrhunderten.

Theatergeschichte

Die Abteilung Theatergeschichte behandelt die durchgreifende Theaterreform durch die „Meininger“ Ende des 19. Jahrhunderts. Wo immer die „Meininger“ auftraten, ob in London, Moskau, Stockholm oder Wien, immer eilte ihnen der Ruf voraus: „Die Meininger kommen!“. „Die Meininger“, das war das Schauspielensemble des Meininger Hoftheaters, welches im Vor-Medien-Zeitalter durch prächtige Inszenierungen von sich reden machte. 2.591 Gastspiele brachten Meiningen den Weltruhm als Theaterstadt und dem damaligen Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen den Beinamen „Theaterherzog“.

Musikgeschichte

In der Musikabteilung wird das Leben und Wirken bekannter Künstler vorgestellt, die eng mit der Stadt Meiningen verknüpft waren. Dies gilt insbesondere Johann Ludwig Bach, Richard Wagner, Hans von Bülow, Johannes Brahms, Richard Strauss, Fritz Steinbach und Max Reger. Von Reger existiert zudem das Max-Reger-Archiv, und der Museumsbesucher kann sein Arbeitszimmer besichtigen. Es werden des Weiteren Notenhandschriften, Sachzeugen aus der über 300-jährigen Geschichte der Meininger Hofkapelle, die Anton-Ulrich-Notensammlung sowie in der „Grünen Bibliothek“ eine interaktive historische Musikinstrumentensammlung aufbewahrt und gezeigt.

Literaturmuseum Baumbachhaus Bearbeiten

Unweit des Schlosses befindet sich in einem romantischen Fachwerkhaus das Literaturmuseum und die Baumbachbibliothek. Es war der einstige Wohnsitz vom Dichter Rudolf Baumbach, der den Text des bekannten Volksliedes „Hoch auf dem gelben Wagen“ ersann. In historischem Interieur des 19. Jahrhunderts informiert das Museum über verschiedene Schriftsteller, die mit Meiningen auf verschiedener Weise eng verbunden waren, wie Friedrich Schiller, Ludwig Bechstein und Jean Paul. Weiterhin wird hier Regional- und Heimatgeschichte gezeigt. Das Museum wurde maßgeblich durch den Heimatforscher Georg Lilie aufgebaut.

Theatermuseum Bearbeiten

Das jüngste Museum ist das 2000 eröffnete Theatermuseum „Zauberwelt der Kulisse“ in der ehemaligen Reithalle auf dem Schlossplatz. Es bietet eine jährlich wechselnde Ausstellung von historisch wertvollen Bühnenprospekten aus der Reisezeit des Meininger Hoftheaters. Diese werden zu bestimmten Zeiten effektvoll und szenarisch vorgestellt. In einem zweiten Bereich des Theatermuseums werden Autographen, Requisiten, Kostüme, szenografische Entwürfe von Herzog Georg II., Rollenfotos berühmter Schauspieler des Meininger Hoftheaters sowie deutsche und ausländische Theaterplakate aus der Gastspielzeit der Meininger gezeigt. Das Museum ist Station der Touristikstraße Europastraße Historische Theater (Deutschlandroute).

Sonderausstellungen (Auswahl) Bearbeiten

  • Die Heiligen 12 Nächte – Brauch und Aberglaube in der Weihnachtszeit in Südthüringen und Franken von Martini bis Lichtmess (11. November 1999 – 27. Februar 2000)
  • Hexen in Thüringen (20. November 2003 – 12. April 2004)
  • Frau Holle – Mythos, Märchen und Brauch in Thüringen (12. November 2009 – 2. Mai 2010)
  • Luftschiffe über Meiningen (28. Oktober 2010 – 14. Juni 2011)
  • Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos (24. September 2011 – 3. Oktober 2011)
  • Georg I. von Sachsen-Meiningen – ein kurzes Leben zwischen Utopie, Experiment und Realität (19. Oktober 2011 – 17. Juni 2012)
  • Ludwig Chronegk – Schauspieler, Manager und Freund (1. November 2012 – 16. Juni 2013)
  • Anton Ulrich, Herzog von Sachsen-Meiningen – Ein Leben zwischen Eigensinn und Leidenschaft (12. Mai 2013 – 27. Oktober 2013)
  • Spiegel des Alltags – Archäologische Funde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Meiningen (31. Oktober 2013 – 22. Juni 2014)
  • Zwischen Verehrung und Augenhöhe – Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826–1914) und die bildende Kunst (18. Mai 2014 – 26. April 2015)
  • Treue Israeliten – Treue Bürger. Aus der Geschichte der Juden in Meiningen (30. September 2016 – 1. Mai 2017)
  • Im Geist der Zeit – entgegen dem Zeitgeist? (7. Oktober 2016 – 1. Mai 2017)
  • Weihnachten – wie im Bilderbuch (9. Dezember 2017 – 18. Februar 2018)
  • Zeitenwende im Herzogtum Sachsen-Meiningen – Personen und Ereignisse im Umfeld des Endes der Monarchie 1918 (20. Mai 1918 – 29. Juli 2018)
  • Der Erste Weltkrieg 1914–1918 – Wiederentdeckte Archivalien und Sachzeugnisse aus Meiningen und anderen Orten des Herzogtums Sachsen-Meiningen (7. Dezember 2018 – 17. März 2019)
  • Georgs Enkel aus Europa – eine szenographische Kollation (28. März 2019 – 16. Juni 2019)
  • Meiningen vor der Wende und heute – Eine Fotoausstellung zur Stadtarchitektur vor und nach 1989 (7. November 2019 – 6. September 2020)
  • Zeitenwende: Der Freistaat Sachsen-Meiningen – Personen und Ereignisse im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (1. Oktober 2020 – 10. Oktober 2021)
  • Die frühen Jahre – Das Herzogliche Hoftheater Meiningen 1866–1871 (28. Oktober 2021 – 27. März 2022)
  • Sagenhaftes Thüringen – Fotografien, Grafiken, Scherenschnitte nach Sagen von Ludwig Bechstein (13. November 2021 – 24. April 2022)
  • Werratal und Vorderrhön um 1900 – Leben und Alltag der Menschen vor 120 Jahren (14. Oktober 2022 – 4. April 2023)

Literatur Bearbeiten

(chronologisch geordnet)

  • Christoph Hahn, Siegmar Hohl (Hrsg.): Der große Museumsführer. Sammlungen zu Kunst, Kultur, Natur und Technik in Deutschland. Bassermann, Niedernhausen 2000, ISBN 3-8094-5013-8, S. 324–325.
  • Alfred Erck u. a. (Hrsg.): Lexikon zur Stadtgeschichte Meiningen. Bielsteinverlag, Meiningen 2008, ISBN 978-3-9809504-4-2.
  • Maren Goltz: Schätze in der Grünen Bibliothek von Schloss Elisabethenburg. Die Musikinstrumenten-Sammlung der Meininger Museen. Meininger Museen, Meiningen 2009,DNB 997569107.
  • Literaturmuseum im Baumbachhaus: Das Literaturmuseum Baumbachhaus und sein prominenter Bewohner. Meininger Museen, Meiningen 2013, DNB 104609033X.
  • Ingrid Annel, Ulf Annel: 111 Museen in Thüringen, die man gesehen haben muss. Emons, Köln 2015, ISBN 978-3-95451-510-3, S. 128–131.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Meininger Museen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Blanka Weber: Meininger Museen: Das plant der neue Direktor für die Zukunft. In: MDR.de. 30. Dezember 2021, archiviert vom Original am 12. Februar 2022; abgerufen am 12. Februar 2023.
  2. Philipp Adlung übernimmt Leitung der Meininger Museen. In: Volksstimme.de. 22. September 2021, abgerufen am 12. Februar 2023.