Medenscheid (Bacharach)

Ortsteil der Stadt Bacharach

Die Ortschaft Medenscheid liegt unmittelbar am Rande des Mittelrheintales und ist der südlichste der kleineren Stadtteile der zwei Kilometer entfernten Stadt Bacharach.

Medenscheid
Stadt Bacharach
Koordinaten: 50° 3′ N, 7° 46′ OKoordinaten: 50° 2′ 40″ N, 7° 46′ 22″ O
Höhe: 240 m ü. NN
Einwohner: 150
Postleitzahl: 55422
Vorwahl: 06743
Medenscheid (Rheinland-Pfalz)
Medenscheid (Rheinland-Pfalz)

Lage von Medenscheid in Rheinland-Pfalz

Rosendorf Medenscheid
Rosendorf Medenscheid
Medenscheid von der gegenüberliegenden Rheinseite aus gesehen

Lage Bearbeiten

Medenscheid liegt in 240 m Höhe auf der linken Hochfläche des Oberen Mittelrheintales am östlichen Ende des Hunsrück. Es ist mit dem nördlich am Rheinufer gelegenen Hauptort durch die Kreisstraße 24 Bacharach–Manubach verbunden. Das Gebiet von Medenscheid ist von Wein- und Ackerbau geprägt. Auffällig im Ortsbild sind zudem zahlreiche Rosen, sowohl auf öffentlichen, als auch privaten Flächen. Medenscheid wird daher auch als Rosendorf bezeichnet. Zwei private Gärten sind in die Route der Welterbe-Gärten des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal aufgenommen worden.[1]

Der Ort ist insbesondere durch seinen Dorfplatz gekennzeichnet, der von der Alten Schule (in den 1960er Jahren bis 2011 als evangelische Kirche genutzt) und dem Alten Backhaus (Backes) umgeben ist. In der Mitte des Dorfplatzes wächst eine Linde die von einer Bank eingerahmt wird. Alle zwei Jahre bildet der Dorfplatz auch das Zentrum des Rosenfestes am Fronleichnamstag.[2]

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Medenscheid

Geschichte Bearbeiten

 
Gemeindebackhaus Medenscheid
 
Alte Schule Medenscheid. In den 1960er Jahren bis 2011 als evangelische Kirche genutzt.

Die Geschichte von Medenscheid ist eng mit der Stadt Bacharach verbunden, da der Ort seit seiner Entstehung zur Gemarkung und auch verwaltungstechnisch zur Gemeinde gehörte. Urkundlich erstmals erwähnt wird Medenscheid in einem Schriftstück des Kölner Erzbischofes Friedrich I. von Schwarzenburg im Jahre 1104, zu dessen Besitz es in dieser Zeit gehörte.

Seit 1140 wurde Bacharach, und damit auch Medenscheid, als Lehen dem Grafen Hermann von Stahleck übertragen und ging nachfolgend in den Besitz der Pfalzgrafen über. Wegen der Abhängigkeit von seinen Nachfolgern wurde in Bacharach erst im Jahr 1356 die erste Ratsverfassung beschlossen. Die Einwohner Medenscheids hatten die gleichen bürgerlichen Rechte wie Bürger der Stadt Bacharach, u. a. freien Weinzapf, aber im Gegenzug auch die gleichen Pflichten, wie die Leistung ihres Beitrags zur Bacharacher Stadtbefestigung.

Medenscheid gehörte zu den Viertälern, deren Einwohner mit Bacharach als Vorort besondere Privilegien besaßen. Auch kirchlich gehörte der Ort zu Bacharach. Ab 1541 reformierten die kurpfälzischen Wittelsbacher ihre Viertäler um Bacharach am Mittelrhein (Gemeinden im Kirchenkreis Koblenz). Seitdem waren sie überwiegend evangelisch.[3]

Das 17. Jahrhundert war eine schwere Zeit für Medenscheid. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort mehrfach verwüstet, und auch mehrere Pestwellen brachten Not, Armut und Elend über die Bewohner.

Nach Ende der Feudalherrschaft gehörten die Viertäler während der Franzosenzeit zur Mairie und Kanton Bacharach im Département de Rhin-et-Moselle, danach zu Preußen, und wurden ein Teil der Rheinprovinz, Kreis Sankt Goar.

In der Gründungsphase der Bundesrepublik wurde die südlichen Hälfte der Rheinprovinz, und damit auch Medenscheid, ein Teil des neu gebildeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz, zunächst weiterhin zum Landkreis St. Goar gehörig. Bei dessen Auflösung am 7. Juni 1969 wurde die Region um Bacharach dem neuen Landkreis Mainz-Bingen zugeschlagen.

Die Entwicklung zum Rosendorf wurde stark von dem 2017 verstorbenen Winzer, Brenner und Heimatliebhaber Rolf Heidrich gefördert. Seit 2009 gibt es den Medenscheider Rosentag, der nun alle zwei Jahre stattfindet. Die sechste Auflage des Rosenfestes wurde am 3. Juni 2018 gefeiert.[4]

Name Bearbeiten

Über die Jahrhunderte variierte der Ortsname mehrfach – es finden sich: 1358 Medemescheit; 1361 Medemscheit; 1383 Medenscheit; 1435 von Medemscheid; 1669/78 Medenschitt; 1693 Medderschied. Etymologisch wird der Ortsname aus mittelhochdeutsch mêdeme = Bodenzins, Hypothek und -scheid = bewaldeter Höhenrücken hergeleitet.[5]

Wirtschaft Bearbeiten

Außer Acker- und Weinbau ist heute der Tourismus von Bedeutung.

Politik Bearbeiten

Medenscheid ist als Ortsbezirk ausgewiesen und besitzt deswegen einen Ortsbeirat und einen Ortsvorsteher.[6] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Ortsbeiratsmitgliedern die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 gewählt wurden.[7] Der Ortsvorsteher, Norbert Wagner, wurde vom Ortsbeirat gewählt.[8]

Freizeit Bearbeiten

Medenscheid liegt unmittelbar an der über die linken Rheinhöhen verlaufenden Rheingoldstraße.[9] Für Wanderer bietet sich der Rheinburgenweg an, der fast um das ganze Dorf verläuft und einige Aussichten auf die Stadt Bacharach und den Rhein eröffnet.

Literatur Bearbeiten

  • Friedrich Ludwig Wagner (Hrsg.): Bacharach und die Geschichte der Viertälerorte: Bacharach, Steeg, Diebach und Manubach. Verein für die Geschichte der Stadt Bacharach und der Viertäler e. V. 1996, ISBN 3-00-000994-9.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Medenscheid – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal: Rosensammlung auf der Rheinhöhe. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. August 2019; abgerufen am 9. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gartenkultur.welterbe-mittelrhein.de
  2. Stadt Bacharach: Medenscheid. Abgerufen am 8. August 2019.
  3. Elmar Rettinger, Regionalgeschichte.net: Ortslexikon Medenscheid OT. Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz, abgerufen am 8. August 2019.
  4. Jochen Werner: Sechstes Rosenfest. Allgemeine Zeitung, 30. Mai 2018, abgerufen am 9. August 2019.
  5. Elmar Rettinger, Regionalgeschichte.net: Zur Geschichte von Medenscheid. Institut für Geschichtliche Landeskunde Rheinland-Pfalz, abgerufen am 8. August 2019.
  6. Stadt Bacharach: Hauptsatzung. (PDF) § 2. Stadt Bacharach, 16. Juli 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2019; abgerufen am 7. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bacharach.de
  7. Der Landeswahlleiter RLP: Ortsbeiratswahlen 2019. Abgerufen am 8. August 2019.
  8. Stadt Bacharach: Ortsvorsteher und -beirat Medenscheid. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2019; abgerufen am 8. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bacharach.de
  9. Eberhard Fetzer: Motorrad Touren Hunsrück – Rheingoldstrasse. (mit Karte). schinderhannes-tourer.de, abgerufen am 8. August 2019.