Medenbach (Breitscheid)

Ortsteil von Breitscheid (Hessen)

Medenbach ist einer der fünf Ortsteile der Gemeinde Breitscheid im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Der Ort liegt im östlichen Westerwald.

Medenbach
Gemeinde Breitscheid
Koordinaten: 50° 42′ N, 8° 14′ OKoordinaten: 50° 41′ 59″ N, 8° 14′ 5″ O
Höhe: 304 m ü. NHN
Fläche: 6,74 km²
Einwohner: 1179 (Mrz. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 175 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35767
Vorwahl: 02777

Geografie Bearbeiten

 
Ein Blick auf Medenbach

Der Ort liegt im am östlichen Rand des Hohen Westerwald etwa 5 km nordwestlich von Herborn und 6 km südwestlich von Dillenburg. Die Entfernung nach Siegen beträgt etwa 25 km Luftlinie und nach Wetzlar 25 km. Medenbach liegt nahe der hessischen Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen. Die Entfernung zum Dreiländereck Hessen – Rheinland-Pfalz – Nordrhein-Westfalen beträgt 5,3 km. Die Gemarkung des Ortes hat eine Größe von 6,74 km². Im Nordwesten ist sie stark bewaldet. Der höchste Punkt Medenbachs ist das Alte Feld (im Volksmund: Gatte) und liegt 492,5 m. ü.NN.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend: Donsbach (Stadt Dillenburg), Uckersdorf (Stadt Herborn), Erdbach, Breitscheid (beide Gemeinde Breitscheid) und Langenaubach (Stadt Haiger).

Der Ort liegt am Medenbach, der sich bei Uckersdorf mit dem Amdorfbach vereinigt und in die Dill mündet. Nördlich des Ortes erhebt sich der Otterich (463 m ü.NN), nordwestlich der Lauberg (492 m ü.NN). Südlich des Ortes, Richtung Erdbach, befindet sich der Mühlberg (376 m ü.NN).

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Der Name Medenbach deutet auf eine durchgehende Besiedlung des Ortes seit der merowingisch Siedlungsperiode um das 6./7. Jahrhundert hin. Medenbach gehörte zur Herborner Mark, die ab dem 12. Jahrhundert unter den Einfluss des Hauses Nassau kam. Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung erfolgte vor 1353 in einer Güterbeschreibung der Kapelle zu Ballersbach. Bis 1588 gehörte der Ort zur Pfarrei Herborn, seitdem zur Pfarrei Breitscheid. Wirtschaftliche Grundlage des Ortes bildeten lange der Abbau und die Verarbeitung von Bodenschätzen. So wird der Ort im 19. Jahrhundert für seinen guten Roteisenstein gelobt.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde zum 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständige Gemeinde Medenbach durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen der Gemeinde Breitscheid angegliedert.[2] Für Medenbach wurde ein Ortsbezirk gebildet.[3]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Medenbach angehört(e):[4][5]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Medenbach 1188 Einwohner. Darunter waren 24 (2,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 219 Einwohner unter 18 Jahren, 474 zwischen 18 und 49, 255 zwischen 50 und 64 und 240 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 426 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 123 Paare ohne Kinder und 189 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 294 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

Medenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
298
1840
  
305
1846
  
291
1852
  
278
1858
  
297
1864
  
351
1871
  
334
1875
  
332
1885
  
318
1895
  
367
1905
  
378
1910
  
396
1925
  
443
1939
  
457
1946
  
637
1950
  
676
1956
  
731
1961
  
786
1967
  
887
1970
  
965
2008
  
1.253
2010
  
1.225
2011
  
1.188
2015
  
1.179
2019
  
1.138
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[4], nach 1970: Gemeinde Breitscheid (siehe webarchiv; mehrere Werte.); Zensus 2011[7]

Historische Religionszugehörigkei

• 1885: 272 evangelische (= 85,53 %), kein katholische und 46 Christen anderer Konfessionen (= 14,47 %)[4]
• 1961: 644 evangelische (= 81,93 %), 89 römisch-katholische (= 11,32 %) Einwohner[4]

Politik Bearbeiten

Der Ort gehört bei Wahlen zum Deutschen Bundestag zum Wahlkreis „173 Lahn-Dill“, für Wahlen zum Hessischen Landtag zum Wahlkreis „21 Lahn-Dill I“.

Ortsbeirat

Für Medenbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Medenbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[3] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 43,97 %. Dabei wurden gewählt: zwei Mitglieder der SPD und drei Mitglieder „Freien ählergemeinschaft (FWG)“.[8] Der Ortsbeirat wählte Yannick Konrad (SPD) zum Ortsvorsteher.[9]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Mittelalterlicher Chorturm in Medenbach

Medenbach verfügt über eine im Kern mittelalterliche Kirche. Diese evangelische Kirche besitzt einen Chorturm im frühgotischen Stil mit pyramidenförmigem Dach. Im Inneren des Turms haben sich Reste einer mittelalterlichen Wandmalerei erhalten. Dieses Bild zeigt die Szene Christus vor Pilatus. Der Turm wurde 1966 umfassend restauriert. An den Turm schließt sich ein modernes Kirchenschiff an.

Die Bebauung des Ortes folgt dem engen Talverlauf des Medenbachs. Im Ort haben sich einige Fachwerkgebäude des 18. Jahrhunderts erhalten. Weiterhin verfügt der Ort über vier gusseiserne Laufbrunnen aus dem 19. Jahrhundert, die Denkmalwert besitzen.

Für die anderen Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Medenbach.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Medenbach verfügt über ein Dorfgemeinschaftshaus, ein Freibad und ein Pflegeheim.

Südwestlich des Ortes befindet sich ein Kalksteinbruch. Diese Kalkvorkommen entstanden aus einem Korallenstock der Devonzeit. 1993 wurde dort der Zugang zum Herbstlabyrinth-Adventhöhle-System entdeckt.

Verkehr Bearbeiten

Der Ort hat keinen direkten Zugang zum Bundesfernstraßennetz. Die nächste Zufahrt zur B 255 (Herborn – Montabaur) befindet sich bei Amdorf (ca. 5 km). Die nächste Zufahrt zur B 277 (Herborn – Dillenburg) befindet sich bei Burg. Die nächste Autobahnauffahrt ist in ca. 6 Kilometern Entfernung die Auffahrt Herborn-West an der A 45.

Früher hatte der Ort einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Haiger–Breitscheid. Heute befindet sich der nächstgelegene Bahnhof in Herborn (Dillkr) an der Dillstrecke.

Es bestehen Busverbindungen nach Breitscheid und Herborn. Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt beträgt 106 km, nach Köln/Bonn ca. 109 km.

 
Medenbach verfügt als einziger Ortsteil der Gemeinde Breitscheid über ein eigenes Freibad.

Nahe Medenbach verläuft der Westerwaldsteig, ein Fernwanderweg von Herborn nach Bad Hönningen, der Rothaarsteig, ein Fernwanderweg von Dillenburg nach Brilon, sowie der Hessischen Radfahrweg R8 von Frankenberg (Eder) nach Heppenheim.

Bildung Bearbeiten

In Medenbach existieren ein Kindergarten und eine Grundschule. Weiterführende Schulen können in Breitscheid (Haupt- und Realschule) sowie in Herborn oder Dillenburg (Gymnasium) besucht werden.

Literatur Bearbeiten

  • Hermann-Josef Hucke (Hrsg.): Großer Westerwaldführer. 3. Auflage. Westerwald-Verein e.V., Montabaur 1991, ISBN 3-921548-04-7.
  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
  • Christian Daniel Vogel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Wilhelm Beyerle, Wiesbaden 1844.
  • Heinz Wionski: Baudenkmale in Hessen Lahn-Dill-Kreis I. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. 1986, ISBN 3-528-06234-7 (Ehemaliger Dillkreis).
  • Literatur über Medenbach nach Register In: Hessische Bibliographie

Weblinks Bearbeiten

Commons: Medenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge des Friedens von Tilsit.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Abtrennung der Justiz (Justizamt Herborn) bis 1854.
  5. Infolge des Deutschen Krieges.
  6. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Herborn) und Verwaltung.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. Januar 1977 wurde Medenbach als Ortsbezirk der neu gebildeten Gemeinde Breitscheid eingegliedert.

Einzelnachweise

  1. „Zahlen Daten Fakten“ in Internetauftritt der Gemeinde Breitscheid, abgerufen im September 2015.
  2. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 23 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  3. a b Hauptsatzung § 6. (PDF; 44 kB) In: Webauftritt. Gemeinde Breitscheid, abgerufen im Februar 2019.
  4. a b c d Medenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Anton Friedrich Büsching: D. Anton Friderich Büschings neue Erdbeschreibung. Das deutsche Reich. Band 3. J.C. Bohn, 1771, 1771, S. 840 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 10 und 50, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. Ortsbeiratswahl Medenbach. In: Votemanager. Gemeinde Breitscheid, abgerufen im Oktober 2023.
  9. Ortsbeirat Medenbach. In: Rathausinformationssystem. Gemeinde Breitscheid, abgerufen im Oktober 2023.