Martin Sprenger

österreichischer Mediziner

Martin Sprenger (* 7. Dezember 1963 in Chur, Graubünden/Schweiz[1]) ist ein österreichischer Mediziner, Autor und Gesundheitswissenschaftler an der Medizinischen Universität Graz mit den Schwerpunkten Public Health, Primärversorgung und Prävention.[2] Öffentlich bekannt wurde er im Frühjahr 2020 durch seinen Rückzug aus der „Coronavirus-Taskforce“ des Gesundheitsministeriums. Zu seinen Erfahrungen in dieser Zeit entstand das Buch Das Corona-Rätsel.

Leben und Wirken Bearbeiten

Der Sohn eines Österreichers und einer Deutschen wurde in der Schweiz geboren und verbrachte dort auch seine frühe Kindheit. 1969 übersiedelte seine Familie nach Tirol,[3] wo er die Volksschule Aldrans sowie anschließend bis 1977 das Realgymnasium in Innsbruck besuchte. Dem folgten drei Jahre Berufsausbildung an der HTL Bau und Design Innsbruck und zwei weitere Jahre an der HTL in Saalfelden bis zur Matura an der Abteilung Tiefbau 1982.[1]

Ab 1983 studierte er zunächst Kulturtechnik an der Universität für Bodenkultur Wien und ab 1984 Medizin an der Medizinischen Universität Wien sowie der Karl-Franzens-Universität Graz, wo er 1994 auch promovierte. Während des Medizinstudiums war er freier Mitarbeiter verschiedener Statik- und Architekturbüros in Wien, Tirol und der Steiermark.[1]

Nach vier Jahren Turnusausbildung in der Steiermark und zwei Jahren als Assistenz- und Notarzt der Chirurgie im Landeskrankenhaus Weiz ging er 2001 für eine zweijährige Ausbildung zum Master of Public Health nach Auckland in Neuseeland.[2][1]

2002 begann er seine Laufbahn an der Medizinischen Universität Graz, neben Lehrtätigkeiten vor allem als wissenschaftlicher Koordinator des Universitätslehrgangs Public Health. Zugleich begann er die ehrenamtliche Arbeit als Allgemeinmediziner für die Grazer Marienambulanz[4] der Caritas Steiermark und wurde Mitglied der dortigen Ärztekammer. 2010 beendete er seine Arzttätigkeit, um die Leitung des Public Health-Lehrgangs zu übernehmen. Die Mitgliedschaft der Ärztekammer blieb seither außerordentlich. Er ist außerdem Mitarbeiter des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität.[2]

Seit 2004 arbeitet Sprenger auch als freier Unternehmensberater, mit Lehraufträgen an diversen Fachhochschulen und Universitäten sowie in verschiedenen Gesundheitsprojekten.[1]

Corona-Krise Bearbeiten

Im Zuge der COVID-19-Pandemie in Österreich wurde Sprenger Anfang März in den Beraterstab der „Coronavirus-Taskforce“ des Gesundheitsministeriums berufen.[3] Nach Sebastian Kurz’ Pressekonferenz am 30. März begann er, öffentlich Kritik an einzelnen Maßnahmen zu äußern; so nannte er etwa das Schließen von Parks und Wandergebieten „nicht nachvollziehbar“. Dies führte zum Bruch mit der Führungsebene und nach internen Attacken trat er am 8. April 2020 als Berater des Ministers Rudolf Anschober zurück.[3][5] Dieser ersetzte seine Position zwei Tage später durch Christiane Druml.[6][7]

Seine Erfahrungen in dieser Zeit, die er in einem Tagebuch festgehalten hatte, veröffentlichte er unter dem Titel Das Corona-Rätsel als Buch. Es werfe einen „soziologischen Blick(s) auf die Folgen des Lockdowns in der Gesellschaft“, so Der Standard.[8] Nach Ansicht der Zeit Österreich „habe Sprenger weiterhin viel Wertschätzung für die Experten der Taskforce, für Rudi Anschober, sogar für Sebastian Kurz“ und zitierte ihn: „Der Lockdown war perfekt getimt, das muss man als Kanzler auch erst mal durchdrücken. Aber der richtige Zeitpunkt zur Deeskalation wurde verpasst.“[3]

Im Oktober 2020 äußerte er sich in Der Standard noch einmal kritisch zum Pandemie-Management der Regierung und empfahl u. a. „dringend“, mit den Ländern und Bezirken einheitliche Regeln zu vereinbaren.[9] Im Dezember 2021 verfasste er eine Stellungnahme gegen das geplante Impfpflichtgesetz.[10]

Am 10. August 2022 veröffentlichte Der Standard einen Artikel mit dem Titel Früheres Corona-Taskforce-Mitglied Sprenger gab Verschwörungssender Auf1 Interview.[11]

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Dr. med. Martin Sprenger MPH. (PDF) Lebenslauf. publichealth.co.at, abgerufen am 7. Juni 2020.
  2. a b c Dr. med. univ. Martin Sprenger. Fachbiografie der Universität. Medizinische Universität Graz, abgerufen am 7. Juni 2020.
  3. a b c d Jonas Vogt: Der Aber-Sager. Die Zeit Österreich 25/2020, 15. Juni 2020, abgerufen am 19. Juni 2020.
  4. https://www.caritas-steiermark.at/marienambulanz/ Webpräsenz.
  5. Experte Sprenger hat genug von der Corona-Taskforce. DerStandard.at, 9. April 2020, abgerufen am 7. Juni 2020.
  6. Christiane Druml folgt auf Martin Sprenger im Corona-Beraterstab. DerStandard.at, 10. April 2020, abgerufen am 7. Juni 2020.
  7. Coronavirus - Taskforce. sozialministerium.at, 13. Mai 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2020; abgerufen am 7. Juni 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sozialministerium.at
  8. Irene Brickner: War der fortgesetzte Lockdown wirklich nötig? Der Standard, 30. Juni 2020, abgerufen am 2. Februar 2021.
  9. Irene Brickner: Experte Sprenger: Corona-Verschärfungen haben nur „geringen Einfluss“. Der Standard, 19. Oktober 2020, abgerufen am 2. Februar 2021.
  10. Martin Sprenger: Stellungnahme zum Initiativantrag für das Bundesgesetz über die Impfpflicht gegen COVID-19 (COVID-19-Impfpflichtgesetz – COVID-19-IG) (2173/A). 19. Dezember 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  11. Österreich Früheres Corona-Taskforce-Mitglied Sprenger gab Verschwörungssender Auf1 Interview, Der Standard 10. August 2022
  12. Martin Sprenger: Das Corona-Rätsel. Buchvorstellung beim Herausgeber. Seifert Verlag, abgerufen am 19. Juni 2020.