Martin Kastler

deutscher Politiker (CSU), MdEP

Martin Kastler (* 18. Juni 1974 in Nürnberg) ist ein deutscher Politiker der CSU und war bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments.

Martin Kastler 2014

Leben Bearbeiten

Ausbildung und Beruf Bearbeiten

Nach dem Besuch des Martin-Behaim-Gymnasiums in Nürnberg studierte Kastler von 1994 bis 2000 Geschichte und Politik in Erlangen und Prag. Europapolitische Erfahrungen sammelte er von 1996 bis 1997 als Mitarbeiter in der außenpolitischen Abteilung des Präsidenten der Tschechischen Republik, Václav Havel. Anschließend wurde Kastler Pressesprecher des Marketingvereins der Metropolregion Nürnberg und Redakteur bei DATEV. Seit 1996 ist Kastler journalistisch und publizistisch tätig. Von 2004 bis zu seinem Wiedereinzug in das Europäische Parlament im Dezember 2008 war er Referatsleiter für Entwicklungspolitische Grundsatzfragen und EU-Projekt-Koordinator bei der Hanns-Seidel-Stiftung. Nach dem Ausscheiden aus dem Europa-Parlament leitete er als Repräsentant und Regionalleiter das Mitteleuropaprojekt der Hanns-Seidel-Stiftung mit Sitz in Prag, verantwortlich für die Aktivitäten der CSU-nahen Stiftung in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn.

Seit dem Wintersemester 2017/18 ist er nebenberuflich Lehrbeauftragter der Hochschule Ansbach im Studiengang Interkulturelles Management am Standort Rothenburg ob der Tauber.

Parteilaufbahn Bearbeiten

Martin Kastler ist seit 1993 Mitglied der Christlich-Sozialen Union in Bayern und seit 2013 stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitnehmerunion CSA in Bayern.

Abgeordnetentätigkeit Bearbeiten

Martin Kastler zog erstmals von 2003 bis 2004 für die CSU in das Europäische Parlament ein und folgte hier auf Emilia Müller, die vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in die Staatsregierung berufen wurde. Nach der bayerischen Landtagswahl im September 2008 rückte Kastler für Alexander Radwan nach. Bei den Europawahlen 2009 wurde Martin Kastler für die volle Legislaturperiode 2009–2014 als Abgeordneter ins Europäische Parlament gewählt.

Martin Kastler war Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Beschäftigung und Soziale Angelegenheiten (EMPL). Außerdem ist er Mitglied in der Delegation EU-Mazedonien (DANZ) und stellvertretendes Mitglied in der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung von Vertretern der Afrikanischen Union (AU) und der EU. Kastler ist umwelt- und sozialpolitischer Sprecher der CSU-Europagruppe. Zudem hatte er das Amt des Vizepräsidenten der interfraktionellen Arbeitsgruppe (Intergroup) Bioethik sowie der EVP-Arbeitsgruppe Bioethik inne.

Zur Europawahl am 25. Mai 2014 kandidierte Martin Kastler als Spitzenkandidat für Mittelfranken auf der CSU-Liste auf Platz 7. Da die CSU nur fünf Sitze errang, zog Kastler nicht erneut ins Parlament ein[1].

Sonstiges Engagement Bearbeiten

Martin Kastler war bis 2022 Bundesvorsitzender der von katholischen Heimatvertriebenen gegründeten deutsch-tschechisch-slowakischen Ackermann-Gemeinde (AG s. u.) und war damit ehrenamtlich aktiv im Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie Vorsitzender des Verwaltungsrates des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds[2] in Prag (beides ebenfalls bis 2022).

  • die AG ist wegen der gemeinsamen Vergangenheit im Rahmen der Tschechoslowakei (1918–1992) auch der heutigen Slowakei freundschaftlich und kooperativ verbunden

Er ist gesellschaftspolitischer Beirat des Verbandes der Wissenschaftlichen Katholischen Studentenvereine Unitas (UV), Mitglied der WKStV UNITAS Franko-Palatia Nürnberg et Erlangen im UV sowie Ehrenmitglied bei der K.D.St.V. Ferdinandea-Prag zu Heidelberg im CV seit 2014.

Weitere Mitgliedschaften: Club der Altstipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung (CdAS), im Gewerbeverein 1848 Schwabach und Umgebung e.V., der Görres-Gesellschaft und in der Paneuropa Österreich Paneuropa-Union Österreich.

Von 22. November 2013 bis ins Jahr 2022 war Kastler im Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) als Sprecher des Sachbereichs Europäische Zusammenarbeit und interkulturelle Fragen tätig. Er war damit Nachfolger von Hubert Tintelott.[3]

Privates Bearbeiten

Martin Kastler ist mit einer Tschechin verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Prag und Schwabach. Kastler hat eine Kirchenmusikerausbildung D- und C absolviert und spielt Orgel.

Politische Positionen Bearbeiten

Telekommunikation Bearbeiten

Als einer von 28 Abgeordneten des Parlaments wandte sich Kastler am 18. April 2012 (gegen eine Mehrheit von 580 Ja-Stimmen bei 74 Enthaltungen) gegen eine Resolution, die eine gesetzliche Grundlage zur Überwachung von Internet-Zensur durch autokratische Regimes und EU-Exportregelungen für Technologien, die der Internet-Zensur dienen, fordert.[4]

Religion Bearbeiten

Kastler weist starke Bezüge zum Thema Religion auf. Er selbst bezeichnet „die Unterstützung der verfolgten Christen weltweit“ als einen der „zentralen Punkte“ seines politischen und ehrenamtlichen Engagements.[5] An anderer Stelle betonte er, das für ihn ehrenamtliches Engagement in der Kirche „neben seiner Abgeordnetentätigkeit ganz oben auf der Agenda“ stehe.[6]

Im Jahr 2011 verteilte die Europäische Kommission einen Schülerkalender, in dem versehentlich keine Hinweise auf Feiertage der christlichen Religion verzeichnet wurden. Vorgaben weiterer Religionen wie des Islam, des Judentums und sogar des Hinduismus wurden darin berücksichtigt. Kastler erklärte in diesem Zusammenhang: „Der kämpferische Atheismus im Apparat der EU-Kommission ist untragbar - er braucht eine klare, christliche Antwort. Diese Willkür schreit zum Himmel“.[7] Er erklärte der Vorgang sei „eine Frechheit!“ und forderte „die zuständigen Beamten umgehend zur Rechenschaft zu ziehen. Ich erwarte eine persönliche Entschuldigung des Kommissionspräsidenten.“[8] In Folge initiierte Kastler zusammen mit den katholischen und evangelischen Dekanaten Schwabach und Roth eine Sammlung von ca. 3000 Unterschriften, die er zusammen mit einem Pfarrer an den zuständigen EU-Kommissar übergab, der schließlich den Kalender korrigieren ließ.[9]

Sonntagsarbeit Bearbeiten

Martin Kastler ist Initiator der Ersten Europäischen Bürgerinitiative, deren Ziel es ist, den Sonntag europaweit als Ruhetag zu schützen. Dazu hat er am 10. Februar 2010 im Europäischen Parlament in Straßburg das Online-Kampagneportal „Sonntags gehören Mami und Papi uns!“ vorgestellt.

Begrenzung der Bonuszahlungen von Fonds-Managern Bearbeiten

Im Juli 2013 stimmte er als einziger Abgeordneter der Europa-Abgeordneten von Union und FDP für eine Begrenzung der Bonuszahlungen von Fonds-Managern.[10]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Martin Kastler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. GÜNTHER WILHELM: Schwabachs Europaabgeordneter Martin Kastler gescheitert. In: nordbayern.de. 26. Mai 2014, abgerufen am 2. März 2024.
  2. Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Website Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds
  3. Netzwerk EBD: Martin Kastler zum Sprecher für Europäische Zusammenarbeit und interkulturelle Fragen des ZdK gewählt (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive), abgerufen am 25. November 2013.
  4. Ryan Gallagher: Who Voted Against Restricting Sales of Spy Tech to Dictators? These European Politicians. In: slate, 19. April 2012.
  5. Grüß Gott! martin-kastler.de, abgerufen am 5. Juni 2012.
  6. Ehrenamt&Kirche martin-kastler.de, abgerufen am 5. Juni 2012.
  7. Kastler: EU-Jugendkalender ist „eine Frechheit“. kath.net, 13. Januar 2011, abgerufen am 5. Juni 2012.
  8. vgl. Pressemitteilung: Kastler: EU-Jugendkalender ohne christliche Feiertage ist eine Frechheit. martin-kastler.de 12. Januar 2011, abgerufen am 5. Juni 2012.
  9. vgl. Pressemitteilung: 'Erfolg: Neuer EU-Schülerkalender wieder christlich' martin-kastler.de, 7. Juli 2011, abgerufen am 5. Juni 2012.
  10. campact.de 3. Juli 2013