Martin Frommhold

deutscher Politiker, Mitglied des niedersächsischen Landtags

Martin Frommhold (* 20. Juni 1880 in Dörnthal/Sachsen; † 10. April 1933 in Hannover) war ein deutscher Jurist, Bürgermeister sowohl von Westerland auf Sylt sowie der Stadt Stade,[1] Landschaftsrat,[2] Abgeordneter der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) im Hannöverschen Provinziallandtag sowie Opfer des Nationalsozialismus.[1]

Leben und Wirken Bearbeiten

Geboren zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs als Sohn eines evangelischen Theologen im erzgebirgischen Ort Pfaffrode, absolvierte Martin Frommhold sein Abitur 1899 in Chemnitz und studierte dann Rechtswissenschaften an der Universität München sowie an der Universität Leipzig. 1903 wurde Frommhold promoviert.[1]

Bereits 1908 wurde Martin Frommhold auf Sylt zum Bürgermeister von Westerland gewählt,[1] behielt dieses Amt bis 1915 nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges bei und wurde noch im selben Jahr zum Bürgermeister der Stadt Stade gewählt, wo er dieses Amt bis 1925 ausübte.[2] Als Bürgermeister Stades fungierte er auch als Landschaftsrat im Landtag der Landschaft der Herzogtümer Bremen und Verden.

Zuvor schon war Frommhold 1914 zum Vorsitzenden des Stader Geschichts- und Heimatvereins gewählt worden, in dem er ebenfalls bis 1925 tätig war[2] und beispielsweise im Stader Archiv über Die Erweiterung der Stadt Stade schrieb.[3]

Frommhold 1919 bis 1920 für den Wahlbezirk Stade (ab dem 1. September 1919 als Nachrücker für Ulrich Dumrath), 1921 bis 1925 für den Wahlbezirk Achim und 1925 bis 1929 für den Wahlbezirk Hannover-Stadt in den Hannöverschen Provinzialtag gewählt worden und vertrat dort 1919 als Fraktionsvorsitzender[1] bis 1929[4][5] die Interessen der DDP.[1] 1927 bis 1929 war er Vizepräsident des Landtags.

 
Traueranzeige von 1933 der Deutschen Staatspartei, vertreten durch Dr. Riehn im Hannoverschen Anzeiger

Ab 1925[1][6] und bis 1933 arbeitete Martin Frommhold bei der Landesversicherungsanstalt Hannover[1], der späteren Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover[7].

1931 übernahm Frommhold den Posten des 1. Vorsitzenden der Wilhelm-Busch-Gesellschaft.[2]

Nach der Machtübernahme durch die deutschen Nationalsozialisten[1] und einer Rufmord-Kampagne[2] wählte Martin Frommhold schon am 10. April 1933 in Hannover den Freitod,[1] um den „Drangsalierungen und den Schikanen der SA, die sich im Rausch einer ‚Nationalen Revolution‘ austobte“, zu entgehen.[4]

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Martin Frommhold: Die Erweiterung der Stadt Stade. In: Stader Archiv, Zeitschrift des Stader Geschichts- und Heimat-Vereins, Neue Folge, Heft 15, Stade: 1925[3]

Ehrungen Bearbeiten

 
Die 2007 im Niedersächsischen Landtag installierte Gedenktafel „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Mlynek: FROMMHOLD, Martin. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 124; online über Google-Bücher
  • Jan Lokers, Thomas Schürmann (Hrsg.): Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des Stader Geschichts- und Heimatvereins. 1856 - 2006 (= Stader Jahrbuch, 2005/2006), hrsg. im Auftrag des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Stade: Stader Geschichts- und Heimatverein, S. 96f.
  • Beatrix Herlemann: Gedenktafel „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten“. Die Biografien der Opfer. Der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2007, S. 116.
  • N.N.: Gedenktafel / „Die Opfer des Nationalsozialismus unter den Parlamentariern aus niedersächsischen Gebieten“ / Landesgeschichte im Landtag, Handzettel hrsg. Präsidenten des Niedersächsischen Landtages [o. O., o. D., Hannover: 2007?], herunterladbar als PDF-Dokument
  • Robert Gahde: Ein Stolperstein in Hannover für Dr. Martin Frommhold, Vorsitzender des Stader Geschichts- und Heimatvereins 1915–1925, in: Mitteilungen des Stader Geschichts- und Heimatvereins, Jg. 93 (2018), H. 4, S. 45–53.
  • Beatrix Herlemann, Helga Schatz: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier 1919–1945 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 222). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004, ISBN 3-7752-6022-6, S. 116.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j Klaus Mlynek: FROMMHOLD ... (siehe Literatur)
  2. a b c d e Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b Martin Frommhold: Die Erweiterung der Stadt Stade; Nachweis zuletzt abgerufen am 21. Oktober 2014
  4. a b c N.N.: Gedenktafel … (siehe Literatur)
  5. Anmerkung: Davon abweichend nennt Klaus Mlynek im Hannoverschen Biographischen Lexikon (siehe Literatur) das Jahr 1933 als das letzte von Frommholds Interessenvertretung im Hannoverschen Provinzialtag
  6. Anmerkung: Davon abweichend nennt die Deutsche Nationalbibliothek das Jahr 1915 als Beginn seiner Vorstandstätigkeit bei der Landesversicherungsanstalt
  7. Eva Benz-Rababah: Deutsche Rentenversicherung Braunschweig-Hannover. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 128f.
  8. Vergleiche eine der mittels Klick auf die oben rechts über diesem Artikel angegebenen Geokoordinaten angebotenen Karten
  9. Karljosef Kreter (Ansprechpartner): Gedenktafel (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)