Marie Meimberg

deutsche Autorin, Produzentin und Musikerin

Marie Lea Meimberg (* 7. Oktober 1983 in Leimen) ist eine deutsch-französische Autorin, Illustratorin, Musikerin und Produzentin von audiovisuellen Medien, die als Netz-Aktivistin bekannt wurde.

Marie Meimberg (2016)

Biografie Bearbeiten

Meimberg wurde in Leimen in der Nähe von Heidelberg geboren. Sie schloss an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen den Studiengang Communication and Cultural Management mit dem Bachelor of Arts im Departement kuratorische Praxis ab. Meimberg war Stipendiatin der Zeppelin Universität und studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Kulturmanagement und inszenatorische Praxis von Karen van den Berg.[1] Meimberg war sowohl als Kuratorin als auch Künstlerin für Kunst im öffentlichen Raum tätig.[2]

In den Jahren 2007 und 2008 betreute Meimberg als Kuratorin und Leiterin das „Institut für Luftschwimmkunst“ – ein Ausstellungsraum der Zeppelin Universität im Flughafen Tempelhof Berlin und realisierte hier mehrere Ausstellungen und Veranstaltungen.[3][4][5] 2008 war Meimberg zudem Gaststudentin an der Universität der Künste Berlin im Master Kunst im öffentlichen Raum.

Während ihres Studiums war Meimberg ein Gründungsmitglied der Jazz-Combo „Luftschiffkappelle“, in der sie als Sängerin aktiv war. Die als laufendes und offenes Musik-Projekt angelegte Combo ist bis heute aktiv, über die Universität hinaus in der Region bekannt und tritt auf Veranstaltungen im Bodensee-Raum auf.[1][6]

Nach ihrem Studium besuchte Meimberg die Rock-Pop-Schule Berlin, um eine Ausbildung als Profi-Musikerin zu absolvieren, brach diese jedoch ab, um sich als Songwriterin und Autorin selbständig zu machen. Gemeinsam mit Alphaville-Keyboarder Martin Lister produzierte Meimberg 2011 drei Lieder für die Folge Das letzte Lied der Krimiserie SOKO Leipzig, die sie selber einsang. Das Drehbuch der Folge stammt von ihrem Ehemann Manuel Meimberg[7]. Der Titel Ich glaube wurde anschließend als Download veröffentlicht und erreichte 2013 für eine Woche Platz 86 in den deutschen Charts.

Von 2011 bis 2013 war Meimberg bei der Filmfirma UFA als Produktionsleitung, Autorin, Sprecherin, Illustratorin, Kamerafrau, Filmeditorin und Moderatorin für den YouTube-Originalkanal TRIGGER TV (später Wahre Verbrechen.Wahre Stories) tätig. Die hier von Jörg Winger und Meimberg entwickelte Animationsserie Serial Killers (29 Folgen, je 6–12 Minuten), welche Meimberg als Produzentin, Autorin und mit Jörg Winger in Co-Regie betreute, wurde als erstes YouTube-Format an einen deutschen Pay-TV-Sender (RTL Crime) verkauft.[8][9]

Seit 2012 bespielt Meimberg den eigenen YouTube-Kanal Marie Meimberg, auf dem sie neben Musik und gezeichneten Geschichten auch das Talk-Format Maries Stammtisch produziert. Meimberg setzt sich dort auch für Feminismus und Anti-Rassismus ein und spricht sich gegen Trans- und Behindertenfeindlichkeit aus. Ihr Video #NichtSchön zum Thema der Reduktion von YouTuberinnen auf Äußerlichkeit ging viral.[10][11]

Meimberg schaltet keine Werbung auf ihren Videos und kritisiert YouTube regelmäßig öffentlich für seine Politik und den YouTube-Algorithmus. Laut einem Interview mit Svenja Bergt von der taz 2015 würde sie „lieber kellnern gehen“, als von YouTube-Einnahmen zu leben.[12]

2014 war Meimberg als Head of Creation & Partner Relations im Berliner Departement des Webvideovermarktungsunternehmens Mediakraft Networks tätig. Meimberg kündigte aufgrund „unüberbrückbarer Differenzen“ nach nur vier Monaten und gründete gemeinsam mit Webvideoproduzenten aus Berlin den Verein 301+, einen netzwerkähnlichen Verbund von YouTubern, die sich für Alternativen in der deutschen YouTube-Szene einsetzen. Meimberg wurde erste Vorsitzende.[13] Für Meimberg sollte der Verein ein Ort werden, an dem Webvideoproduzenten außerhalb der Vermarktungsnetzwerke zusammenkommen können und sich über Themen wie Rassismus und Sexismus, aber auch beispielsweise Schleichwerbung auszutauschen. Nach der Kündigung Meimbergs geriet Mediakraft Networks zunehmend in die Kritik, Schleichwerbung gefördert und seine Mitglieder unter Druck gesetzt zu haben.[14][15][16][17]

2014 wurde Meimberg zur ersten Präsidentin der Academy des Webvideopreis Deutschland (WVP) ernannt[18] und führte dieses Amt bis einschließlich 2016 aus. In ihrer Amtszeit setzte sich Meimberg für mehr Transparenz und Einbeziehung der Academy ein und legte fest, dass sie als Präsidentin von der Nominierung ausgeschlossen wurde, um Machtmissbrauch und Manipulationen auszuschließen. 2016 schrieb Meimberg gemeinsam mit ihrem Ehemann Manuel Meimberg und Christian Huber die Moderation der Webvideopreis-Show, welche von Rocket Beans TV übernommen und sehr positiv besprochen wurde.

2017 gab Meimberg über Facebook bekannt, sich für keine weitere Amtszeit zur Wahl zu stellen. Nach der Verleihung des Webvideopreises 2016 übernahm Jan Winter 2017 das Amt des Webvideopreis-Präsidenten.[19] Es folgte eine Änderung des Nominierungsprozesses, der in der Szene massive Kritik auslöste.[20]

Meimberg war Kolumnistin des mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten medienkritischen Blogs Übermedien[21][22] und veröffentlichte als Gastautorin einen Artikel über Sexismus in der deutschen YouTube-Szene auf Vice-Broadly.[23] Der Artikel ging viral, sorgte in der Branche für Diskussionen und wurde unter anderem von Margarete Stokowski in Untenrum frei zitiert.

Am 1. März 2016 erschien Meimbergs Buch Sei Du selbst, alles andere wirst Du eh verkacken, welches sie auch selbst illustrierte.[24]

2017 kündigte sie ihre Mitgliedschaft im Verein 301+, wie sie auf ihrer Facebookseite verkündete. Grund für die Entscheidung sei einerseits, dass der Verein nichts täte und somit für sie keine Daseinsberechtigung habe, weiter das Fehlen einer gemeinsamen Basis. So sei sie mit ihren Haltungen zu Themen wie beispielsweise Kennzeichnung von Kooperationen, Werbung und Produktplatzierungen, Sexismus oder dem persönlichen Engagement für die Vereinsarbeit in Opposition zu einigen Vereinsmitgliedern gestanden.

Im April 2015 gründete Meimberg die Meimberg GmbH und betrieb diese bis zum 1. Januar 2022 zur Entwicklung, Produktion und Verwertung von audio- und audiovisuellen Medien. Mit ihrer Firma produzierte Meimberg einige Projekte, darunter die Reihe travelling Islam für die Bundeszentrale für politische Bildung, die Gaming-Show 1080NerdScope im Auftrag des Südwestrundfunk sowie die Musiksendung Bongo Boulevard. Letztere produzierte sie mit ihrer Firma im Auftrag von funk. Die Sendung wurde mehrfach für den Grimme-Preis nominiert.[25][26][27] Zum 1. Januar 2022 wurde die GmbH per Gesellschafterbeschluss aufgelöst.[28]

Meimberg war in diesen Projekten als Showrunnerin, Produzentin, Regisseurin, Autorin, Sängerin und Moderatorin tätig. 2016 entwickelte und realisierte sie das Online-Konzept der Mini-Serie Familie Braun, für die sie gemeinsam mit der Band Fewjar auch als Songwriterin und Sängerin aktiv war. Die Serie wurde 2017 unter anderem mit dem International Emmy Award in der Kategorie Kurzserie ausgezeichnet.

2019 beendete Meimberg nach zwei Staffeln Bongo Boulevard die Zusammenarbeit mit funk auf eigenen Wunsch. Als Grund gab sie „unterschiedliche Vorstellungen und Haltungen“ an.[29] Einige Monate zuvor hatte der Kanal Bongo Boulevard in der Kommentarspalte unter einem Video des ebenfalls für funk produzierten Kanals World Wide Wohnzimmer diesen für einen rassistischen Witz kritisiert.[30] Meimberg wiederholte diese Kritik im Juni 2020 über den Kurznachrichtendienst Twitter.[31]

Mit dem Ende der Bongo-Boulevard-Produktion gab Meimberg auch eine öffentliche Auszeit bekannt.

Privates Bearbeiten

Marie Meimberg ist eine Tochter von Amy Neumann-Volmer, Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen Deutschland. Sie ist mit dem Drehbuchautor, Regisseur und Produzenten Manuel Meimberg verheiratet, mit dem sie gemeinsam in Berlin lebt.

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

Diskografie Bearbeiten

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Singles[37]
Ich glaube
  DE 86 15.03.2013 (1 Wo.)

Lieder

  • I Am Your Bitch (2013)
  • There Is a Party (2013)
  • Ich glaube (2013)
  • Fickersong (2014)
  • The One (2016), Gitarrensong aus Familie Braun

Werke Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. a b Über eine Kunstkönnerin. Und über die Kunst der Selbstausbeutung. In: issuu.com. Zeppelin Universität | Bachelor College, 21. August 2013, abgerufen am 15. Februar 2021.
  2. ZF Kunststiftung | Pressemitteilung. Januar 2009, abgerufen am 15. Februar 2021.
  3. Studentische Projekte. In: zeppelin-university.com. April 2008, abgerufen am 15. Februar 2021.
  4. CAP LMU Munich: Eröffnung des HauptstadtCampus der Zeppelin Universität. In: cap-lmu.de. 7. Dezember 2011, abgerufen am 15. Februar 2021.
  5. AUSSTELLUNG. In: tagesspiegel.de. 27. September 2007, abgerufen am 15. Februar 2021.
  6. Die Luftschiffkapelle | LSK. In: zu.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  7. Das letzte Lied (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) (Episodeninformation) Andre Baldeweg, abgerufen am 16. Juni 2015.
  8. Die Lonely Hearts Killer. In: rtl-crime.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  9. Jörg Winger - Biografie - bei Jokers.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  10. Vanessa Steinmetz: #nichtschön: Youtube-Bloggerinnen machen Protest-Video. In: DER SPIEGEL. 25. November 2014, abgerufen am 15. Februar 2021.
  11. "Ich bin #nichtschön!" In: brigitte.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  12. Svenja Bergt: Marie Meimberg über 10 Jahre YouTube : „Die Nähe nicht ausnutzen“. In: taz.de. 13. Februar 2015, abgerufen am 15. Februar 2021.
  13. https://krautreporter.de/90-die-emanzipation-der-youtuber
  14. Hakan Tanriverdi, Martin Schneider: Soviel Geld verdienen Youtube-Stars. In: sueddeutsche.de. 13. Februar 2015, abgerufen am 15. Februar 2021.
  15. Simon Unge über Mediakraft: "Wir fühlen uns eingeschüchtert". In: youtube.com. DER SPIEGEL, 23. Dezember 2014, abgerufen am 15. Februar 2021.
  16. Ingo Rentz: Simon Unge: Youtube-Star "Ungespielt" rechnet mit Mediakraft ab. In: horizont.net. 22. Dezember 2014, abgerufen am 15. Februar 2021.
  17. Markus Böhm: Simon Unge verlässt Mediakraft: Einschätzung von Marie Meimberg. In: DER SPIEGEL. 23. Dezember 2014, abgerufen am 15. Februar 2021.
  18. WEBVIDEOPREIS DEUTSCHLAND: European Web Video Academy und MMC Studios vereinbaren strategische Partnerschaft – MMC. In: mmc.de. 6. August 2016, abgerufen am 15. Februar 2021.
  19. Webvideopreis. In: twitter.com. 15. Februar 2017, abgerufen am 15. Februar 2021.
  20. Jannis Schakarian: Kritik am Webvideopreis 2017 - HandOfBlood & David Hain vs. #WVP17. In: netzfeuilleton.de. 6. März 2017, abgerufen am 15. Februar 2021 (deutsch).
  21. Marie Meimberg, Übermedien. In: Übermedien. Abgerufen am 15. Februar 2021 (deutsch).
  22. Übermedien. In: grimme-online-award.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  23. Marie Meimberg: Die deutsche YouTube-Szene ist sexistischer als jede Mario-Barth-Show. In: vice.com. 12. Juli 2016, abgerufen am 15. Februar 2021.
  24. Sei du selbst, alles andere wirst du eh verkacken. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  25. Grimme-Preis 2020 - Bongo Boulevard (Meimberg GmbH für funk). In: grimme-preis.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  26. a b Nominierungen 2018 - Grimme-Preis. grimme-preis.de, abgerufen am 15. Februar 2021.
  27. a b Nominierungen 2017 - Grimme-Preis. In: grimme-preis.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  28. Meimberg GmbH. Abgerufen am 18. April 2023 (deutsch).
  29. Marie Meimberg: Das war der letzte Bongo Boulevard Dreh. In: instagram.com. 17. Mai 2019, abgerufen am 15. Februar 2021.
  30. Erkennst DU den Song? (mit inscope21). In: youtube.com. World Wide Wohnzimmer, 11. Januar 2019, abgerufen am 15. Februar 2021.
  31. Marie Meimberg: Gilt diese Null-Toleranz denn ab jetzt auch für Eure Sendung? Und für Euch selbst? In: twitter.com. 5. Juni 2020, abgerufen am 15. Februar 2021.
  32. Wählen Sie den Newcomer des Jahres! In: stern.de. 15. Mai 2014, abgerufen am 15. Februar 2021.
  33. Uwe Mantel: Der Comedypreis, oder: RTL feiert ARD und ZDF. In: dwdl.de. 25. Oktober 2016, abgerufen am 15. Februar 2021 (englisch).
  34. Eyes & Ears of Europe: Promotion. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  35. a b Webvideopreis 2017 - Liste aller Nominierten. In: duesseldorf-tonight.de. 3. März 2017, abgerufen am 15. Februar 2021.
  36. Nominierungen 2020 - Grimme-Preis. In: grimme-preis.de. Abgerufen am 15. Februar 2021.
  37. Chartplatzierung Deutschland