Manisa
Manisa (osmanisch ماغنيسا Mağnisa) ist eine Stadt in der Türkei mit 1.440.611 Einwohnern (2019) und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Manisa im Westen von Anatolien. Die Stadt ist ein Zentrum für Rosinenhandel. Die Stadt liegt am nördlichen Fuß des Spil Dağı (antikes Sipylos-Gebirge) und am Ufer des Flusses Gediz. Die Großstadt Izmir liegt knapp 40 Straßenkilometer südwestlich von Manisa.
Manisa | ||||
| ||||
![]() Blick über die Stadt | ||||
Basisdaten | ||||
---|---|---|---|---|
Provinz (il): | Manisa | |||
Koordinaten: | 38° 37′ N, 27° 26′ O | |||
Einwohner: | 1.440.611[1] (2019) | |||
Telefonvorwahl: | (+90) 236 | |||
Postleitzahl: | 45 000 | |||
Kfz-Kennzeichen: | 45 | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2019) | ||||
Bürgermeister: | Cengiz Ergün (MHP) | |||
Website: |
Seit einer Gebietsreform 2014 ist Manisa eine Büyükşehir belediyesi (Großstadtkommune) und damit flächen- und einwohnermäßig identisch mit der Provinz. Der frühere zentrale Landkreis wurde in zwei neue İlçe aufgeteilt, der südöstliche davon ist Şehzadeler, der nordwestliche Yunusemre.
GeschichteBearbeiten
Die Stadt geht zurück auf das antike lydische Magnesia am Sipylos. (Zur antiken Geschichte siehe dort.) Die später zu Byzanz gehörende Stadt kam 1313 unter die Herrschaft der Saruchaniden und wurde 1398 Teil des osmanischen Reichs. Bis zur Eroberung Konstantinopels (1453) war sie abwechselnd mit Bursa Residenz der Sultane.
Manisa war ab 1919 von Griechenland besetzt, bis am 8. September 1922 griechische Truppen die Stadt auf ihrem Rückzug nach Smyrna in Brand steckten und türkische Truppen die Stadt während des Türkischen Befreiungskriegs besetzten.
Investment der Volkswagen AGBearbeiten
Anfang Juli 2020 stoppte der VW-Konzern die Pläne für den Bau eines neuen Werks in Manisa. Hintergrund sei der durch die Corona-Krise erfolgte Einbruch der globalen Automobilnachfrage. Das Projekt für die Fabrik war eigentlich so gut wie beschlossen, hatte aber zuletzt auf Eis gelegen. Geplant war ursprünglich, dass 4000 Arbeitsplätze in der Westtürkei entstehen sollten. Volkswagen hatte sich aber auch zurückhaltender gezeigt, nachdem Kritik an der türkischen Politik in Nordsyrien sowie an der Menschenrechtslage in dem Land laut geworden war.[2]
SehenswürdigkeitenBearbeiten
Moscheen, Türben und Medresen aus der Zeit der Seldschuken und Osmanen, darunter die
- Ulu Camii (Große Moschee), das älteste islamische Bauwerk der Stadt, ist 1366 von Ishak Bey aus der Saruchaniden-Dynastie an der Stelle einer byzantinischen Kirche errichtet worden. Wie an den Kapitellen im Arkadenhof zu sehen ist, wurde dabei auch Material aus byzantinischer Zeit verwendet.
- Hatuniye Camii, 1490 von Şehinşah, Sohn Bayezid II.s, für seine Mutter erbaut. Die große zentrale Kuppel sitzt einem achteckigen Tambour auf.
- Sultan Camii (1522) im typisch osmanischen Baustil steht im Zentrum von Manisa. Ihr angeschlossen ist eine Medrese, ein Hamam und ein Hospital.
- Muradiye Camii wurde um 1585 im Auftrag von Murad III. nach den Plänen des damals schon hochbetagten Sinan erbaut. Den Innenraum schmücken farbige Fliesen, Ornamente und alte Teppiche. In der angrenzenden Medrese ist das Archäologisch-ethnologische Museum untergebracht.
- Reste der byzantinischen Stadtmauer und der byzantinischen Zitadelle.
- Das fälschlich Kybele-Relief genannte Felsrelief von Manisa
- Niobe-Felsen
- Spil Dağı
KlimatabelleBearbeiten
Manisa (71 m) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Manisa (71 m)
|
PartnerstädteBearbeiten
- Ingolstadt, Deutschland (seit 1998)
- Skopje, Nordmazedonien (seit 1985)
- Prijedor, Bosnien und Herzegowina (seit 2007)
Söhne und Töchter der StadtBearbeiten
- Ahmed I. (1590–1617), Sultan des Osmanischen Reiches
- Ufuk Arslan (* 1987), türkischer Fußballspieler
- Kaan Aşnaz (* 1995), türkischer Fußballspieler
- Yusuf Atılgan (1921–1989), türkischer Schriftsteller
- Burak Balcı (* 1994), türkischer Fußballspieler
- Hikmet Balioğlu (* 1990), türkischer Fußballspieler
- İlhan Berk (1918–2008), türkischer Dichter und Essayist
- İsmail Demiriz (* 1962), türkischer Fußballspieler und -trainer
- Ümit Dündar (* 1955), General
- Reha Erginer (* 1970), türkischer Fußballspieler und -trainer
- Raphaël Esrail (* 1925), französischer Überlebender des Holocaust, Ingenieur
- Hüseyin Hamamcı (* 1951), türkischer Fußballspieler und -trainer
- Gregor von Kydonies (1864–1922), orthodoxer Märtyrer und Metropolit von Ayvalık
- Yitzhak Isaac Levy (1919–1977), israelischer Musikwissenschaftler und Komponist
- Chaim Nahum (1873–1960), Großrabbiner im Osmanischen Reich
- Zeki Önatlı (* 1968), türkischer Fußballspieler und -trainer
- Perihan Önder (* 1960), türkische Komponistin und Musikwissenschaftlerin
- Kemal Özdeş (* 1970), türkischer Fußballspieler und -trainer
- Yavuz Özsevim (* 1990), türkischer Fußballspieler
- Ufuk Arslan (* 1987), türkischer Fußballspieler
- Oğuzhan Palaz (* 1997), türkischer Fußballspieler
- Ruhsar Pekcan (* 1958), Elektroingenieurin, Unternehmerin und Politikerin
- Ruhi Sarıalp (1924–2001), türkischer Leichtathlet
- Der Tarzan von Manisa (1899–1963), Exzentriker und Umweltschützer
- Hakan Turan (* 1992), türkischer Fußballspieler
- Bilal Türkgüler (* 1984), türkischer Fußballspieler
- Oğuzhan Yıldırım (* 1995), türkischer Fußballspieler
- Yener Yörük (* 1963), türkischer Medizinprofessor
LiteraturBearbeiten
- William L. MacDonald: Magnesia ad Sipylum (Manisa) Lydia, Turkey. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3.
- Serra Durugönül (Hrsg.): Manisa Müzesi Heykeltıraşlık Eserleri (KAAM [Kilikia Arkeolojisini Araştırma Merkezi] Yayınları 3), Mersin 2015, ISBN 978-605-4701-66-7
- Marianne Mehling: Knaurs Kulturführer: Türkei. Droemer Knaur München/Zürich 1987, S. 389–390, ISBN 3-426-26293-2.
WeblinksBearbeiten
- Informationen der türkischen Botschaft Wien (abgerufen am 29. April 2010)
- Informationen zum Archäologisch-ethnologischem Museum vom türkischen Kulturministerium (abgerufen am 29. April 2010)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Nufusu.com
- ↑ Süddeutsche Zeitung: VW stoppt Pläne für neues Werk in der Türkei. 1. Juli 2020 (abgerufen am 2. Juli 2020)