Bahnstrecke Holzkirchen–Rosenheim

Hauptbahn in Bayern
(Weitergeleitet von Mangfalltalbahn)

Die Bahnstrecke Holzkirchen–Rosenheim, auch Mangfalltalbahn, ist eine eingleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Bayern. Sie verläuft von Holzkirchen durch das Mangfalltal über Bad Aibling nach Rosenheim. Sie dient bedarfsweise als Umleitungsstrecke im Fall von Störungen auf der Bahnstrecke München–Rosenheim. Betreiber der Strecke ist die DB InfraGO.

Holzkirchen–Rosenheim
Strecke der Bahnstrecke Holzkirchen–Rosenheim
Streckennummer (DB):5622
Kursbuchstrecke (DB):958
Kursbuchstrecke:429b (1946)
Streckenlänge:37,205 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: ca. 13 
Minimaler Radius:300 m
Höchstgeschwindigkeit:120 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Strecke
von München Hbf
Bahnhof
0,000 Holzkirchen 683 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Lenggries
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Schliersee
Bahnhof
6,566 Kreuzstraße 622 m
Abzweig geradeaus und nach links
nach München-Giesing
Bahnhof
13,500 Westerham 557 m
Kilometer-Wechsel
13,610
13,600
(Kilometersprung +0,010 km)
Blockstelle
14,844 Feldkirchen-Westerham (Awanst)
Abzweig geradeaus und nach rechts
Stammgleis Gewerbegebiet Weidach
Haltepunkt / Haltestelle
15,495 Feldolling (seit 2019)
Abzweig geradeaus und ehemals nach rechts
17,800 Anschluss Pumpspeicherwerk Vagen
Bahnhof
20,784 Bruckmühl 510 m
Haltepunkt / Haltestelle
22,180 Heufeldmühle
Haltepunkt / Haltestelle
23,518 Hinrichssegen (seit 2014)
Abzweig geradeaus und ehemals von links
Anschluss Bad Aibling Station
Bahnhof
24,808 Heufeld 492 m
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
von Feilnbach
Bahnhof
27,782 Bad Aibling 448 m
Haltepunkt / Haltestelle
28,660 Bad Aibling Kurpark (seit 2009)
Brücke über Wasserlauf
28,689 Glonn (35 m)
Bahnhof
32,948 Kolbermoor 462 m
Haltepunkt / Haltestelle
34,740 Rosenheim Aicherpark (seit 2019)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
35,560 Rosenheim-Fürstätt
Verschwenkung von linksVerschwenkung von rechts (Strecke außer Betrieb)
35,900 (Neutrassierung 1876)
Abzweig geradeaus und von linksStrecke (außer Betrieb)
von München Hbf
Abzweig geradeaus und von linksStrecke (außer Betrieb)
von Mühldorf (Oberbay)
BahnhofStrecke (außer Betrieb)
37,195 Rosenheim (seit 1876) 448 m
StreckeAbzweig geradeaus und von links (Strecke außer Betrieb)
von München Hbf
StreckeBahnhof (Strecke außer Betrieb)
37,700 Rosenheim (bis 1876) 446 m
Abzweig geradeaus und nach rechtsAbzweig geradeaus und nach rechts (Strecke außer Betrieb)
nach Kufstein Grenze
StreckeStrecke (außer Betrieb)
nach Salzburg Hbf

Quellen: [1][2][3][4][5][6]

Geschichte

Bearbeiten

Streckenplanung, Errichtung und Inbetriebnahme

Bearbeiten

In den 1830er Jahren bestanden erste Pläne für einer Bahnstrecke zwischen München und Rosenheim.[7]

In einem Staatsvertrag vom 21. Juni 1851 vereinbarten das Kaisertum Österreich und das Königreich Bayern den Bau mehrerer grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindungen, unter anderem verpflichtete sich Bayern zum Bau einer Strecke von München nach Rosenheim als Teil einer Verbindung weiter nach Salzburg und Kufstein, der sogenannten Bayerischen Maximiliansbahn. Zur Interoperabilität wurden darin einige Trassierungsparameter festgelegt, zum Beispiel die normalspurige Spurweite und der Gleisabstand. Der Unterbau musste für einen späteren zweigleisigen Ausbau vorbereitet werden. Die Verbindung sollte bis zum 1. März 1856 fertiggestellt sein.[8][7]

Die Strecke Holzkirchen–Rosenheim wurde am 31. Oktober 1857[9] in Betrieb genommen und bildete zusammen mit der Bahnstrecke München–Holzkirchen die Verbindung München–Rosenheim. Bis zur Fertigstellung des Bahnhofs Rosenheim am 13. November 1858 endete die Strecke in einem provisorischen Bahnhof[7] im Rosenheimer Vorort Am Roßacker. Zwischen Holzkirchen und Rosenheim bestanden die Bahnhöfe Westerham, Bruckmühl, Heufeld, Aibling und Kolbermoor.[10]

Anschlussstrecken

Bearbeiten

Die Bahnstrecke wurde zu Beginn vor allem dazu genutzt, um Kohle aus dem Bergwerk in Hausham zur Saline in Rosenheim zu transportieren.

Aufgrund des Verkehrsrückgangs über Holzkirchen durch die 1871 in Betrieb genommene Bahnstrecke München–Rosenheim unterblieb der zweigleisige Ausbau.

1912 wurde zwischen Holzkirchen und Westerham der Bahnhof Kreuzstraße zusammen mit der dort endenden Strecke von München-Giesing errichtet.

Von Bad Aibling führte eine mittlerweile abgebaute, elektrifizierte Lokalbahn nach Bad Feilnbach. Auch existierte östlich von Westerham in südlicher Richtung abgehend ab 1927 eine eingleisige, nicht elektrifizierte, etwa 2,2 km lange Anschlussbahn zur Anbindung der Leitzachwerke, bevor sie Ende der 1990er Jahre bis auf die 60 m lange Gitterträger-Brücke über die Mangfall und Gleisreste unmittelbar am und im Kraftwerksgelände demontiert wurde. Betrieben wurde die Strecke von den Stadtwerken München mit einer Akku-Lokomotive.[11] Die eingleisige, nicht elektrifizierte, etwa 4 km lange Anschlussbahn nach Bad Aibling Station zweigte im Bahnhof Heufeld in nordwestlicher Richtung ab und verlief nach einem halbkreisförmigen Bogen schließlich in östlicher Richtung. Von dieser Strecke sind noch umfangreiche Teile des Gleises vorhanden (Stand 2024).

Ausbau ab 1971

Bearbeiten

Die Strecke wurde als Entlastungs- und Umleiterstrecke für die Strecke über Grafing elektrifiziert und zum Fahrplanwechsel am 23. Mai 1971 der elektrische Betrieb aufgenommen.[12][13]

 
Haltepunkt Bad Aibling Kurpark mit Bahnübergang und Blocksignal bei Streckenkilometer 28,8 (Februar 2016)

Planungen für weitere Haltepunkte in Feldolling, Hinrichssegen und Rosenheim-Aicherpark begannen bereits 1995. Grundlage dafür war ein Kabinettsbeschluss der bayerischen Staatsregierung, der auf Betreiben des Landratsamts Rosenheim und einer dort beauftragten Studie zurückging. Noch im Jahr 2008 schrieb die Deutsche Bahn, dass konkrete Zeitpunkte für die Inbetriebnahmen der vorgesehenen Haltepunkte nicht genannt werden können. Lokalpolitiker erhoben damals schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bahn. Inzwischen wurden der Haltepunkt Bad Aibling Kurpark 2009 und der Haltepunkt Hinrichssegen am 14. Dezember 2014 in Betrieb genommen (die feierliche Einweihung erfolgte am 28. Juli 2015). Zwei neue Haltepunkte, Feldolling und Rosenheim-Aicherpark, gingen 2019 in Betrieb.

Seit dem 15. Dezember 2013 führt die Bayerische Oberlandbahn unter dem Namen Meridian den Verkehr im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft durch. Aufgrund von Zulassungsproblemen kamen die geplanten dreiteiligen Triebzüge Stadler Flirt 3 erst ab Ende Juni 2014 zum Einsatz, es sind aber auch sechsteilige Triebzüge unterwegs. Seitdem gibt es aus dem Mangfalltal einige Verbindungen, die ohne Umsteigen über Holzkirchen nach München führen (9 Zugpaare pro Tag).

Unfälle

Bearbeiten

Auf der Strecke zwischen Bad Aibling und Kolbermoor stießen am 28. Mai 1945 ein mit Soldaten besetzter Militärzug und ein Leerzug zusammen. Der Unfall, der sich in einem unübersichtlichen Waldstück ereignete, forderte fünf Menschenleben und 21 zum Teil schwer Verletzte. Mitursächlich war die Unterbrechung von Fernsprech- und Fernmeldeleitungen zwischen Bad Aibling und Kolbermoor am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Am 9. Februar 2016 kam es rund 800 Meter weiter zum Eisenbahnunfall von Bad Aibling, bei dem zwei Regionalzüge der Bayerischen Oberlandbahn kollidierten. Der Fahrdienstleiter hatte beide Zugfahrten auf dem eingleisigen Streckenabschnitt zwischen Bad Aibling und Kolbermoor zugelassen, indem er für den Zug aus Bad Aibling das Ersatzsignal bediente. Bei dem Zusammenstoß starben 12 Menschen, etwa 80 Personen wurden verletzt.[14]

Ausblick

Bearbeiten

Die Strecke soll zwischen Westerham und Rosenheim bis Ende 2031 mit ETCS „ohne Signale“ ausgerüstet werden.[15]

Im Rahmen von Machbarkeitsstudien im Projekt „Bahnausbau Region München“ wurden auch mehrere Projekte auf der Mangfalltalbahn untersucht. Die Gutachten bewerteten vor allem einen zusätzlichen Bahnhalt in Föching zwischen Holzkirchen und der Kreuzstraße als positiv. Eine Verlängerung und Eingliederung in eine Regional-S-Bahn zwischen Kreuzstraße und Rosenheim wurden hingegen ebenso negativ bewertet, wie ein S-Bahnverkehr zwischen Holzkirchen und Kreuzstraße.[16]

Streckenverlauf

Bearbeiten

Die Bahnstrecke Holzkirchen–Rosenheim beginnt bei Streckenkilometer 0,0 im Bahnhof Holzkirchen. Sie verläuft weitgehend geradlinig mit einem stetigen Gefälle in nordöstlicher Richtung bis zum Bahnhof Kreuzstraße, in dem die Strecke von München-Giesing abzweigt. Ab Kreuzstraße liegt die Trasse im Teufelsgraben (Tal bei Holzkirchen), dem sie bis zu dessen Mündung ins Mangfalltal am Mangfallknie bei Grub hinab folgt. Die Strecke verläuft weiter am linken Hang des Mangfalltals entlang, bis sie im Bahnhof Westerham das Rosenheimer Becken erreicht. Im breiten unteren Mangfalltal verläuft sie stets auf der Nordseite der Mangfall relativ geradlinig über Bad Aibling bis zum Bahnhof Rosenheim. Bis 1876 führte die Strecke im heutigen Bebauungsgebiets von Rosenheim geradlinig an Stelle der heutigen Wittelsbacherstraße und dann nach einem Rechtsbogen in der Lage der heutigen Prinzregentenstraße zum ersten Bahnhof, bevor der heutige Bahnhof eröffnet wurde.

Fahrzeugeinsatz und Verkehr

Bearbeiten

Im Schienenpersonenfernverkehr wurde die Strecke in den Fahrplanjahren 1983 bis 1997 von jeweils einem Zugpaar von Schnell- oder Intercity-Zügen (1992–1994) mit Zwischenhalt im Bahnhof Bad Aibling befahren.[17]

Die Gesamtstrecke wurde von lokbespannten Wendezügen befahren. Zwischen März und Juni 2002 ersetzte die DB Regio das Fahrzeugmaterial der Regionalbahn-Linie Holzkirchen–Rosenheim durch Elektrotriebzüge der Baureihe 425.0,[18] von denen fünf auf den Namen der Gemeinden Rosenheim, Kolbermoor, Bad Aibling, Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham getauft wurden.[19] Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 wird die Strecke im Rahmen des E-Netzes Rosenheim von der Bayerischen Oberlandbahn unter der Marke Meridian bzw. seit Juni 2020 unter dem Markennamen Bayerische Regiobahn (BRB) bedient. Auf dieser Strecke kommen drei- und sechsteilige Stadler-Flirt-Triebzüge zum Einsatz.

Bearbeiten
Commons: Mangfalltalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 8. Mai 2023.
  2. Trassenportal – Stammdaten (XLSX). In: dbnetze.com. DB Netz AG, 11. Dezember 2022.
  3. Geo-Brücke (Stand 01/2019) | Geoinformationen zu Brücken des Schienenverkehrsnetzes (Memento vom 11. November 2022 im Internet Archive; ZIP)
  4. Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
  5. Siegfried Bufe: Hauptbahn München–Salzburg. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1995, ISBN 3-922138-57-8, S. 120–121.
  6. Bundesbahndirektion München. Ausgabe B. Deutsche Bundesbahn, September 1984 (blocksignal.de [abgerufen am 5. November 2024]).
  7. a b c Karl Mair: Eine Eisenbahn von Bayern nach Österreich – Der Bau der Maximiliansbahn von 1851 bis 1860. Stadtarchiv der Stadt Rosenheim, abgerufen am 3. März 2023.
  8. 31. Staatsvertrag zwischen Oesterreich und Baiern vom 21. Juni 1851, betreffend den Anschluß der auf den beiderseitigen Gebieten zu erbauenden Eisenbahnen. In: Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Oesterreich. 31. Januar 1852 (onb.ac.at [abgerufen am 3. März 2023]).
  9. Klaus-Dieter Korhammer, Armin Franzke, Ernst Rudolph: Drehscheibe des Südens – Eisenbahnknoten München. Hrsg.: Peter Lisson. Hestra-Verlag, Darmstadt 1991, ISBN 978-3-7771-0236-8, S. 151 (pmcmedia.com [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 3. März 2023]).
  10. Wilhelm Koch: Eisenbahn-Stations-Verzeichniss der dem Vereine Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen angehörigen, sowie der übrigen im Betriebe oder Bau befindlichen Eisenbahnen Europa's. 4., vollst. umgearb. u. verm. Auflage. Barthol, Berlin 1872, OCLC 162670413, S. 11 (archive.org [abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  11. Gunter Mackinger: Akku-Lok der Stadtwerke München. In: Lok-Report. 19. November 2021, abgerufen am 4. November 2024.
  12. Bahnhof Kreuzstraße (km 6,6 v. Holzkirchen). In: Doku des Alltags: Eisenbahn in der BD München. Abgerufen am 3. März 2023.
  13. Deutsche Bundesbahn. Albert Gieseler, abgerufen am 3. März 2023.
  14. Untersuchungsbericht Zugkollision, 09.02.2016, Bad Aibling–Kolbermoor (Memento vom 29. Oktober 2018 im Internet Archive; PDF)
  15. Ersatzneubau/Erneuerung ETCS/DSTW-Ausrüstung des Starterpakets DSD Korridor Scan-Med, Teil Süd BAst #1 Streckenabschnitte: (a) - (e) MRO_MFL (Memento vom 23. Juli 2022 im Internet Archive; ZIP) (Datei BAst_DSD#1.1_MRO_MFL_final.pdf in verschachteltem ZIP-Archiv)
  16. Programm "Bahnausbau Region München". Bayerisches Staatsministerium für Wohnung, Bau und Verkehr, 22. Juli 2024, abgerufen am 18. August 2024.
  17. Bad Aibling. Suchergebnis. In: Datenbank Fernverkehr. Marcus Grahnert, abgerufen am 5. November 2024.
  18. Willi Messing: Ein feiner Zug namens Kolbermoor: Tauffeier im Bahnhof – Morgen kostenlos mit Bahn und Bus durchs Mangfalltal. In: Mangfallbote. 12. Juli 2002, S. Kolbermoorer Seite (wmessing.de [abgerufen am 3. März 2023]).
  19. Deutsche Regio-Triebwagen mit Namen. In: elektrolok.de. xyania internet verlag Hans Sölch, abgerufen am 4. März 2023.