Manderbach

Ortsteil von Dillenburg

Manderbach ist ein Stadtteil der Stadt Dillenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis. Das Dorf hat etwa 2400 Einwohner.

Manderbach
Wappen von Manderbach
Koordinaten: 50° 46′ N, 8° 16′ OKoordinaten: 50° 46′ 13″ N, 8° 15′ 56″ O
Höhe: 306 m ü. NHN
Fläche: 7,8 km²[1]
Einwohner: 2432 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 312 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35685
Vorwahl: 02771
Manderbach, Ansicht vom Nebelsberg
Manderbach, Ansicht vom Nebelsberg
Ortsplan

Geographische Lage Bearbeiten

Manderbach liegt am östlichen Rande des Westerwaldes auf einem sonnigen Plateau, drei Kilometer nördlich von Dillenburg und ist einer von sieben Stadtteilen der Stadt Dillenburg (neben Donsbach, Eibach, Frohnhausen, Nanzenbach, Niederscheld und Oberscheld).

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung des Namens Manderbach datiert aus dem Jahre 1225 und fand somit bereits vor der erstmaligen Aufzeichnung des Namens der Kernstadt Dillenburg im Jahr 1254 statt.[1] Der Ritter Eginolph von Manderbach wurde 1255 in einem Teilungsvertrag namentlich bezeichnet. Besiedelt wurde das Gebiet allerdings schon weit vor dieser Zeit. Ausgrabungen im Jahr 1955 konnten einen vorzeitlichen Kohlenmeiler freilegen, der das Vorhandensein einer Siedlung nahelegt. Die Herrschaft der beiden Adelsgeschlechter von Hunsbach und von Selbach ist überliefert.

In mittelalterlichen Urkunden wurden neben dem Namen Manderbach auch Obermanderbach, Niedermanderbach und Holzmanderbach aufgeführt, die vermutlich nahe gelegene Siedlungen bezeichneten.

In den Jahren 1575/76, 1581/82, 1597, 1625/26 und 1635 fielen überdurchschnittlich viele Einwohner der Pest zum Opfer.

In früheren Zeiten glich Manderbachs enge Bebauung mit teilweise strohgedeckten Häusern der in vielen umliegenden Orten und förderte im Jahr 1630 bei einem Blitzeinschlag in eine Scheune die schnelle Ausbreitung des Feuers, das innerhalb von 1,5 Stunden 38 Gebäude vernichtete. Am 12. Juni 1812 wurde bei einem ähnlichen Ereignis 22 Häuser zerstört, am 31. Mai 1815 15 Häuser und am 15. Juni 6 weitere Gebäude. Am 18. Juni 1825 wurden bei einem Großbrand 47 Wohnungen und 71 Scheunen durch Feuer zerstört, darunter auch die Kapelle und das Schulgebäude.

Die Einwohnerzahl stieg nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Eingliederung von 312 Flüchtlingen stark an.

Infolge der Veränderungen haben seit 1945 viele Einwohner die Landwirtschaft als Erwerbsquelle durch Tätigkeiten in Industriebetrieben in Manderbach und Dillenburg ersetzt. Manderbach bietet aber weiterhin nicht durch den Lärm der Stadt gestörte Wohnmöglichkeiten. Vereinsleben und Gemeinschaftssinn binden noch viele Einwohner an den Ort.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Manderbach am 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis nach Dillenburg eingemeindet.[3][4] Für den Stadtteil Manderbach wurde, wie für die anderen nach Dillenburg eingemeindeten ehemals eigenständigen Gemeinden, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Manderbach angehört(e):[1][6]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Manderbach 2604 Einwohner. Darunter waren 99 (3,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 525 Einwohner unter 18 Jahren, 1167 zwischen 18 und 49, 516 zwischen 50 und 64 und 396 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 987 Haushalten. Davon waren 216 Singlehaushalte, 288 Paare ohne Kinder und 387 Paare mit Kindern, sowie 81 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 1623 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 714 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Manderbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021
Jahr  Einwohner
1834
  
489
1840
  
520
1846
  
500
1852
  
467
1858
  
460
1864
  
503
1871
  
514
1875
  
515
1885
  
559
1895
  
569
1905
  
628
1910
  
715
1925
  
834
1939
  
920
1946
  
1.206
1950
  
1.236
1956
  
1.197
1961
  
1.236
1967
  
1.336
1970
  
1.378
1980
  
?
1990
  
?
1999
  
2.572
2005
  
2.664
2009
  
2.634
2011
  
2.604
2014
  
2.560
2018
  
2.517
2021
  
2.432
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Dillenburg[8]; Zensus 2011[7]

Historische Religionszugehörigkeit Bearbeiten

• 1885: 0495 evangelische (= 88,55 %), 2 katholische (= 0,36 %) und 62 (= 11,09 %) andere Christen[1]
• 1961: 1121 evangelische (= 90,70 %) und 114 (= 9,22 %) katholische Einwohner[1]
• 2018: 1198 evangelische (= 47,60 %), 285 katholische (= 11,32 %) und 1034 andere Einwohner[8]

Politik Bearbeiten

Sitzverteilung im Ortsbeirat nach den Kommunalwahlen 2021[9]
  
Insgesamt 5 Sitze

Ortsbeirat Bearbeiten

Für Manderbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Manderbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[5] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 47,11 %. Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik. Der Ortsbeirat wählte Franziska Blicker (CDU) zur Ortsvorsteherin.[10]

Sonstiges Bearbeiten

Im Jahr 2021 gründete sich die „Interessengemeinschaft Grundschulturnhalle Manderbach“, die sich aus verschiedenen Gremien der Grundschule (Schulelternbeirat, Förderverein etc.) heraus gegründet hat und sich für den Ausbau der Grundschule und vor allem dem Bau einer Grundschulturnhalle einsetzt.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Evangelische Kirche
 
Der Dorfbrunnen im adventlichen „Kostüm“ (im Hintergrund die Kirche)
 
Martinsfeuer am Festplatz in Manderbach

Bauwerke Bearbeiten

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Am Freitag vor dem Gedenkfest des Heiligen Martins am 11. November gibt es im Dorf ein großes Martinsfeuer. Organisiert wird die Veranstaltung von der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr in Kooperation mit dem Kindergarten.

In der Adventszeit findet an jedem Freitagabend im alten Schulhof an der Kirche der „Adventszauber“ statt.

Die Geschichte der „Manderbacher Krebse“ Bearbeiten

 
Der Manderbacher Krebs am Altwieser-Weiher

„Im Zuge der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“ beteiligte sich auch Manderbach an diesem Wettbewerb. Anfang Juli 1964 wurde durch die eifrige Mit- und Zusammenarbeit der Gemeindemitglieder, insbesondere des Bürgermeisters und der Vorsitzenden der verschiedenen Ortsvereine, eine erstaunliche Aktivität gezeigt, als es darum ging, dem Dorfbild ein erfreuliches Aussehen zu verleihen. Es wurde u. a. eine großartige neue Brunnenanlage errichtet, welche die Kommission „in Sachen Dorfverschönerung“ unter die Lupe nahm. Sicher wird sich manch einer wundern, wenn er sich die neue Brunnenanlage betrachtet, die die Manderbacher am Altwieser-Weiher (der Name stammt von der Flurbezeichnung Alte Wiese) errichtet; ziert doch diesen neuen Brunnen – ein Krebs. Natürlich war man neugierig darauf, welche Bewandtnis es mit diesem Krebs hat. Der Bürgermeister Oskar Hirschhäuser gab nähere Erläuterungen, wie es zu diesem „Brunnenschmuck“ kam:

Im Altwieser-Weiher, der seit mehr als hundert Jahren besteht und Löschwasserteich ist, befanden sich früher Fische. Es war üblich, ihn alle zwei Jahre abzulassen und zu säubern. Eines Tages stieß man dabei auf ein höchst merkwürdiges Tier. Die Manderbacher standen staunend um dasselbe herum und rätselten, welcher Art es wohl sein mochte, wobei sie allerdings zu keinem Ergebnis kamen. Schließlich holte man den Landrat zu Rate, in der Annahme, der müsse wohl wissen, was für ein Tier den alten Brandweiher „unsicher mache“. Nun, der Landrat wusste es. Er erklärte das „sagenumwobene Tier“ kurzerhand zu einem Krebs. „Ja, aber das ist doch ein Krebs ihr Mannerbacher Krebse“ rief er aus, und damit hatten die Manderbacher diesen Scherznamen weg. Zur Sicherheit legten sie das Tier an eine Kette, und somit befindet es sich noch heute im Altwieser-Weiher. Zur Erinnerung an diese denkwürdige Geschichte beschlossen die Manderbacher dann, einen „Doppelgänger“ auf den neuen Brunnen zu setzen, womit also auch dessen Herkunft erklärt wäre.“[12]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Tourismus Bearbeiten

  • Am Rothaarsteig gelegen
  • Gut ausgebaute Wanderwege in den angrenzenden Waldgebieten

Bis 2019 gab es eine Schokoladen- und Pralinen-Manufaktur von Läderach in Dillenburg-Manderbach, das Werk wurde geschlossen.

Seit 2020 befindet sich dort das Werk Manderbach der Isabellenhütte Heusler GmbH & Co KG.

Des Weiteren befinden sich eine Vielzahl von Unternehmen der verschiedensten Branchen im Gewerbegebiet Manderbach, welches sich im Anschluss der Wohnbebauung von Dillenburger Straße und Löhrenstraße bis nach Dillenburg an die Kasseler Straße ausdehnt.

Bildung Bearbeiten

  • Kindergarten
  • Grundschule

Weblinks Bearbeiten

Commons: Manderbach – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge des Friedens von Tilsit.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Abtrennung der Justiz (Justizamt Dillenburg) bis 1854.
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Dillenburg) und Verwaltung.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  9. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Dillenburg.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Manderbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen, Daten & Fakten. In: Oranienstadt Dillenburg. Abgerufen am 4. Juni 2022.
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 2, S. 47, Punkt 50 Abs. 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  4. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 288.
  5. a b Hauptsatzung. (PDF; 21; kB) §; 5. In: Webauftritt. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 14 und 50, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. a b Einwohnerzahlen der Stadt Dillenburg aus dem Webarchiv: 1999, 2005, 2009, 2014, 2018
  9. Ortsbeiratswahl Manderbach. In: Votemanager. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
  10. Ortsbeirat Manderbach. In: Rathausinformationssystem. Stadt Dillenburg, abgerufen im Oktober 2023.
  11. VRM Mittelhessen GmbH & Co KG: Neuer Anlauf: Bekommt Manderbach eine Schulturnhalle? 13. November 2021, abgerufen am 4. Juni 2022.
  12. Bericht aus der Dill-Zeitung vom 15. Juli 1964