Magnetische Feldstärke

magnetische Flussdichte (geteilt durch die magnetische Feldkonstante) abzüglich der Magnetisierung

Die magnetische Feldstärke (Formelzeichen: ), auch als magnetische Erregung bezeichnet, ordnet als vektorielle Größe jedem Raumpunkt eine Stärke und Richtung des durch die magnetische Spannung erzeugten Magnetfeldes zu.

Physikalische Größe
Name Magnetische Feldstärke
Formelzeichen
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI A·m−1 I·L−1
Gauß, emE (cgs) Oe L−1/2·M1/2·T−1
esE (cgs) statA·cm−1 L1/2·M1/2·T−2

Sie hängt über die Materialgleichungen der Elektrodynamik mit der magnetischen Flussdichte und der Magnetisierung zusammen:[1]

.

Anschaulich gesprochen ist der Beitrag zu einem Magnetfeld , der durch geladene Ströme erzeugt wird. Der andere Beitrag stammt von der Magnetisierung des Materials, die durch magnetische Dipole entsteht. Im Vakuum sind beide Größen proportional zueinander mit der magnetischen Feldkonstanten :

.

Die SI-Einheit der magnetischen Feldstärke ist Ampere pro Meter .[2]

Zusammenhänge mit anderen Größen

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Beziehung zu magnetischen Größen

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Aus den Materialgleichungen der Elektrodynamik ergibt sich der Zusammenhang zwischen der magnetischen Feldstärke   und der magnetischen Flussdichte   innerhalb linearer, homogener, isotroper, zeitinvarianter Materie in vektorieller Schreibweise:

 ,

wobei   die magnetische Leitfähigkeit (Permeabilität) des betrachteten Raumpunktes ausdrückt und   die magnetische Polarisation ist. Sofern die magnetische Polarisation ausschließlich durch die magnetische Feldstärke   erzeugt wird, gilt:

 ,

mit der magnetischen Suszeptibilität  .

Innerhalb linearer, homogener, isotroper, zeitinvarianter Materie gilt folglich:

 ,

wobei   den magnetischen Permeabilitätstensor beschreibt, der in vielen Fällen als Skalar angenommen wird.

Beziehung zur elektrischen Stromdichte

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Die Beziehung

 

aus den Maxwellschen Gleichungen stellt die lokale Form des Durchflutungssatzes dar. Dabei drückt   die elektrische Stromdichte und der zweite Summand mit der zeitlichen Ableitung der elektrischen Flussdichte   die Dichte des Verschiebungsstromes aus. Im einfachen statischen Fall ohne zeitliche Änderung verschwindet der zweite Summand und es gilt:

 .

Dies bedeutet, dass die Wirbeldichte des magnetischen Feldes   in jedem Raumpunkt gleich der lokalen Leitungsstromdichte ist. Die Bedeutung liegt darin, dass damit die Quellenfreiheit des magnetischen Feldes mathematisch ausgedrückt wird und die magnetischen Feldlinien immer in sich geschlossen sind.

Bei konstanter Frequenz

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(Im folgenden bezeichnet   die imaginäre Einheit.)

Im Harmonisch eingeschwungenen Zustand genügt die Betrachtung der Fouriertransformierten des Ampèreschen Gesetzes:

 ,

  ist die komplexe elektrische Permittivität, die elektrische Relaxationsprozesse bzw. dielektrische Verluste im Material berücksichtigt.   ist die komplexe Leitfähigkeit, die ohmsche Verluste sowie eine Phasenverschiebung von   zu  im Material beschreibt. (Die Umformung gilt nur, sofern keine eingeprägte elektrische Feldstärke im Material vorliegt, welche z. B. durch chemische Prozesse hervorgerufen wird.)

wobei   komplexe Vektorfelder sind. Anwendung der Rotation und weiterer Maxwellgleichungen (Gaußsches Gesetz für Magnetfelder, Induktionsgesetz) ergibt:

 ,

wobei die komplexe Permitivitätskonstante   magnetische Relaxationsprozesse bzw. Verluste durch periodische magnetische Umpolarisierung beschreibt (in der Regel erst im Terahertz-Bereich relevant) und   der komplexe Wellenzahlvektor einer entsprechenden TEM-Welle ist.   ist der Laplace-Operator. Es ergibt sich also die Helmholtz-Gleichung für die magnetische Feldstärke zu:

 .

Nomenklatur

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Die Bezeichnung von   als „magnetische Feldstärke“ hat sich etabliert,[1][2] obwohl sie unsystematisch ist. Definiert man nämlich die „Stärke“ eine Feldes durch die Kraft, die auf eine Ladung ausgeübt wird (Coulombkraft, Lorentzkraft), dann müsste wegen   analog zur elektrischen Feldstärke   das Feld   (und nicht  ) als „magnetische Feldstärke“ bezeichnet werden. Die alternative Bezeichnung von   als „magnetische Erregung“ ist weniger verwirrend, hat sich aber nicht generell durchgesetzt.

Erzeugung durch elektrische Ströme in verschiedenen Leiteranordnungen

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Gerader Leiter

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Bei einem geraden Leiter ist die Feldstärke entlang einer kreisförmigen Feldlinie konstant. Wenn   die magnetische Feldstärke außerhalb eines stromdurchflossenen geraden Leiters im Abstand   bezeichnet,   die Stromstärke im Leiter und   den Radius der kreisförmigen Feldlinie, dann ist der Betrag der magnetischen Feldstärke in Material mit homogener magnetischer Permeabilität:

 

Zahlenbeispiel: Im Abstand   von 5 cm von der Achse eines geraden Leiters, welcher einen Strom   von 50 A führt, beträgt die magnetische Feldstärke:

 

Stromdurchflossener Ring

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Wird eine einzige Windung mit dem Radius   vom Strom   durchflossen (Leiterschleife), misst man auf einem Punkt auf der Spulenachse im Abstand   vom Mittelpunkt des Ringes die Feldstärke

 

Für die Herleitung siehe: Biot-Savart – Kreisförmige Leiterschleife

Zylinderspule

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Zylinderspule
 
Magnetfeld einer Zylinderspule (im Querschnitt). Die Drahtwicklungen sind durch „ד (Strom fließt in die Bildebene hinein) und „·“ (Strom fließt aus der Bildebene heraus) markiert.

Wird eine Spule der Länge   mit Durchmesser   und   Windungen vom Strom   durchflossen, misst man im Zentrum die Feldstärke  

 

Handelt es sich um eine langgestreckte Spule (Länge viel größer als Durchmesser, für kurze Spulen existieren nur Näherungsformeln), kann man obige Formel vereinfachen und erhält:

 

Das Produkt   wird auch als Amperewindungszahl, als magnetische Spannung   oder historisch bedingt auch als magnetische Durchflutung mit dem Formelzeichen   bezeichnet.

Entlang der Spulenachse ist   an den Enden der Spule genau halb so groß wie in der Mitte. Im Innenraum der Spule ist   fast unabhängig vom Abstand zur Spulenachse und annähernd homogen. Starke Abweichungen misst man erst an den Enden der Spule.

Helmholtz-Spule

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Helmholtz-Spulenpaar

Zwei kurze, runde, hinsichtlich Größe und Windungszahl baugleiche und in gleicher Umlaufrichtung durchströmte Spulen im Abstand ihres Radius bauen zwischen sich ein weitgehend homogenes Magnetfeld auf. In der Mitte dieser als Helmholtz-Spule bekannten Anordnung hat das Magnetfeld die Feldstärke

 .

Dabei ist   die Anzahl der Windungen (pro Spule).

Literatur

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Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik. 16. Auflage. Springer Verlag, 2005, ISBN 3-540-20792-9.

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Wiktionary: Magnetismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b International Electrotechnical Commission (IEC): International Electrotechnical Vocabulary. ref. 121-11-56, magnetic field strength (abgerufen am 15. Februar 2024).
  2. a b The International System of Units. Bureau International des Poids et Mesures, 2019, abgerufen am 28. Juni 2023 (9. Ausgabe).