MV Agusta

MV Agusta 500 Dreizylinder, Modell 1967
MV Agusta 500 Dreizylinder
Hersteller MV Agusta
Produktionszeitraum 1965 bis 1973
Klasse Rennmotorrad
Motordaten
Viertaktmotor, luftgekühlter Dreizylindermotor, DOHC mit vier im Kopf hängenden Ventilen über Tassenstößel betätigt, Ölsumpfschmierung, drei Dell’Orto-Vergaser mit 30 mm Durchmesser, 8 Volt Batteriezündung
Hubraum (cm³) 497,9
Leistung (kW/PS) 62,5 (85) bei 12.000 min−1 (1972)
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 280 (1972)
Getriebe 6/7-Gang-Getriebe
Antrieb Kette
Bremsen vorne: Doppelduplex-Trommelbremse 240 mm / hinten: 230 mm Trommelbremse
Radstand (mm) 1.310
Leergewicht (kg) 125
Vorgängermodell MV Agusta 500 Vierzylinder (1952–1966)
Nachfolgemodell MV Agusta 500 Vierzylinder

Die MV Agusta 500 Dreizylinder (1965–1973) oder MV Agusta Tre war ein Rennmotorrad des italienischen Motorradherstellers MV Agusta, das vom Werksteam „Reparto corse“ in der höchsten Klasse der FIM zur Motorrad-Weltmeisterschaft eingesetzt wurde. Giacomo Agostini errang mit diesem Motorrad ununterbrochen von 1966 bis 1972 die Fahrerweltmeisterschaft in der Klasse bis 500 cm³ Hubraum; daneben gewann MV Agusta von 1967 bis 1972 die Konstrukteursweltmeisterschaften mit diesem Modell.[1] Die MV Agusta Tre gilt als das erfolgreichste Rennmotorrad der Geschichte.[2]

Untrennbar verbunden: die 500er Tre und Giacomo Agostini: von 1966 bis 1972 sieben WM-Titel in Folge
Die Einordnung der 500 Tre im Kreis der Werks­maschinen der MV AGUSTA Rennabteilung „Reparto Corse“ in der 500-Kubikzentimeter-Motorrad-Weltmeister­schaft mit den jeweiligen Fahrern und errungenen Titeln (Fahrer- und Konstrukteurstitel)

Entwicklung und Technik Bearbeiten

Der luftgekühlte Dreizylindermotor mit 62 mm Bohrung und 54 mm Hub war der erste MV-Agusta-Motor mit Vierventilköpfen. Die Einlassventile haben einen Durchmesser von 21 mm, die Auslassventile 16,3 mm, der Ventilwinkel beträgt 60 Grad. Die Ventile werden über Tassenstößel von zwei obenliegenden Nockenwellen betätigt, die von einer Stirnradkaskade an der rechten Motorseite angetrieben werden. Das Verdichtungsverhältnis ist 11,1:1. Die Pleuelzapfen der Kurbelwelle sind um 120 Grad versetzt, je zwei der sechs Rollenlager befinden sich am Ende der Kurbelwelle. Nur einen L-förmigen Ölabstreifring am Kolben zu haben, war für einen Viertakter ungewöhnlich. Drei 30-mm-Dell’Orto-Vergaser versorgen den Motor mit Benzin-Luft-Gemisch, die 10-mm-Zündkerzen der Spulenzündung lieferte Marelli. Sie erhält ihren Strom von einer 8-Volt-Batterie.[3]

Renneinsätze Bearbeiten

Bereits der erste Einsatz einer Tre (jedoch mit 350 cm³ Hubraum und in dieser Klasse) beim ersten Lauf zur Motorrad-Weltmeisterschaft 1965 auf dem Nürburgring war erfolgreich. Der junge Giacomo Agostini gewann souverän vor dem Altmeister Mike Hailwood. Im zweiten Lauf der Saison 1966 fuhr Agostini erstmals eine 420er Tre in der 500er Klasse, erst im siebten Lauf dann die auf 500 cm³ aufgebohrte Tre. Bis zur Saison 1967 war Mike Hailwood auf Honda der härteste Konkurrent um den Weltmeistertitel. Nachdem sich jedoch Honda Ende 1967 vom Rennsport zurückgezogen hatte, gab es keinen Rennstall, der MV Agusta den Titel in der 500er Klasse hätte streitig machen können; dies blieb so bis zur Motorrad-Weltmeisterschaft 1972. Die ersten Rennen der Saison 1973 wurden von Agostini noch auf seiner Tre gefahren, danach wurde diese von der leistungsstärkeren MV Agusta 500 Vierzylinder abgelöst. Die 1973er Tre bekam noch vorne Scheibenbremsen von Scarab, in der Leistung war sie jedoch den Zweitaktern von Yamaha unterlegen.

Resultate der „500 Tre“ in der Weltmeisterschaft Bearbeiten

Jahr Team Fahrer Start
Nr.
Rennen Fahrer WM Konstr. WM Anm.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Pt. Rang Pt. Rang
1966 Deutschland  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Tschechien  Finnland  Nordirland  Isle of Man  Italien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 20 2 2 1 DNF 2 1 2 2 1 36 (54) 1 36 (54) 2 a)
1967 Deutschland  Isle of Man  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Tschechien  Finnland  Nordirland  Italien  Kanada 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 DNF 2 1 1 2 1 20 1 2 46 (58) 1 46 (58) 1 b)
1968 Deutschland  Spanien  Isle of Man  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Tschechien  Finnland  Nordirland  Italien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 48 (80) 1 48 (80) 1 b)
1969 Spanien  Deutschland  Frankreich  Isle of Man  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Tschechien  Finnland  Nordirland  Italien  Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 105 (150) 1 105 (150) 1 c)
1970 Deutschland  Frankreich  Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Isle of Man  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Finnland  Nordirland  Italien  Spanien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 90 (150) 1 90 (165) 1 b)
Italien  Angelo Bergamonti 6 2 1 59 3 d)
1971 Osterreich  Deutschland  Isle of Man  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Schweden  Finnland  Nordirland  Italien  Spanien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 1 1 1 1 1 1 1 DNF 190 (120) 1 190 (135) 1 b)
Italien  Alberto Pagani 4 1 29 8 e)
1972 Deutschland  Frankreich  Osterreich  Italien  Isle of Man  Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Niederlande  Belgien  Deutschland Demokratische Republik 1949  Tschechien  Schweden  Finnland  Spanien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 1 1 1 1 1 DNF 1 1 1 1 1 1 105 (165) 1 105 (180) 1 c)
Italien  Alberto Pagani 3 2 2 2 1 2 2 2 87 2 c)
1973 Frankreich  Osterreich  Deutschland  Italien  Isle of Man  Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik  Niederlande  Belgien  Tschechien  Schweden  Finnland  Spanien 
MV Agusta Corse Italien  Giacomo Agostini 1 DNF DNF DNF C DNF 1 1 2 1 57 3 117 (90) 1 b) f)
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Anmerkungen:
a) Es wurden nur die besten 5 Ergebnisse berücksichtigt.
b) Es wurden nur die besten 6 Ergebnisse berücksichtigt.
c) Es wurden nur die besten 7 Ergebnisse berücksichtigt.
d) Bergamonti startete bei den Großen Preisen von Frankreich, Jugoslawien und den Niederlanden auf einer Aermacchi.
e) Pagani startete auf einer Linto bei den Grand Prix von Österreich, Deutschland, Isle of Man und Finnland.
f) Agostinis Teamkollege Phil Read fuhr in dieser Saison mit der MV Agusta 500 Vierzylinder.

Schwestermodell Bearbeiten

Die noch vor der 500er entwickelte MV Agusta 350 Tre war nicht minder erfolgreich. Giacomo Agostini wurde ununterbrochen von 1968 bis 1973 mit diesem Modell in der Klasse bis 350 cm³ Hubraum Fahrerweltmeister. Zur Motorrad-Weltmeisterschaft 1974 trat MV Agusta in der Klasse bis 350 cm³ nicht an, MV Agusta konzentrierte sich auf den Gewinn der Halbliterklasse. Technisch waren beide Maschinen nahezu gleich. Die 350er Tre hatte, um den kleineren Hubraum zu erreichen, eine 52er Bohrung, einen kleineren Tank, generell ein Siebengang-Getriebe und wog etwa 3 kg weniger. Die Leistung der 350er (1972) lag bei 65 PS (48 kW) bei 13.500 Umdrehungen pro Minute.[4]

Verweise Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Mario Colombo, Roberto Patrignani: MV Agusta. Motorbuch Verlag. Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01416-5.
  • Siegfried Rauch: Berühmte Rennmotorräder. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-87943-590-1.
  • Christian Spahn: MV Agusta. Technik und Geschichte der Rennmotorräder. 1. Auflage. Serag-Verlag, 1986, ISBN 3-908007-13-1.

Weblinks Bearbeiten

Commons: MV Agusta 500 Dreizylinder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. MV Agusta Club.de (abgerufen am 30. September 2011)
  2. Colombo, Patrignani: MV Agusta. 2000, S. 246
  3. Spahn: MV Agusta. 1986, S. 195 ff.
  4. Colombo, Patrignani: MV Agusta. 2000, S. 244