Münchzell

Ortsteil des Marktes Dietenhofen

Münchzell (fränkisch umgangssprachlich: Kabl[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Dietenhofen im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[3] Münchzell liegt in der Gemarkung Kehlmünz.[4]

Münchzell
Koordinaten: 49° 23′ N, 10° 45′ OKoordinaten: 49° 23′ 24″ N, 10° 45′ 18″ O
Höhe: 325 m ü. NHN
Einwohner: (2013)[1]
Postleitzahl: 90599
Vorwahl: 09824
Gastwirtschaft zur Klosterkapelle
Gastwirtschaft zur Klosterkapelle

Geografie

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Die Einöde liegt an der Bibert und am Haselbach, der dort als rechter Zufluss in die Bibert mündet, und am Triebendorfer Graben, der dort als rechter Zufluss in den Haselbach mündet. Im Westen liegt das Waldgebiet Neuach, im Norden das Waldgebiet Aichach. Im Südwesten im Haselbachtal liegt der Kühgrund, im Südosten im Bibertal das Flurgebiet Zell. Der Ort liegt an der Staatsstraße 2246, die nach Großhabersdorf (3 km nordöstlich) bzw. über Kehlmünz nach Kleinhaslach verläuft (3,5 km südwestlich). Die Kreisstraße AN 11 führt an Lentersdorf und Rothleiten vorbei nach Dietenhofen (4,5 km westlich).[5]

Geschichte

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Der Ort wurde 1142 als „Cella“ erstmals urkundlich erwähnt. Das Grundwort „-zell“ verweist auf die Ortsgründung durch ein Kloster. In diesem Fall war es das Kloster Heilsbronn, dessen Mönche dort auf Grund des Fischreichtums in Haselbach und Bibert Fischwirtschaft betrieben.[6] Der Ort bestand zu diesem Zeitpunkt aus vier Bauten: einer Kapelle, einem Haus (auch Schlößlein genannt), einem Häuschen und einem Ökonomiegebäude. Gleichzeitig erwarb das Kloster in der ganzen Umgegend von Münchzell Wiesen. Der Wirtschaftshof wurde während der Reformation aufgegeben, da die Zahl der Mönche stark abnahm. Die Glocke der Kapelle wurde 1552 abgenommen und als Ersatz für die zersprungene Turmglocke in Merkendorf verwendet. Im 19. Jahrhundert ließ der damalige Besitzer die Mauerreste der Kapelle abtragen und verwendete die Steine zur Erbauung von Nebengebäuden. Das in einer Scheunenwand eingebaute Dreipassfenster ist der letzte Rest der ehemaligen Klosterkapelle. Das Schlösslein wurde nach Auflösung des Klosters zur Wildmeisterwohnung.[7]

Im 16-Punkte-Bericht des Klosteramts Heilsbronn aus dem Jahr 1608 wurden für Münchzell „ein Köbler sambt des Wildmeisters Hauß“ verzeichnet, die das Kastenamt Bonnhof als Grundherrn hatten. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[8] Im Dreißigjährigen Krieg blieb der Ort zwar verschont, verödete aber trotzdem, weil kein Geld für die Restaurierung aufgebracht werden konnte. 1656 wurde das Gütlein samt dem Fischwasser an Hans Bader für 25 fl. verkauft.[9]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Münchzell 2 Anwesen (1 Gut, 1 Fischerhaus). Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Stadtvogteiamt Markt Erlbach im begrenzten Umfang aus. Es hatte ggf. an das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal auszuliefern. Beide Anwesen hatten das brandenburg-bayreuthische Kastenamt Bonnhof als Grundherrn.[10] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg.[11] Die Zahl der Anwesen blieb unverändert.[12][13]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Münchzell dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Bürglein und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Bürglein zugeordnet.[14] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Münchzell in die neu gebildete Ruralgemeinde Kehlmünz umgemeindet.[11]

Seit dem 19. Jahrhundert befindet sich in Münchzell die Gastwirtschaft „Zur Klosterkapelle“.

Im Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern (1832) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:[15]

„Einöde mit 5 E[inwohnern], an der Haßlach, die unweit von der Bibert verschlungen wird, im L[an]dg[ericht] Heilsbrunn und in der Pf[ar]r[ei] Bürglein, 112 St[unden] von Langenzenn entfernt. Von der ehemal[igen] Kirche sind die Ruinen noch sichtbar, und auf dem Kapellberge stand eine Kapelle. In der Umgegend findet man auf einer Waldhöhe alte Grabhügel.“

Zwischen dem 22. Mai 1914 und dem 26. September 1971 verkehrte die Bibertbahn nördlich des Ortes und hatte dort einen Haltepunkt.

Am 1. Juli 1972 wurde Münchzell im Zuge der Gebietsreform in den Markt Dietenhofen eingegliedert.[11]

Baudenkmäler

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  • Brücke: Quadersteinbrücke, zweibogig, wohl 18. Jahrhundert
  • Denkmale Siebengericht und Heidenhügel vom Ansbacher Beamten von Reynitsch, erste Hälfte 19. Jahrhundert errichtet; östlich des Weges nach Seubersdorf.
  • Grenzsteine, 18./19. Jahrhundert; am Wege nach Seubersdorf im Staatswald.
  • Haus Nr. 1: Steine einer ehemaligen gotischen Kapelle.

Einwohnerentwicklung

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Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002005 002013
Einwohner 5 4 7 5 7 5 9 11 6 5 3 0 0
Häuser[16] 1 1 1 1 1 1 1 1
Quelle [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [1]

Religion

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Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Johannes (Bürglein) gepfarrt.[10] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach Unsere Liebe Frau (Heilsbronn) gepfarrt,[25] seit den 1980er Jahren ist die Pfarrei St. Bonifatius (Dietenhofen) zuständig.[29]

Wanderwege

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Münchzell ist der Wendepunkt des Rundwanderweg Bibertrundweg nach Dietenhofen und Unternbibert. Am Nahe gelegenen Wanderparkplatz verläuft der Fernwanderweg Rangau-Pfalz-Weg.

Literatur

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Commons: Münchzell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. a b Ortsteile. In: dietenhofen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. April 2023; abgerufen am 16. Juni 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dietenhofen.de
  2. In der Umgangssprache benannt nach der einstigen Kapelle, dem prominentesten Gebäude des Ortes. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 136.
  3. Gemeinde Dietenhofen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 15. Juli 2023.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen - Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 15. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 136.
  7. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 239ff.
  8. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/2, 11. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 738.
  9. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 241.
  10. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 142.
  11. a b c M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 997.
  12. Johann Bernhard Fischer: Münchzell. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 77 (Digitalisat).
  13. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 680.
  14. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  15. Joseph Anton Eisenmann, Karl Friedrich Hohn (Hrsg.): Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. Band 2: M–Z. Palm und Enke, Erlangen 1832, S. 116 f. (Digitalisat).
  16. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  17. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 61 (Digitalisat).
  18. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 148 (Digitalisat).
  19. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1208, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1094 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1159 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1196 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1027 (Digitalisat).
  25. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 755 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 168 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 325 (Digitalisat).
  28. Statistik der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen. (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today) auf: dietenhofen.de
  29. Pfarrverband Heilsbronn. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 13. März 2023.