Méry Laurent

französische Kokotte und Muse verschiedener Künstler in Paris

Méry Laurent (eigentlich Anne-Rose Louviot) (* 29. April 1849 in Nancy; † 26. November 1900 in Paris) war im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine bekannte Kokotte und Muse verschiedener Künstler.

Méry Laurent

Leben Bearbeiten

 
Méry Laurent auf der Bühne

Mit 15 Jahren heiratete Anne-Rose Louviot einen Gewürzhändler, ließ sich jedoch nach wenigen Monaten bereits wieder scheiden. Sie ging dann nach Paris und begann unter dem Namen Méry Laurent eine wenig erfolgreiche Schauspielkarriere. Neben einigen Statistenrollen trat sie wenig bekleidet in Revuen auf. Beispielsweise trat sie 1867 während der Pariser Weltausstellung nahezu nackt in dem Stück La belle Hèlene auf.[1] Nach einem solchen Auftritt, als sie nackt aus einer Muschel entstieg, lernte sie den alten General de Canrobert kennen und wurde seine Geliebte.

Später lernte Méry Laurent den reichen US-Amerikaner Thomas W. Evans kennen, der der Zahnarzt der kaiserlichen Familie Napoléon III. gewesen war und auch die Zarenfamilie behandelte. Evans ging eine dauerhafte Liaison mit Méry Laurent ein und zahlte ihr jährlich 50.000 Francs. Darüber hinaus richtete er ihr eine Wohnung in der Rue de Rome ein und kaufte ihr die Villa de Talus am Boulevard Lannes.[2]

Finanziell nunmehr abgesichert begann Méry Laurent, parallel zu der Beziehung mit Evans, eine Reihe von Liaisons zu bekannten Künstlern ihrer Zeit. Der Dichter François Coppée machte den Anfang. Es folgte im Jahr 1876 der Maler Édouard Manet, der ihr nicht nur zärtliche Briefe schrieb, sondern sie einige Male malte. Neben dem Ölgemälde Herbst (Musée des Beaux-Arts de Nancy) hat Manet vor allem eine Reihe von Pastellbildern von Méry Laurent geschaffen. Hierzu gehören Méry Laurent mit schwarzem Hut (Musée des Beaux-Arts (Dijon)), Méry Laurent mit Hündchen (Puschkin-Museum), Méry Laurent mit Schleier (Privatsammlung), Méry Laurent mit Fischotterpelz (Privatsammlung), Méry Laurent mit blumengeschmücktem Hut (Hiroshima Museum of Art) oder Mery Laurent mit kleinem Hut (Sterling and Francine Clark Art Institute). Durch ihre Vermittlung gelang es Manet, einige seiner Bilder zu verkaufen, und sie selbst baute auch eine kleine Gemäldesammlung von Manets Werken auf. Darüber hinaus war sie eine frühe Sammlerin der Werke Gauguins.

Über Manet lernte sie den Dichter Stéphane Mallarmé kennen, der sich ebenfalls in sie verliebte, obwohl Huysmans behauptete, dass sie niemals eine sexuelle Affäre gehabt hätten. Méry Laurent inspirierte Mallarmé zu Gedichten, später sind auch seine Briefe an Méry veröffentlicht worden.

Durch Mallarmé lernte sie auch Marcel Proust kennen. Ihr letzter zärtlicher Freund wurde der junge Musiker Reynaldo Hahn, den sie auch zum Testamentsvollstrecker bestimmte.

Rezeption Bearbeiten

 
Links Mallarmé, rechts Méry Laurent

Stéphane Mallarmé über Méry Laurent:

Ouverte au rire qui l'arrose Offen dem Lachen und in dem zarten
Telle sans que rien d'amery Erröten ganz ohne Bitternis ist sie.
Séjourne, une embaumante rose Wie eine Rose blühend im Garten
Du jardin royal est Méry. des Königs, das ist Méry.

Der irische Schriftsteller George Moore bezeichnete Méry Laurent als „Teerose“.

Marcel Proust nahm ihre schillernde Erscheinung in seinem Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit als Vorlage zu der Romanfigur Odette de Crécy.

Der Kunsthistoriker John Richardson beschreibt in seiner Manet-Biografie Méry Laurent mit den Worten: „Sie war eine unbedeutende Schauspielerin und geniale Kurtisane, die es fertigbrachte, Liaisons mit einigen der reichsten, anziehendsten und geistvollsten Männer ihrer Zeit anzuknüpfen.“[3]

Bilder von Édouard Manet Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Réunion des Musées Nationaux Paris und Metropolitan Museum of Art New York (Hrsg.): Manet. Ausstellungskatalog, Deutsche Ausgabe: Frölich und Kaufmann, Berlin 1984, ISBN 3-88725-092-3.
  • Blandine Chavanne (Hrsg.): Méry Laurent, Manet, Mallarmé et les autres... Art Lys Editions, Versailles 2005, ISBN 2-85495-221-9 (Ausstellungskatalog).
  • Stéphane Mallarmé: Lettres à Méry Laurent. Gallimard, Paris 1986, ISBN 2-07-074438-8.
  • George Moore: Pariser Geschichten. Fischer, Berlin 1926.
  • Mikael Wivel: Manet. Ausstellungskatalog Ordrupgaardsamlingen Charlottenlund, Kopenhagen 1989, ISBN 87-88692-04-3.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Méry Laurent – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Mikael Wivel: Manet, S. 151.
  2. Mikael Wivel: Manet, S. 151.
  3. Zitiert nach Françoise Cachin: Frau mit Pelz, Bildnis Méry Laurent in Réunion des Musées Nationaux Paris und Metropolitan Museum of Art New York: Manet, S. 491.