Ludwig Maximilian von Rigal-Grunland

deutscher Unternehmer

Ludwig Maximilian Freiherr von Rigal-Grunland (geboren als Louis Maximilien[1]; * 25. Februar 1809 in Krefeld; † 27. Oktober 1885 in Bonn[2]) war ein deutscher Unternehmer.

Ludwig Maximilian von Rigal-Grunland

Leben Bearbeiten

Von Rigal-Grunland entstammte einer seit dem 17. Jahrhundert nachweislichen Hugenottenfamilie, die nach dem Edikt von Fontainebleau (1685) in die Schweiz geflohen war und sich um 1699 in Neuhaldensleben bei Magdeburg niedergelassen hatte. Ludwig Maximilians Urgroßvater Jean Pierre Rigal (1688–1769[3]) hatte dort die Produktion von Seidenstrümpfen begonnen. Sein Großvater, der kurfürstlich-pfälzische Hofkammerrat Louis Maximilian Rigal (1748–1830[3]), hatte um 1799 die Tochter eines der maßgeblichen Seidenfabrikanten in Krefeld, Maria Sibylle (auch Sibylla) Heydweiller (1752–1789[3]) geheiratet. Dort war er als Teilhaber in das Unternehmen des Schwiegervaters eingetreten und hatte um 1808 eine eigene Firma (L.M. Rigal) gegründet, die schließlich Ludwig Maximilians Vater Franz Heinrich Rigal (1785–1852) leitete. In Krefeld heiratete er Henriette Sybille (auch Sibylla) Heydweiller (1789–1869[4]), Ludwig Maximilians Mutter, über die sein Vater in den Besitz des Ritterguts Grunland in der Bürgermeisterei Orsoy gelangte und damit – wie bereits zuvor in den Adelsstand – in den Freiherrnstand erhoben wurde. Dort lebte die Familie im Sommer, während sie die Wintermonate in Krefeld verbrachte.[5]:44

Ludwig Maximilian, geboren im Rigalschen Haus (Friedrichstraße 40) in Krefeld[1], erhielt zunächst Hausunterricht und besuchte später das evangelische Gymnasium in Moers. Es folgten längere Aufenthalte in Frankreich und den Vereinigten Staaten. 1845 übernahm er die väterliche Seidenwarenfabrik in Krefeld, verkaufte sie jedoch bereits 1847.[6] Im Jahr zuvor hatte sich sein Vater Franz Heinrich von Rigal in Bonn niedergelassen, wo er eine neuerbaute Villa am Rheinufer bezog. Ludwig Maximilian folgte seinem Vater wenig später nach Bonn, wo er sich im benachbarten Godesberg 1849 nach den Wünschen seiner damaligen Frau Melanie als Sommersitz die palaisähnliche Villa Schloss Rigal (Kurfürstenallee 12) erbauen ließ. Zu dem Besitz gehörte eine kleine Landwirtschaft mit Ökonomiegebäude, Obstplantagen und einem Park.[5]:44 Am Rande des Grundstücks ließ von Rigal-Grunland von 1856 bis 1858 als Privatkapelle und erstes evangelisches Gotteshaus in Godesberg die sogenannte Rigal’sche Kapelle erbauen, die er zwei Jahre später der evangelischen Gemeinde schenkte. 1859 stiftete er 10.000 und 1860 nochmals 2.000 Taler für die Gründung einer eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde Godesberg, die – durch diese Stiftungen erst ermöglicht – im Jahr darauf erfolgte.[7]:89 f. Die Winter verbrachte das Ehepaar in Paris oder Berlin.[7]:88 Spätestens nach dem Tod seiner Mutter 1869 bezog von Rigal-Grunland mit seiner Familie die vormalige Villa seiner Eltern am Bonner Rheinufer (zuletzt Coblenzerstraße 59). Der Haushalt bestand im Jahre 1871 aus der vierköpfigen Familie und einem fünfköpfigen Personal.[5]:44

Nach von Rigal-Grunland benannt ist in Bad Godesberg die Rigal’sche Wiese unterhalb der Villa „Schloss Rigal“, die von 1984 bis 1999 Residenz des Botschafters der Volksrepublik China war und seinerzeit zur Unterbringung der Botschaftskanzlei um angrenzende Gebäude erweitert wurde (→ Botschaft der Volksrepublik China (Bonn)).

Öffentliche Ämter und Mitgliedschaften

Von Rigal-Grunland war auf Grund seines erblichen Besitzes des Ritterguts Grunland einer von 25 Vertretern der Ritterschaft im Provinziallandtag der Rheinprovinz. Dort bekleidete er von 1858 bis 1861 das Amt des Vize-Landtagsmarschalls.[6] Zudem war er auf „allerhöchstem Vertrauen“ des Königs Mitglied des Preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit.[8] Seit 1859 war von Rigal-Grunland Ehrenritter des Johanniterordens. Am 24. Juni 1862 erfolgte der Ritterschlag durch den Herrenmeister des Ordens zum Rechtsritter.[9] In der Rheinischen Provinzial-Genossenschaft des Johanniterordens hatte er zunächst das Amt des Schatzmeisters inne, bevor er 1867 zum Kommendator ernannt wurde.[6]

In Bad Godesberg war von Rigal-Grunland Mitglied des Gemeinderates und zeitweise stellvertretender Bürgermeister.[6] Darüber hinaus gehörte er zu den fünf Gründungsmitgliedern des 1869 ins Leben gerufenen Verschönerungs-Vereins Godesberg, aus dem der heutige Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V. entstand.[10]

Auszeichnungen Bearbeiten

Familie Bearbeiten

Ludwig Maximilian war in erster seit 1845 mit Caroline Melanie von Creutzer (1819–1863) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod seiner ersten Frau ging Rigal-Grunland 1865 eine zweite Ehe mit Minna von Klengel (1838–1918) ein, aus der der Sohn Franz (1867–1944) und die Tochter Maria von Rigal (1868–1946) hervorgingen. Maria, Ehrendame des bayrischen Theresiens-Ordens, erbte nicht den Freiherrentitel und ehelichte 1891 in Bad Godesberg den kaiserlichen Wirklichen Geheimen Rat Karl von Schlözer. Erbe als Fideikommissherr wurde ihr Bruder, Franz Freiherr von Rigal-Grunland. Franz heiratete dreimal. Seine drei Kinder Marie Margarete, Franz-Heinrich und Roberta, somit die Enkel des Ludwig, stammen aus der 1901 in Cambridge geschlossenen Beziehung mit Roberta Nutall of Tittour.

Literatur Bearbeiten

  • Michael Geyer: Die Familie Rigal. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresband des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Hrsg. Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., Band 55/2017, Bad Godesberg 2018, S. 150–164. ISSN 0436-1024
  • Albrecht v. Cossel, Hubertus Dittmar, Roland Siegert, Anja-Alexandra Jackowski: Die Kommendatoren der Rheinischen Genossenschaft des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem 1852–2017, Hrsg. Rheinische Genossenschaft des Johanniterordens, Wolfgang v. Meibom, Druckerei Kleinschmidt Leverkusen, Leverkusen 2017, S. 14, S. 32 f. (Mit Bildnis in Farbe).
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert), Band II, Band 16 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsche Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957, S. 400–402. ISSN 0435-2408

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Theo Schultes: Der Seidene Ring oder Vom Schloß des Seidenbarons zur Botschaft der Volksrepublik China. In: Die Heimat, Jg. 55/1984, Verein für Heimatkunde e.V. Krefeld, S. 120–121. ISSN 0342-5185
  2. Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., Auflage. Bouvier, Bonn 2011, S. 391. ISBN 978-3-416-03352-7.
  3. a b c in: Peter Kriedte: Taufgesinnte und großes Kapital, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2007. ISBN 978-3-525-35801-6.
  4. Henriette Sibylla HEYDWEILLER, GedBas, Verein für Computergenealogie
  5. a b c Olga Sonntag: Villen am Bonner Rheinufer: 1819–1914, Bouvier Verlag, Bonn 1998, ISBN 3-416-02618-7, Band 2, Katalog (2), S. 40–44. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1994)
  6. a b c d e Joachim Lilla (Hrsg.); Timo Bauermeister: Krefelder Abgeordnete: Abgeordnete aus Krefeld in überörtlichen Parlamenten seit 1826 unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Bundestages (= Krefelder Studien, Band 12), Stadtarchiv Krefeld, Krefeld 2000, S. 276. ISBN 3-9806517-3-8.
  7. a b Eva Ammermüller: Die Rigal’sche Kapelle – eine Hugenottenstiftung. In: Godesberger Heimatblätter: Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Heft 6/1968, Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg e.V., Bad Godesberg 1968, S. 86–95. ISSN 0436-1024
  8. Preußisches Herrenhaus: Sammlung sämmtlicher Drucksachen des Herrenhauses, Julius Sittenfeld, Berlin 1866, S. 13.
  9. A. von Winterfeld, A. E. Brachvogel: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, 1862, Nr. 3, Druck G. Hickethier, In Commission Behr (E. Bock), Berlin 1862, S. 124.
  10. Burgfriedhof, www.godesberger-markt.de (teilweise entnommen aus Verein für Heimatpflege und Heimatgeschichte Bad Godesberg, Hrsg. Martin Ammermüller: Spaziergang über den Burgfriedhof, Godesberger Heimatblätter 2010).