Lorenzbake wurde umgangssprachlich das 1932/33 von Ernst Ludwig Kramar bei der Berliner C. Lorenz AG entwickelte Lande-Funkfeuer (LFF, siehe auch: Lorenz Funknavigations- und Landesysteme) genannt, das ähnlich dem heutigen Instrumentenlandesystem (ILS) vor der Landung eines Flugzeuges die Besatzung im Endanflug unterstützt. Eine erste Anlage baute Lorenz am Flughafen Berlin-Tempelhof auf. Auch am Flughafen Bremen war ein solches System installiert, von dem ein Sender im Museum Bremenhalle ausgestellt ist.

Leitstrahlprinzip

Geschichte Bearbeiten

Im Deutschen Reich der Weimarer Republik erprobte ab 1931 die Deutsche Luft Hansa das ZZ-Verfahren für Landungen bei schlechter Sicht. Dieses erste bodengestützte Landesystem war zeitaufwendig und erforderte hohen Einsatz von Pilot und Bodenpersonal. Die Peilstelle des Flughafens musste während des gesamten Anflugs Informationen an den Piloten bzw. Navigator übermitteln.

Daraufhin entwickelte Anfang der 1930er Jahre die C. Lorenz AG ein automatisiertes Verfahren, das ohne Hilfe des Bodenpersonals arbeitete. Das neue „Lorenz-Landesystem“ bot lediglich eine laterale (seitliche) Führung. Eine Darstellung des Gleitpfads (vertikale Führung) war noch nicht realisiert. Siehe auch: ILS-Gleitwegsender

Funktionsweise Bearbeiten

 
Funk-Landeanlage FuBl 1 mit Leitstrahlempfänger EBl 1 (oben links), darunter der Einflugzeichen­empfänger EBl 2. Links unten ein Umformer Typ U8 zur Erzeugung der Anodenspannung. Nicht zur Anlage gehört der Peilempfänger EZ 2 oben rechts. Mittig oben das im Sicht­bereich des Piloten zu installierende Anzeigegerät für Funknavigation vom Typ AFN 1
 
AFN 2 („Anzeigegerät für Funknavigation“), 1943

Das Lorenz-Landesystem bestand aus:

  • Am Boden:
    • Ansteuerungs-Funkfeuer (AFF) – Der 120-Watt-Sender strahlte auf einer festen Frequenz von 33,33 MHz (zivile Luftfahrt) bzw. einer wählbaren Frequenz von 30 bis 31,5 MHz (Luftwaffe) einen in Richtung der Landebahn weisenden Leitstrahl ab, der mit einem 1150-Hz-Ton moduliert war. In 200 m Flughöhe war der AFF-Sender noch in 30 km Entfernung zu empfangen. Entspricht dem heutigen ILS-Landekurssender („Localizer“, LZZ)
    • Vor-Einflugzeichen (VEZ) – Der 3 km vor der Rollfeldgrenze stehende 5-Watt-Sender strahlte senkrecht nach oben auf einer festen Frequenz von 38 MHz strichförmige Morsezeichen mit einem tiefen Ton (400 Hz) ab. Entspricht dem ILS-Voreinflugzeichen („Outer Marker“, OM)
    • Haupt-Einflugzeichen (HEZ) – Ebenfalls auf der festen Frequenz 38 MHz strahlte der 300 m vor der Rollfeldgrenze stehende 5-Watt-Sender senkrecht nach oben punktförmige Morsezeichen mit einem höheren Ton (1700 Hz) ab. Entspricht dem ILS-Platzeinflugzeichen („Inner Marker“, IM)
  • Dem Bordsystem „FuBl 1“ (Funk-Blindlandeanlage, später realistischer Funk-Landeanlage genannt):
    • Leitstrahlempfänger „EBl 1“ für das Ansteuerungsfunkfeuer (AFF)
    • Einflugzeichenempfänger „EBl 2“ für das Vor- und Haupteinflugzeichen (VEZ und HEZ)
    • Umformer zur Erzeugung der Anodenspannung für die Elektronenröhren in den beiden Empfängern
    • AFN 1 oder AFN 2 („Anzeigegerät für Funknavigation“) im Sichtfeld des Piloten
    • Zubehör wie Antennen sowie Relais- und Schaltkästen

Verwendung Bearbeiten

Nächster Nutzer war ab 1937[1] der Flugplatz Zürich-Dübendorf und bald war das „Lorenz-Landesystem“ auch im Ausland bis hin nach Südafrika und Australien in Verwendung. Die deutsche Luftwaffe stattete Ende der 1930er Jahre ihre Fliegerhorste und die größeren zweimotorigen Maschinen mit den Lorenz-Anlagen aus.

Weiterentwicklung zum „Knickebein“-Verfahren Bearbeiten

Zur Zielfindung für die Bomber der deutschen Luftwaffe entwickelte Telefunken zu Beginn des Zweiten Weltkrieges das „Knickebein“-Verfahren. Anders als das bei der während der Luftschlacht um England erstmals eingesetzte X-Verfahren, für das separate Bordgeräte nötig waren, nutzte „Knickebein“ die in den Flugzeugen ohnehin vorhandenen Lorenz-Funk(blind)landeanlagen „FuBl 1“ im Frequenzbereich 30–33 MHz. Für größere Zielentfernungen kam später die Anlage „FuBl 2“ mit dem empfindlicheren „Superhet“-Leitstrahlempfänger vom Typ „EBl 3“ (anstelle des Zweikreis-Geradeausempfängers „EBl 1“) zum Einbau. Wegen des Wegfalls von zusätzlichen Bordgeräten, die noch beim X-Verfahren nötig waren, brauchten die Bordfunker/Bombenschützen für den Einsatz keine aufwendige Einweisung.

Die EBl-3-Leitstrahlempfänger wurden auch für das „Bernhard“-Funknavigationssystem verwendet. Die von Telefunken entwickelten Drehfunkfeuer erlaubten es den Piloten bzw. Navigator/Bordfunker, den eigenen Standort ohne Aussendung von Funksignalen bzw. zeitaufwendige und umständliche Kreuzpeilungen selbst zu ermitteln.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ein Beitrag zur Flugsicherungs Geschichte von Hans H. Jucker