Lolotoe (Verwaltungsamt)

Verwaltungsamt in Osttimor

Lolotoe ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Bobonaro. Der Verwaltungssitz befindet sich im Suco Deudet im Ort Lolotoe.[3]

Verwaltungsamt Lolotoe
Unterwegs im Suco Gildapil
Verwaltungssitz Lolotoe (Deudet)
Fläche 172,72 km²[1]
Einwohnerzahl 7.691 (2022)[2]
Sucos Einwohner (2022)[2]
Deudet 827
Gildapil 1.165
Guda 919
Lebos 1.039
Lontas 785
Lupal 1.236
Opa 1.720
Übersichtskarte
Verwaltungsgliederung von Lolotoe
Lolotoe (Verwaltungsamt) (Osttimor)
Lolotoe (Verwaltungsamt) (Osttimor)

Geographie Bearbeiten

 
Städte und Flüsse von Lolotoe (Grenzen bis 2015)
 
Grenzpolizei in Gildapil
 
Im Suco Guda

Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet.

Lolotoe liegt im äußersten Süden der Gemeinde Bobonaro. Im Süden und Osten grenzt es an die Gemeinde Cova Lima, im Norden an die Verwaltungsämter Bobonaro und Maliana und im Westen an das indonesische Westtimor. Lolotoe hat eine Fläche von 172,72 km².[1] Das Verwaltungsamt teilt sich in sieben Sucos: Deudet, Gildapil (Gilapil), Guda, Lebos, Lontas, Lupal (Lupai) und Opa.[4]

Im Südwesten entspringen die Flüsse Latil und Silac, die in den Lotula münden. Er ist der Grenzfluss zu Cova Lima im Westen und ändert seinen Namen später in Ruiketan und schließlich Raiketan. Im Süden entsteht der Foura, der genauso nach Cova Lima abfließt, wie der Zola aus dem Südosten, ein Quellfluss des Loumea. Ebenso ist der Pa im Norden Lolotoes ein Quellfluss des Loumeas. Der Sele fließt aus dem Südwesten von Lolotoe nach Indonesien, gehört aber zum System des Lóis, ebenso wie der Grenzfluss zu Indonesien und seine Zuläufe im Nordwesten.[5] Ein Berg im Zentrum Lolotoes ist der Tulo (1285 m). Noch höher sind die Berge an der Nordwestgrenze zum Verwaltungsamt Bobonaro.[6]

Für das Gebiet wird mit 2837 mm die größte jährliche Niederschlagsmenge in Osttimor angegeben.[7]

Einwohner Bearbeiten

 
Feierlichkeiten in Lolotoe

In Lolotoe leben 7.691 Menschen (2022), davon sind 3.813 Männer und 3.878 Frauen. Im Verwaltungsamt gibt es 1.593 Haushalte.[2] Der Altersdurchschnitt beträgt 20,7 Jahre (2010,[9] 2004: 18,6 Jahre[10]). Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Bunak. Lolotoe ist eines der Zentren der Bunak in Osttimor.[10] Als Zweitsprache ist die Amtssprache Tetum weit verbreitet. Bahasa Indonesia wurde während der Besatzungszeit verwendet, die Älteren sprechen noch Portugiesisch. Dieses wird auch in den Schulen unterrichtet.[11]

Geschichte Bearbeiten

 
Am Fluss Phicigi zwischen Lebos und Gildapil
 
Der Suco Lontas im Juli

Im 18. Jahrhundert beteiligte sich das Reich von Lolotoe an der Cailaco-Rebellion gegen die Portugiesen.[12]

1999 kam es im damals von Indonesien besetzten Osttimor zu einer Gewaltwelle durch pro-indonesische Milizen (Wanra) und dem indonesischen Militär, die das anstehende Unabhängigkeitsreferendum zu Gunsten der Besatzer entscheiden wollten. Ende Mai war davon auch der damalige Subdistrikt Lolotoe betroffen. Es kam zu willkürliche Verhaftungen, Missbrauch, Vergewaltigungen, Folter und Mord.[13]

Indonesische Soldaten und Mitglieder der Miliz Kaer Metin Merah Putih (KMP) trieben Mitglieder und vermeintliche Unterstützer des CNRT zusammen, der Dachorganisation der Unabhängigkeitsbewegung Osttimors. Viele wurden geschlagen und gefoltert. Frauen wurden in einem genannten Rape houses vergewaltigt. 2005 fand man in Lolotoe ein Massengrab mit 30 Unabhängigkeitsbefürwortern, die hier umgebracht wurden.

Anfang 2010 gab es Berichte, dass Bewaffnete, die sich als Ninjas verkleidet haben, die Bevölkerung in den Distrikten Cova Lima und Bobonaro terrorisieren. Unter anderem wurde ihnen der Mord an einem 15-jährigen Mädchen im Suco Gildapil zur Last gelegt. Timoresische Polizei (PNTL) und Armee (F-FDTL) entsandten daraufhin Einheiten, um gegen die Verbrecher vorzugehen.[14]

Politik Bearbeiten

Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015/2016 war dies Almeiro dos R. Pereira (Almiro Pereira dos Reis).[15]

Wirtschaft Bearbeiten

70 % der Haushalte im Verwaltungsamt bauen Kaffee an, womit Lolotoe das Anbauzentrum im Gemeinde ist. Außerdem pflanzen 84 % Maniok, 85 % Mais, 79 % Gemüse, 70 % Kokosnüsse und nur 5 % Reis.[16]

Partnerschaft Bearbeiten

Seit 2009 gibt es eine Partnerschaft mit dem australischen Mount Alexander Shire.[17]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lolotoe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b c Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. Direcção-Geral de Estatística: Atlas der Gemeinde Bobonaro, abgerufen am 25. September 2022.
  5. Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  6. Peakvisor: Mount Tulo, abgerufen am 9. April 2023.
  7. Asian Development Bank: TIM: District Capitals Water Supply Project – Rehabilitation of Lake Lehumo, September 2011, abgerufen am 23. Februar 2014.
  8. a b Seeds of Life
  9. Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (Memento vom 12. August 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB)
  10. a b Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 (Memento vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
  11. Bobonaro District Development Plan 2002/2003 (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 566 kB)
  12. History of Timor (Memento vom 24. März 2009 im Internet Archive) (PDF; 824 kB) – Technische Universität Lissabon
  13. 1999 Crimes against humanity in East Tiomor (Memento vom 2. Februar 2010 im Internet Archive)
  14. Wikinews, 24. März 2010, „Ninjas“ in Timor-Leste?
  15. Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal (Memento vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)
  16. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (Memento vom 9. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 9,8 MB)
  17. Bendigo Advertiser, 31. Dezember 2008, Ties to Timor

Koordinaten: 9° 10′ S, 125° 16′ O