Liste von Ortsumbenennungen in der Lausitz 1936/37

Wikimedia-Liste

Diese Liste enthält Orte in der Lausitz, die im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierung sorbischstämmiger Ortsnamen 1936 bzw. 1937 umbenannt wurden. Die meisten Orte erhielten ihre ursprünglichen Namen nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Anderenfalls sind die entsprechenden neuen Namen fett gedruckt.

Ähnlich den Umbenennungen von Orten in Ostpreußen wurden zahlreiche Ortsnamen, die zu offensichtlich nicht-deutschen Ursprungs waren, durch neue Namen ersetzt. Diese wurden meist völlig neu geschaffen, manchmal auch direkt ins Deutsche übersetzt. In manchen Fällen wurde lediglich die Endung „eingedeutscht“ bzw. die Schreibweise leicht verändert. Diese Umbenennungswelle endete in der Lausitz Anfang 1938, nachdem das Reichsinnenministerium aus militärischen – nicht inhaltlichen – Gründen eingeschritten war.[1] Neben Orten wurden auch zahlreiche Flur- und Gewässernamen umbenannt, so erhielt z. B. die Struga den deutschen Namen „Wellenbach“. Auch zahlreiche Fließe im Spreewald bekamen deutsche Namen, die zumeist bis heute verwendet werden.

Diese Umbenennungen erfolgten größtenteils im preußischen Teil der Ober- sowie in der Niederlausitz, während in Sachsen weniger umbenannt wurden. Die meisten umbenannten sächsischen Orte erhielten ihre ursprünglichen Namen zwischen 1946 und 1949 auf Anordnung der Landesbehörden zurück, während Rückbenennungen in Brandenburg deutlich seltener waren.

Ortsnamen – alt und verdeutscht
alter Ortsname sorbischer Ortsname Verdeutschung 1937 Anmerkung
Alt Tschöpeln Lindenhain Neuschöpfung; heute Stare Czaple, Trzebiel, Polen
Beitzsch Beitsch Anpassung der Schreibweise; heute Biecz, Brody, Polen
Bluno Bluń Blunau Endung eingedeutscht
Bresena Brězyna Maienbach Neuschöpfung; heute Bresina, OT von Weißkeißel
Brieschko Brěžki Birkenheim Übersetzung
Briesnigk Rjasnik Groß Briesenig Endung eingedeutscht, heutiger Ortsname ist Briesnig
Buckoka Bukowka Buchenberge Übertragung; heute Buczyny, Trzebiel, Polen
Buckowien Bukowina Buchhain Übersetzung
Bukonitza Bukonica Buchen Übertragung; heute Bukonitza, OT von Sagar
Byhleguhre Běła Góra Geroburg Neuschöpfung in Anlehnung an Markgraf Gero
Byhlen Bělin Waldseedorf Neuschöpfung in Anlehnung an die geographische Lage
Byhlow Běła Bühlow Anpassung der Schreibweise
Crayne Krajna Krayne Anpassung der Schreibweise
Deschka Auenblick Neuschöpfung
Deutschbaselitz Němske Pazlicy Großbaselitz Tilgung der ethnischen Bezeichnung
Diehsa Dźěže Altmarkt Neuschöpfung; inspiriert vom großen Marktplatz im Ort
Dubraucke Dubrawka Eichwege Übertragung
Dlugy Długi Fleißdorf Neuschöpfung
Dobberbus Dobrośice Doberburg Verdeutschung
Dobrilugk Dobrjoług Doberlug Verdeutschende Änderung der Aussprache und der Schreibweise
Dobristroh Dobry Wótšow Freienhufen Neuschöpfung
Dolk Gólnikaŕnja na Dołku Forsthaus Kiefernheide Neuschöpfung
Dollan Dolań Wolkenberg-Ausbau Umbenennung in Anlehnung an den Gemeindehauptort Wolkenberg
Drehna Tranje Grünhain Neuschöpfung
Drössigk Dŕazg Drößig Endung eingedeutscht
Dubbine Eichenhof Übertragung; OT von Sembten
Dubrau Dubrawa Eichenwald Übersetzung
Dubring Dubrjenk Eichhain Übersetzung
Dubrow Eichenhagen Übertragung; heute Dąbrowa, Lubsko, Polen
Gohra Góra Bergheide Übertragung
Gollitza Gólica Wiesenvorwerk Neuschöpfung; OT von Peitz
Gora Góra Friedenshöhe Neuschöpfung; OT von Gablenz
Goschzschen Chošćišća Goschen Anpassung der Schreibweise
Goyatz Gójac Schwieloch Neuschöpfung, nach der Lage am Schwielochsee
Gribona Gribownja Wolkenberg-Vorwerk nach dem Gemeindehauptort Wolkenberg
Groß Krausnigk Wjelika Kšušwica Großkrausnik Endung eingedeutscht
Groß Neida Wulka Nydej Groß Weidau Neuschöpfung
Groß Tzschacksdorf Tśěšojce Groß Schacksdorf Anpassung der Schreibweise
Horka Hórka Wehrkirch Neuschöpfung; inspiriert von der Wehrkirche im Ort
Horscha Hóršow Zischelmühle Neuschöpfung
Hoske Hózk Elsterode Neuschöpfung; Bezug auf die geographische Lage
Jasua Jazowa Jahmen Ausbau Umbenennung in Anlehnung an seine Lage
Jetscheba Jatřob Habichtau Übertragung
Kaana Kanjow Reichendorf Neuschöpfung; nicht zurückbenannt; Ort 1981 abgebrochen für Talsperre Quitzdorf
Keula Kulowc Runddorf Übersetzung
Keula Kij Rudolfhütte Neuschöpfung
Klein Jänowitz Jahnsfeld Übertragung; heute Janowice, Lubsko, Polen
Klein Krausnigk Mała Kšušwica Kleinkrausnik Endung eingedeutscht
Klein-Oelsa Wolešnica Oelbrück Neuschöpfung mit lautlicher Anlehnung an den Ursprungsnamen
Kokainz Kokańc Erlenhof Neuschöpfung
Kosswigk Kósojce Koßwig Endung eingedeutscht
Kotsemke Buschweide Neuschöpfung; heute Chocimek, Lubsko, Polen
Kreba Chrjebja Heideanger Neuschöpfung
Krischa Křišow Buchholz Neuschöpfung; bis heute nicht zurückbenannt
Koyne Chojna Keune Anpassung der Schreibweise
Linda Lindfeld Anpassung der Endung; OT von Hammerstadt; später Ortsabbruch durch Tagebau
Leippa Selingersruh Neuschöpfung; heute Lipna, Przewóz, Polen
Lipsa Lindenort Übersetzung
Lugk Ług Lug Endung eingedeutscht
Mockro Mokšoja Kolonie Muckers Neuschöpfung in Anlehnung an den ursprünglichen Namen; heißt heute Stradow Ausbau
Mortka Mortkow Grube Ostfeld Neuschöpfung; übernommen vom Namen der nahen Kohlegrube
Mücka Mikow Stockteich Neuschöpfung
Nablath Nabłoto Nahberg Neuschöpfung; heute Nabłoto, Brody, Polen
Nardt Narć Elsterhorst Neuschöpfung
Neida Nydej Köhlergrund Neuschöpfung ?
Neu Tschöpeln Birkenstedt Neuschöpfung; heute Nowe Czaple, Trzebiel, Polen
Niecha Nechow Buschbach Neuschöpfung; Umbenennung im Rahmen der Eingemeindung nach Jauernick-Buschbach
Nieda Wolfsberg Neuschöpfung; heute Niedów, Polen
Niemaschkleba Lindenhain Neuschöpfung; heute Chlebowo, Gubin, Polen
Nikrisch Nikřiž Hagenwerder Neuschöpfung
Noes Nowa Wjes Bleichenau Neuschöpfung
Oelsa Wólšina Kreuzschenke Neuschöpfung; 1945/46 rückbenannt; 1963 erneut umbenannt in Förstgen-Ost
Ossagk Wósek Ossak Endung eingedeutscht
Pademagk Pódmokła Pademack Eindeutschung der Endung, 1974 devastiert
Pattag Neißebrück Neuschöpfung; heute Potok, Woiwodschaft Lebus
Piessigk Pěski Pießig Endung eingedeutscht
Plonitza Hugon Aue Neuschöpfung
Pockuschel Rotfelde Neuschöpfung; heute Gręzawa, Tuplice, Polen
Podrosche Podroždź Grenzkirch Neuschöpfung; inspiriert von der Kirche im Ort
Posottendorf-Leschwitz Weinhübel Neuschöpfung; 1949 Eingemeindung von Leschwitz nach Görlitz ohne Rückbenennung; Posottendorf heute in Polen
Presehna Birkwalde Übersetzung
Pretznicka Waldrand Neuschöpfung; OT von Gablenz
Publick Publik Wildfelde Neuschöpfung
Rachlau Rachlow Wiesdorf Neuschöpfung
Radewiese Radowiza Heinersbrück-Nord Neuschöpfung in Anlehnung an die geographische Lage
Sabrodt Zabrod Wolfsfurt Neuschöpfung; inspiriert vom „Tiger von Sabrodt“ und dem ursprünglichen Namen (brod = „Furt“)
Särchen Ždźark Annahütte nach einem Betrieb im Ort
Sella Lindhain Neuschöpfung
Sercha Zdźarki Burgundenau Neuschöpfung; heute Żarka nad Nysą, Pieńsk, Polen
Sglietz Zglic Glietz Anpassung der Schreibweise
Skerbersdorf Skarbišecy Schönlinden Neuschöpfung
Skuhlen Skulin Schuhlen Anpassung der Schreibweise
Smarso Smaržow Rodetal (Niederlausitz) freie Übersetzung
Soculahora Sokolca Falkenberg Übersetzung
Sohra Žarow Kesselbach Neuschöpfung; heute Żarki Średnie, Pieńsk, Polen
Spohla Spale Brandhofen Übertragung; inspiriert vom ursprünglichen Namen
Stannewisch Stanojšćo Steinhufen Neuschöpfung
Steinölsa Kamjentna Wólšinka Steinerlen Übersetzung
Syckadel Sykadło Siegadel Germanisierung der Schreibweise
Tätzschwitz Ptačecy Vogelhain Übersetzung
Teicha Hatk Teichrode Verdeutschung der Endung
Tetta Ćetow Margaretenhof Übertragung vom Namen eines Vorwerks
Thräna Drěnow Stiftswiese Neuschöpfung
Torga Kleeberg Neuschöpfung; OT von Kodersdorf
Tzschacksdorf Schacksdorf Anpassung der Schreibweise; heute Strzeszowice, Trzebiel, Polen
Tzschernitz Cersk Tschernitz Anpassung der Schreibweise
Tschernske Černsk Hirschwalde Neuschöpfung
Tschöpeln Töpferstedt Neuschöpfung; heute Czaple, Trzebiel, Polen
Tzschecheln Eichenrode Neuschöpfung; heute Dębinka, Trzebiel, Polen
Tzscheeren Grünaue Neuschöpfung; heute Czerna, Tuplice, Polen
Tzschelln Čelno Nelkenberg Übertragung vom Namen eines nahen Hügels
Tzschernowitz Schernewitz Anpassung der Schreibweise; heute Czarnowice, Gubin, Polen
Tzschorne Carna Hirschwinkel Neuschöpfung, heutiger Ortsname ist Zschorno
Uhyst (Spree) Delni Wujězd Spreefurt Neuschöpfung; inspiriert von der geographischen Lage
Weissagk b. Calau Wusoka Weißag Endung eingedeutscht
Weissagk b. Luckau Wusoka Weißack Endung eingedeutscht
Weißagk Wusoka Märkischheide Neuschöpfung
Wendischbaselitz Serbske Pazlicy Kleinbaselitz Tilgung des ethnischen Namenszusatzes
Wendisch Buchholz Serbski Bukojc Märkisch Buchholz Tilgung des ethnischen Namenszusatzes
Wendisch-Cunnersdorf Serbske Kundraćicy Rosenhain III bzw. Rosenhain C Umbenennung im Rahmen der Eingemeindung nach Rosenhain
Wendisch Drehna Serbski Drjenow Walddrehna Entfernung des ethnischen Namenszusatzes
Wendisch Musta Birkfähre Neuschöpfung
Wendisch Ossig Warnsdorf Neuschöpfung; heute Osiek Łużycki, Polen
Wendisch-Paulsdorf Serbske Pawlecy Rosenhain II bzw. Rosenhain B Umbenennung im Rahmen der Eingemeindung nach Rosenhain
Wendisch Rietz Märkisch Rietz Tilgung des ethnischen Namenszusatzes
Wendischsohland Serbski Załom Am Frühlingsberg Neuschöpfung
Wendisch Sorno Žarnow Sorno Entfernung des ethnischen Namenszusatzes; 1971 devastiert
Werda Wjerto Inselheide Übersetzung (Ursprung war bereits deutsch)
Wiesa Rabental Neuschöpfung; erneute Umbenennung 1938 in Altwiese; 1948 wieder Wiesa
Wossinka Wosinka Erlengrund
Wunscha Wunšow Wunschhausen sprachliche Anpassung
Wusswergk Wózwjerch Wußwerk Endung eingedeutscht
Zerre Drětwja Spreetal Neuschöpfung; inspiriert von der geographischen Lage
Zschipkau Šejkow Schipkau Anpassung der Schreibweise
Zschornegosda Čorny Gózd Schwarzheide Übersetzung; Vereinigung zweier Dörfer unter dem neuen Namen
Zukleba Steinfelde (Niederlausitz) Neuschöpfung; heute Suchleb, Lipinki Łużyckie, Polen

Quellen und Einzelnachweise Bearbeiten

  • Meßtischblätter für die entsprechenden Regionen
  1. vgl. Lietz 2005, S. 28f.

Literatur Bearbeiten

  • Gero Lietz: Zum Umgang mit dem nationalsozialistischen Ortsnamen-Erbe in der SBZ/DDR. Leipzig 2005, 298 Seiten, ISBN 3-937209-63-8.
  • Fritz Verdenhalven: Namensänderungen ehemals preußischer Gemeinden von 1850 bis 1942. Neustadt an der Aisch 1999, 139 Seiten.