Liste von Orten des hebräischen Buchdrucks im 15. und 16. Jahrhundert in Europa

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Die Liste hebräischer Buchdruckorte des 15. und 16. Jahrhunderts in Europa enthält eine chronologische Auflistung von Orten in Europa, an denen im 15. und 16. Jahrhundert hebräische Officine (Buchdruckereien) nachgewiesen sind. Aus diesem Zeitraum sind mehr als 1000 Drucke in hebräischer Sprache und Schrift bekannt. Einbezogen sind hebräisch-jüdische, hebräisch-christliche und jiddische Drucke. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass einige christliche Drucker konvertierte Juden waren, jüdische Lektoren von christlichen Druckern beschäftigt wurden, jüdische Texte in Kommission bei christlichen Druckern erschienen, nationalsprachige Prosaliteratur für einen jüdischen Kundenkreis mit hebräischen Lettern und beispielsweise in Hijar jüdische Texte mit lateinischen Lettern gedruckt wurden.

Zeitraum Ort Herrschaft Drucker Publikationen Beschreibung
1475 Reggio di Calabria Königreich Neapel Abraham ben Yitzhak ben Garton 1 Der Pentateuch (Titel: Pirusch al ha-Thora, datiert Februar 1475) ist der erste datierte hebräische Wiegendruck.[1] Ein einziges Exemplar hat sich in der Bibliothek von Parma erhalten. Weitere Drucke des Abraham ben Yitzhak ben Garton sind nicht bekannt.
1475 Piove di Sacco Republik Venedig Meshullam Cusi Rafa ben Moses Jacob, seine beiden Söhne und seine Witwe Devorah 1 Meshullam Cusi Rafa ben Moses Jacob druckte im Juli 1475 im venetischen Piove di Sacco den zweiten datierten hebräischen Wiegendruck, den ersten Band von Jacob ben Asher's Arba'ah Turim. Die Söhne und die Witwe druckten die beiden folgenden Bände. Nach der Inhaftierung der Söhne besorgte die Witwe Devorah als erste jüdische Buchdruckerin den Druck des vierten Bandes, dem sie eine Klage über das Schicksal ihrer Familie anfügte.
1476–1590 Mantua Herzogtum Mantua Abraham Conat (auch: Konath) und seine Frau Estellina 6 Von Abraham Conat und seiner Frau Estellina sind sechs Drucke bis 1480 bekannt. Die Anfänge der Offizin der Conats gehen möglicherweise auf das Jahr 1474 zurück. Im 16. Jahrhundert etablierten sich bis 1590 wiederholt jüdische Bruchdruckereien in Mantua.
1470er Jahre Toledo Königreich Kastilien Juan de Lucena von Marrano und seine vier Töchter unbekannt Nach den Akten der Inquisition wurden Juan de Lucena von Marrano und seine vier Töchter angeklagt, vor 1480 in Toledo und im nahegelegenen Dorf Montalban hebräische Bücher gedruckt zu haben. Keines dieser Bücher ist erhalten. Aufgrund der Gerichtsakten gilt Juan de Lucena von Marrano als der erste hebräische Buchdrucker auf der Iberischen Halbinsel. Dem stehen zwei anonyme undatierte, von der Typografie her sehr frühe Texte entgegen.
1476–1482 Guadalajara Königreich Kastilien Solomon ben Moses ha-Levi ibn Alkabetz 20 Solomon ben Moses ha-Levi ibn Alkabetz druckte 1476 den Tora-Kommentar von Raschi, den ältesten überkommenen hebräischen Buchdruck der iberischen Halbinsel. Der Guadalajara-Offizin werden bis 1482 20 Drucke zugeschrieben. 1492 erfolgte mit der Vertreibung der Juden aus Spanien das Ende des dortigen hebräischen Wiegendrucks.[2]
1477-1561 Ferrara Herzogtum Ferrara Abraham Ben-Hajjim dei Tintori da Pesaro mehr als 50 Abraham Ben-Hajjim dei Tintori da Pesaro druckte im Mai und Juli 1477 in Ferrara zwei hebräische Titel. Nach Ginsburg war er bereits 1473 und 1474 als hebräischer Drucker aktiv.[3] Mehr als 50 weitere hebräische Titel folgten im 16. Jahrhundert bis zu Abraham Usque 1561.
1477-1540 Bologna Kirchenstaat Hayyim Mordecai, Hezekiah de Ventura, Abraham Ben-Hajjim dei Tintori da Pesaro 2 Hayyim Mordecai, Hezekiah de Ventura besorgten 1477 eine Ausgabe der Psalmen. 1482 druckte Abraham Ben-Hajjim dei Tintori da Pesaro einen Pentateuch.
vor 1480-1581 Rom Kirchenstaat Obadja, Manasse und Benjamin von Rom ca. 20 Sechs bis möglicherweise zwölf anonym erschienene hebräische Drucke ohne Jahreszahl können aufgrund von Vergleichen der Typen und von Untersuchungen der Wasserzeichen des Papiers römischen Offizinen zugeordnet werden. Gemeinhin bestand der Konsens, dass sechs dieser Drucke vor 1480 erfolgten. Als frühestes Druckdatum wurde 1465 angeführt. In der neueren Forschung wird der Zeitraum auf 1469 bis 1472 eingegrenzt. Ein Beleg für einen nicht erhaltenen Druck datiert von 1485. Namentlich als Drucker fassbar sind in einem einzigen Kolophon Obadja, Manasse und Benjamin von Rom. Im 16. Jahrhundert waren in Rom keine Druckereien in jüdischem Besitz gestattet. Ab etwa 1508 bis 1581 erschienen vereinzelte hebräisch-jüdische Drucke bei christlichen Druckern wie Jacobus Mazochi und Francesco Zanetti.[4]
1482–1490 Híjar Krone Aragon Abraham Maimon Zanete, Eliezer ben Abraham Alantansi 6 In der gerade 150 Personen umfassenden jüdischen Gemeinde von Híjar wurden zwischen 1482 und 1492 acht hebräische und jiddische Schriften, die beiden letzten mit lateinischen Lettern, gedruckt. Die Produktion in Hijar endete mit der Vertreibung der Juden aus Spanien.[5]
1483–1497 Soncino Herzogtum Mailand Gershon Soncino und Familie 26 Der deutschstämmige Gershon Soncino, der sich nach dem Standort seiner Offizin benannte, war der bedeutendste Drucker seiner weitverzweigten Familie.
1486 Casalmaggiore Republik Venedig Joshua Solomon Soncino 1 Von 1486 druckte Joshua Solomon Soncino einen Titel in Castelmaggiore. Der Ort hatte eine besondere Bedeutung für die Soncino-Familie, da sie eine Abbildung des Stadtturmes von Castelmaggiore in ihre Druckermarke aufnahm.
1487–1492 Faro Königreich Portugal Samuel Gacon 20 Samuel Gacon druckte 1487 erstmals in Faro, ein Jahr vor Eliezer Toledo, einen Pentateuch. Seiner Offizin werden maximal 22 Drucke zugeschrieben. Die Vertreibung der Juden aus Portugal, und damit das Ende des dortigen hebräischen Wiegendrucks, erfolgte 1497.[6]
1487 Zamora Königreich Portugal Samuel ben Samuel ibn Musa 1 Samuel ben Samuel ibn Musa druckte 1487 in Zamora ebenfalls einen Pentateuch.
1491-1494 Brescia Republik Venedig Gershon Soncino 4 Gershon Soncino druckte zwischen 1491 und 1494 vier Titel in Brescia. 1495 folgte möglicherweise ein fünfter Titel.
1488-1491 Neapel Königreich Neapel Joseph Günzenhäuser, Yom-Tob ben Perez, Solomon ben Perez, Isaac ben Judah ibn Katorzi, Joshua Solomon Soncino, Azriel Günzenhäuser 11 Zwischen 1488 und 1491 entwickelte sich ein kurz aufblühendes hebräisch-jüdisches Buchwesen in Neapel.
1489–1492 Lissabon Königreich Portugal Eliezer Toledano 12 Eliezer Toledano druckte 1489 in Lissabon Moses ben Nahman's Perush ha-Torah. Er gilt als erster Buchdrucker Portugals. Die Vertreibung der Juden aus Portugal erfolgte 1497.
1492–1495 Leiria Königreich Portugal Abrahan d'Ortas 3 Abraham d'Ortas druckte in den Jahren vor der Vertreibung der Juden aus Portugal drei hebräische Titel in Leiria.
1493–1599 Konstantinopel Osmanisches Reich David und Schmuel ibn Nachmias, Nachfolger unbestimmt Die Gebrüder ibn Nachmias sollen aus Spanien über Neapel nach Konstantinopel gelangt sein, was aus der gleichzeitigen Verwendung hispanischer und neapolitanischer Lettern gefolgert wird. Mit dem Datum des 13. Dezember 1493 im Kolophon verlegten sie Jacob ben Asher's Arba'ah Turim in einem zweikolummnigen Druck über 800 Seiten. Bis 1860 sind für Istanbul 809 hebräische Drucke nachgewiesen, wobei die tatsächliche Produktion wesentlich höher anzusetzen ist. Istanbul war bis 1600 in Konkurrenz zu Venedig der zweitwichtigste Druckort hebräischer Schriften.[7]
1496-1497 Barco (Firenzuola) Republik Florenz Gershon Soncino 2 1496 und 1497 druckte Gershon Soncino zwei hebräisch-jüdische Titel in Barco.
1503–1506 Fano Kirchenstaat Familie Soncino mehr als 10 Die Familie Soncino druckte 1503–1506 in Fano.
1506–1514 Pforzheim Markgrafschaft Baden Thomas Anshelm 1 Auf Anregung von Johannes Reuchlin begann der Christ Thomas Anshelm 1506 mit aus Italien bezogenen hebräischen Lettern die De rudimentis hebraicis libri III zu drucken.
1507–1520 Pesaro Herzogtum Mailand, Herzogtum Urbino Familie Soncino Publikationen Die Soncino-Familie druckte 1507–1520 mit Unterbrechungen und Tätigkeit an anderen Orten in Pesaro.
1508–1599 Paris Königreich Frankreich Gilles de Gourmont und Robert de Gourmont etwa 200 Die von Gilles und Robert de Gourmont, christlichen Buchdruckern der Universität von Paris, aufgelegten Drucke eines Alphabets und einer Grammatik sind die ersten bekannten hebräischen Buchdrucke aus Paris.[8]
1512 Tübingen Herzogtum Württemberg Thomas Anshelm 1 Die von dem christlichen Buchdrucker Anshelm in Tübingen besorgte Ausgabe der sieben Bußpsalmen mit hebräischen Lettern nach italienischen Vorbildern gilt als erster längerer, durchgehender in Deutschland gedruckter hebräischer Text. Eine Mitarbeit von Juden ist nicht bekannt.[9]
1512–1599 Prag Heiliges Römisches Reich Gerson ben Salomo Kohen und Familie, Chajim Schwarz, Moses ben Katriel Weißwasser Publikationen Mit einem Gebetbuch des Druckers Gerson (eigentlich Gerschuni) ben Salomo Kohen etablierte sich Prag als erster Ort des hebräischen Buchdruckes nördlich der Alpen. Die Offizin wurde durch die Söhne Salomo und Mardochai und deren Nachkommen, die Gersoniden, fortgeführt. Chajim Schwarz und Moses ben Katriel Weißwasser sind als einzige weitere selbstständige Buchdrucker bekannt.[10]
1512–1599 Saloniki Osmanisches Reich Don Judah Gedaliah und sein Sohn Moses, Moses Soncino, Gershom, Eliezer, Solomon und Joseph Jabez Publikationen 1512 gelangte der aus Portugal vertriebene Don Judah Gedaliah mit seinem Sohn Moses und einer Tochter nach Saloniki. Zuvor als Setzer in der Offizin des Eliezer Toledano in Lissabon tätig, brachte er typografisches Material mit. 1525 siedelte Moses Soncino aus Rimini über, 1527 folgten Angehörige Gershon Soncinos und 1543 die aus Spanien vertriebenen Solomon und Joseph Jabez. Saloniki etablierte sich bis in die heutige Zeit als wichtiger hebräischer Verlagsort.[11]
1512–1599 Venedig Republik Venedig Daniel Bomberg, Marc Antonio Giustinian, Alvise und Giovanni Bragadin, Guillaume Le Bé, Mateo und Daniel Zanetti, Giovanni di Gara, Giovanni Griffo mehr als 400 Daniel Bomberg, ein Christ aus Antwerpen, erhielt 1515 in Venedig für zehn Jahre das Privileg, hebräische Bücher zu drucken. Allein aus seiner Offizin sind bis 1546 mehr als 230 Titel bekannt. 1519 bis 1523 druckte Bomberg den ersten vollständigen Talmud.
1512–1544 Frankfurt am Main Freie Reichsstadt Anthonius Margaritha 3 Bereits 1512 erschienen in Frankfurt zwei hebräische Titel im Blockdruck. Der Konvertit Anthonius Margaritha besorgte 1544 den ersten Druck in Frankfurt mit beweglichen hebräischen Lettern.[12]
1514–1541 Augsburg Freie Reichsstadt Johannes Boeschenstein, Chajjim Schwarz 22 Der christliche Drucker Johannes Boeschenstein druckte in Augsburg zwischen 1514 und 1524 12 hebräische Titel. Der aus Oels zugezogene Chajjim Schwarz druckte in Augsburg bis 1541 zehn hebräische Titel. 1542 verzog er nach Ferrara, konnte sich dort jedoch nicht etablieren.[13]
1516-1522 Hagenau Freie Reichstatt Thomas Anshelm 4 Aufgrund drohender Kriegswirren verlegte Thomas Anshelm seine bis 1522 bestehende Druckerei 1516 nach Hagenau im Elsass. 1518 druckte er dort den ersten hebräischen Text mit musikalischen Notationen.
1516–1599 Basel Alte Eidgenossenschaft Shem Tov Ibn Shaprutt, Elieser Ben Naphtali Herz Treves und Nachfolger mehr als 100 Obwohl ein Ansiedlungsverbot für Juden seit 1398 bestand, entwickelte sich Basel zwischen 1557 und 1612 in Kooperation mit dortigen Verlegern zu einem wichtigen Druckort hebräischer Schriften.[14] Zuvor gaben bereits ab 1516 Konrad Pelikan, Adam Petri, Johann Froben, Hyeronimus Froben 109 hebräische Texte heraus.
1518–1599 Köln Freie Reichsstadt Jakob Soter, Walther Fabritius, Johann von Aich, Maternus Cholinus, Arnold Birckmann 33 Mit einem viersprachigen Psalter, gedruckt von Jakob Soter, begann der hebräische Buchdruck in Köln. Der zum Christentum übergetretene Wetzlaer Rabbi Isaak Levita, der den christlichen Vornamen Johannes annahm, verlegte und redigierte ab 1553 als Professor für Hebräisch in Köln hebräische Texte.

Nach Stephen G. Burnett erschienen in Köln bis 1599 33 hebräische Drucke.

1519 Ortona Königreich Neapel Gershom Soncino 3 Die Soncino-Familie druckte 1519 in Ortona.
1521-1526 Rimini Kirchenstaat Gershom Soncino 6 Gershom Soncino druckte als letztem Ort in Italien in Italien zwischen 1521 und 1526 in Rimini.
1524 Cambridge England Robert Wakefield (1) Robert Wakefield aus Cambridge, der ab 1522 in der Nachfolge Reuchlins in Tübingen Hebräisch lehrte, gab in Cambridge in seiner „Oratio de utilitate trium linguarum“ die früheste bekannte hebräische Passage in England bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wieder. Der Druck erfolgte jedoch nicht mit beweglichen Lettern, sondern mit Holzblöcken.[15]
1525 Trino Markgrafschaft Montferrat Ein Sohn Avigdors von Padua 1 Ein Sohn des Avigdor von Padua druckte 1525 in Trino einen hebräischen Titel.
1526–1599 Lyon Königreich Frankreich Sante Pagnini, Antoine du Ry und Nachfolger etwa 100 Der aus Italien zugewanderte Dominikaner, Humanist und Drucker Sante Pagnini druckte erstmals 1526 in Lyon eine hebräische Grammatik.[16] Bis zum Ende des Jahrhunderts wurden in Lyon etwa 100 hebräische Titel verlegt.[17]
1528 Löwen Flandern Dirk Martens (Buchdrucker) 1 Der aus Aalst stammende Drucker Dirk Martens druckte für das Collegium Trilingue die Grammatik des Johannes Campensis (1528) und grammatische Tabellen des Dozenten Clenardus, die Tabula in grammaticen hebraeam (1529).
1530 Oels Herzogtum Oels Chajjim Schwarz und David ben Jonathan, Samuel sowie Ascher und Eljakim Helicz 2 Chajjim Schwarz und David ben Jonathan besorgten in Oels den ersten hebräischen Druck durch Juden in Deutschland. Bereits 1533 verzog Schwarz nach Augsburg. In Oels folgten ihm 1534 die Gebrüder Helicz, die dort ein hebräisches Gebetbuch druckten.[18]
1533 Leipzig Sachsen Melchior Lotther 1 Der zum Christentum konvertierte Jude Anthonius Margarita redigierte für seinen Paten Melchior Lotther 1533 einen „Psalterium hebraicum“.[12]
1534–1539 Krakau Königreich Polen Samuel-Ascher und Eljakim Helicz und Familie Publikationen Die zum Christentum konvertierten Gebrüder Helicz begründeten 1534 in Krakau die erste Buchdruckerei für jiddische Texte.[19]
1535-1558 Zürich Alte Eidgenossenschaft Christoph Froschauer 4 Christoph Froschauer druckte und verlegte mit hebräischen Lettern in Zürich 1535 eine mehrsprachige sowie 1546 eine hebräische und zwei jiddische Publikationen. Elieser Ben Naphtali Herz Treves beteiligte sich 1558 am Druck eines deutsch-hebräischen Psalters. Wiederholt verhinderte der Rat der Stadt Zürich im 16. Jahrhundert hebräische Publikationen.[20]
1537 Orléans Königreich Frankreich Thibaud Payen 1 Thibaud Payen fügte in einen Druck von 1537 ein hebräisches Alphabet und einige hebräische Wörter ein.[21]
1538 Solingen Herzogtum Berg Johannes Soter 1 1538 druckte Johannes Soter, mit deutschem Nachnamen Heyl in Solingen einen viersprachigen Text von Johannes Eck mit hebräischen Passagen.
1541–1542 Isny Freie Reichsstadt Elijah Levita in Kommission 7 Elijah Levita brachte dem Reformator Paul Fagius die hebräische Sprache bei. Zusammen richteten sie in Isny eine Druckerei ein, die mehrere Titel, darunter ein hebräisch-lateinisch-deutsches Wörterbuch (1542), herausbrachte.
1544 Ichenhausen Herrschaft Roth Chajjim Schwarz 2 Nach seinem wirtschaftlichen Scheitern in Ferrara ließ sich Chajjim Schwarz in Ichenhausen nieder, wo er zwei hebräische Druck besorgte.[13]
1544 Konstanz Freie Reichsstadt Elijah Levita in Kommission 6 Paul Fagius siedelte 1543 nach Konstanz über und setzte dort seine Zusammenarbeit mit Elijah Levita fort.
1546 Heddernheim Domkapitel Mainz Chajjim Schwarz 1 Nach seinem wirtschaftlichen Scheitern in Ferrara ließ sich Chajjim Schwarz in Ichenhausen und in der Folge 1546 in Herddernheim nieder, wo er einen hebräischen Druck besorgte.[13]
1547–1599 Lublin Königreich Polen Chajjim Schwarz, Izaaks Chaims Sohn und Jozéf Jakar Publikationen In Lublin starb 1548 der jüdische Buchdrucker Chajjim Schwarz, der 1547 den ersten hebräischen Druck in Lublin fertigte.[13] Ab 1574 druckten und verlegten Izaaks Chaims Sohn und Jozéf Jakar in Lublin.
1553–1599 Genf Alte Eidgenossenschaft Robert Estienne Publikationen Robert Estienne, der bereits 1532 in Paris hebräische Lettern verwandte, druckte nach seiner Übersiedelung nach Genf 1556 eine lateinisch-hebräische Bibel. Trotz vergleichbar weniger Titel entwickelte sich Genf zu einem konstanten Verlagsort hebräischer Drucke.[22]
1554–1567 Sabbioneta Herzogtum Sabbioneta Johanes Isaa, Israel Zifroni mehr als 10 Mit Erlaubnis des Herzogs Vespasiano Gonzaga wurden in Sabbioneta zwischen 1554 und 1555 hebräische Texte publiziert. 1567 verlegte Israel Zifroni seine Druckerei nach Sabionetta.
1554–1555 Adrianopel Osmanisches Reich Solomon und Joseph Jabez 4 Aufgrund eines Pestausbruchs in Saloniki wichen die Jabez-Brüder 1554 nach Adrianopel aus. Dort druckten sie bis in das Folgejahr vier Titel.[23]
1556–1576 Cremona Republik Venedig Vincenzo Conti, Salomon Bueno mehr als 40 Vincenzo Conti und seine Nachfolger druckten von 1556 bis 1576 in Cremona mehr als 40 hebräische Titel.
1559–1561 Tiengen Landgrafschaft Klettgau Elieser Ben Naphtali Herz Treves 6 Elieser Ben Naphtali Herz Treves, dem die Erlaubnis für einen Talmuddruck in Zürich versagt wurde, druckte mit seinen Lettern sechs hebräische Publikationen vom Oktober 1559 bis zum März 1561 im nahegelegenen kleggauischen Tiengen.[24]
1562–1567 Padua Republik Venedig Samuel Boehm 2 Lorenzo Pasquato druckte mit seinem jüdischen Lektor Samuel Boehm in Padua 1562 und 1567 zwei hebräische Titel.
1566–1583 Antwerpen Spanische Niederlande Christoffel Plantijn 57 1566 druckte Christoffel Plantijn drei hebräische Bibeln in drei Formaten unter Nutzung Bomberg'scher Typen. 1572 bis 1573 druckte Plantin die berühmte Biblia Polyglotta, die den Bibeltext parallel in den fünf Sprachen Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Altsyrisch und Chaldäisch brachte.[25]
1568–1572 Riva di Trento Erzbistum Trient Jacob Marcaria 44 Zwischen 1558 und 1662 druckte der Arzt Jacob Macaria hebräische Titel mit Privileg des Kardinals Cristoforo Madruzzo in Riva di Trento.[26]
1578–1590 Wittenberg Herzogtum Sachsen Zacharias Kraft, J.Klug 85 Ab 1578 druckte und verlegte Zacharias Kraft mithilfe eines jüdischen Lektors 75 hebräische Schriften.[27]
1583–1585 Freiburg im Breisgau Vorderösterreich Ambrosius I. Froben und Israel Sifroni 6 Ab 1583 druckte und verlegte Ambosius I. Froben in Zusammenarbeit mit Israel Sifroni drei hebräische sowie drei jiddische Werke. 1585 siedelte Sifroni nach Venedig über.[28]
1585–1599 Leiden Republik der Sieben Vereinigten Provinzen Christoffel Plantijn und Frans van Ravelingen 18 1583 ließ sich Christoffel Plantijn als Drucker der Universität Leiden nieder. 1585 druckte er die 1580 in Paris erschienene hebräische Grammatik des Petrus Martinius, sein erster und einziger hebräischer Druck in Leiden. Sein Nachfolger und Schwiegersohn Frans von Ravelingen druckte in Leiden bis 1619 weitere 32 hebräische Titel.[29]
1586–1599 Franeker Republik der Sieben Vereinigten Provinzen Aegidius Radaeus 10 Aegidius Radaeus, als Drucker der Universität Franeker von 1586 bis 1615 aktiv, druckte bis zum Ende des 16. Jahrhunderts 10 hebräische Titel.[30]
1587–1599 Hamburg Hansestadt Hamburg Johann Sachse, Jacob Wolff, Ernst Jandeck 17 In Hamburg wurden bis 1599 von christlichen Buchdruckern 17 hebräische Drucke herausgegeben.[31]
1590–1597 La Rochelle Königreich Frankreich Jérôme Haultin 4 Eine christliche Officin in La Rochelle veröffentlichte zwischen 1590 und 1597 vier hebräische Drucke.[16]
1592-1594 Thannhausen Grafschaft Thannhausen Isaac Masia und Simon Levi 2 Zwischen 1592 und 1594 erschienen in der Thannhausener Druckerei des Isaac Masia und des Simon Levi der „Machsor“, ein jüdisches Gebetbuch, das in einem einzigen Exemplar in der Bibliothek von Oxford erhalten ist, und ein kleines Gebetbuch. Die Druckerei, die mit Unterstützung des Münchner Buchdruckers Adam Berg d. Ä. entstand, wurde nach einer Denunziation 1594 geschlossen.[32]
1594-1599 Frankfurt (Oder) Mark Brandenburg Andreas Eichorn, Friedrich Hartmann 6 Dem Universitätsdrucker Andreas Eichorn werden fünf hebräische Schriften zugeordnet. 1594 erhielt auch der Konkurrent Friedrich Hartmann das Privileg zum Druck hebräischer Bücher.[27]
1594-1595 Verona Republik Venedig Francesco dalle Donne 5 Francesco dalle Donne druckte von 1594 bis 1595 in Verona zwei hebräische und drei jiddische Bücher.[33]
1596 Oxford England Joseph Barnes 1 Die ersten in England gedruckten Textpassagen mit beweglichen hebräischen Lettern finden sich in einer 1596 in Oxford erschienenen Ausgabe von Trauergedichten.[15]
1597 London England Gabriell Simson 1 Die ersten in England gedruckten längeren Textpassagen mit beweglichen hebräischen Lettern finden sich in Hugo Broughtons Daniel his Chaldie visions and his Ebrew.[34]

Literatur Bearbeiten

  • Herrmann M. Z. Meyer, Angel Sáenz-Badillos: Incunabula. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 9. Detroit 2007, S. 757–769 (online).
  • Gershon Zilberberg, Jennifer Breger: Printing, Hebrew. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 16. Detroit 2007, S. 529–540 (online).
  • Marvin J. Heller: The Seventeenth Century Hebrew Book. 2 Bände. Brill, 2011.
  • Stephen G. Burnett: Christian Hebrew Printing in the Sixteenth Century. Printers, Humanism and the Impact of the Reformation. Faculty Publications, Classics and Religious Study Department, University of Nebraska, Paper 51, 2000 (online).

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Hermann Süss: Auf der Suche nach schlummernden Schätzen. In: Akademie Aktuell. (2009) 28, S. 9–11 (PDF (Memento des Originals vom 17. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.badw.de, 365 kB).
  2. Marvin J. Heller: Further Studies in the Making of the Early Hebrew Book. Brill, Leiden 2013, S. 428f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Asher Zvi Hirsch Ginsberg: Chwolson Memorial Volume. S. 62.
  4. Vgl. Aron Freimann: Die hebräischen Drucke in Rom im 16. Jahrhundert. Sonderdruck. Berlin 1937.
  5. Benito Rial Costas: Print Culture and Peripheries in Early Modern Europe: A Contribution to the History of Printing and the Book Trade in Small European and Spanish Cities. Brill, 2012, S. 311ff.
  6. Marvin J. Heller: Further Studies in the Making of the Early Hebrew Book. Brill, Leiden 2013, S. 430 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Ittai Joseph Tamari: Jüdische Drucke aus Konstantinopel. Ein Druckort und seine Bedeutung. In: Ulrich Marzolph: Das gedruckte Buch im Vorderen Orient. Verlag für Orientkunde, 2002, S. 118–127 (PDF, 840 kB).
  8. Vgl. Edouard Rouveyre: Connaissances nécessaires à un bibliophile. Edouard Rouveyr, Paris, 1878, S. 62.
  9. Hans Widmann: Tübingen als Verlagsstadt, 1971, S. 27f.
  10. S. H. Lieben: Der hebräische Buchdruck in Prag im 16. Jahrhundert. In: Samuel Steinherz (Hrsg.): Die Juden in Prag. Bilder aus ihrer tausendjährigen Geschichte. Prag 1927, S. 88–106 (online)
  11. Jacov Ben-Mayor, Chaim Yahil, Yitzchak Kerem: Salonika. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 17. Detroit 2007, S 699–707 (online)
  12. a b The Seventeenth Century Hebrew Book, Brill, 2011, Band 2, S. XL.
  13. a b c d Hans Jörg Künast: Chajjim Schwarz. In: Helmut Gier, Johannes Janota (Hrsg.): Augsburger Buchdruck und Verlagswesen: von den Anfängen bis zur Gegenwart. Otto Harrassowitz Verlag, 1997, S. 1222.
  14. Clemens P. Sidorko: Basel und der jiddische Buchdruck (1557–1612). Schwabe, Basel 2014 (Schriften der Universitätsbibliothek Basel 8), ISBN 978-3-7965-3346-4.
  15. a b Marvin J. Heller: The Seventeenth Century Hebrew Book. Brill, 2011, Band 2, S. XXXVII.
  16. a b Lyse Schwarzfuchs: L'hébreu dans le livre lyonnais au XVIe siècle: inventaire chronologique. ENS, 2008, S. 14.
  17. Erika Rummel: Biblical Humanism and Scholasticism in the Age of Erasmus. Brill, 2008, S. 240ff.
  18. Markus Brann: Geschichte der Juden in Schlesien. Heft V. In: Jahresbericht des jüdisch-theologischen Seminars, Fraenckel'scher Stiftung. Breslau 1910, hier S. 167ff. (online)
  19. Martin Rothkegel: Eine jüdisch-deutsche Handschrift des Buchdruckers und Konvertiten Johannes Helicz, Breslau 1537. In: Communio Viatorum. 44 (2002) 1, S. 44–50 (PDF (Memento des Originals vom 13. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.etf.cuni.cz, 678 kB).
  20. Vgl. Zwingliana, XXXI, 2004, S. 64ff.
  21. Lyse Schwarzfuchs: L'hébreu dans le livre lyonnais au XVIe siècle: inventaire chronologique. ENS, 2008, S. 15.
  22. Vgl. Hendrik D. L. Vervliet: The Palaeotypography of the French Renaissance: Selected Papers on Sixteenth-century Typefaces. Band 1, Brill, 2008, S. 136ff.
  23. Marvin J. Heller: In a Time of Plague: The First Hebrew Press in Adrianople. In: Ders.: Further studies in the making of the early Hebrew book. Leiden 2013 ISBN 978-90-04-23461-1 (Brill Reference Library of Judaism 37), S. 79–90 hier bes. S. 82. Zuerst 2010 in der Zeitschrift Los Muestros erschienen: Nr. 80, S. 19–22 (sefarad.org (Memento des Originals vom 16. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sefarad.org) und Nr. 81, S. 17–19 (sefarad.org (Memento des Originals vom 16. Oktober 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sefarad.org).
  24. Clemens P. Sidorko: Eliezer Ben Naphtali Herz Treves als Pionier des jüdischen Buchdrucks in Zürich, Tiengen und Basel um 1560. In: Aschkenas. Band 17, Nr. 2, 2010, S. 457–472, ISSN 1865-9438 (Online), ISSN 1016-4987 (Print), doi:10.1515/ASCH.2010.457.
  25. Lajb Fuks, Renate G. Fuks-Mansfeld: Hebrew Typography in the Northern Netherlands. Brill, 1984, S. 12.
  26. Vgl. Joshua Bloch: Hebrew printing in Riva di Trento. Sonderdruck aus: Bulletin of the New York Public Library 37, 1933, Nr. 9 (ub.uni-frankfurt.de).
  27. a b Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet: auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Harrassowitz, 2008, S. 1004.
  28. Rudolf Post, Jutta Schumacher: Der jüdische Drucker Israel Sifroni in Freiburg i.B, Schau-ins-Land. In: Schau-ins-Land. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland 125.2006, S. 63–72.
  29. Lajb Fuks, Renate G. Fuks-Mansfeld: Hebrew Typography in the Northern Netherlands. Brill, 1984, S. 16.
  30. Marvin J. Heller: The Seventeenth Century Hebrew Book. Brill, 2011, Band 2, S. XXXVI.
  31. Michael Studemund-Halévy: Buchdruck hebräischer. In: Das jüdische Hamburg. abgerufen am 20. Oktober 2014.
  32. Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet: auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing. Otto Harrassowitz Verlag, 2007, S. 918.
  33. Diane Wolfthal: Picturing Yiddish: Gender, Identity, and Memory in the Illustrated Yiddish Books of Renaissance Italy. Brill, 2004, S. 157.
  34. Constance Harris: The Way Jews Lived: Five Hundred Years of Printed Words and Images. McFarland, 2008, S. 52.