Liste der Vizedome, Oberamtmänner und Statthalter der Mainzer Besitzungen auf dem Eichsfeld

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Diese Liste enthält die Vizedome, Oberamtmänner und Statthalter der Mainzer Besitzungen auf dem Eichsfeld.

Hintergrund Bearbeiten

Seit dem 8.–10. Jahrhundert hatte das Bistum Mainz Besitzungen auf dem Eichsfeld erworben. Im Rahmen der Territorialisierung entstand ein geschlossenes Mainzer Herrschaftsgebiet aus dem der Eichsfelder Staat wurde.

An der Spitze des Gebietes stand ein Vizedom, der seinen Sitz auf dem Rusteberg hatte. Die Vizedome waren Ministeriale und hatten die Funktion eines Statthalters des Erzbischofs in Mainz. Für die militärische Sicherung war ein Burggraf auf dem Rusteberg zuständig. Über das Verhältnis der beiden Funktionen zueinander ist sich die Literatur nicht einig. Eine Unterordnung des Burggrafen unter den Vizedom liegt von den Funktionen her nahe. Die Burggrafen stammten jedoch aus gräflichen und edelfreien Häusern und waren daher von ihrem gesellschaftlichen Status her höherrangig. Ab Mitte des 12. Jahrhunderts tritt der Vizedom in Urkunden deutlich häufiger hervor als der Burggraf, ab dem Beginn des 13. Jahrhunderts gilt der Vorrang des Vizedom als gesichert.

Aus dem Jahr 1252, bestätigt im Jahr 1282, wurde vom Mainzer Erzstift nach Differenzen mit Heidenreich von Hanstein, in einem Reglement die Aufgaben, Kompetenzen und Einkünfte des Vizedoms festgeschrieben. Kern der Kompetenzen war die Wahrnehmung der Hohen Gerichtsbarkeit auf dem Eichsfeld und den hessischen Besitzungen von Mainz. Daneben verfügte er über die Aufsicht über die erzbischöflichen Güter. Die militärischen Aufgaben blieben beim Burggrafen.

Seit 1162 wurden die Vizedome aus der Familie Hanstein gestellt. Die Funktion war faktisch erblich geworden. 1241 bestätigte Mainz die Funktion als erbliches Lehen.

1296 wurde der Vizedom seiner politischen und administrativen Aufgaben entbunden. Friedrich von Rosdorf und Dietrich von Hardenberg wurden als Officiati also Amtmänner eingesetzt und dem Vizdom die Hohe Gerichtsbarkeit entzogen. Das Amt des Vizedoms bestand weiter, war aber zur Sinekure geworden. 1323 verkaufte Heinrich von Hanstein die Rechte aus dem Amt als Vizedom gegen eine Rente an Matthias von Buchegg.

Die Aufgabe dieses Officiatus umfasste sowohl die Aufgaben des bisherigen Vizedoms als auch die des Burggrafen. In den folgenden Jahrhunderten wurden unterschiedliche Bezeichnungen für das Amt benutzt. So wurde Officiatus oder Amtmann genauso verwendet wie Vogt, Landvogt, advocatus generalis, Oberster Amtmann und manchmal auch noch Vizedom. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Vorrangstellung des Rusteberger Amtmanns gegenüber den anderen Beamten im Eichsfeld durch die Begriffe Landvogt oder Oberster Amtmann betont. Unter Erzbischof Adolf I. von Nassau wurde Ende des 14. Jahrhunderts die Aufgabe klar beschrieben. Er war die Aufsichtsinstanz für die lokalen Amtmänner und Beamten, die jedoch in ihren Ämtern die Gerichtsfunktion selbstständig ausübten.

Seit Mitte des 14. Jahrhunderts erweiterte sich auch räumlich das Herrschaftsgebiet des Obersten Amtmanns auf dem Rusteberg. 1354 wurde der Landvogtei auf dem Rusteberg die Verantwortung für die hessischen, thüringischen und der eichsfelder Besitzungen Mainz übertragen. Hintergrund war, dass Landvogt Johann von Nassau-Merenberg Bruder des Erzbischofs Gerlach von Nassau war. 1385 erfolgte eine Aufteilung. Nun war der Rusteberg für Eichsfeld, Thüringen und Sachsen zuständig.

1540 wurde das Oberlandgericht (Eichsfeld) gebildet. Der Landvogt (seitdem bis 1732 durchgehend als Oberamtmann bezeichnet) war nun für das Eichsfeld zuständig, musste aber die Hohe Gerichtsbarkeit an das Oberlandgericht abgeben. Gleichzeitig wurde der Sitz vom Rusteberg nach Heiligenstadt verlegt.

Seit 1732 stand ein Mainzer Statthalter an der Spitze des Eichsfelder Staates. Der Statthalter wurde von Kurfürsten ernannt, den Landständen präsentiert und von diesen angenommen. Er stand an der Spitze der Regierung, die als Mittelinstanz zwischen den Ämtern und den Mainzer Zentralbehörden diente. 1777 bis 1794 wurde auch die kurfürstliche Kammer aus der Regierung unter einem eigenen Präsidenten ausgegliedert, 1800 wurde auch die Hofkriegsratsdeputation aus der Regierung ausgegliedert.

Liste Bearbeiten

Hinweis: Da aus dieser Zeit keine systematischen Beamtenlisten vorliegen, basieren die Angaben aus der Auswertung zeitgenössischer Urkunden. Entsprechend kann die Angabe ungenau und lücklenhaft sein.

Vizedome Bearbeiten

Name Titel Erwähnungen Anmerkungen
Lambert Vitztum 1122, 23. Mai 1139 1111 bis 1137 Capellan und Vitzthum[1]
Gerlach (auch „Gerlacus“, „Gerlaus“) Vitztum 27. November 1144, vor 15. Februar 1152
Heidenreich („Heidenricus“) (von Hanstein) Marschall von Rusteberg 31. August 1145,(vor dem 1. September) 1151
Vitztum 1162, 1196
Hellwig („Hellenwicus“) (von Hanstein) Marschall von Rusteberg 1189, 1194 Bruder von Heidenreich
Vitztum (nach dem 20. Juni) 1193, 1196
Dietrich („Theodoricus“) (von Hanstein) Vitztum 22. September 1205 oder 22. April 1207 bis 1. Januar 1236
Heidenreich („Heithenricus“) von Hanstein Vitztum 16. Juni 1239 bis 22. Juni 1254 Bruder von Dietrich
Heidenreich von Hanstein Vitztum 17. September 1261 bis 25. April 1269 (seit 1269 gemeinsam mit Heinrich) Sohn des vorgenannten Heidenreich
Heinrich von Hanstein Vitztum 4. Juni 1268 bis 25. April 1269 (seit 1269 gemeinsam mit Heidenreich) Sohn des erstgenannten Heidenreich
Dietrich von Hanstein Vitztum 19. Dezember 1285 bis 1286
Dietrich von Hanstein Probst von Nörten (Amtsmann auf dem Eichsfeld) 1294
Amtmann zu Rusteberg ernannt vor dem 25. Februar 1305, 29. Juli 1306
Vitztum 1294, 10. Februar 1306 (gemeinsam mit Heinrich)
Heinrich von Hanstein Vitztum 30. August 1297 bis 17. September 1323

Amtmänner/Landvögte Bearbeiten

Name Titel Erwähnungen Anmerkungen
Lupold von Hanstein Amtmann auf dem Eichsfelde 1294
Friedrich von Rosdorf Amtmann (Officiatus) der „Burgen und befestigten Plätze“ Rusteberg, Hanstein, Hardenberg, Harburg und Heiligenstadt ernannt 25. Februar 1296 ab 1299 das gleiche noch für weitere Ämter außerhalb des Eichsfeldes
Dietrich von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg usw. (siehe Vorgänger) ernannt 25. Februar 1296
Otto Graf von Waldeck Amtmann 31. August 1303 Gestorben zwischen dem 25. Februar und 31. Dezember 1305
Heinrich Graf von Waldeck Amtmann ernannt 31. Dezember 1305. außer Dienst 20. März 1308
Lupold von Hanstein Amtmann ernannt 25. Februar 1305, 29. Juli 1308
Friedrich von Rosdorf Amtmann zu Rusteberg 9. März 1309, 30. März 1318
Hildebrand von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg und Bischofstein (mit dem Folgenden) 21. Februar 1321
Bernhard von Hardenberg genannt von Stein Amtmann zu Rusteberg und Bischofstein (mit dem Vorherigen) 21. Februar 1321
Siegfried Graf von Wittgenstein Landvogt („advocatus generalis“) bzw. Amtmann und Viztum zu Rusteberg 17. September 1323 bis Ende 1324
Konrad Ryse (oder Rese) Amtmann zu Rusteberg Juni 1325, 25. März 1327
Ruprecht von Büches Vogt zu Rusteberg 18. August 1327, bis 25. Dezember 1328
Johann von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg (gemeinsam mit dem Nachfolgenden) 5. August 1331
Ernst von Uslar Amtmann zu Rusteberg (gemeinsam mit dem Vorherigen) 5. August 1331
Bernhard von Hardenberg genannt von Stein Amtmann zu Rusteberg und Bischofstein (mit dem Vorherigen) 21. Februar 1321
Berthold von Worbis Amtmann bzw. Vogt zu Rusteberg (gemeinsam mit dem Nachfolgenden) 21. September 1334, bis 2. Dezember 1347
Johann von Wintzingerode Amtmann bzw. Vogt zu Rusteberg (gemeinsam mit dem Vorherigen) 30. November 1335, bis 2. Dezember 1347
Heinrich von Hardenberg Amtmann bzw. Vogt zu Rusteberg (Heinrich, Hildebrand und Ditmar gemeinsam) seit 2. Dezember 1347, 1. November 1351
Hildebrand von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg (gemeinsam mit dem Vorherigen) seit 2. Dezember 1347, 1. November 1351
Ditmar von Hardenberg Amtmann bzw. Vogt zu Rusteberg seit 2. Dezember 1347, 1. November 1351

Landvögte und Oberste Amtleute Bearbeiten

Name Titel Erwähnungen Anmerkungen
Johann von Nassau-Merenberg Oberster Amtmann bzw. Landvogt bzw. Pfleger zu Hesse, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt am 16. Mai 1354; bis 18. November 1356
Rüdiger von dem Hagen („Hayne“) Provisor des erzbischöflichen Hofs, Amtmann in Thüringen und auf dem Eichsfelde (gemeinsam mit dem Folgenden) ernannt am 18. Februar 1356
Hermann von Mihla Amtmann in Thüringen und auf dem Eichsfelde (gemeinsam mit dem Vorherigen) ernannt am 18. Februar 1356, Abrechnung 17. März 1360
Ulrich von Kronberg Oberster Amtmann in Hessen, Westfalen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt 26. Februar 1360; Abrechnung 27. Mai 1368
Johann von Nassau-Merenberg Oberster Amtmann in Hessen, Westfalen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt 6. Oktober 1367; † 20. September 1371 (1354–55 und 1367–71)
Werner von Falkenberg Oberster Amtmann bzw. Landvogt in Hessen, Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt 16. September 1374
Siegfried von Bültzingsleben Amtmann bzw. Vogt zu Rusteberg, später zu Sachsen und auf dem Eichsfelde 12. September 1377;2. Juli 1382
Konrad („Curd“) Spiegel von Desenberge Oberster Amtmann und Landvogt zu Hessen, Sachsen, Westfalen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt 26. Oktober 1382;31. Oktober 1391
Heinrich d. J. von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde (mit dem Folgenden) ernannt 3. April 1385, 3. März 1387
Dietrich von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde (mit dem Vorhergehenden) ernannt 2. April 1385, 20. April 1387
Dietrich Gaugreben („Gaugreve, Gogrebe“) Landvogt zu Thüringen 31. Mai 1386
Dietrich von Hardenberg Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde ernannt 2.6 März 1387, Anfang September 1389
Bodo von Adelebsen Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde (mit dem Nachfolgenden) ernannt 27. Februar 1392, 30. Januar 1393
Heinrich Spiegel Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde (mit dem Vorhergehenden) ernannt 27. Februar 1392, 30. Januar 1393
Heinrich von Bodenhausen Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde(mit dem Nachfolgenden) ernannt 16. Oktober 1393, bis 15. September 1395
Günther von Bodenhausen Amtmann zu Rusteberg und Landvogt in Sachsen, Thüringen und auf dem Eichsfelde (mit dem Vorherigen) ernannt 16. Oktober 1393, bis 15. September 1395

Oberamtmänner Bearbeiten

 
Friedrich von Linsingen als Burgherr auf dem Rusteberg
 
Leopold von Stralendorff war 25 Jahre Kurmainzischer Oberamtmann in Heiligenstadt

Statthalter Bearbeiten

 
Hugo Franz Carl von und zu Eltz-Kempenich wirkte als Statthalter im Mainzer Schloss

Literatur Bearbeiten

  • Günter Christ und Georg May: Erzstift und Erzbistum Mainz : territoriale und kirchliche Strukturen., 1997, ISBN 3-429-01877-3, S. 384–387.
  • Hans Falk: Die Mainzer Behördenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, 1930, insb. S. 78 ff.
  • Johann Wolf: Politische Geschichte des Eichsfeldes Göttingen, Band 1: 1792, Band 2: 1793 Digitalisat
  • H.-G. Dettmer: Die Vitztume vom Rusteberg. in: Goldene Mark – 35 (1984), Verlag Mecke Duderstadt, S. 92–101.
  • Hans Becker von Sothen: Die Mainzische Regierung des Eichsfeldes von den Anfängen bis 1802. In: Eichsfeld-Jahrbuch. 2 (1994), Mecke Verlag und Druck Duderstadt

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. RIplus Regg. EB Mainz 1 [n. 1675], in: Regesta Imperii Online, URI: [1] (Abgerufen am 21.08.2017)
  2. Karl Albert Heidenblut: Das "Maintzisch Haus", eine mittelalterliche Haus- und Hofanlage am Heiligenstädter Stiftsberg. In: Eichsfeld-Jahrbuch 2017, Mecke Verlag und Druck Duderstadt 2017, S. 53
  3. Gerhard Wiesemüller: Graf Heinrich zu Schwarzburg. Provisor zu Erfurt pdf-Text
  4. Alexander Jendorff: Der Tod des Tyrannen: Geschichte und Rezeption der Causa Barthold von Wintzingerode. (Bibliothek Altes Reich, Bd. 9.) Oldenbourg Verlag München 2012, Seite 39
  5. Bernhard Opfermann: Gestalten des Eichsfeldes. St. Benno-Verlag Leipzig und Verlag F.W. Cordier Heiligenstadt 1968
  6. a b c Bernhard Opfermann: Gestalten des Eichsfeldes. St. Benno-Verlag Leipzig und Verlag F.W. Cordier Heiligenstadt 1968