Liste der Stolpersteine in Rijeka

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Die Liste der Stolpersteine in Rijeka enthält die Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in der kroatischen Stadt Rijeka verlegt wurden. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers. Der Name der Stolpersteine lautet auf Kroatisch: Kamen spoticanja, auf Italienisch: pietre d’inciampo.

Die Stolpersteine von Rijeka

In Rijeka erfolgten die ersten Stolperstein-Verlegungen Kroatiens.

Verlegte Stolpersteine Bearbeiten

In Rijeka wurden an fünf Adressen Stolpersteine für fünfzehn Opfer verlegt. Für die ersten berücksichtigten Opfer, Eugenio und Giannetta Lipschitz, wurden jeweils zwei Stolpersteine verlegt, einer in kroatischer Sprache und einer in italienischer Sprache. Auf den später verlegten Stolpersteinen wurden beide Sprachversionen auf demselben Stein eingraviert.

Stolpersteinh Übersetzung Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
ROBERTO BRAUN
GEB. 1937
VERHAFTET 11.11.1944
DEPORTIERT 1945
RAVENSBRÜCK
BEFREIT
BERGEN-BELSEN
HINGESCHIEDEN 22.6.1945
Ulici Blaža Polića 6 Roberto Braun (1937–1945)
  HIER WOHNTE
CAROLA
BRAUN PERLOW
GEB. 1904
VERHAFTET 11.11.1944
DEPORTIERT NACH
RAVENSBRÜCK
SACHSENHAUSEN
ERMORDET
Ulica Slaviše Vajnera Čiče 7 Carola Braun Perlow (1904–1945)
  HIER WURDE VERHAFTET
AM 28.3.1944

SERGIO DESIMONE
GEB. 1937
DEPORTIERT NACH
AUSCHWITZ, NEUENGAMME
ERLITT MEDIZINISCHE EXPERIMENTE
ERMORDET 20.4.1945
SCHULE
BULLENHUSER DAMM
HAMBURG
Ulica Moše Albaharija 17 Sergio Desimone (1937–1945)
  HIER WOHNTE
ROSA FARBEROW
GEB. 1883
VERHAFTET 28.3.1944
DEPORTIERT NACH
AUSCHWITZ
ERMORDET 4.4.1944
Ulica Moše Albaharija 17 Rosa Farberow (1883–1944)
  
HIER WOHNTE
EUGENIO LIPSCHITZ
GEB. 1883
VERHAFTET MÄRZ 1944
INTERNIERT IN RISIERA
DI SAN SABBA
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET AN EINEM UNBEKANNTEN ZEITPUNKT
Ante Starčevića 5
 
Eugenio Lipschitz, eigentlich Jeremus Eugenio Lipschitz, wurde am 5. Mai 1883 im westungarischen Sümeg geboren.[1] Er lebte mit seiner Familie ab 1894 in Fiume/Rijeka, etablierte sich als Einzelhändler von Galanteriewaren und Schmuck und heiratete Zseni Zipszer, auch Giannetta genannt. Das Ehepaar hatte drei Kinder, die Söhne Arturo (1914–1980) und Efraim (geboren 1919) und die Tochter Magda (auch Maddalena), welche Enrico Heimler heiratete und dessen Namen annahm. Beide Söhne konnten rechtzeitig nach Palästina emigrieren. Tochter Magda flüchtete gemeinsam mit ihrem Ehemann, ihren Schwiegereltern und der Schwägerin September 1943 nach Italien und im Folgejahr in die Schweiz wo sie den Holocaust überlebte.[2] Jeremus Eugenio Lipschitz wurde vom Mussolini-Regime von 28. Juli 1940 bis 22. Dezember desselben Jahres im Internierungslager Campagna interniert. Danach konnte er nach Fiume zurückkehren. Er und seine Ehefrau wurden im März 1944 in Fiume von deutschen Streitkräften verhaftet, zuerst nach Risiera di San Sabba verschleppt, ein deutsches Konzentrationslager in Triest, später nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurde beide zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Seine Schwester Giuseppina und deren Ehemann Adolfo Simkovits wurden ebenfalls in Auschwitz ermordet.[3] Sein Bericht über die Internierung im Lager Campagna wurde von seiner Tochter aus dem Ungarischen ins Italienische übersetzt und im Jahr 2001 in Buchform veröffentlicht.
  HIER WOHNTE
AARON PERLOW
GEB. 1906
VERHAFTET 11.11.1944
DEPORTIERT NACH
RAVENSBRÜCK
SACHSENHAUSEN
ERMORDET
Ulica Slaviše Vajnera Čiče 7 Aaron Perlow (1906–1945)
  HIER WOHNTE
JOSSI PERLOW
GEB. 1913
VERHAFTET 28.3.1944
DEPORTIERT NACH
AUSCHWITZ
ERMORDET
Ulica Moše Albaharija 17 Jossi Perlow (1913–1944)
  HIER WOHNTE
MARIO PERLOW
GEB. 1928
VERHAFTET 11.11.1944
DEPORTIERT NACH
RAVENSBRÜCK
SACHSENHAUSEN
ERMORDET
Ulica Moše Albaharija 17 Mario Perlow (1928–1944)
  HIER WOHNTE
PAOLA PERLOW
GEB. 1910
VERHAFTET 28.3.1944
DEPORTIERT NACH
RAVENSBRÜCK
SACHSENHAUSEN
ERMORDET
Ulica Moše Albaharija 17 Paola Perlow (1910–1944)
  HIER WOHNTE
SILVIO PERLOW
GEB. 1937
VERHAFTET 11.11.1944
DEPORTIERT NACH
RAVENSBRÜCK
SACHSENHAUSEN
ERMORDET
Ulica Slaviše Vajnera Čiče 7 Silvio Perlow (1937–1945)
  HIER WOHNTE
SONIA PERLOW
GEB. 1902
VERHAFTET 28.3.1944
DEPORTIERT NACH
AUSCHWITZ
ERMORDET 4.4.1944
Ulica Moše Albaharija 17 Sonia Perlow (1902–1944)
  HIER WOHNTE
ELENA
SCHWARZENBERG
GEBOREN 1873
VERHAFTET
20.2.1944
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET
Zagrebačka 19 Elena Schwarzenberg (1873–1944/45)
  HIER WOHNTE
EUGENIO
WERNDORFER
GEBOREN 1893
VERHAFTET
20.2.1944
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET
Zagrebačka 19 Eugenio Werndorfer (1893–1944/45)
  HIER WOHNTE
GUGLIELMO
WERNDORFER
GEBOREN 1866
VERHAFTET
20.2.1944
DEPORTIERT
AUSCHWITZ
ERMORDET
Zagrebačka 19 Guglielmo Werndorfer (1866–1944/45)
  
HIER WOHNTE
GIANNETTA ZIPSER
LIPSCHITZ
GEB. 1893
VERHAFTET MÄRZ 1944
INTERNIERT IN RISIERA
DI SAN SABBA
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET AN EINEM UNBEKANNTEN ZEITPUNKT
Ante Starčevića 5
 
Giannetta Zipszer Lipschitz, auch Zseni Zsipser, wurde als Tochter des Kaufmannsgehilfen Albert Zipszer (geb. 1843) und der Hausfrau Rozaliá Altmann (geb. 1848) am 18. Juni 1893 in Mád in Nordost-Ungarn geboren.[4][5][6] Sie hatte zumindest einen Bruder, Herman, geboren 1868 in Mad.[7] Sie lebte ab 1914 in Fiume/Rijeka, war mit Jeremus Eugenio Lipschitz verheiratet und als Hausfrau tätig. Das Ehepaar hatte zumindest drei Kinder, die alle in Fiume geboren wurden – Arturo, Magda und Efraim.

Zusammen mit ihrem Ehemann wurde sie im März 1944 in Fiume verhaftet, nach Risiera di San Sabba und später nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort – ebenso wie ihr Mann – zu einem unbekannten Zeitpunkt vom NS-Regime ermordet. Ihre drei Kinder haben alle die deutschen Schreckensherrschaft und den Holocaust überlebt.

Verlegedatum Bearbeiten

  • 21. Mai 2013: Ante Starčevića (vom Künstler persönlich verlegt)[8]
  • 28. März 2019: Ulica Blaža Polića 6, Ulica Moše Albaharija 17, Ulica Slaviše Vajnera Čiče 7[9]

Literatur Bearbeiten

  • Eugenio Lipschitz: Una storia ebraica, Verlag Giuntina, Firenze 2001

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in Rijeka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. I Nomi della Shoah Italiana (Memoriale delle vittime della persecuzione antiebraica 1943-45): Scheda Eugenio Lipschitz, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  2. Claims Resolution Tribunal: In re Holocaust Victim Assets Litigation Case No. CV96-4849, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  3. CDEC Digital Collection: Lipschitz, Giuseppina, abgerufen am 6. Mai 2017.
  4. I Nomi della Shoah Italiana (Memoriale delle vittime della persecuzione antiebraica 1943-45): Scheda Gianetta Zipser, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  5. Digital Collection: ZIPSZER ALBERT, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  6. CDEC Digital Collection: ALTMANN ROZÁLIA, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  7. Digital Collection: ZIPSZER HERMAN, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  8. Rijeka dobila "Kamen spoticanja", abgerufen am 9. Mai 2021
  9. Dieci Pietre per ricordare i membri della famiglia Perlow, abgerufen am 18. Mai 2023