Liste der Stolpersteine in der Provinz Piacenza

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Die Liste der Stolpersteine in der Provinz Piacenza enthält die Stolpersteine in der italienischen Provinz Piacenza (Emilia-Romagna), die an das Schicksal der Menschen aus dieser Provinz erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine (italienisch pietre d’inciampo) wurden von Gunter Demnig verlegt.

Stolperstein für Luigi Razza

Die Stolpersteine liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnort des Opfers. Die erste Verlegung in der Provinz Piacenza fand am 20. Januar 2019 in Castel San Giovanni statt.

Verlegte Stolpersteine Bearbeiten

Borgonovo Val Tidone Bearbeiten

In Borgonovo Val Tidone wurde bislang ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
  HIER WURDE VERHAFTET
LUIGI RAZZA
GEBOREN 1925
DEPORTIERT
MAUTHAUSEN-GUSEN
ERMORDET 21.4.1945
nahe Piazza Garibaldi
Borgonovo Val Tidone
Luigi Razza wurde 1925 geboren. Seine Eltern waren Giuseppe Razza und dessen Frau Delfina. Er hatte zumindest eine ältere Schwester. Razza wurde Partisan und gehörte zur Brigade „Busconi“, Teil der Division „Piacenza“, kommandiert von Fausto Cossu. Am 23. November 1944 war er zusammen mit Luigi Carella aufgebrochen, um die Truppenbewegungen der Deutschen zu beobachten, dabei wurden sie von den Deutschen überrascht. Carella gelang es mit einem Beinschuss zu fliehen und sich zu verstecken, Razza wurde verhaftet. Er wurde zuerst in Piacenza inhaftiert, dann in Parma und schließlich in Verona. Von dort wurde er in das Durchgangslager Bozen überstellt, dann erfolgte seine Deportation in das KZ Mauthausen und letztendlich in das KZ Gusen. Luigi Razza wurde dort am 23. April 1945 ermordet. Seine Leiche wurde nie gefunden, seine Familie, die ebenfalls Schikanen durch die Nazis ausgesetzt war, erfuhr telegrafisch vom Roten Kreuz von seinem Tod.[1][2]

Carpaneto Piacentino Bearbeiten

In Carpaneto Piacentino wurde bislang ein Stolperstein verlegt.[3]

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
  HIER WOHNTE
MARCUS
NICHTBERGER
GEBOREN 1885
VERHAFTET 1943
INTERNIERT FOSSOLI
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET
BIRKENAU
Carpaneto Piacentino,
Via Cesare Battisti 10
 
Marcus Nichtberger wurde am 9. März 1895 im damals noch preußischen Georgenberg, heute in Polen gelegen, geboren. Seine Eltern waren David Nichtberger und Sara, geborene Kornagert. Er heiratete die aus Berlin stammende Susanna Wormann. Das Paar hatte zwei Kinder: Ingeborg, genannt Dina (geboren am 22. April 1923 in Berlin) und Bobi (geboren am 6. Juli 1926 in Weisswasser). Die Familie lebte in Berlin. Aufgrund der zunehmenden Repressionen des NS-Regimes gegen die jüdische Bevölkerung entschloss sich Markus Nichtberger zur Emigration. Die Familie kam bis Abbazia im damals italienischen Istrien. Geplant war die Einschiffung, wohin ist nicht bekannt. Markus Nichtberger wurde 1940 von Gendarmen des faschistischen Regimes verhaftet und im Internierungslager Ferramonti di Tarsia interniert, einem der 43 italienischen Konzentrationslager, die vom faschistischen Regime in Mittel- und Süditalien errichtet worden waren. Mitte Oktober 1941 wurde Markus Nichtberger und seiner Familie die „freie Internierung“ in Carpaneto Piacentino angeboten. Er, seine Frau und die Kinder durften nicht arbeiten, durften die Stadt nicht verlassen. Sie waren ständiger Überwachung ausgesetzt. Die ganze Familie wurde am 30. November 1943 verhaftet und im Gefängnis von Piacenza interniert, später dann im Durchgangslager Fossoli. Am 5. April 1944 wurden Markus Nichtberger und seine Tochter Dina mit dem Transport Nr. 9 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo der Transport am 10. April 1944 einlangte. Seine Tochter überstand die Selektion und bekam die Nummer 76826. Wann und wo Markus Nichtberger ermordet wurde, ist nicht bekannt.[4]

Auch Markus Nichtbergers Frau und seine Kinder überlebten die Shoah nicht. Seine Ehefrau und sein Sohn wurden am 16. Mai 1944 mit Transport Nr. 10 von Fossoli nach Auschwitz deportiert. Ort und Zeitpunkt ihrer Ermordung sind nicht bekannt. Seine Tochter Dina wurde am 16. März 1945 in Auschwitz vom NS-Regime ermordet.[5][6][7][8]

Castel San Giovanni Bearbeiten

In Castel San Giovanni wurde bislang ein Stolperstein verlegt:

Stolperstein Übersetzung Verlegeort Name, Leben
  IN CASTEL SAN GIOVANNI
WOHNTE

TINA PESARO
GEBOREN 1913
VERHAFTET 1.12.1943
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET 31.12.1944
LANDSBERG
Castel San Giovanni,
Via Nazario Sauro
(vor der Grundschule)
 
Ida Benedetta Pesaro, genannt Tina[9], wurde am 13. Oktober 1913 in Castel San Giovanni geboren. Sie stammte aus einer Industriellen-Familie. Ihre Eltern waren Ferdinando Pesaro und Bice Calabresi. Sie hatte zumindest einen Bruder, Franco. Pesaro wurde am 1. Dezember 1943 in ihrem Heimatort verhaftet. Es wurde ursprünglich ihre Mutter verhaftet, doch Ida Pesaro bot sich im Austausch an. Sie wurde zuerst im Gefängnis von Piacenza inhaftiert und kam dann in das Durchgangslager Fossoli. Von dort wurde sie am 2. August 1944 mit Transport Nr. 14 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo der Transport am 6. August 1944 einlangte. Tina Pesaro wurde am 31. Dezember 1944 im bayerischen Landsberg vom NS-Regime ermordet.[10][11]

Eine Schule in Castel San Giovanni trägt ihren Namen, dort erinnert auch eine Stele an Tina Pesaro.[12] Zur Einweihung der Stele im Januar 2020 war ihr Bruder Franco Pesaro anwesend, er starb im August 2020.[13] In Piacenza wurde eine Straße nach ihr benannt.

Verlegedaten Bearbeiten

  • In Piacenza soll demnächst der Stolperstein für Enrico Richetti verlegt werden. (Stand: Juli 2022)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in der Provinz Piacenza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Borgonovo, una pietra d’inciampo per ricordare il partigiano Luigi Razza, abgerufen am 26. September 2022
  2. Torna idealmente a casa dopo 77 anni: pietra d’inciampo a Borgonovo per Luigi Razza, abgerufen am 26. September 2022
  3. Giornata della Memoria 2020. In: comune.carpaneto.pc.it. Abgerufen am 10. März 2020 (italienisch).
  4. CDEC: Nichtberger, Markus, abgerufen am 15. Oktober 2020
  5. CDEC: Wormann, Susanna, abgerufen am 15. Oktober 2020
  6. CDEC: Nichtberger, Dina, abgerufen am 15. Oktober 2020
  7. CDEC: Nichtberger, Bobi, abgerufen am 15. Oktober 2020
  8. Istituto di storia contemporanea, Piacenza: Giorno della memoria 2020: quando le celebrazioni oscurano la storia, abgerufen am 15. Oktober 2020
  9. CDEC: Ida Benedetta (detta Tina) Pesaro, abgerufen am 16. Oktober 2020
  10. CDEC: Pesaro, Ida Benedetta, abgerufen am 16. Oktober 2020
  11. STORIA DI PIACENZA. Il Novecento (1946–2000) Tomo II, 2003, S. 100
  12. liberta.it: Pietra in ricordo di Tina Pesaro uccisa in un campo di concentramento, mit einem Foto von Tina Pesaro, abgerufen am 16. Oktober 2020
  13. liberta.it: Addio a Franco Pesaro, uno degli ultimi testimoni diretti della Shoah, abgerufen am 16. Oktober 2020