Liste der Stolpersteine in Lorsch

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Die Liste der Stolpersteine in Lorsch enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts von Gunter Demnig in Lorsch verlegt wurden. Mit ihnen soll an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, die in Lorsch lebten und wirkten.

Geodaten der Stolpersteine in Lorsch

Verlegte Stolpersteine Bearbeiten

Adresse Verlege-
datum
Person, Inschrift Bild Anmerkung
Bahnhofstraße 8
 
 

 
8. Aug. 2019 Hier wohnte
Hermann Lorch
Jg. 1871
‘Schutzhaft’ 1938
Dachau
Flucht 1939
USA
  Hermann Lorch führte in der Bahnhofstraße 8 das Geschäftshaus der Familie, eine Eisenwarenhandlung. Das Geschäft hatte Hermanns Onkel Simon Lorch gegründet, der auch auf dem Nachbargrundstück 1884 eine neue Lorscher Synagoge erbaut hatte. Die Eisenwarenhandlung war eines der größeren Geschäfte am Ort, später kamen noch ein Petroleumlager und ein Baustoffhandel dazu. Nach dem 1938er Pogrom wurde Hermann ins KZ Dachau gebracht, konnte aber 1939 fliehen. Das Geschäftshaus fiel zunächst an die Sparkasse, 1943 kaufte es die Gemeinde; es wurde Mitte der 1950er Jahre abgerissen und das Grundstück neu bebaut.[1]
Hier wohnte
Frieda Lorch
geb. Lehmann
Jg. 1875
Flucht 1939
USA
  Frieda Lorch hatte mit ihrem Mann vier Kinder, Bella, Jakob III, Paul und Albert. Albert wanderte noch vor 1933 aus, Bella wurde Kinderschwester, heiratete in Frankfurt und floh 1939 mit ihrem Mann nach Kalifornien. Frieda blieb nach dem 1938er Pogrom allein zurück; durch den Boykott ging das Geschäft zugrunde. Schließlich verlor die Familie ihren gesamten Besitz. Frieda schaffte es gemeinsam mit Hermann und Paul gerade noch rechtzeitig, im August 1939 eine Passage in die USA zu bekommen. Die Familie lebte danach in Baltimore.[1]
Hier wohnte
Jakob Lorch III
Jg. 1901
Flucht 1937
USA
  Jakob ging ganz im Geschäft seines Vaters auf, ging aber schon 1937 nach New York, weil es in Deutschland für Juden keine Zukunft mehr gab.[1]
Hier wohnte
Paul Lorch
Jg. 1905
‘Schutzhaft’ 1938
Buchenwald
Flucht 1939
USA
  Paul blieb, anders als sein Bruder, bei den Eltern. Nach dem 1938er Pogrom wurde Vater Hermann nach Dachau gebracht, Paul nach Buchenwald. Nach Zeugenaussagen wurde Paul dort schwer misshandelt. Gemeinsam mit den Eltern konnte Paul in die USA fliehen.[1]
Bahnhofstraße 13
 
 

 
8. März 2017 Hier wohnte
Aron Lorch
Jg. 1871
‘Schutzhaft’ 1938
krank auf Transport
tot 16.1.1939
Rothschild Hospital
Frankfurt M.
  Aron Lorch war Sohn eines Holzhändlers und betrieb dort, wo heute ein Volksbankgebäude steht, eine Kohlenhandlung. Aron Lorch verschwand am 10. November 1938 beim damaligen Pogrom aus Lorsch spurlos. Erst 2016 wurde sein Grab in Frankfurt gefunden, wo er im Januar 1939 im jüdischen Hospital als Opfer des Pogroms verstarb.[2]
Hier wohnte
Bertha Lorch
geb. Krämer
Jg. 1877
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Bahnhofstraße 15
 
 

 
8. März 2017 Hier wohnte
Alfred Lorch
Jg. 1899
‘Schutzhaft’ 1933
Osthofen
1938 Buchenwald
deportiert 1942
Piaski
ermordet
  Alfred Lorch, der Bruder Arons, übernahm die marode Holzhandlung des Vaters, konnte den Bankrott aber nicht verhindern und zog ins Nachbarhaus, Bahnhofstraße 13. Eine Flucht war geplant, jedoch wegen der bevorstehenden Geburt des dritten Kindes unmöglich.[2]
Hier wohnte
Franziska Lorch
geb. Oppenheimer
Jg. 1903
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Hier wohnte
Martin Lorch
Jg. 1927
deportiert 1942
Piaski
ermordet 4.8.1942
Majdanek
 
Hier wohnte
Margarethe Lorch
Jg. 1931
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Hier wohnte
Eli Lorch
Jg. 1940
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Bahnhofstraße 18
 
 
8. März 2017 Hier wohnte
Siegbert Mann
Jg. 1904
‘Schutzhaft’ 1933
Osthofen
1938 Buchenwald
deportiert 1943
Auschwitz
ermordet 15.3.1944
  Siegbert Mann war mit einer katholischen Frau verheiratet und wohnte zuletzt im Palais von Hausen. Er arbeitete als Schuh- und Lederhändler und fiel den Nazis erstmals kurz nach der Machtergreifung auf, als er sich in Worms als Nazi ausgab und deswegen im KZ Osthofen landete. Aus Rache wurden danach alle Lorscher Juden für eine Woche noch 1933 in einer Gruppenverhaftung nach Osthofen gebracht. Da die Familie 1938 im ehemaligen Lehrerhaus der Synagoge wohnte, wurde sie zu ersten Zeugen des Novemberpogroms. Siegbert Mann lebte unter Bedrohung in Lorsch weiter, bis er 1943 festgenommen und 1944 nach Auschwitz kam, wo er ermordet wurde.[2]
Bahnhofstraße 33
 
 

 
27. Okt. 2019 Hier wohnte
Lina Schnauzer
geb. Marx
Jg. 1875
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 16.5.1944
Auschwitz
  Lina Marx war gebürtige Lorscherin. Sie folgte nach der Heirat zunächst ihrem aus Galizien stammenden Ehemann Menachem nach Jena; bei ihrer Rückkehr in ihre Heimatstadt wurde sie als „staatenlos“ geführt. Der Versuch einen neuen Pass zu beantragen scheiterte trotz nachbarschaftlicher Hilfe; stattdessen wurde sie denunziert und bestraft. 1940 waren auch ihre Bemühungen um ein Visum für England vergeblich – ebenso erging es ihrer Schwägerin Mathilde. Nachfahren der Familie, die nach dem Krieg im Rahmen eines Wiedergutmachungsantrags wenigstens auf einige Erinnerungsstücke hofften, gingen leer aus, denn der Hausrat war im Ort vor den Häusern versteigert worden.[3]
Hier wohnte
Mathilde Marx
geb. Haas
Jg. 1875
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 22.3.1943
  Mathilde Marx stammte aus Nauheim. Mit ihrem Mann Josef führte sie ab 1908 das alteingesessene jüdische Geschäftshaus (gegründet 1836). Verkauft wurden Betten, Bettfedern, Weißwäsche und andere Manufakturwaren. Nach Josefs Tod im Oktober 1935 lebte Mathilde allein mit ihrem einzigen Sohn Simon und musste wegen des Judenboykotts das Geschäft aufgeben. In dieser Zeit zog Josefs ältere Schwester Lina Schnauzer, geb. Marx, aus Jena zurück nach Lorsch und wohnte mit im Haus.[4]
Hier wohnte
Simon Marx
Jg. 1913
‘Schutzhaft’ 1938
Buchenwald
Flucht 1939
USA
  Simon Marx wurde zusammen mit anderen Lorscher Juden 1938 nach Buchenwald verbracht, wo ihm die Ausreise abgenötigt wurde. Er konnte eines der begehrten Visa für die Vereinigten Staaten erhalten und floh noch nach Kriegsbeginn im Dezember 1939 über Holland. Simon schilderte 1955 die Vorgänge in Buchenwald, Lorscher Juden betreffend, in einer eidesstattlichen Versicherung. Er lebte und starb 1962 in New York.[4]
Bahnhofstraße 41
 
 

 
8. Aug. 2019 Hier wohnte
Bella Guthof
Jg. 1896
Flucht 1935
USA
  Bella und Leo Guthof waren in der NS-Zeit die einzigen Lorscher Nachfahren einer vormals großen Familie. Bella folgte 1935 ihren Brüdern nach New York.
In dem Haus, einem eingetragenen Kulturdenkmal, wohnten einst Nathan und Fanny Guthof mit ihren sieben Kindern in siebter und achter Generation. Die Eltern starben noch vor dem Weltkrieg, in dem auch drei von Bellas vier ältesten Brüder fielen. Ihr Bruder Heinrich zog nach Schwäbisch Hall und heiratete dort Minna Wertheimer; sie flohen 1939 nach New York. Benno Guthof zog 1920 nach Mainz und noch vor der Machtergreifung nach New York, wo er Anwalt wurde; nach dem Krieg vertrat er emigrierte Lorscher Juden in ihren Entschädigungsverfahren.[1]
Hier wohnte
Leo Guthof
Jg. 1898
‘Schutzhaft’ 1938
Buchenwald
Flucht 1940
USA
  Leo Guthof war ein erfolgreicher Handelsreisender. Nach dem Pogrom 1938 wurde er ins KZ Buchenwald verschleppt. Nach einer gescheiterten Flucht über Kuba kehrte er nach Lorsch zurück; im Winter 1940 floh er erneut, nun nach Genua, und schaffte es auf einem Schiff in die USA.
Die einzige Nachfahrin der sieben Geschwister Guthof ist Heinrichs Tochter Hannelore. Sie lebt in New Jersey und hat drei Kinder und mehrere Enkel.[1]
Bahnhofstraße 75
 
 

 
8. Aug. 2019 Hier wohnte
Hedwig Jakob
geb. Hoffmann
Jg. 1883
gedemütigt/entrechtet
Flucht in den Tod
9.2.1938
  Hedwig Jakob und ihr Schwester Jenny Oppenheimer stammten aus Hüffenhardt im heutigen Neckar-Odenwald-Kreis. Hedwig kam nach ihrer Scheidung von Julius Jakob mit ihrem Sohn Benno nach Lorsch. Sie eröffnete ein Schuh- und Papierwarengeschäft im Wamslerschen Haus am Marktplatz 3, in dem sie und ihr Sohn auch in den 1920er Jahren wohnten. Später zog sie mit Benno zu ihrer Schwester. Die Schwestern wurden um ihr Vermögen gebracht, auch eine Flucht wurde damit unmöglich. Schließlich nahmen Hedwig und Jenny sich wegen der aussichtslosen Lage das Leben.[1]
Hier wohnte
Benno Jakob
Jg. 1911
Flucht 1936
USA
  Benno Jakob lebte in den 1920er Jahren mit seiner Mutter am Marktplatz, nach 1928 zogen beide zu seiner Tante Jenny Oppenheimer. 1936 floh Benno mit seiner Cousine Selma Hofmann aus Hüffenhardt nach Amerika, Mutter und Tante sollten nachkommen. Benno lebte bis zu seinem Tode mit seiner Cousine in Brooklyn.[1]
Hier wohnte
Jenny Oppenheimer
geb. Hofmann
Jg. 1881
gedemütigt/entrechtet
Flucht in den Tod
9.2.1938
  Jenny Oppenheimer war die Witwe des 1928 verstorbenen, wohlhabenden Kaufmanns Zacharias Oppenheimer. Nach Zacharias’ Tod zog Hedwig Jakob zu Jenny, die ihr bis zum boykottbedingten Verkauf 1936 in ihrem Geschäft half. Im Versuch, aus dem großen Spar- und Erbvermögen genügend Devisen für eine Flucht zu erhalten, erstatteten Jenny Oppenheimer und Hedwig Jakob Selbstanzeige beim Finanzamt Heppenheim. Doch Juden durften keine ausländischen Aktien besitzen, so dass eine Strafe drohte und die Auswanderung unmöglich wurde. In der Nacht auf den 9. Februar 1938 öffneten die Schwestern den Gashahn in ihrem Haus, beide verstarben am gleichen Tag in Darmstadt.[1]
Bahnhofstraße 77
 
 

 
8. Aug. 2019 Hier wohnte
Otto Mayer
Jg. 1891
Flucht 1939 Holland
interniert Westerbork
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet 27.11.1942
  Otto Mayer stammte aus Mannheim. Er heiratete Emma Oppenheimer und führte ab 1909 das Geschäft seines verstorbenen Schwiegervaters fort. Nach den Lorscher Pogromen schickten Otto und Emma ihren Sohn Friedrich nach Holland und kamen nach der Auflösung ihres Hausstandes Mitte 1939 nach. Doch die Familie konnte nicht entkommen und wurde letztlich in Auschwitz ermordet.[1]
Hier wohnte
Emma Mayer
geb. Oppenheimer
Jg. 1893
Flucht 1939 Holland
interniert Westerbork
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet 27.11.1942
  Emma Mayer war die jüngste Tochter von Leopold Oppenheimer (1854–1909). Seine Lederaufkäufe für Adler & Oppenheimer in Straßburg waren sehr einträglich; so war Leopolds Halbbruder Ferdinand Gründer und Teilhaber der damals größten Lederfabrik in Europa. Nach dem Tode des Vaters heiratete Emma Otto Mayer, sie lebten im ererbten Lorscher Haus und Otto führte das Geschäft seines Schwiegervaters fort.[1]
Hier wohnte
Friedrich Mayer
Jg. 1926
Flucht 1939 Holland
interniert Westerbork
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet 31.3.1944
  Friedrich wurde nach den Lorscher Pogromen von seinen Eltern nach Holland geschickt, wohin sie Mitte 1939 nachreisten. Doch die Familie wurde im Konzentrationslager Westerbork interniert und nach Auschwitz deportiert. Friedrich musste noch bis März 1944 Zwangsarbeit leisten, bis auch er, noch vor Vollendung seines 18. Lebensjahres ermordet wurde.[1]
Karlstraße 1

 
 

 

25. Okt. 2020 Hier wohnte
Leopold Oppenheimer
Jg. 1873
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 8.4.1944
  Leopold Oppenheimer war als „Hausierer und Trödler“ tätig, was einem heutigen Handelsreisenden vergleichbar ist; sein Geschäftsgebiet reichte bis in den Odenwald. Nach der Deportation der Eheleute wurde der Hausrat der Oppenheimers versteigert, das Gebäude ging an die Reichsfinanzverwaltung, die dort vier Wohnungen einrichtete. Nachdem Leopold Oppenheimer im April 1944 in Theresienstadt starb, wurde seine Ehefrau nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.[5]
Hier wohnte
Antonie Oppenheimer
geb. Mayer
Jg. 1880
deportiert 1942
Theresienstadt
1944 Auschwitz
ermordet
 
Hier wohnte
Bertha Oppenheimer
Jg. 1877
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Hier wohnte
Hannchen Oppenheimer
Jg. 1871
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 13.2.1943
  Hannchen Oppenheimer war in Lorsch sehr bekannt und beliebt. Sie betrieb einen Laden, der Hausfrauen unter anderem mit Schürzenstoffen belieferte. Sie starb im Februar 1943 in Theresienstadt.[5]
Hier wohnte
Ernst Oppenheimer
Jg. 1913
Flucht 1937
USA
  Die Söhne Ernst, Richard und Alfred flohen in den 1930er Jahren in die USA bzw. nach Argentinien. Ernst Oppenheimer hatte im Nachbarort Kleinhausen beim Schmiedemeister Rau gelernt. Bei der Steubenparade 1978 erkannte er Besucher aus Einhausen an ihrem Dialekt und nahm Kontakt mit ihnen auf.[5]
Hier wohnte
Richard Oppenheimer
Jg. 1914
Flucht 1935
Argentinien
  Auch nach seiner Flucht behielt Richard eine „deutsch-feindliche“ Einstellung bei, wie ein Heimatforscher aus Briefverkehr entnahm. Ein „NS-Mob“ hatte den jungen Mann 1935 beinahe „gelyncht“, vor dem Haus wollte eine Horde aufgebrachter Menschen ihn nach einer wüsten Schlägerei „aufknüpfen“. Geschützt durch die Polizei saß er wegen Beleidigung des Arbeitsdienstes im Gefängnis. Seine Flucht aus Deutschland führte ihn über Paraguay nach Argentinien.[5]
Hier wohnte
Alfred Oppenheimer
Jg. 1917
Flucht 1938
USA
 
Kirchstraße 5
 
 

 
9. Nov. 2023 Hier wohnte
Betty Lichtenstein
geb. Lorch
Jg. 1875
deportiert 1942
Theresienstadt
1944 Auschwitz
ermordet
  Betty Lichtenstein war die Schwester des Lorscher Eisenwarenhändlers Hermann Lorch. 1898 heiratete sie den Mehl- und Fruchthändler Baruch Lichtenstein; sie zogen in seinen Heimatort Groß-Umstadt. Das Paar hatte zwei Kinder, Jenny (1899) und Jakob (1902). Nach der Scheidung 1930 siedelte Betty wieder nach Lorsch um, zunächst in die Rheinstraße, dann zu Johanna Mainzer in die Schulstraße 18. Zuletzt musste sie in die Kirchstraße 5, das jüdische Gemeindehaus umziehen; dorthin folgte ihr 1940 ihre Tochter Jenny.

Im März 1942 wurde Jenny deportiert, Betty musste im September 1942 nach Theresienstadt in das so genannte Altersgetto. Im Mai 1944 wurde Betty Lichtenstein mit dem Transport EA 376 nach Auschwitz verbracht und dort ermordet.[6]

Hier wohnte
Jenny Lichtenstein
Jg. 1899
deportiert 1942
Piaski
ermordet
  Jenny Lichtenstein kam in Groß-Umstadt auf die Welt und wuchs dort im Kreis ihrer Familie auf. Auch nach der elterlichen Scheidung und dem Tod ihres Vaters (1932) lebte sie bis 1940 dort, alleinstehend. Dann übersiedelte sie zu ihrer Mutter nach Lorsch in die Kirchstraße 5; auch die Familie ihres Bruders Jakob lebte in Lorsch. In die Wohnung der jüdischen Gemeinde wurden einige Lorscher Juden eingewiesen, die ihre eigenen Häuser verloren hatten.

Im März 1942 wurde Jenny von ihrer Mutter getrennt und nach Piaski bei Lublin deportiert. Von ihr fehlt jede Spur.[6]

Kirchstraße 12
 
 

 
27. Okt. 2018 Hier wohnte
Abraham Abraham
Jg. 1854
‘Schutzhaft’ 1938
Dachau
Flucht 1939
Frankreich
tot 2.11.1943
  Abraham Abraham und seine Familie lebten hier seit 1853, sie betrieben ein Kaufhaus und eine Auswanderer-Agentur und erfreuten sich eines ausgezeichneten Rufs. So nannten die Lorscher die Straße Süßkind-Gass’ nach dem Begründer des Geschäftes, Süßkind Abraham. Geschäft und Wohnung in der Kirchstraße wurden im November 1938 verwüstet und geplündert.[3]
Hier wohnte
Sigmund Abraham
Jg. 1892
‘Schutzhaft’ 1938
Dachau
Flucht 1939 Frankreich
interniert Drancy
deportiert 1942
ermordet in
Auschwitz
 
Hier wohnte
Johanna Abraham
geb. Wachenheimer
Jg. 1904
Flucht 1939 Frankreich
interniert Drancy
deportiert 1942
ermordet in
Auschwitz
  Johanna stammte aus Zwingenberg und betrieb mit ihrem Mann Sigmund das kleine Kaufhaus. Der Schwerpunkt der Tätigkeit waren Stoffhandel und die angeschlossene Polsterei.[4]
Hier wohnte
Claude K. Abraham
Jg. 1931
Flucht 1939
Frankreich
1942 Transport Drancy
Flucht gelungen
mit Hilfe überlebt
  Kurt nannte sich später Claude Abraham. Der Sprachwissenschaftler lebte seit seinem Eintritt in den Ruhestand in Riverside, Orange County, Kalifornien. Dort starb er im Juni 2020. Die Verlegung der Stolpersteine für ihn und seine Familie hat er 2018 dankbar zur Kenntnis genommen. Die Kindheitserinnerung an die Plünderung und Verwüstung des Elternhauses hielt Claude im Buch „Auf dem Floß“ nachdrücklich fest. Seit 2001 ist Claude Abraham Ehrenringträger der Stadt Lorsch.[4]
Lindenstraße 8
 
 

 
9. Nov. 2023 Hier wohnte
Jakob Lichtenstein
Jg. 1902
‘Schutzhaft’ 1938
Buchenwald
Flucht 1939
USA
  Jakob war das zweite Kind von Betty und Baruch Lichtenstein. Er wuchs in Groß-Umstadt auf. Jakob Lichtenstein war Vertreter für Musikinstrumente und arbeitete für die bekannte Firma Hohner.

Jakob heiratete Melita, geborene Rosenthal (1898), aus Beerfelden. Sie zogen nach der Geburt von Berta Helga (1934) nach Lorsch in eine Mietwohnung in der Lindenstraße 8. In Lorsch kam ihre zweite Tochter Eva Ellen (1936) zur Welt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde Jakob in ein Konzentrationslager verschleppt. Doch er wurde entlassen, nachdem er seine Auswanderung schriftlich bestätigt hatte. Mit seiner Familie gelang ihm 1939 die Flucht nach New York. In Amerika starb Jakob Lichtenstein bereits 1946.[6]

Hier wohnte
Melita Lichtenstein
geb. Rosenthal
Jg. 1898
Flucht 1939
USA
 
Hier wohnte
Berta Helga Lichtenstein
Jg. 1934
Flucht 1939
USA
  Berta Helga Kawesch lebte noch 2022 auf Long Island (New York). Auf eine Kontaktaufnahme hat sie nie reagiert.
Hier wohnte
Eva Ellen Lichtenstein
Jg. 1936
Flucht 1939
USA
  Eva Ellen Reinach besuchte Lorsch im Jahre 1981. Sie war Angestellte einer Regierungsbehörde in Washington und lebt seit ihrer Pensionierung in Maryland.
Nibelungenstraße 56
Lorsch
 
 

 
9. Juli 2015 Hier wohnte
Berthold Kahn
Jg. 1928
Flucht 1939
England
1939 Kanada
 
Hier wohnte
Ernst Kahn
Jg. 1925
Flucht 1939
England
1939 Kanada
 
Hier wohnte
Fritz Kahn
Jg. 1929
Flucht 1939
Kanada
 
Hier wohnte
Gustine Mainzer
Jg. 1897
eingewiesen 1939
Heilanstalt Heppenheim
'verlegt’ Hadamar
ermordet 4.2.1941
Aktion T4
 
Hier wohnte
Heinz Kahn
Jg. 1931
Flucht 1939
Kanada
 
Hier wohnte
Karola Kahn
geb. Mainzer
Jg. 1902
Flucht 1939
Kanada
 
Hier wohnte
Leopold Kahn
Jg. 1892
‘Schutzhaft’ 1933, Osthofen
1938 Buchenwald
Flucht 1939
Kanada
 
Hier wohnte
Otto Kahn
Jg. 1934
Flucht 1939
Kanada
 
Hier wohnte
Rosa Mainzer
geb. Neuberger
Jg. 1871
Flucht 1939
Kanada
 
Rheinstraße 4
 
 

 
7. Sep. 2021 Hier wohnte
Elise Erna Rohrheimer
Jg. 1912
Flucht 1938
USA
  Erna war in neunter Generation das letzte am Ort geborene Mitglied der Familie Rohrheimer. Ihre Mutter war Jenny Rohrheimer (geb. Lorch, 1883 – 1937), die Schwester des Kaufmanns Hermann Lorch.

Erna ging bis Ostern 1928 auf die Höhere Töchterschule nach Bensheim, die (wie damals üblich) nach der 10. Klasse endete. In den folgenden Jahren arbeitete sie im Geschäft ihres Vaters mit; sie verkaufte Trikotagen und Wollwaren. Während des nationalsozialistischen Boykotts öffnete Erna das Geschäft auch sonntags, nach der Messe, weil jede Gelegenheit zum Überleben genutzt werden musste.
Erna und ihr Vater flohen 1938, noch vor dem Pogrom, in die USA. In Philadelphia nahmen sie Kontakt zu Nachfahren von Moses Rohrheimer auf, der 1866 von Lorsch ausgewandert war. Erna heiratete 1940 den aus Frankfurt stammenden Kurt Meyer. Ihr Mann diente in der US-Armee. 1945 kam ihre Tochter Irene Jeanne zur Welt. Erna starb 1995.[7]

Hier wohnte
Eduard Rohrheimer
Jg. 1880
Flucht 1938
USA
  Die Familie Rohrheimer ist die Familie mit der längsten jüdischen Siedlungskontinuität in Lorsch. Eduard Rohrheimer wuchs im Wohn- und Geschäftshaus der Familie in der Rheinstraße auf und übernahm den traditionellen Handel mit Vieh und Landesprodukten. Er heiratete Jenny Lorch, die Schwester des Kaufmanns Hermann Lorch. Jenny starb bereits 1937.

Eduard floh mit seiner Tochter 1938 in die USA und entgingen so dem Pogrom. Ihre neue Heimat wurde Philadelphia, wo sie Kontakt zu Nachfahren des ehemaligen Lorschers Moses Rohrheimer aufnahmen. Eduard Rohrheimer wohnte in der Nähe seiner Tochter, die bald heiratete, und arbeitete noch einige Zeit bei einer Holzhandlung in Philadelphia. Er starb 1949.
Erna betrieb nach seinem Tod das Entschädigungsverfahren in Deutschland.[7]

Schulstraße 18
 
 

 
9. Juli 2015 Hier wohnte
Johanna Mainzer
geb. Mayer
Jg. 1863
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 5.3.1943
 
Hier wohnte
Regina Josef
Jg. 1878
deportiert 1942
Piaski
ermordet
 
Stiftstraße 26
 
 

 
7. Sep. 2021 Hier wohnte
Sophie Lorch
geb. Lehmann
Jg. 1877
Flucht 1938
Palästina
 

Sofie Lehman stammte aus Lengfeld (Gemeinde Otzberg), wo sie 1906 Abraham Lorch heiratete. Weder dort noch in Lorsch gibt es Nachweise zu Kindern; es gibt immerhin Hinweise auf eine Tochter.[7]

Hier wohnte
Abraham Lorch
Jg. 1873
Flucht 1938
Palästina
  Abraham Lorch war Schuhmacher und -händler und gehörte wie sein Bruder Hermann zur Großfamilie Lorch, die seit 1820 in Lorsch ansässig war. Sein Wohn- und Geschäftshaus war das Stammhaus Familie.
1938 flüchtete er mit seiner Frau nach Palästina, denn Geschäft und Haus hatten die beiden durch die Bedrängnis durch die Nationalsozialisten verloren. Es gibt Hinweise auf eine Tochter, die bereits früher nach Palästina auswanderte; über weitere Kinder ist nichts bekannt.[7]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in Lorsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i j k l Zwölf neue Stolpersteine: Hinter jedem verbirgt sich ein Schicksal. Bergsträßer Anzeiger, 1. August 2019;.
  2. a b c Claudia Stehle: Weitere Stolpersteine in Lorsch. Darmstädter Echo, 9. März 2017;.
  3. a b Nina Schmelzing: Sieben Stolpersteine erinnern an Schicksale Lorscher Juden. Mahnmal in der Kirch- und in der Bahnhofstraße, Gedenktafeln verlegt / Elternhaus von Claude Abraham und der Familie Marx. Bergsträßer Anzeiger, 29. Oktober 2018;.
  4. a b c d Stolperstein erinnert an Ehrenringträger. Bergsträßer Anzeiger, 10. Oktober 2018;.
  5. a b c d Nina Schmelzing: Gedenksteine für vertriebene Lorscher. In der Karlstraße hat Künstler Gunter Demnig gestern sieben Stolpersteine verlegt / Erinnerung für die jüdische Familie Oppenheimer. Bergsträßer Anzeiger, 26. Oktober 2020;.
  6. a b c Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Lichtenstein. Heimatkulturverein Lorsch, 30. Oktober 2023;.
  7. a b c d Sechste Stolpersteinverlegung in Lorsch am 7. September 2021. Heimatkulturverein Lorsch, 18. August 2021;.