Liste der Stolpersteine in Bad Lausick

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Die Liste der Stolpersteine in Bad Lausick enthält sämtliche Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projektes von Gunter Demnig in Bad Lausick im Landkreis Leipzig verlegt wurden.

Hintergrund Bearbeiten

Die bisher verlegten Stolpersteine in Bad Lausick gehen auf die Recherche von Schülern der dortigen Werner-Seelenbinder-Oberschule in Zusammenarbeit mit dem Erich-Zeigner-Haus e. V. Leipzig zurück.

Verlegung im Mai 2016 Bearbeiten

Seit 2015 hatte eine zehnte Klasse recherchiert, unter anderem im Stadtarchiv und dem Sächsischen Staatsarchiv. Anfangs waren nur drei Familienmitglieder bekannt, später neun. Drei davon konnten rechtzeitig in den 1930er Jahren ins Ausland fliehen. An der Zeremonie nahm auch der damalige stellvertretende Bürgermeister Manfred Hönig teil.[1]

Verlegung im Mai 2017 Bearbeiten

Der darauf folgende Jahrgang der zehnten Klasse recherchierte ebenfalls im Staatsarchiv, sowie beim örtlichen Geschichtsverein und einer Synagoge. Die Schüler warben mit einem Flyer um Spenden, um den Stolperstein zu finanzieren.[2]

Verlegung im Juni 2018 Bearbeiten

Schüler einer achten Klasse recherchierten im Staatsarchiv und beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen[3] und trafen den Enkel von Friedrich Kaubisch, der auch bei der Verlegung anwesend war.[4] Das Projekt wurde gefördert von der F.-C.-Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz.[5]

Verlegung im Mai 2019 Bearbeiten

Auch dieses Rechercheprojekt einer neunten Klasse wurde von der F.-C.-Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz gefördert.[6]

Verlegung im April 2021 Bearbeiten

Die Recherche durch Schüler einer zehnten Klasse begann bereits im Herbst 2019.[7] Die ursprünglich für November 2020 geplante Verlegung durch Gunter Demnig wurde wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland abgesagt. Die Stolpersteine wurden stattdessen nach Bad Lausick versandt, damit sie vor Ort in Eigenregie verlegt werden können.[8] Dies wurde zunächst für Januar geplant und fand erst am 19. April 2021 statt.[7]

Liste der Stolpersteine Bearbeiten

Bild Adresse Verlegedatum Person, Inschrift Kurzvita/Anmerkungen
  Angerstraße 17
04651 Bad Lausick
Lage
 
12. Mai 2019 Hier wohnte
Bruno Ernst Hönig
Jg. 1907
im Widerstand/KPD
zwangssterilisiert 1936
Krankenhaus Hubertusburg
verhaftet 1944
’Aktion Goerdeler’
Sachsenhausen
entlassen 1944
Bruno Ernst Hönig (* 21. Juli 1907 in Bad Lausick, † März 1967 in Bad Lausick), eines von insgesamt 10 Geschwistern, 1926 Rotem Jungsturm beigetreten, 1929 KPD beigetreten, 1933 zum Stadtverordneten von Bad Lausick gewählt, am 26. März 1933 erstmals verhaftet, am 21.3.1936 in Hubertusburg zwangssterilisiert, 1944 im Rahmen von „Aktion Goerdeler“ zehn Wochen im KZ Sachsenhausen, 1946 als Opfer des Faschismus und 1950 als Verfolgter des Naziregimes anerkannt, Hochzeit am 16. Dezember 1950[9]
  August-Bebel-Straße 25
04651 Bad Lausick
Lage
 
20. Juni 2018 Hier wohnte
Friedrich
Kaubisch

Jg. 1895
Zeuge Jehovas
verhaftet 17.4.1943
mehrere KZ
1943 Ravensbrück
befreit
Friedrich August Kaubisch (* 4. August 1895 in Meißen, † 1954), Zeuge Jehovas, zunächst als Opfer des Faschismus anerkannt, von der DDR wieder aberkannt[5]
Fabianstraße 10
04651 Bad Lausick

(damals Straße des 9. Mai)
 
19. Apr. 2021 Hier wohnte
Walter Baunack
Jg. 1905
Im Widerstand/KPD
’Schutzhaft’ 1933–1934
Colditz, Sachsenburg
’Schutzhaft’ 1937
Sachsenburg
entlassen/überwacht
von der Gestapo
Walter Erich Otto Baunack (* 18. Februar 1905 in Leipzig), eines von insgesamt drei Geschwistern, Mechaniker, 1923 Gründer einer Ortsgruppe des kommunistischen Jugendverbands, Eintritt in die KPD, mehrfach verhaftet und im KZ Colditz und KZ Sachsenburg interniert, nach dem Krieg als Opfer des Faschismus und Kämpfer gegen den Faschismus anerkannt[7]
Hier wohnte
Dora Baunack
geb. Müller
Jg. 1907
Im Widerstand/KPD
’Schutzhaft’ 1933
Gefängnis Bad Lausick
entlassen 1934
unter Polizeiaufsicht
Dora Baunack, geb. Müller (* 29. Oktober 1907 in Bad Lausick), gemeinsames Engagement mit ihrem Mann, ähnliche Verfolgung und spätere Anerkennung
  Reichersdorfer Straße 1
04651 Bad Lausick
Lage
 
29. Mai 2017 Hier wohnte
Max Lohmann
Jg. 1896
Im Widerstand/SPD
verhaftet Jan. 1938
’Staatsfeindliche Gesinnung’
Gefängnis Chemnitz
entlassen April 1938
Juni 1938 Buchenwald
entlassen 19.4.1940
Max Lohmann (* 11. Januar 1896 in Stein, 24. Mai 1971 in Borna) eine Schwester, evangelisch-lutherische Konfession, Elektromonteur, im Ersten Weltkrieg durch einen Lungenschuss verwundet (später Eisernes Kreuz II. Klasse), Juni 1927 Hochzeit, seit 6. Juni 1933 verwitwet, bis 1. Januar 1933 SPD-Mitglied, Januar bis 15. Juni 1938 in „Schutzhaft“, anschließend im KZ Buchenwald, im April 1940 freigelassen, 1946 als Opfer des Faschismus anerkannt
  Straße der Einheit 40
04651 Bad Lausick
Lage
 
6. Mai 2016 Hier wohnte
Siegmund Hirsch
Jg. 1860
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 9.12.1942
Siegmund/Sigismund Hirsch (* 26. Januar 1860 in Guben, † 9. Dezember 1942 im Ghetto Theresienstadt)[10]
  Hier wohnte
Sophie Hirsch
Jg. 1894
deportiert 1942
Belzyce
ermordet
Sophie/Sofie Hirsch (* 1. Februar 1894 in Kamenz), am 10. Mai 1942 ins Ghetto Bełżyce deportiert und ermordet[11]
  Hier wohnte
Fanny Hirsch
Jg. 1900
Flucht 1935
Britisch-Indien
Fanny Hirsch (* 1900)
  Hier wohnte
Margarethe Hirsch
Jg. 1902
Flucht 1939
Schottland
Margarethe Hirsch (* 1902)
  Hier wohnte
Else Hirsch
Jg. 1903
deportiert 1942
Belzyce
ermordet
Else/Elsa Hirsch (* 10. November 1903), am 10. Mai 1942 ins Ghetto Bełżyce deportiert und dort ermordet[12]
  Hier wohnte
Max Hirsch
Jg. 1908
Flucht 1937
Palästina
Max Hirsch (* 1908)
  Hier wohnte
Johanna C.
Michaelis

geb. Hirsch
Jg. 1899
unfreiwillig verzogen
Berlin
deportiert 1942
ermordet in
Auschwitz
Johanna Charlotte Michaelis, geb. Hirsch (* 6. März 1899 in Bad Lausick) wurde am 9. Dezember 1942 zusammen mit ihrem Mann Erich Michaelis[13] mit dem 24. Osttransport[14] ins KZ Auschwitz deportiert und ermordet, in Berlin ist ebenfalls ein Stolperstein für sie verlegt[15]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stolpersteine in Bad Lausick – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Julia Tonne: Oberschüler und Künstler Gunter Demnig verlegen in Bad Lausick Stolpersteine. In: LVZ.de. 7. Mai 2016, abgerufen am 25. Januar 2021.
  2. Julia Tonne: Schüler aus Bad Lausick und Künstler Gunter Demnig verlegen Stolperstein. In: LVZ.de. 1. Juni 2017, abgerufen am 25. Januar 2021.
  3. Ekkehard Schulreich: Neuer Stolperstein in Bad Lausick erinnert an Zeugen Jehovas. In: LVZ.de. 26. Oktober 2017, abgerufen am 25. Januar 2021.
  4. Ekkehard Schulreich: Schüler treffen Enkel eines verfolgten Bad Lausickers. In: LVZ.de. 17. Mai 2018, abgerufen am 25. Januar 2021.
  5. a b Ein Stolperstein für Friedrich August Kaubisch. In: erich-zeigner-haus-ev.de. Erich-Zeigner-Haus e. V. Leipzig, abgerufen am 25. Januar 2021.
  6. Ekkehard Schulreich: Schüler mahnen mit Stolpersteinen. In: LVZ.de. 4. Mai 2019, abgerufen am 25. Januar 2021.
  7. a b c Ein Stolpersteine für Dora und Walter Baunack. In: erich-zeigner-haus-ev.de. Erich-Zeigner-Haus e. V. Leipzig, abgerufen am 25. Januar 2021.
  8. Gunter Demnig: Chronik. In: stolpersteine.eu. Abgerufen am 25. Januar 2021.
  9. Ein Stolperstein für Ernst Hönig. In: erich-zeigner-haus-ev.de. Erich-Zeigner-Haus e. V. Leipzig, abgerufen am 25. Januar 2021.
  10. Hirsch, Sigismund Siegmund. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 25. Januar 2021.
  11. Hirsch, Sophie Sofie. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 25. Januar 2021.
  12. Hirsch, Else Elsa. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 25. Januar 2021.
  13. Erich Michaelis auf Stolpersteine in Berlin
  14. 24. Osttransport - Abfahrtsdatum: 09.12.42, Deportierte: 1000, Deportationsziel:Auschwitz
  15. Johanna Charlotte Michaelis (geb. Hirsch). In: stolpersteine-berlin.de. Abgerufen am 25. Januar 2021.