Liste der Hochbunker der Bauart Winkel

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Die Liste der Hochbunker der Bauart Winkel umfasst Luftschutzbunker, bei denen es sich um Hochbunker handelt, die vom Entwickler im Firmennamen Luftschutztürme genannt werden. Diese Spitzbunker werden im Volksmund auch Betonzigarre oder Zuckerhut, im Englischen ant hill bunker (Ameisenhügel-Bunker) genannt. Ihre Konstruktion geht auf Leo Winkel zurück.

Hochbunker der Bauart Winkel in Gießen

Beschreibung Bearbeiten

 
Informationstafel am Luftschutzturm des Kraftwerks Goldenberg in Hürth-Knapsack

Am 18. September 1934 wurde die Konstruktionsidee als Patentanmeldung beim Reichspatentamt eingereicht. Am 9. April 1938 wurde das Patent erteilt.[1] Die Firmenanmeldung Winkel & Co. Duisburg zum Bau von Luftschutztürmen datiert vom 31. Dezember 1936. Das Gründungskapital betrug 15.000 RM.

Die Winkeltürme, die je nach Auslegung bis zu mehr als 600 Personen Platz boten, wurden von der Firma entwickelt und nach Lizenzvergabe von zwölf führenden deutschen Bauunternehmen errichtet. Jedes Bauwerk musste dabei einen Hinweis auf die Konstruktionsfirma und das ausführende Bauunternehmen aufweisen.

Das spitze, steil abfallende Dach sollte eine geringe Angriffsfläche für Bomben bieten und bei einem Treffer für ein Abgleiten der Bombe möglichst ohne deren Explosion sorgen. Es ist nur ein Treffer bekannt, der einen Turm zerstörte (auf dem „Focke-Wulf“-Gelände in Bremen-Hemelingen, 12. Oktober 1944, amerikanische Sprengbombe, 5 Todesopfer).

Es wurden rund 200 Winkeltürme erbaut. Sie stehen heute, soweit sie erhalten sind, zum größten Teil unter Denkmalschutz.

Typen Bearbeiten

Winkel entwarf sechzehn verschiedene Bauarten, die äußerlich z. T. deutlich zu unterscheiden waren. Die häufigsten Typen sind:[2]

  • 1c: Unterteil leicht bauchig, Dach konisch (mit oder ohne kleine Krempe), 3–9 Stockwerke
  • 2a: schlanke Bauweise
  • 2c: Unterteil leicht bauchig, Dach deutlich abgesetzt ähnlich einem Pilzhut

Bauwerke Bearbeiten

Ort Informationen Typ Position Bild(er)
Brandenburg an der Havel Ortsteil Kirchmöser, Falkenstraße/Unter den Platanen 52° 23′ 33,4″ N, 12° 24′ 37,4″ O  
Bremen Ehemaliges Focke-Wulf-Zweigwerk Hastedt
Einer von sieben erhalten
1c 53° 3′ 36,3″ N, 8° 52′ 48,3″ O
Darmstadt Dornheimer Weg 2c 1: 49° 52′ 38,4″ N, 8° 37′ 24″ O
2: 49° 52′ 35,2″ N, 8° 37′ 37,3″ O
  
Carl-Schenck-Ring 2c

1: 49° 53′ 19,7″ N, 8° 38′ 58,3″ O
2: 49° 53′ 17,4″ N, 8° 38′ 53,3″ O

Düsseldorf Lierenfeld, Lierenfelder Straße 51° 12′ 38,6″ N, 6° 49′ 26,2″ O  
Höherweg, auf Gelände der Stadtwerke nahe dem Heizkraftwerk Flingern 51° 13′ 24,7″ N, 6° 49′ 8,4″ O  
Rath, auf Gelände der ehem. Mannesmannröhren-Werke (jetzt Vallourec), in der Nähe der Kürtenstraße 51° 16′ 8″ N, 6° 47′ 55,9″ O  
Duisburg Beeck, An der A 42 (Am Stadtgarten) 51° 29′ 7″ N, 6° 45′ 43,3″ O
Hüttenheim: 2 Winkeltürme auf dem Werksgelände der Hüttenwerke Krupp Mannesmann

1: 51° 22′ 25,3″ N, 6° 43′ 53″ O
2: 51° 22′ 31,2″ N, 6° 43′ 47,8″ O

   
Wedau: Winkelturm auf dem ehemaligen RAW-Gelände an der Masurenallee 51° 24′ 12,7″ N, 6° 47′ 54,3″ O  
Hamborn, Alleestraße 51° 29′ 25,1″ N, 6° 46′ 41″ O  
Falkensee Leipziger Straße (Gewerbegebiet Süd), unter Denkmalschutz[3] 52° 32′ 57,9″ N, 13° 6′ 14,2″ O  
Frankfurt am Main Auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs – 1998 abgerissen  
Geltow Auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne 52° 23′ 8,9″ N, 12° 58′ 24,4″ O  
Gießen 4 Winkeltürme in der ehemaligen Berg-Kaserne

1: 50° 35′ 8,2″ N, 8° 41′ 49,5″ O
2: 50° 35′ 7,7″ N, 8° 41′ 44,3″ O
3: 50° 35′ 5,6″ N, 8° 41′ 37,9″ O
4: 50° 34′ 59,9″ N, 8° 41′ 42,3″ O

 

2 Winkeltürme in der ehemaligen Verdun-Kaserne (Rivers Barracks)

1: 50° 34′ 26,2″ N, 8° 42′ 29,4″ O
2: 50° 34′ 28,7″ N, 8° 42′ 34,7″ O

 

 

2 Winkeltürme in der ehemaligen Artilleriekaserne (Bleidorn-Kaserne bis 1945, anschließend bis 1991 Pendleton-Barracks), heute Wohnprojekt Pendleton-Barracks, Hannah-Arendt-Straße

1: 50° 35′ 18,5″ N, 8° 42′ 17,6″ O
2: 50° 35′ 19,3″ N, 8° 42′ 21,5″ O

 
Gotha Auf dem Gelände des ehemaligen RAW 50° 56′ 14,4″ N, 10° 42′ 31,9″ O  
Hannover Auf dem Gelände des Nordstadt-Güterbahnhofs 2c 52° 23′ 45,4″ N, 9° 42′ 23,3″ O  
Auf dem Üstra-Betriebshof an der Fuhsestraße 52° 24′ 11,6″ N, 9° 40′ 26,8″ O  
Herne An der Roonstraße 51° 32′ 55,6″ N, 7° 13′ 10,5″ O  
Hürth Knapsack, Steuerung des Kraftwerk Goldenberg 50° 51′ 41,5″ N, 6° 50′ 25,5″ O  
Kaiserslautern Auf dem Gelände des ehemaligen RAW

1: 49° 26′ 19,7″ N, 7° 43′ 36,7″ O
2: 49° 26′ 18,7″ N, 7° 43′ 26,5″ O

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Kassel am Frasenweg in Harleshausen, Ausbesserungswerk Kassel (heute DB Fahrzeuginstandhaltung Werk Kassel) 51° 20′ 4,3″ N, 9° 27′ 59,8″ O  |
Köln in Köln-Niehl auf dem Werkgelände der ehemaligen Glanzstoff-Courtaulds-Werke mit einzigartiger Backsteinverblendung und verschieferter Kappe. Außenstelle des Kölner Festungsmuseums 50° 59′ 59,8″ N, 6° 56′ 11,8″ O  
Lehrte Richtersdorf, ehemals Bahnbetriebswerk Lehrte, im Gleisdreieck Hannover-Celle-Hildesheim 2c 52° 22′ 50″ N, 9° 58′ 8,6″ O  
Limburg (Lahn) Einkaufszentrum Werk Stadt, auf dem Gelände des ehemaligen Bahnausbesserungswerkes, Diezer Straße, siehe Hochbunker Limburg  
Lingen (Ems) An der Lindenstraße, zwischen Kurt-Schumacher-Brücke und den Emslandhallen 52° 30′ 55,2″ N, 7° 19′ 0″ O  
Ludwigshafen Bahnhof Ludwigshafen ehemaliges Reichsbahnausbesserungswerk

1: 49° 28′ 51,7″ N, 8° 26′ 4,2″ O
2: 49° 28′ 33,5″ N, 8° 25′ 51,6″ O
3: 49° 28′ 24,7″ N, 8° 25′ 45,3″ O

 
Lübeck Auf dem ehemaligen LMG-Gelände, Bunker Einsiedelstraße 53° 52′ 38,2″ N, 10° 41′ 0,8″ O  
weitere Bilder
Bunker zwischen dem Gewerbegebiet Kaninchenborn und der Berliner Allee Bunker Berliner Straße 53° 50′ 50,7″ N, 10° 40′ 51,6″ O  
Malmö, Schweden auf dem Gelände der Kockums-Werft 55° 36′ 43,2″ N, 12° 59′ 27,2″ O  
Meerbusch in Meerbusch-Büderich (an der Grenze zu Düsseldorf-Lörick), auf dem Gelände der Böhler-Edelstahlwerke 51° 14′ 43,9″ N, 6° 42′ 51,1″ O  
Minden Zuckerhut Minden, An der Schachtschleuse (im November 2010 abgerissen) 52° 18′ 22,8″ N, 8° 55′ 18,7″ O  
Mülheim an der Ruhr An der Friedrich-Ebert-Straße 51° 26′ 8,8″ N, 6° 52′ 22,4″ O  
Neunkirchen (Saar) Spitzbunker Neunkirchen, westlich des ehemaligen Eisenwerkes 49° 20′ 58,8″ N, 7° 10′ 7,7″ O  
Paderborn Auf dem Gelände der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH 2c 49° 44′ 8,3″ N, 6° 57′ 22,6″ O  
Saarbrücken Winkelturm auf dem ehemaligen Hüttengelände Saarbrücken-Burbach (heute Saarstahl), Saarterrassen, von der Rückseite des Elektronikmarktes gut zu erkennen 49° 14′ 8,3″ N, 6° 57′ 22,3″ O  
Sarajevo, Bosnien und Herzegowina

1: 43° 51′ 25,8″ N, 18° 23′ 25,5″ O
2: 43° 51′ 20,2″ N, 18° 23′ 13,2″ O

 
Solingen Winkelturm im Stadtzentrum, Max-Leven-Gasse, im Innenhof des Verwaltungsgebäudes des Spar- und Bauvereins 51° 10′ 9,1″ N, 7° 4′ 51,1″ O  
Winkelturm Lüneschloßstraße, zwischen ehemaligem Aldi-Supermarkt und Kreuzung Gasstraße 2c 51° 9′ 37,3″ N, 7° 4′ 48,5″ O  
St. Wendel Werkstraße, auf dem Gelände der Heeresinstandsetzungslogistik 49° 27′ 34,8″ N, 7° 10′ 3,5″ O
Stuttgart Feuerbach, am Feuerbacher Bahnhof[4]
(Museum – Ausstellung zum Luftschutz)[5]
48° 48′ 51,2″ N, 9° 10′ 4,8″ O  
Trier Trier-West/Pallien, auf dem Gelände von RWE 49° 44′ 54,1″ N, 6° 37′ 16,6″ O  
Wünsdorf Ehemals 19 Winkeltürme, von denen sieben erhalten sind 2a

1: 52° 11′ 44,9″ N, 13° 27′ 45″ O
2: 52° 11′ 46,9″ N, 13° 27′ 52,7″ O
3: 52° 11′ 25,6″ N, 13° 28′ 0,6″ O

 

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Michael Foedrowitz: Die Luftschutztürme der Bauart Winkel in Deutschland 1936 bis heute. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 1998, ISBN 3-7909-0632-8 (Waffen-Arsenal 175).
  • Michael Foedrowitz: Luftschutztürme und ihre Bauarten 1934–1945. Nebel-Verlag, Utting 2003, ISBN 3-89555-096-5.
  • Michael Foedrowitz: Luftschutztürme Bauart Winkel. Geschichte und Nutzung eines Bunkertyps des Zweiten Weltkriegs. CD-ROM, Edition Berliner Unterwelten, ISBN 3-935709-02-1.
  • Anke Kreidelmeyer: Die ersten Winkelbunker. In: Kai Thomas Platz (Hrsg.): Dispargum. Band 2. 2017. Jahresberichte der Duisburger Stadtarchäologie, Verlag Dr. Faustus, Büchenbach 2018, S. 163–182, ISBN 978-3-946387-16-9.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Winkel-Bunker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Spitzbunker – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Die Geschichte der Winkeltürme und ihre Bauarten. In: untertage-übertage.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2016; abgerufen am 9. September 2020.
  • Luftschutztürme bei geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de), ausführliche Abhandlung, abgerufen am 24. Juli 2016.
  • Außenstelle Winkelturm des Kölner Festungsmuseums, abgerufen am 9. September 2020.
  • Internetseite zu Winkeltürmen mit einer Unterseite zu Gießens Winkeltürmen, abgerufen am 24. Juli 2016.
  • Internetseite zu den Winkeltürmen in Stuttgart, abgerufen am 24. Juli 2016.
  • Bildergalerie von Winkeltürmen in Deutschland, abgerufen am 24. Juli 2016.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Patent DE658344C: Luftschutztürme. Angemeldet am 18. September 1934, veröffentlicht am 9. April 1938, Anmelder: L. Winkel & Co. Luftschutzräume, Erfinder: Leo Winkel.
  2. Der Winkel-Turm – Eine Kurzvorstellung. Bunker WHV, abgerufen am 25. November 2013.
  3. Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09150614 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
  4. www.schutzbauten-stuttgart.de
  5. Ausstellung "Spitzbunker". In: www.schutzbauten-stuttgart.de. Abgerufen am 15. Januar 2020.